Trias

Sauriern auf der Spur – Projektarbeit im Fach Technisches Zeichnen

Das Unterrichtsfach Technisches Zeichnen ist an der Technischen Oberschule ein Pflichtfach der 11. Jahrgangsstufe in der Fachrichtung Gestaltung. Ein besonderer Lehrplan-Schwerpunkt ist dabei die Schulung des räumlichen Vorstellungsvermögens, verknüpft mit der Fähigkeit, dieses in einer normierten Darstellungsart auf das Papier zu bringen. Die Erstellung von wissenschaftlichen Zeichnungen im Rahmen einer Projektarbeit bietet deshalb eine besonders praxisbezogene Möglichkeit für unsere „Künstler“, ihre oft schon vorhandenen hervorragenden zeichnerischen Fähigkeiten zu perfektionieren und mit technologisch oder populärwissenschaftlich angehauchten Aufgabenstellungen zu verbinden. Die Kombination einer Zeichnung mit einem Foto kann dabei immer wesentlich mehr Informationen transportieren als ein schlichtes Foto allein.

 

Abbildung 1

Abb. 1: Werbeposter zur Sonderausstellung des Naturhistorischen Museums in Nürnberg.
Abgebildet ist eine Trittsiegelplombe (Slg. Hildner) von Isochirotherium (Länge:
20 cm) aus dem Oberen Buntsandstein von Kulmbach. Im Hintergrund ist die Bleistift-
Rekonstruktionszeichnung des mutmaßlichen Spurenerzeugers abgebildet.

 

Abbildung 2

Abb. 2: Rekonstruktion des Erzeugers der Chirotherium-Fährten, erstellt anhand von Archosaurier–Skelettfunden aus der Trias Südafrikas, der Schweiz und Argentiniens von Janice Mergner, Klasse 12Ga. Die Tuschezeichnung wurde nachträglich mit einem Bildbearbeitungsprogramm eingefärbt.


Fährten im fränkischen Saurierland
In Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum in Nürnberg (Marientorgraben 8) wurden von unseren Schülern das Begleitheft und die Erklärungsstafeln der Sonderausstellung
„Geheimnisvolle Saurierfährten aus der fränkischen Trias“ in wesentlichen Teilen mit illustriert. Die Abb. 1 zeigt das dazugehörige Werbeposter. Trias ist die Bezeichnung einer erdgeschichtlichen Periode (245-205 Ma), in der sich die Dinosaurier erst entwickelt haben. Die Kontinentalplatten waren damals noch nicht getrennt und bildeten eine zusammenhängende Landmasse, den Urkontinent Pangäa. Das Festland war geprägt von einem warmen, trockenen Klima mit Halbwüsten, Seen und ausgedehnten Flusslandschaften. Überschwemmungen mit großflächigen Sandschüttungen wechselten sich mit längeren Trockenphasen ab. Deshalb boten die Sandschichten der fränkischen Trias günstige Voraussetzungen für die Überlieferung von Fährten längst ausgestorbener Landtiere. In versteinerter Form kann man diese Fährten im Oberfränkischen Bruchschollenland zwischen Bayreuth und Kronach sogar relativ häufig finden. Unser Schulleiter hat seinen Wohnsitz übrigens mitten im „Kulmbacher Saurierkernland“; er ahnt nichts von der Gefahr. Denn speziell die Stadt Kulmbach war ein Tummelplatz für bis zu 6 m lange Archosaurier. Dabei handelt es sich um eine Gruppe vierfüßiger Wirbeltiere, die den Vorfahren aller Dinosaurier sowie der heutigen Krokodile und Vögel nahestanden. Wegen ungünstiger Erhaltungsbedingungen für Knochen wurden in Franken noch keine Archosaurier-Skelettfunde gemacht, welche den Fährtenverursachern zugeordnet werden könnten. Deshalb
ist das Rätsel um das genaue Aussehen dieser Tiere noch immer nicht ganz gelüftet. Die gezeichnete Rekonstruktion (Abb. 2) von Janice Mergner, Klasse 12Ga, eines mutmaßlichen Fährtenerzeugers wurde anhand von Skelettfunden aus der Trias Südafrikas, der Schweiz und Argentiniens erstellt.

 

Abbildung 3

Abb. 3: Trittsiegelausfüllungen von Vorder- und Hinterfuß (Länge: 10 cm) eines „Handtieres“ (Synaptichnium) aus dem Oberen Buntsandstein zwischen Kulmbach und Kronach. Slg. & Foto: Hildner

 

Abbildung 4

Abb. 4: Ausgetrockneter Weiher mit Trockenrissen und Tierfährten. Foto: Hildner

 

Wie die Fährten entstanden
Die ältesten Fährten wurden wegen ihrer Ähnlichkeit mit einer menschlichen Hand Chirotherium (Abb. 3) genannt, das „ Handtier“. Damit die Füße der „Handtiere“ eine Fährte hinterließen, durfte der Untergrund an einem Gewässerrand nicht zu weich und nicht zu hart sein. War der Boden weitgehend abgetrocknet, konnten die Tiere den noch leicht feuchten und oft tonigen Untergrund problemlos überqueren. In der Folge trocknete der Boden komplett aus und die ausgehärteten Trittsiegel wurden durch eine Sandüberschüttung überdeckt und ausgefüllt. Bei der Austrocknung des Untergrundes entstanden häufig Trockenrisse, die dann ebenfalls mit den Fährten überliefert wurden. Auch heute noch kann man diesen Vorgang beobachten. Der abgebildete ausgetrocknete Weiherboden ist von Trockenrissen und Tierfährten durchzogen
(Abb. 4). In Einzelfällen sind sogar die Schwanzschleifspuren (Abb. 5) der Tiere versteinert. Über die Jahrmillionen haben sich die Sandschüttungen dann zu Sandstein verdichtet. Die meisten Fährtenplatten sind Oberplatten, also Trittsiegelausfüllungen. Veranschaulicht wird dieser Prozess durch die abgebildete Zeichnung (Abb. 6) von Teresa Luckau, Klasse 12Ga.

 

Abbildung 5

Abb. 5: Hinter- und Vorderfußtrittsiegel (Länge: 3 cm) mit Trockenrissausfüllungen und Schwanzschleifspur von Rhynchosauroides aus dem Oberen Buntsandstein zwischen Kulmbach und Kronach. Spurenerzeuger war ein kleines eidechsenartiges Reptil. Slg. & Foto: Hildner

 

Abbildung 6

Abb. 6: Darstellung des zeitlichen Ablaufes der Entstehung versteinerter Saurierfährten von Teresa Luckau, Klasse 12Ga

 

Vom Archosaurier zum Dinosaurier
Schon die vierfüßigen und fünfzehigen „Handtiere“ zeigen eine Tendenz zur zweibeinigen Fortbewegung. Über die unterschiedliche zeitliche Einordnung der verschiedenen Fährtenhorizonte lässt sich eine Entwicklungsreihe zu den dreizehigen Fährten zweibeinig laufender Dinosaurier dokumentieren. Angetrieben durch die Evolution haben sich die beiden äußeren Zehen der Hinterfüße immer mehr zurückgebildet; parallel dazu verkümmerten die Vorderfüße. Die Tiere wurden immer flinker und beweglicher. Der Dinosaurier war geboren; er könnte so ausgesehen haben wie auf der Zeichnung (Abb. 7b) von Laura Hofmann, Klasse 11Ga.


Die Nürnberger Sonderausstellung zeigt Momentaufnahmen aus der Lebewelt der Triaszeit und ergänzt so den wissenschaftlichen Blick auf die stammesgeschichtliche Entwicklung der Archosaurier zu den frühen Dinosauriern. Die sehenswerte Ausstellung ist noch bis zum 31. Dezember 2013 geöffnet.

 

Abbildung 7a

Abb. 7a: Der Fährtentyp Grallator aus dem Coburger Sandstein (Keuper) der Haßberge.  (Die Spreizung zwischen den äußeren Zehen beträgt 8 cm. Slg: Knoch & Foto: Hildner. Trittsiegelausfüllung eines zweibeinig laufenden kleinen Ur-Dinosauriers mit zugehöriger...

Abbildung8

Abb. 7b: ... Rekonstruktionszeichnung des vermutlichen Fährtenerzeugers von Laura Hofmann, Klasse 11Ga.

 

Ralf Hildner