Fund und Präparation einer Ichthyosaurierwirbel-Stufe aus dem Oberen Pliensbachium der Tongrube Buttenheim

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Sönke
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Fund und Präparation einer Ichthyosaurierwirbel-Stufe aus dem Oberen Pliensbachium der Tongrube Buttenheim

Beitrag von Sönke » Samstag 18. Februar 2023, 16:39

Zum Bericht:
Fund und Präparation einer Ichthyosaurierwirbel-Stufe aus dem Oberen Pliensbachium der Tongrube Buttenheim

Kurzfassung:
Die sogenannte Erzbank ist ein markanter Kondensationshorizont des Oberen Pliensbachiums (basale Spinatum-Zone, Apyrenum-Subzone) in der Buttenheimer Grube, der sehr viele Fossilien beinhaltet und einen verhältnismäßig langen geologischen Zeitraum auf wenige Dezimeter verdichtet repräsentiert. Viele der zahlreich im Gestein enthaltenen Ammonitenschalen sind jedoch flachgepresst. Das Gestein ist etwas grobkörniger als der umgebende Ton und enthält überdurchschnittlich viele Gastropoden. In dieser Schicht wird, obwohl sie sich nur äußerst zäh und mit schwerem Werkzeug abbauen lässt, recht viel gegraben, da sie u. a. großwüchsige Schnecken (Pseudokatosira, Pleurotomaria) und große Amaltheen enthält. In keiner anderen Schicht der Buttenheimer Pliensbachiums ist die Fauna so vielfältig und attraktiv. In den letzten Jahren war der wegen seines lokal gehäuften Vorkommens des Erzminerals Pyrit Erzbank genannte Horizont leider nicht mehr regelmäßig flächig aufgeschlossen, da er sich z. T. unterhalb der aktuellen Grubensohle befindet. Aus diesem Grund weckten gute Aufschlussbedingungen im Herbst 2022 und Winter 2022/2023 das Interesse versierter Lokalsammler. Ein daraus resultierender unerwarteter Fund eines Streufelds von Ichthyosaurierwirbeln wird in diesem Bericht vom Fund bis zum fertigen Präparat vorgestellt. Ichthyosaurier waren im Oberpliensbachium (Lias delta) deutlich seltener als rund 5 Millionen Jahre später im Toarcium, was entsprechende Funde zu begehrten Raritäten macht.

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Hallo zusammen,

@Jens: Wir haben uns ja schon zum Bericht ausgetauscht. Ich kann mich da nur wiederholen: tolle Arbeit! Die Darstellung von Bergung und Präparation ist sehr anschaulich geworden. Man fühlt sich hinterher fast selbst wie der Entdecker und Präparator, wenn man sich in die Denkschritte hineinversetzt. Ein ziemlich gutes Gefühl. :bg: Perfekt nachvollziehbar und damit ein Bericht mit Lerneffekt. :) Nur einen vergleichbaren Rohling zu finden, das dürfte anspruchsvoll werden... :wink: Aber selbst wenn das nicht gelingt, lässt sich einiges der Gedankengänge und Vorgehensweisen auf andere Großprojekte übertragen. Ich danke Dir nochmals für den super Bericht!

@alle: Wenn ihr Fragen an den Autor habt oder Lob/Kritik loswerden wollt, nutzt gerne diesen Beitrag für Kommentare. Ich denke, nach so viel Arbeit (am Fossil und dann nochmals für den Bericht), freut man sich über ein paar Rückmeldungen.

Schöne Grüße
Sönke
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Zwischenstand der Präparation. Foto: Jens Kucharski
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Robin Lauterbach
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Re: Fund und Präparation einer Ichthyosaurierwirbel-Stufe aus dem Oberen Pliensbachium der Tongrube Buttenheim

Beitrag von Robin Lauterbach » Samstag 18. Februar 2023, 19:00

Hallo Jens

Das ist ein sehr schöner Bericht geworden!
Besonders gefällt mir, das der Hauptfokus auf der Gestaltung liegt. Das zeigt sehr schön, das man nicht einfach blind drauf los präppen sollte und auch der Gesamtoptik der Stufe viel Zeit einräumen sollte.

Viele Grüße
Robin

Fritz
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Re: Fund und Präparation einer Ichthyosaurierwirbel-Stufe aus dem Oberen Pliensbachium der Tongrube Buttenheim

Beitrag von Fritz » Sonntag 19. Februar 2023, 09:54

Hallo Jens,

super Bericht geworden, vor allem was einem so durch den Kopf geht bevor man lospräpariert. Tolle Stufe!

Schöne Zeit
Fritz

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Jan Beu
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Re: Fund und Präparation einer Ichthyosaurierwirbel-Stufe aus dem Oberen Pliensbachium der Tongrube Buttenheim

Beitrag von Jan Beu » Sonntag 19. Februar 2023, 17:11

Super geworden, besonders gefällt mir wie schön die Begleitfauna (Schnecken, Belemniten, Ammonit) neben den Wirbeln zur Geltung kommt!

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Balou
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Re: Fund und Präparation einer Ichthyosaurierwirbel-Stufe aus dem Oberen Pliensbachium der Tongrube Buttenheim

Beitrag von Balou » Sonntag 19. Februar 2023, 21:47

Auch von mir ein Lob für die tolle Arbeit,
ich kann mir in etwa vorstellen wie aufwändig die Präparation war.
wirklich schick geworden.
viele Grüße Steffen

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nautilus
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Re: Fund und Präparation einer Ichthyosaurierwirbel-Stufe aus dem Oberen Pliensbachium der Tongrube Buttenheim

Beitrag von nautilus » Montag 20. Februar 2023, 08:39

Da kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen.
Sehr schöner Bericht und sehr schönes Ergebnis.
vielen Dank dafür,
Uwe

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JensKucharski
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Re: Fund und Präparation einer Ichthyosaurierwirbel-Stufe aus dem Oberen Pliensbachium der Tongrube Buttenheim

Beitrag von JensKucharski » Montag 20. Februar 2023, 09:28

Hallo zusammen!

Vielen Dank für das Feedback! Freut mich auch, dass der Bericht anschaulich und verständlich geworden ist. Ich habe es mit Sönke schon diskutiert, ich war da teils „im Tunnel“, da ich den Bericht immer stückweise nach jedem Präparationsschritt weitergeschrieben habe. Da war das alles so nah, gegenständlich und selbstverständlich für mich, dass die Gefahr immer besteht, dass zu große Gedankensprünge drin sind und es für den Leder schwer verständlich ist. Aber so freu mich das natürlich.
Ja, Planung ist bei solchen Projekten alles. Denn das Technische an sich ist eigentlich für keinen ein Problem, der die entsprechende Ausrüstung hat. Die „Fehler“ entstehen da quasi immer in der Planung. Ich habe zwar nun mittlerweile doch ein paar Jahre Präparationserfahrung, aber sowas habe ich auch noch nicht gemacht. Daher wollte ich das unbedingt dokumentieren, auch für mich selbst. Denn in ein paar Jahren habe ich da alles bestimmt nicht mehr so detailliert im Kopf… :)

Grüße!

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Re: Fund und Präparation einer Ichthyosaurierwirbel-Stufe aus dem Oberen Pliensbachium der Tongrube Buttenheim

Beitrag von JensKucharski » Montag 20. Februar 2023, 15:01

Noch war zur aktuellen Aufschlusssituation. Die Erzbank ist zwar momentan nicht mehr gut aufgeschlossen (hat kräftig Überdeckung darüber), könnte aber natürlich ergraben werden. Aber ich habe am Samstag erfahren, dass jetzt auf der Grubensohle wieder gearbeitet wird (es werden Halden umgelagert). In dem Zuge hat der Raupenfahrer auch direkt das Verbot ausgesprochen, da wieder zu graben. Er hat wohl gemeint, dass es Anzeigen geben wird, sollten die Sammler versuchen, in der Erzbank wieder abzubauen. Das würde den laufenden Betrieb zu sehr stören.
Von dem her finde ich es echt wichtig, dass wir Sammler uns daran halten und der Ansage unbedingt Folge leisten! Sonst sehr ich den aktuell ja wirklich lockeren Umgang mit uns Sammlern richtig in Gefahr. Am Hang in der Spinatum darf natürlich weiterhin außerhalb der Betriebszeiten gesammelt werden. Aber die Grubensohle ist aktuell Tabu.

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Re: Fund und Präparation einer Ichthyosaurierwirbel-Stufe aus dem Oberen Pliensbachium der Tongrube Buttenheim

Beitrag von Schmirgele » Montag 20. Februar 2023, 23:35

Hallo Jens,
ein großes Kompliment zur gelungenen Präparation. Das ist schon high end, mehr und besser geht nicht. Vielen Dank auch für die ausführliche Dokumentation, viele Fragen kommen einem bekannt vor, der eine oder andere Tipp hilft da sehr. Nichts ist schlimmer als eine aufgegangene Klebestelle wieder zu richten. Grausam.
Wo ich immer noch am suchen bin ist die Gestaltung der Matrixoberfläche. Mir gefällt die Struktur Deiner Stufe sehr gut. Kannst Du da vielleicht noch ein paar Tipps geben, wie Du vorgegangen bist, (Sticheln, Kratzen, Bürsten, Kratzspuren mit Säure ablöschen usw . ?). Wäre super.
Vielen Dank,
Jürgen
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JensKucharski
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Re: Fund und Präparation einer Ichthyosaurierwirbel-Stufe aus dem Oberen Pliensbachium der Tongrube Buttenheim

Beitrag von JensKucharski » Mittwoch 22. Februar 2023, 14:25

Hallo Jürgen,

danke für Dein Feedback! Ja, das Thema Gesteinsoberfläche ist nicht einfach. Weil es eben verschiedene Möglichkeiten und letztlich auch Geschmäcker gibt. Dazu könnte ich, glaube ich, 5 Seiten schreiben, zu unterschiedlich sind die Aspekte.
In dem Fall ist die Matrix angestichelt und nicht weiter mehr nachgestrahlt oder geätzt, der Stein ist quasi so mit Stichel-Schlagspuren übersät, dass ein harmonisches Gesamtbild entsteht. Witzigerweise mache ich das so eigentlich nur im Malm. Erzbank oder auch oolithische Matrix (Kinding, Sengenthal, ...) habe ich immer nochmal nachgestrahlt zum Schluss, dass die Farbe wieder dem "Naturbruch" gleich kommt. In dem Fall fand ich das aber so deutlich besser. Ich finde, gerade bei der Erzbank wirkt das sehr schnell unscharf (im negativen Sinn), wenn man das nachstrahlt, gefällt mir mittlerweile nicht mehr so gut.
Technisch betrachtet habe ich das hier (grob erklärt) so gemacht, dass ich den Stichel nahe am Fossil in flachem Winkel angesetzt habe und je weiter ich weg gegangen bin, desto steiler bis hin zu senkrecht habe ich gestichelt. So wird die Struktur am Fossil sehr fein und dann ziemlich schnell wieder gröber. Allerdings muss man gerade die grobe Struktur dann auch wieder ein Bisschen steuern, dass es auch etwas "zufällig" wirkt und nicht, als hätte man "Tribals" eingraviert.... :D Das ist echt Übungs- und Erfahrungssache. Ich hoffe, das hilft etwas weiter.

Grüße,

Jens

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Re: Fund und Präparation einer Ichthyosaurierwirbel-Stufe aus dem Oberen Pliensbachium der Tongrube Buttenheim

Beitrag von Schmirgele » Mittwoch 22. Februar 2023, 22:22

Lieber Jens,
vielen Dank für Deine wieder wohltuend ausführliche Erläuterung. Mir stellt sich das Matrix-Thema jedesmal aufs neue, wenn ich Sengenthal präpariere. Trotz langer Erfahrung ist es jedesmal ein neue Herausforderung, ein stimmiges Gesamtwerk zu gestalten. Mit dem Stichel alleine sieht es bei mir jedesmal zerkratzt aus, eine Natürlichkeit hinzubekommen ist schon eine Herausforderung. Deine Anregungen werde ich deshalb gerne mal einfließen lassen.
Schon alleine die Diskussion, ob bei einem Ammonit auf Matrix die Mündung oben, seitlich oder unten angeordnet sein soll, kann sich zu einer ausführlich und langen Geschichte entwickeln....
Grüße,
Jürgen
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