Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

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bav.foss
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Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

Beitrag von bav.foss » Mittwoch 7. Februar 2024, 09:08

Servus,

aus Neugierde und vor Allem aber aus gegebenem Anlass möchte ich mal einen alten Artikel aus der Versenkung holen.
Und zwar geht es um den Folgenden: https://www.steinkern.de/praeparation-u ... d-b67.html

Ich wollte mal fragen ob es inzwischen eventuell mehr Erfahrungen mit dem Pyritkonservierer gibt und interessant wäre zudem wie sich die Fossilien nach nun ca. 14 Jahren verhalten? Gruibingen ist ja doch sehr anfällig für Pyritzerfall, daher vmtl ein gutes Beispiel für die Wirksamkeit der Methode.

Bin gespannt auf eure Erfahrungsberichte :)

Liebe Grüße
Fabi

danylo
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Re: Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

Beitrag von danylo » Mittwoch 7. Februar 2024, 17:18

Danke, Fabi,

für die Wiederentdeckung von Rainers verdienstvollem Bericht zur Konservierung von Schwefelkies-Fossilien!
Ich kann ein schönes Beispiel beisteuern, hier mit Ammoniten von Mistelgau.
Ich hatte 1988 eine größere Menge ergraben, gemeinsam mit meinen Brüdern Stephan und Konstantin, der leider 1990 verstorben ist.

Ursprünglich ließ ich die in Sonnenhitze luftgetrockneten Ammoniten mit Zaponlack und einer kleinen Beimengung Schellack ein und bewahrte sie - leider - einzeln in Plastikdöschen auf, was nach Schulbert ein Fehler ist, dieser empfiehlt nämlich luftige Aufbewahrung im Lot.

Über die Jahre fingen immer wieder sukzessive gerade die schönsten Ammoniten an zu blühen, so dass ich sie 2012 allesamt in Aceton einlegte, den Überzug so löste, mehrfach in Azeton reinigte, dann auf Spiritus überging und die genannte Methode mit Pyritkonservierer anwandte.
Hinzufügen möchte ich, dass dabei nach jedem Durchgang schwarze Beläge auf den Ammoniten hafteten, die ich unter Spiritus mit Zahnbürste wegbürstete, da ging durchaus "Schmutz" weg. Nach 2 - 4 Durchgängen bildeten sich deutlich weniger violette Schleier, das ließ ich dann genug sein.

Nach mehrtägiger Aufbewahrung in Spiritus trocknete ich die Ammoniten sehr gut auf heißer Terrassen-Steinplatte und ließ sie dann ein, in meinem Fall mit Mowlith: Ich legte die erwärmten Stücke direkt in die ca. 3-5%-ige Mowilithlösung (in Aceton) ein, holte sie mit dem Esslöffel raus und trocknete sie in der Sonne auf zerknitterter Alufolie.
Seit 2012, das ist nun immerhin elfeinhalb Jahre her, blüht seitdem kein einziger mehr - anbei die Bilder (hellere Fossil-Bereiche sind definitiv keine Ausblühungen!).
Die Maßnahme im Ultraschallbad steht mir nicht zur Verfügung, sicherlich ist sie empfehlenswert.
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Re: Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

Beitrag von bifer » Mittwoch 7. Februar 2024, 18:04

Ich habe meine Stücke erst letztes Jahr behandelt, bzw. ich habe sogar noch welche in Spirituslösung im Keller stehen, die ich nach der letzten Anwendung nicht fertig bearbeiten konnte, da ich auf wärmeres Wetter warte. Will heißen, ich kann nichts dazu sagen.

Allerdings der Bifericeras bifer aus meinem Profilbild war mal so ein Kandidat der mit Pyritkonservierer behandelt wurde, weil er zu blühen begann. Aber nur damit und der Konservierer war "pur", da mir nicht klar war, dass man den verdünnen muss. Das ist 20 Jahre her. Der hält noch immer. Andere Ammoniten aus der Schicht, die unbehandelt auf Kartons mit Mounterkit befestigt und in Diakästen aufbewahrt waren, haben inzwischen das zeitliche gesegnet. Ein ganz heftiger Fall waren weitere Funde aus dieser Schicht zusammen mit Belemniten, die ich in einem Schraubdeckelglas seit Mitte der 90'er aufbewahrte und vor 3-4 Jahren erstmals wieder öffnete. Es stank schön nach Schwefelwasserstoff. Innerhalb von 3-4 Stunden hatten sich darauf Gipskristalle gebildet und ein komplett weißer Überzug. Leider habe ich kein Foto davon. Das heißt auch ohne extra Luft und Wasser ging die Reaktion 25 Jahre weiter. Da es nur Ammoniten-Bruchstücke waren, habe ich sie dann weggeworfen. Die Belemniten waren nicht betroffen.

Für mich bedeutet das, versiegelte ohne Pyritkonservierer behandelte Stücke, an die keine Luft und Wasser kommt werden von innen heraus zerfallen, allerdings langsamer.

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Re: Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

Beitrag von bav.foss » Mittwoch 7. Februar 2024, 18:38

danylo hat geschrieben:
Mittwoch 7. Februar 2024, 17:18
Ursprünglich ließ ich die in Sonnenhitze luftgetrockneten Ammoniten mit Zaponlack und einer kleinen Beimengung Schellack ein und bewahrte sie - leider - einzeln in Plastikdöschen auf, was nach Schulbert ein Fehler ist, dieser empfiehlt nämlich luftige Aufbewahrung im Lot.
Interessant... weil genau das mit der Herdentierhaltung soll ja in vielen Fällen genau zum Ausblühen geführt haben.

Hintergrund warum ich aktuell den Pyritkonservierer wieder rausgeholt hab und auch diesen Artikel ist, dass ich momentan etwas bedenken bzgl. meiner Goldschneggla hab. Ich hatte vor einiger Zeit einmal ein größeres Lot erstanden, das (dokumentiert) um 1920 aufgesammelt wurde. Die Ammoniten waren stark versaut und leider wohl auch nicht trocken gelagert... und noch viel schlimmer... in Plastiktüten. Entsprechend hoch waren allein die Verluste nach dem Reinigen.
Was zu retten war konnte ich zumindest vorübergehend stabilisieren jedoch haben auch von den verbleibenden inzwischen ein paar weiße Stellen bekommen. Trotz einlassen mit Paraloid. Nun also die Überlegung mit Pyritkonservierer und anschließender Ultraschalleinlassmethode.

Mir ist bewusst dass nicht bei allen der Goldglanz und die Limonitschicht durch die behandlung unversehrt bleiben... jedoch bleibt vermutlich keine andere wahl um die Goldies zu retten... mit dabei sind immerhin mehrere Macrocephaliten in größen von 4-6,5cm was für den Ornatenton Oberfrankens dann doch schon recht beachtlich ist.

Und im nachgang gehts natürlich auch um die Lagerung... ich würde die Goldschnecken eigentlich gerne im Objektrahmen präsentieren oder aber einzeln verpackt in kleinen Edelsteindöschen. Wäre dann natürlich ein versuchsballon bzgl. der Ausblühgefahr wenn meinst, dass die einzeln eher ausblühen... eventuell täuscht man sich da auch.

Vielleicht haben ja weitere Steinkerne Ideen :)

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Re: Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

Beitrag von bifer » Mittwoch 7. Februar 2024, 20:26

Ich hatte mir von den ganzen Covidtests die Silikatkissen aufgehoben. Mit denen habe ich kürzlich die Aufbewahrungsordner ausgestattet. Ergebnis Langzeittest unbekannt.
Ich bewahre meine losen Kleinteile in Weltron Ordnereinlagen auf, die wiederum in IKEA Boxen Kartonboxen verstaut sind.

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Re: Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

Beitrag von danylo » Mittwoch 7. Februar 2024, 21:31

Hallo Fabi,

"Goldschnecken" habe ich vereinzelt behandelt, sie werden schlichtweg schwarz.
Ob das gefürchtete Ausblühen von innen so verhindert werden kann, kann ich aufgrund der geringen Zahl nicht abschätzen.

P.S.: Ich seh gerade, dass meine besten Mistelgauer extra aufbewahrt und oben gar nicht gezeigt sind: Pleurolytoceras, Phylloceras, Leioceras u.a.-
die zeige ich gern, wenn ich mal mehr Zeit habe.
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Re: Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

Beitrag von bav.foss » Donnerstag 8. Februar 2024, 07:21

danylo hat geschrieben:
Mittwoch 7. Februar 2024, 21:31
Hallo Fabi,

"Goldschnecken" habe ich vereinzelt behandelt, sie werden schlichtweg schwarz.
Ob das gefürchtete Ausblühen von innen so verhindert werden kann, kann ich aufgrund der geringen Zahl nicht abschätzen.

P.S.: Ich seh gerade, dass meine besten Mistelgauer extra aufbewahrt und oben gar nicht gezeigt sind: Pleurolytoceras, Phylloceras, Leioceras u.a.-
die zeige ich gern, wenn ich mal mehr Zeit habe.
Wieso wurden die bei dir schwarz? Ich hab die Tage einige Tests gemacht und da wurde nix schwarz bzw. nur vorübergehend. Nach dem Spülen mit Ethanol wurde die Farbe wieder wie vorher.
Ich arbeite mit 3% Pyritkonservierer in Ethanol.

Im Bild zu sehen zwei Goldies mit vorher vergleichbarem bzw identischen glanz. Der untere ist Mit PyKo behandelt und anschließend in 5%iger Paraloid B67 Lösung eingelassen. Der obere ist natur, lediglich bisschen abgewaschen.

LG Fabi
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Re: Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

Beitrag von danylo » Donnerstag 8. Februar 2024, 12:33

Hallo Fabi,

interessant! Das ist natürlich toll, wenn man den Goldglanz erhalten kann, und ich frage mich, was ich anders gemacht habe als Du.
Mein Pyritkonservierer ist sicher identisch, es ist der von der Fa. Krantz, steht seit vielen Jahren bei mir im Schrank, zur Geruchsdichte
in Glasflaschen, ich meine mich zu erinnern dass es "...diaminothioglykollat" hieß, da gibts wohl keine Verwechslungsmöglichkeiten.
Ich habe zwar nicht exakt abgewogen, aber mehr als 5% in der Lösung in Spiritus waren es sicher nicht.
Es entwickelten sich in Sekunden hell-violette Schlieren, nach 1/4 oder 1/2 Stunden alles tief violett, dann weiter wie beschrieben.
Vielleicht sollte man niedriger dosieren, ich werde mal experimentieren!

Es macht vielleicht auch einen großen Unterschied, ob die Fossilien kompakt sind wie in Mistelgau und eher oberflächlich ausblühen,
oder poröser wie von Würgau, Staffelstein oder auch Trockau. Die zweiteren sind besonders tückisch, weil sie von innen heraus "in Zeitlupe explodieren".

Ich werde auch weiter experimentieren!
Der Bericht von Rainer kann, denke ich, als gesicherte Grundlage gelten.
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Re: Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

Beitrag von danylo » Donnerstag 8. Februar 2024, 12:45

Hier noch das Zitat von Schulbert aus seiner Arbeit über Mistelgau-Ammoniten, S. 20 - im Netz frei zugänglich:


"Kontakt mit Wasser ist bei Pyritsteinkernen aus Mistelgau zu vermeiden. Auch sollten
im Labor keine eventuell diffundierenden Säuren vorhanden sein. Einige zu Testzwek-
ken gewaschene Ammoniten fingen schon beim Trocknen an stark auszublühen. Bei
den flachgedrückten Fossilien aus dem untersten Bereich der Grabung, die stark mit
Schlamm verschmutzt waren, wurde bei der Präparation mit verschiedenen Strahlmit-
teln und –drücken experimentiert. Als beste Methode zur Reinigung der flachgedrückten
Ammoniten erwies sich das Feinsandstrahlen mit einer Mischung aus 50% Glasbruch
und 50% Backpulver bei sehr geringem Strahldruck.
Zur längerfristigen Stabilisierung der Pyritsteinkerne empfiehlt es sich, die Fossilien
nach dem Sandstrahlen mit acetonverdünntem Zaponlack (im Verhältnis 3:1) einzulas-
sen. Eine Lagerung bei konstanten Temperaturen und trockener Luft ist für die Stabilität
des Pyrits extrem wichtig. Beim Auslesen der Schlämmproben stellte sich heraus, daß
sich die Lagerung der pyritischen Fossilien in kleinen, abgeschlossenen Behältnissen als
besonders schlecht auf die Stabilität auswirkt. Schon nach einem Tag fingen die Fossilien
in den Aufbewahrungsdosen an auszublühen. Ein freier Luftaustausch verhindert daher
frühzeitiges Ausblühen. Pyritsteinkerne sollten deshalb ohne gegenseitige Berührung in
offenen Behältnissen (Sammlungsschubladen etc.) bei geringer und vor allem möglichst
konstanter Luftfeuchte aufbewahrt werden."

Das Kriterium der Berührungsfreiheit ist in meiner Schachtel nicht erfüllt, hat bislang nicht geschadet.
Zaponlack allein wird porös und somit durchlässig. Früher mengte man etwas Schellack zur Erhaltung einer gewissen Viskosität bei.
Heute ist sicher Paraloid oder Mowilith (Polyvinylacetat) das Mittel der Wahl.
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Re: Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

Beitrag von bav.foss » Donnerstag 8. Februar 2024, 15:19

Servus,
interessant! Das ist natürlich toll, wenn man den Goldglanz erhalten kann, und ich frage mich, was ich anders gemacht habe als Du.
Ich denke das Problem könnte bei dir möglicherweise tatsächlich in der Dosierung liegen und vor Allem aber denke ich am nachspülen mit Ethanol. Denn wenn die Goldies frisch aus dem Konservierer kommen sind die auch bei mir dunkel. Jedoch mit ausreichendem Nachspülen wäscht es dann den Eisenkomplex aus und es wird wieder goldig. Zudem sollte man aufpassen, da der Konservierer in Teilen auch den Limonit angreift. Also Vorsicht! :doc:

Mein Pyritkonservierer ist sicher identisch, es ist der von der Fa. Krantz, steht seit vielen Jahren bei mir im Schrank, zur Geruchsdichte
in Glasflaschen, ich meine mich zu erinnern dass es "...diaminothioglykollat" hieß, da gibts wohl keine Verwechslungsmöglichkeiten.
Ethanolaminthioglykolat sollte draufstehen glaub ich.
Ich habe zwar nicht exakt abgewogen, aber mehr als 5% in der Lösung in Spiritus waren es sicher nicht.
Ich nehm mir immer ne Literflasche und misch mir das im Verhältnis an. Das is leichter als wenn ich jetz anfang mit der Küchenwaage 97g Ethanol und 3 g Konservierer abzuwiegen. Man sollte jedoch aufpassen, das zersetzt sich dann wohl so n bissl und die Konzentration des Konservierers sinkt. Hatte ich irgendwo mal gelesen wenn ich mich nicht täusche.
Es entwickelten sich in Sekunden hell-violette Schlieren, nach 1/4 oder 1/2 Stunden alles tief violett, dann weiter wie beschrieben.
Hängt natürlich von der Menge der enthaltenen Zerfallsprodukte ab. Bei meinen Goldschnecken wars teils am Tag danach noch recht wenig. Hingegen bei den Französischen Grands Causses ammos wars innerhalb von wenigen Minuten schon stark lila wie du beschreibst. Bei den Goldies muss die Lösung ja erstmal durch die Limonitschicht auf den (eventuell auch gar nicht mehr vorhandenen) Pyrit/Markasit treffen.

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Re: Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

Beitrag von LITHOPS » Donnerstag 8. Februar 2024, 15:20

Hallo,

die Zersetzung vom FeS2 (überwiegend Markasit) ist ein chemischer, aber auch biologischer Prozess. Es gibt Bakterien, die ihre Energie daraus gewinnen.

Ich frage mich, ob starkes Erhitzen vor dem Versiegeln eventuell etwas Positives bewirken könnte.
Dadurch wird sterilisiert, getrocknet und vielleicht sogar chemisch etwas bewirkt.

LG Jürgen

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Re: Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

Beitrag von danylo » Donnerstag 8. Februar 2024, 15:29

Lieber Jürgen,

das stimmt, die Rolle von Bakterien wurde schon mehrfach publiziert. Daher wohl auch der schützende Effekt von langzeitigem Einlegen in Aceton.
Ich habe sogar die Empfehlung gelesen, das in Spiritus (oder Aceton) getränkte Stück auf Alufolie kurz anzuzünden, abzuflammen, hinterher zu versiegeln, und habe das auch schon ausprobiert.
Hat dauerhaft funktioniert! Bei wertvollen Stücken hätte ich allerdings Angst, dass sie zerreißen.
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Liebe Grüße, Danylo

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Re: Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

Beitrag von LITHOPS » Donnerstag 8. Februar 2024, 16:05

Hallo Danylo,

ich würde Pyritammos im Ofen versuchsweise mal für eine Stunde bei 250°C backen und dann noch warm in Mowilith tränken.
Wasserhaltige Eisensulfate könnten sich schon bei niedrigeren Temperaturen umwandeln. Schwefelsäure sollte dann auch flüchtig sein.
Eventuell könnten höhere Temperaturen sogar eine Umwandlung von Markasit bewirken, irgendwann wird er geröstet und in FeO2 umgewandelt, da bin ich aber nicht genug bewandert, ab welcher Temperatur das geschieht und ob man das so steuern kann, dass die Form erhalten bleibt. Calzit sollte halt dann nicht dabei sein, der würde bestimmt auch thermisch zersetzt werden.

LG Jürgen

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Re: Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

Beitrag von Triassammler » Donnerstag 8. Februar 2024, 19:53

Hallo,

eine sehr interessante Diskussion ist hier zustande gekommen. Die Vielfalt der Beobachtungen ist spannend! :thx:

Meine Funde von verkiesten Ammos (im Weiteren als "pyritisiert" bezeichnet) aus dem Ornatenton von Gruibingen stammen aus den Jahren 2009-2012, wobei die Hauptmenge in den Jahren 2009 und 2010 während der Hauptphase der Erdarbeiten auf der Baustelle gefunden wurde und in den beiden Folgejahren noch sporadisch Funde in Resthalden und punktuellen Baumaßnahmen an der Trasse zusammen kamen.

Die Aufsammlung umfasste anfänglich 348 Pyritammoniten. 226 davon wurden mit Pyritkonservierer + Paraloid behandelt. Davon musste ich 1 (einen) unbehandelten 2014 wegen starker Ausblühung entfernen. Er war mit zahlreichen anderen in einer ungedeckelten Sammlungsschachtel gehäufelt, um die schiere Funddichte abzubilden. 2 behandelte, jeweils einzeln in offenen Sammlungsschachteln gelagerte Pyritammos habe ich ebenfalls 2014 wegen sichtbarer Ausblühungen ein zweites Mal mit Pyritkonservierer und Paraloidversiegelung behandelt, seitdem verändert sich ihr Zustand nicht mehr. Beide kamen aus einem schon stark durchgewitterten Haldenrest im Jahr 2012.

Die somit verbliebenen 347 Gruibinger Pyritammoniten sind augenscheinlich stabil. Sie sind alle einzeln oder miteinander in wenigen, einander nicht berührenden Exemplaren in offenen Sammlungsschachteln aus Karton gelagert, die mit Plastikfolie ausgelegt sind. Nach meinen eigenen Beobachtungen neigen zumindest in meinen Räumlichkeiten Anhäufungen von Pyritammoniten eher zum Ausblühen als separat und luftig gelagerte Exemplare. Die platzraubende extensive Aufbewahrung leiste ich mir eben bzw. verzichte bewusst darauf, zu viele Exemplare derselben Art vom selben Fundort aus demselben Horizont einzulagern. Ich sehe darin keinen Mehrwert.

Die Erfahrung mit schwarzen Belägen bei der Konservierung der Ammoniten habe ich auch gemacht. Oft ließen sie sich einfach mit Spiritus wegbürsten, manchmal waren sie fest auf dem Fossil. Ich kann nur vermuten, dass es etwas mit dem Zerfallsgrad des Schwefelkieses zu tun hat. Ich hatte den Eindruck, dass aus frischem Ton geborgene Exemplare seltener zu Belägen neigten als solche, die sichtlich schon lange an der Oberfläche lagen und bereits zu Limonitisierung übergingen.

Die hier diskutierte Aufbewahrung mit Silikagel in verschlossenen Behältnissen mag eine Möglichkeit sein. Allerdings muss das Gel dann auch regelmäßig regeneriert werden, und die Fossilien sollten die Gelpäckchen nicht berühren, da die Fossilien sonst wieder mit Feuchtigkeit in Berührung sind.

Was auch immer ihr macht, bitte flambiert und backt keine Pyritammos, während Lösungsmittel und Lacke daneben stehen, und werft sie auch nicht glühend heiß in Aceton oder Spiritus.

Grüße,
Rainer
Wir müssen wissen, wir werden wissen!
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Re: Die Konservierung sulfidisierter Fossilien mittels Ethanolaminthioglycolat und Paraloid B67

Beitrag von bifer » Donnerstag 8. Februar 2024, 21:32

Hallo Zusammen,

meine letzten behandelten Exemplare aus Gruibingen hatte ich nach der Spülung mit Ethanol im heimischen Backofen auf > 100 °C erhitzt (als die Frau nicht da war) um das restliche Ethanol zu verdampfen und einen trockenen Ammoniten zu haben der garantiert keine Chance hatte erneut Wasser zu ziehen. Anschließend am offenen Küchenfenster in die Aceton-Paraloidlösung geworfen. Da Aceton einen niedrigen Siedepunkt hatte hat das kräftig aufgekocht. Danach ging es auf zerknüllte Aluminiumfolie. Da das erste "aufkochen" heftig war habe ich die weiteren Ammoniten etwas abkühlen lassen. Das hat immer noch zum oberflächlichen Blubbern geführt, aber ein wenig war erwünscht. Am liebsten hätte ich die ja ganz darin abkühlen lassen, damit das Aceton richtig einziehen kann. Ich hatte aber nur eine kleine Menge Paraloid hergestellt und da war das nicht praktikabel.

Es ist leider nicht lange genug her, damit ich ein Fazit ziehen kann. Aber da alle mein Gruibinger schon Ausblüh-Macken hatten, bin ich gespannt wie das sich ausgeht.

Bei der Gelegenheit habe ich auch die Küchenarbeitsfläche mit Paraloig repariert, die mein kind in einer Anwandlung von Experimentierfreude mit dem Messer attackiert hatte.

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