Präparation eines Hybonoticeras aus dem oberen Kimmeridgium (Oberjura) Bayerns

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Sönke
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Präparation eines Hybonoticeras aus dem oberen Kimmeridgium (Oberjura) Bayerns

Beitrag von Sönke » Freitag 19. Januar 2024, 01:44

Zum Artikel von Jens Kucharski

Präparation eines Hybonoticeras aus dem oberen Kimmeridgium (Oberjura) Bayerns




Vorschau:
Im August 2023 glückte Steinkern-Redakteur Fabian Weiß im Oberjura des Raums Mörnsheim (Bayern) der Fund eines bestachelten Ammoniten der Gattung Hybonoticeras. Trotz des ernüchternden Bildes, welches der vor ihm liegende, ziemlich verspaltene Scherbenhaufen zunächst bot, erkannte er das diesem innewohnende Potenzial und barg geistesgegenwärtig alle auffindbaren Teile des Fossils. Dies bot gute Voraussetzungen für die spätere Präparation des Ammoniten. Hierzu konnte Fabian seinen Sammelfreund Jens Kucharski gewinnen, der über reichlich Erfahrung bei der Präparation bestachelter Ammoniten verfügt. Jens nahm sich tatsächlich des Projektes an und erzielte in etwa 22-stündiger Arbeit ein höchst beachtliches Ergebnis. Den Weg dorthin hat er kleinschrittig und gut nachvollziehbar für Steinkern.de dokumentiert.

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Hallo Jens, hallo Fabi, hallo zusammen,

@Fabi: Ein beachtlicher Fund - Du hast Seltenheit und Potenzial gleich erkannt, entsprechend klug agiert bei der Bergung und anschließend dann eine goldrichtige Entscheidung getroffen, das Stück Jens anzuvertrauen. Obwohl ich Dir auch eine Menge zutraue präparatorisch, aber bei manchen Sachen ist man einfach froh, wenn man sie weggeben kann und irgendwann perfekt gepräppt fertig wiederbekommt. :D Man muss ja auch irgendwo Bock haben auf so ein Projekt und Zeit dazu auch. Hat man eines von beidem oder beides nicht, ist präppen lassen gegenüber dauerhafter Verbannung im Lager oder schlimmstenfalls entnervtem in die Tonne kloppen nach einem nicht so gelungenen Anpräparationsversuch unter Zeitdruck die bessere Wahl. Man sieht es hier eindrücklich am Ergebnis. :)

@Jens: Hut ab einmal mehr für Deine präparatorische Meisterleistung auch bei diesem "Ammonshorn" und Danke für den sehr anschaulichen Bericht darüber. Das ist so gut beschrieben und bebildert, eigentlich müsste danach jede Leserin und jeder Leser so einen "Stachler" gepräppt kriegen... sollte man fast meinen. ;) Aber in der Praxis braucht es dafür neben dem richtigen Werkzeug natürlich dann doch auch viel Erfahrung, Geduld und Geschick. All das ist nicht paritätisch auf die Sammler verteilt. Vielleicht ist dies gut so, denn sonst gäbe es nicht einige Ausnahmekönner, sondern nur lauter mittelprächtige Präparatoren.

Ich muss offen umwunden zugeben, ich hätte das Stück - in Ansehung des Augangszustands - eher nicht gepräppt und wohl auch nicht präppen lassen. Obwohl ich mich im Rahmen dieser Überlegung auch kritisch fragen muss: wie oft findet man ein Hybonoticeras im süddeutschen Oberjura, das angesichts seiner skulpturellen Eigenheiten perfekt unbeschädigt freiplatzt. :conf: Aber eine ein bisschen dankbarere Ausgangssituation wäre vielleicht dann schon denkbar gewesen.
Wenn man in der Rückschau - als ausgehend vom Resultat - schaut, muss ich sagen: krasses Teil, das hat sich definitiv gelohnt! Das volle Potenzial des Fossils wurde herausgekitzelt. Hybonoticeras ist eine tolle Gattung und präparatorisch sozusagen einer der "Stacheltrilobiten" unter den Ammos. :bg:

:thx: nochmals und allen viel Spaß beim Lesen!

Sönke

P.S.: Liebe Mitglieder,
Finder und Autor freuen sich sicher über Feedback zum Beitrag. :)

Vergesst nicht, welcher Aufwand im Erstellen solcher Artikel steckt. Da sitzt man sicher locker noch mal halb so lange dran, wie an so einer Präparation...

Sind noch irgendwelche Fragen offen geblieben, könnt ihr diese ebenfalls gern hier stellen!
Dateianhänge
Dornen-von-A-nach-B-transferieren.jpg
Ein Zwischenstandsfoto vom Transfer von Teilen der Bedornung. Das Resultat und viele kleine Schritte auf dem Weg dahin gibt es im Artikel auf der Homepage zu sehen. Foto: Jens Kucharski.
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Freakshow
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Re: Präparation eines Hybonoticeras aus dem unteren Tithonium (Oberjura) Bayerns

Beitrag von Freakshow » Freitag 19. Januar 2024, 05:40

Eine sehr geile Arbeit mit tollem Ergebnis, super dokumentiert! Mehr davon!

danylo
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Re: Präparation eines Hybonoticeras aus dem unteren Tithonium (Oberjura) Bayerns

Beitrag von danylo » Freitag 19. Januar 2024, 17:59

Lieber Jens, lieber Fabian,

danke für Euer optimales Teamwork und den eindrucksvollen Bericht!
Gut, dass ich den Ammoniten nicht gefunden, geschweige denn präpariert habe!
...reich ist, wer zufrieden ist mit dem, was er hat!

Liebe Grüße, Danylo

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Thomas
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Re: Präparation eines Hybonoticeras aus dem unteren Tithonium (Oberjura) Bayerns

Beitrag von Thomas » Freitag 19. Januar 2024, 18:22

Unbezahlbar, pure Leidenschaft und ein Könner am Werk… toll
Walli

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Oecoptychius
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Re: Präparation eines Hybonoticeras aus dem unteren Tithonium (Oberjura) Bayerns

Beitrag von Oecoptychius » Freitag 19. Januar 2024, 19:33

Dieses Hybonoticeras halte ich wegen der doppelten Stachelreihe aber fehlener Beknotung der Kiele für ein Hybonoticeras kamicense (Schopen). Das würde aber für jüngstes Kimmeridgium sprechen, nicht Tithonium

Viele Grüße,
Günter

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Balou
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Re: Präparation eines Hybonoticeras aus dem unteren Tithonium (Oberjura) Bayerns

Beitrag von Balou » Freitag 19. Januar 2024, 19:57

Feines Teil :eek: und auch von der Erhaltung richtig gut.
Ich habe ja auch schon den einen oder anderen Aspidoceras präpariert, aber so viele erhaltene Stacheln hatte noch keiner davon und oft waren sie in den Stachelspitzen calzitisch überliefert und ließen sich nur selten komplett freilegen.
Also klasse Fund und Präparation :top:
viele Grüße Steffen

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Re: Präparation eines Hybonoticeras aus dem unteren Tithonium (Oberjura) Bayerns

Beitrag von ceratites » Freitag 19. Januar 2024, 22:07

Ich muss zugeben, dass ich als langjähriger Kreidesammler für Eckes Stereo :eek: gestimmt habe 8-) Euer hervorragender Präparationsbericht nötigt mir allergrößten Respekt ab. Ich weiss nicht, ob ich mich jemals an sowas diffiziles rangewagt hätte. Hut ab und :thx: !

Thomas
Zuletzt geändert von ceratites am Samstag 20. Januar 2024, 12:21, insgesamt 1-mal geändert.
Hast Du Glück, ist es gut. Hast Du kein Glück, ist es auch gut. Hast Du eben Pech gehabt. War vielleicht dein Glück.

Kurt Tucholsky

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Re: Präparation eines Hybonoticeras aus dem unteren Tithonium (Oberjura) Bayerns

Beitrag von Stenodactylina » Samstag 20. Januar 2024, 09:33

Hallo Jungs, insbesondere Jens. Ich bin sehr schwer beeindruckt! Ich habe mein Glück in der Vergangenheit an ein paar Pseudhimalayites versucht und nicht annähernd an solch einer Resultat gekommen, obwohl man muss sagen, dass viele von meine Präp-arbeiten relativ amateurhaft sind. Zu solcher präzise Arbeiten wäre ich nie in die Lage gewesen. Aller Achtung!
Grüße vom Bodensee! Roger.

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Re: Präparation eines Hybonoticeras aus dem unteren Tithonium (Oberjura) Bayerns

Beitrag von Sammy » Samstag 20. Januar 2024, 10:05

Glückwunsch an Fabian zu dem tollen Fund und an Jens zu dieser hervorragenden Präparation und dem klasse Bericht! :clap: :clap:
Einfach großartig!!!

Viele Grüße
Ingrid und Dietmar

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Re: Präparation eines Hybonoticeras aus dem unteren Tithonium (Oberjura) Bayerns

Beitrag von Klapperstein » Samstag 20. Januar 2024, 12:56

Vielen Dank für den tollen Bericht! Super präpariert und dokumentiert...ich finde es solchen Scherbenhaufen immer sehr schwierig wieder alles passgenau zu kleben. Hut ab! Auch gefällt es mir immer gut wenn Gemeinschaftsprojekte vorgestellt werden, denn das zeigt mir wie sozial unser Hobby ist und dass es überall kleine Netzwerke gibt.

Grüße
Stefan

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Re: Präparation eines Hybonoticeras aus dem unteren Tithonium (Oberjura) Bayerns

Beitrag von Victor Schlampp » Samstag 20. Januar 2024, 23:47

Hallo Jens, Hallo Fabian:

eine absolute Meisterleistung. Bei meinen Fähigkeiten undenkbar, unmachbar, nicht von dieser Welt. Und noch dazu eine absolute Rarität. Normalerweise mache ich bei den Abstimmungen für das Fossil des Monats nicht mit. Hier gab es eine Ausnahme. Diese Präparationsleitung hätte meiner Meinung nach nicht nur den Titel "Fossil des Monats", sondern "Fossil des Jahrzehnts" verdient. Leider war ein starker Konkurrent mit im Rennen. Auch eine Meisterleistung. Dennoch: top

Liebe Grüße

Victor
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Re: Präparation eines Hybonoticeras aus dem unteren Tithonium (Oberjura) Bayerns

Beitrag von JensKucharski » Sonntag 21. Januar 2024, 08:03

Guten Morgen und vielen Dank euch allen! Das freut mich sehr zu lesen! :D

Das war natürlich echt ein besonders Projekt. Schon allein, weil das Fossil ein ganz besonderes ist, ein Hybo in der Erhaltung, das ist schon herausragend. Da hat Fabian aber auch wirklich Können im Gelände bewiesen, sowohl bei der Bergung, als auch beim Finden überhaupt (Fundorterschließung). Ich hätte den Ammoniten nie gefunden und wenn, dann möglicherweise nicht erkannt, viel war davon wohl nicht zu sehen, als er noch im Stein gesteckt hat.

Wie schon im Bericht erwähnt, die Präparation hat zwar meistens keinen großen Spaß gemacht (schlechte Trennung, viel "Gefummel"), die Vorgehensweise war aber völlig klar, nach etwas Überlegung vorab (sowas plane ich im Kopf gerne beim Joggen im Wald :lol: ). Was heftig war, war dieses eine kleine Eck, das ich beschrieben habe und dort 3 Stunden investieren musste. Hier war ich, zugegeben, kurz vorm Verzweifeln, da ging zwischenzeitlich einfach nichts mehr. Da muss man dann einfach durchkommen und weitermachen. Manche machen dann Pause, ich persönlich muss mich dann da durchwühlen, egal, wie spät es dann schon ist. Das war hier ohnehin die Haupt-Schwierigkeit, die Zeit. Mit nem Vollzeitjob und 2 kleinen Kindern kann man halt nicht einfach tagsüber oder am Wochenende präparieren, sondern nur nach der Arbeit und wenn die Kinder im Bett sind. Heißt in dem Fall, ich konnte immer erst so gegen 21 Uhr loslegen und musste dann aber auch spätestens Mitternacht abbrechen, um noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen... :lol: Aber da gewöhnt man sich dran. :D

@Günter: Danke Dir! Ich hab den Ammo zum Einen einfach nur nach dem Schlegelmilch bestimmt, der ja mittlerweile wahrscheinlich auch schon auf keinem Stand mehr sein dürfte. Zum Anderen ist der Kiel allgemein nicht gut erhalten, daher hab ich ihn auch nicht mehr freigelegt. Es war schnell zu erkennen, dass der Ammonit dort fast ringsum aussetzt. Möglich also, dass er im kleineren Stadium auch beknotet wäre. Was aber Richtung freiliegt, ist original. Also natürlich möglich, dass ich den falsch bestimmt habe, da bist Du natürlich der absolute Experte! Was aber 100% stimmt, ist die Fundschicht (Tithon), da gibt es überhaupt keinen Zweifel. Aber wie gesagt, Bestimmung ist nicht meine Stärke... :lol:

Grüße,

Jens

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Re: Präparation eines Hybonoticeras aus dem unteren Tithonium (Oberjura) Bayerns

Beitrag von Timbert » Sonntag 21. Januar 2024, 12:42

Der Bericht war der bisher für mich der interessanteste. Ich hätte gar keine Ahnung gehabt, wie man das noch retten kann und schon gar nicht so ansehnlich freizulegen. Noch beeindruckender das in der kurzen kinderfreien Phase gemacht zu haben. Wenn bei mir Ruhe ist, schlafe ich unwillkürlich ein.

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Re: Präparation eines Hybonoticeras aus dem unteren Tithonium (Oberjura) Bayerns

Beitrag von Oecoptychius » Sonntag 21. Januar 2024, 18:16

Hallo Jens,

Wenn die Kiele also doch beknotet sind, vielleicht nur schwach, kann man ihn aufgrund der doppelten Knotenreihe getrost als Hybonoticeras hybonotum ansprechen. Hybonoticeras pressulum besitzt nur eine umbilikale Knotenreihe und kommt nur in der tieferen Beckeri-Zone vor. Aber Vorsicht mit dem Tithonium. In älterer Literatur wurden Schichten wie die Röglinger Bankkalke irrtümlicherweise als tithonisch eingestuft.

Gruß Günter

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Re: Präparation eines Hybonoticeras aus dem unteren Tithonium (Oberjura) Bayerns

Beitrag von bav.foss » Sonntag 21. Januar 2024, 18:54

Servus Günter,

denke das mit oberem Kimmeridge könnte schon auch gut hinkommen. Im gelände ließ sich das nicht mehr genau zuordnen da der Ammo am Fuß einer Steinbruchwand lag. In kombi mit deiner Begründung wegen fehlender dorne/knoten auf den kielen würde ich dann sagen könnte H. kamicense gut hinkommen. Dann können wir das ja noch ändern. Vielen Dank für deine Bestimmung.
Auch an dieser Stelle möcht ich mich nochmals bei Jens bedanken für die grandiose Präpp... das is schon echt n Meisterstück... ich hätte mir das selbst so nie zugetraut und bin froh dass er sich der Sache angenommen und natürlich auch perfekt dokumentiert und als Bericht verfasst hat.

Ich werd das Teil auf jeden Fall in Ehren halten 🙂

Lg Fabi

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