Eine Kiste voller Leichen 17 Ceratarges

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Moderator: Sönke

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Eine Kiste voller Leichen 17 Ceratarges

Beitrag von Freakshow » Freitag 17. März 2023, 01:35

Eine Kiste voller Leichen 17 Ceratarges

Anfang 2023 war es wieder einmal so weit. Eine weitere Kiste voller Leichen fand den Weg zu mir.
Ceratarges 0.jpg
Ceratarges 0.jpg (1.47 MiB) 2166 mal betrachtet
Darin auch dieser Bursche. Ein Ceratarges mit Zentralstachel auf dem Pygidium, das Gestein sieht nach Zireg aus. Demnach könnte es dann ein Ceratarges aries werden.
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Ceratarges 1.jpg (1.41 MiB) 2166 mal betrachtet
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Ceratarges 2.jpg (2.05 MiB) 2166 mal betrachtet
Im Unterbau findet sich noch ein kleiner Rolli. Vermutlich ein Proetus.
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Ceratarges 3.jpg (2.23 MiB) 2166 mal betrachtet
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Ceratarges 4.jpg (1.95 MiB) 2166 mal betrachtet
Eine kleine Scherbe mit Teilen des linken Kopfhorns fehlt.
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Ceratarges 5.jpg (1.35 MiB) 2166 mal betrachtet
Begonnen wird damit am Kopf mehr Übersicht zu bekommen. Die sieht dann so aus:
Linkes Kopfhorn unvollständig
Rechtes Kopfhorn abgebrochen und verlagert
Linke Wange mehrfach gebrochen
Rechte Wange gebrochen und geringfügig verlagert
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Ceratarges 6.jpg (1.65 MiB) 2166 mal betrachtet
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Ceratarges 7.jpg (2.08 MiB) 2166 mal betrachtet
Zwischendurch wird mal nach dem Rolli geschaut. Sieht nicht schlecht aus, vielleicht kann er am Ende das Stück etwas aufwerten.
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Ceratarges 8.jpg (1.63 MiB) 2166 mal betrachtet
Weiter geht es am Hauptstück. Die sehr langen Nackenstacheln werden geholt, Teile der Spindel werden geholt und der rechte vordere Pygidialstachel. Der ist auch gebrochen.
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Ceratarges 9.jpg (1.8 MiB) 2166 mal betrachtet
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Ceratarges 10.jpg (1.5 MiB) 2166 mal betrachtet
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Ceratarges 11.jpg (1.67 MiB) 2166 mal betrachtet
Passprobe.
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Ceratarges 12.jpg (2.05 MiB) 2166 mal betrachtet
Dann kann der Ceratarges geklebt werden.
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Ceratarges 13.jpg (1.76 MiB) 2166 mal betrachtet
In der Zeit wo der Kleber abbindet, geht es am Rolli weiter. Er ist komplett und seine linke Wange ist nach innen gefallen.
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Ceratarges 14.jpg (1.66 MiB) 2166 mal betrachtet
Die Steine wieder mal zusammengelegt zeigen, könnte gut aussehen.
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Ceratarges 15.jpg (1.38 MiB) 2166 mal betrachtet
Weiter geht es hinten um den Ceratarges rum. Der rechte hintere Stachel ist komplett und ungebrochen. Der Zentralstachel ist komplett
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Ceratarges 16.jpg (2.24 MiB) 2166 mal betrachtet
Ceratarges 17.jpg
Ceratarges 17.jpg (2.12 MiB) 2166 mal betrachtet
Die linke Seite des Pygidiums, eine Katastrophe. Die Stacheln erinnern eher an einen Haufen verschütteter Streichhölzer Und das Schwanzschild selber sieht eher aus wie ein zerknülltes Papiertaschentuch.
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Ceratarges 18.jpg (2.33 MiB) 2166 mal betrachtet
Dann werden Unterbau und Ceratarges zusammengeklebt. Eine anschließende Suchgrabung nach der Fortsetzung der rechten Wange stieß ins Leere.
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Ceratarges 19.jpg (1.77 MiB) 2166 mal betrachtet
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Ceratarges 20.jpg (1.94 MiB) 2166 mal betrachtet

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Re: Eine Kiste voller Leichen 17 Ceratarges

Beitrag von Freakshow » Freitag 17. März 2023, 01:41

Anschließend werden die Flächen angeglichen um die Arbeit zu erleichtern. Die Stacheln am Unterrand des Schwanzschildes deuten es an, sie sind alle gebrochen, die Pleuren auf der rechten Seite werden wohl spannend.
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Ceratarges 21.jpg (2.05 MiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 22.jpg (2.62 MiB) 2165 mal betrachtet
Langsam ist man an dem Punkt, an dem Entscheidungen fallen müssen. Die Erste ist mit der Freilegung des Rollis ja schon gefallen. Die folgenden sind aber schwerwiegender. Soll restauriert werden? Wenn ja wieviel und was? Bislang habe ich mich vor der Entscheidung erfolgreich gedrückt, die Hoffnung stirbt ja zuletzt. Letztlich ist es so, dass die vielen Brüche in den Hauptstacheln sicherlich machbar sind, aber eine echte Herausforderung. Auf der anderen Seite machen sie das Stück aber auch zu einem echten Exoten, der erhaltenswert wäre. Ich schiebe die Entscheidung auf den Punkt nach der Freilegung der rechten Pleuren. Die sehen wider Erwarten deutlich besser aus als vermutet. Zudem lassen sich die senkrecht auf den Pleuren stehenden Stacheln holen, wenn auch teils rasiert. Die auf der Spindel hingegen sind erfolgreich rasiert. Es stehen nur noch die Sockel. Nicht damit gerechnet und nicht aufgepasst.
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Ceratarges 23.jpg (2.12 MiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 24.jpg (1.29 MiB) 2165 mal betrachtet
Weiter geht es auf der linken Körperseite. Die Fehlstelle am Kopfhorn wird mit Kleber und Steinmahl aufgefüllt und nach dem Abbinden wird gefräst. Der fehlende Teil wird abgeknickt formergänzt, analog zum rechten Kopfhorn.
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Ceratarges 25.jpg (1.55 MiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 26.jpg (2.4 MiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 27.jpg (1.51 MiB) 2165 mal betrachtet
Dann geht es nach unten und nach hinten weiter.
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Ceratarges 28.jpg (1.11 MiB) 2165 mal betrachtet
Auf dieser Seite geht das Mikado weiter. Die Pleuren sehen wild aus. Auch hier können die senkrechten Pleurenstacheln geholt werden und zwischen den langen Nackenstacheln wird die Spindel ausgeräumt.
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Ceratarges 29.jpg (2.36 MiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 30.jpg (1.88 MiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 31.jpg (1.41 MiB) 2165 mal betrachtet
Der nächste Schritt ist die Gestaltung und die Anpassung des Spots, ohne damit jedoch endgültig abzuschließen.
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Ceratarges 32.jpg (1.79 MiB) 2165 mal betrachtet
Dann muss der Tunnel am linken Kopfhorn zugemacht werden. Dies geschieht mit Steinmehl und Sekundenkleber. Anschließend wird mit dem Stichel planiert.
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Ceratarges 33.jpg (1.35 MiB) 2165 mal betrachtet
Wieder geht es an den Spot. So gefällt die Kontur deutlich besser. Der Verlauf ist Harmonischer und die hohen Wellen in der Fläche sind deutlich ruhiger.
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Ceratarges 34.jpg (2.17 MiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 35.jpg (1.81 MiB) 2165 mal betrachtet

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Re: Eine Kiste voller Leichen 17 Ceratarges

Beitrag von Freakshow » Freitag 17. März 2023, 01:44

Nun werden die kleinen Stacheln am Vorderrand des Schwanzschildes gemacht. Deren Sockel war noch deutlich zu groß. Vorher hätte man es nicht machen sollen, die Gefahr ist zu groß, dass man sie aus Versehen abbricht und nicht wiederfindet.
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Ceratarges 36.jpg (1.44 MiB) 2165 mal betrachtet
Jetzt noch die hässliche Ecke rechts vom Rolli ab und dann die Augen in ihrer originalen Position wieder drauf.
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Ceratarges 37.jpg (1.52 MiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 38.jpg (1.33 MiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 39.jpg (1.83 MiB) 2165 mal betrachtet
Das Endergebnis
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Ceratarges 40.JPG (1.39 MiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 41.JPG (779.15 KiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 42.JPG (1010.39 KiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 43.JPG (1008.88 KiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 44.JPG (764.28 KiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 45.JPG (861.02 KiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 46.JPG (634.7 KiB) 2165 mal betrachtet
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Ceratarges 47.JPG (1.34 MiB) 2165 mal betrachtet
Fazit:
Das Fossil:
Dieser Ceratarges weicht meines Erachtens deutlich zu C. aries ab. Die großen Stacheln sind alle länger und schlanker. Auch die Bestachelung auf dem Körper ist deutlich massiver.

Die Matrix:
Der Stein weist sowohl bei der Kruste, als auch beim inneren Aufbau Ähnlichkeiten zum Ceratarges-Event in Zireg auf, welches ja die Formen C. koumalii, C. ziregensis und C. aries liefert. Es ist nicht auszuschließen, dass es sich um ein Vorkommen in der Nähe handelt. Der genaue Fundort konnte nicht ermittelt werden.

Der Rohling:
Anfangs waren in den Querbrüchen und auch in der Kruste eine Menge Fragmente von anderen Trilobiten zu sehen. Das erhöht natürlich die Chance, dass an noch was findet, birgt aber auch das Risiko, dass es das Hauptstück dabei demoliert hat. Sei es durch Einschläge selbiger, oder durch die Sedimentationsbedingungen.
Auf der Fuge zwischen Ober und Unterbau war eine silbrige Gipsschicht. Wenn man die nicht wegnimmt, wie in diesem Fall, erkennt man herauslaufene Stacheln nicht (siehe rechte Wange) und dann muss man sich nicht wundern, wenn man den Anschluss nicht findet. Versatze im Gestein werden so hervorragend versteckt.
Hat es wie in diesem Fall einen fließenden Übergang zwischen Kruste und den ersten anderthalb Zentimetern in den Stein hinein (hier gut kenntlich an der bräunlichen Farbe des Steins bis an die Spindel heran), dann ist die Chance groß auf Schäden wie hier dargestellt. Abgebrochene Pleuren und Stacheln. Hier kann man sogar unterschiedliche Verformungsgrade feststellen. Von Braun nach grau nimmt der Grad der Verformung ab.
So „mitgenommene“ Stücke können ja ganz interessant sein, ist aber eigentlich nicht, was man sich wünscht und gilt besonders für die Formen die viele Stacheln tragen und das in alle Richtungen. Dickschalige Panzer wie Phacopen, Proeten oder Metacanthinen haben da eher weniger zu befürchten.

Resümee:
Alles in Allem wie zwischendurch schon mal erwähnt, eher ein Exot als dass was man sich wünscht. Nichtsdestotrotz ein schönes anschauliches Beispiel, worauf man alles zu Achten hat, speziell bei der Auswahl von Rohlingen. Da kann man sicher für die Zukunft den einen oder anderen Fehlgriff vermeiden.


Fossil: Ceratarges sp.
Größe: 5,8cm mit Stacheln
Fundort: möglicherweise Zireg, Marokko
Stratigraphie: Mitteldevon
Sammlung: Privat

Schorsch
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Re: Eine Kiste voller Leichen 17 Ceratarges

Beitrag von Schorsch » Freitag 17. März 2023, 11:38

Hallo,

tolle Dokumentation, klasse Präparation, tolles Fossil. :eek:
Danke fürs Zeigen.
Gruß Schorsch

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