Sonstige Berichte

Wenn eine Sammlung umziehen muss!

Andreas Rückert & Udo Resch

Wenn eine Sammlung umziehen muss!

 

 

Im Leben eines Jäger- und Sammlers häuft sich so manches an. Bei Fossilien lässt sich das irgendwann in Kisten, Zentnern oder Tonnen ausdrücken. Hier ein paar Hilfestellungen wie sich so ein Umzug am besten bewerkstelligen lässt.

Ein Umzug ist immer eine große Sache. Wenn man dann noch ein ganzes Haus voll hat, weil auch die Frau sammelt und das Kind für eine Unmenge Superhelden und LEGO oder gar Barbie´s schwärmt, dann wird es zügig unübersichtlich und voluminös.

Schnell stellt sich die Frage: „Was haben wir denn alles und was muss davon wirklich mit?“. Die Sammlung muss in jedem Fall mit. Da gibt es keine Diskussionen. Zudem erntet man dann auch gleich den Kommentar, dass man die Brocken schön selber schleppen kann. Klar, ist ja auch kein Porzellan oder Dekotüdel, also nichts von Wichtigkeit!

 

So beginnt man üblicherweise damit alle Schränke zu sondieren und sich dort Luft zu verschaffen. Wenn man Steine sammelt, dann sollte man vielleicht andersherum beginnen sich zu „erleichtern“, denn sonst wiegt das Ende des Umzuges mitunter schwerer als man denkt.

 

Die grundlegende Erkenntnis für jeden Umzug "Wir brauchen Zeitungspapier und Kartons" fällt einem praktisch mit dem Entschluss für den neuen Lebensmittelpunkt in den Schoß. Ein neues Sammelgebiet tut sich auf. Plötzlich sind auch die Boten lokaler „Käseblätter“, zumeist Schüler die ihr Taschengeld aufbessern, gern gesehen, denn auf Nachfrage bekommt man gerne ein paar Exemplare mehr.

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Die zweite Disziplin sind dann die Kartonagen und Schachteln. Nach und nach stapeln sie sich zu kleinen Gebirgen auf.

Nebenbei darf man sich dann noch um die Sammlung kümmern. Und je länger man darüber nachdenkt, was man denn alles hat, desto größer wird auch der Berg. Es hilft also nichts, man kommt um eine konkrete Bestandsaufnahme nicht herum. Dabei ist es nicht das "Zeugs" in den Vitrinen das den Rahmen sprengt (es ist dafür aber wohl am intensivsten was die Verpackung angeht),...

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... sondern das was sich in Schränken, Kisten, Schachteln und Schubladen versteckt. Glücklicherweise ist es aber auch hier in der Regel gut vorsortiert, so dass man schnell an Übersicht gewinnt:

 

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Weiter geht es mit den Rohlingen. Da wird es dann schwer. Wenn man nicht jedes Stück vorab beschriftet hat, dann sitzt man lange. Eine gute Lampe hilft da zumeist weiter. Es wird aber nervig, denn es heißt jeden Stein auszupacken, gegebenenfalls zu puzzeln, zu bewerten, wieder einzupacken und auf den entsprechenden Stapel zu legen. Hier empfiehlt sich eine Triage. Man differenziert in "brauche ich unbedingt", "für Kollegen und Institute" und in "das ist über und kann weg". Die Rubrik "könnte ich brauchen oder könnte ich vielleicht brauchen" sollte man tunlichst streichen, sonst hat man am Ende drei Stapel unterschiedlicher Qualitäten, die man aber alle mitnehmen muss. Da kann man sich das Sichten auch gleich sparen.

Da sitzt man dann tagelang im Keller, schwelgt in Erinnerungen packt aus und wieder ein und steht dann vor dem nächsten Problem: Worin transportieren??? Steine haben von Haus aus ein recht hohes Eigengewicht und im Zuge von "Geiz ist geil" und zunehmenden Recyclingverordnungen werden mittlerweile gute Kisten knapp.

Wohl dem, der über Jahre einen gewissen Vorrat an Kunststoffkisten angesammelt hat, die auch etwas vertragen. Die Rede ist hier von Gitterboxen, in denen für gewöhnlich etwa Brot oder Fleisch transportiert werden. In der Regel handelt es sich um Pfandkisten und manchmal hat man Glück so eine Box auf dem Flohmarkt oder beim Gärtner mit zu erwerben. Die Kisten haben den Vorteil einer hohen Zuladung, einer vernünftigen Höhe, sie haben Griffe, die nicht so schnell ausreißen, ein einheitliches Packmaß und lassen sich auch nach einem Umzug gut weiter in Haushalt und Sammlung verwenden.

Nebenbei werden Nachbarn und Freunde in den Prozess involviert. Fleißig werden weiter Zeitungen gesammelt und wenn ein Besuch ohne selbige und ohne leere Eierkartons erscheint, erntet er gleich fragende Blicke. Letztlich bekommt man jedoch immer alles in Kisten und freut sich über das gelungene Konzept. Dann jedoch stellt man oft fest, dass man ja ein "Bisschen" was vergessen hat.  In der Regel handelt es sich dabei um die Werkstatt mit dem gesamten Interieur, als da wären Lampen, Tische, Stuhl Sandstrahler, Absauganlage, Schraubzwingen, Druckluftmeißel, Kompressor und andere Kleinigkeiten.

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Bis auf den letzten Punkt sollte es nicht so schwierig sein. Aber beim Kompressor flucht man zumindest dann, wenn man sich für das dickste Aggregat entschieden hat, was der Markt hergab. Da fällt die Entscheidung umso leichter den Umzug durch ein Unternehmen durchführen zu lassen, denn man strapaziert den eigenen Rücken ja schon hinreichend im Steinbruch.

Zwischendurch wird immer wieder gegrübelt, was war denn eigentlich wo verpackt? Wenn man da nicht von vornherein alle Kisten mit Listen oder Beschriftungen versieht, sucht man sich tot.

Auch empfiehlt es sich einen Grundriss der neuen Lokalität zu besorgen, alle Zimmer durchzunummerieren und die Kisten entsprechend mit den Zahlen zu versehen, denn nichts ist ärgerlicher, als wenn das Gebrauchsgeschirr im Bad, die Steine in der Küche und die Badeutensilien in der Garage landen. Man kann auf die Weise eine Menge Zeit sparen, da unnötiges Suchen entfällt.

Sind alle diese Präliminarien erfüllt, geht es frisch ans Werk. Das heilige Porzellan verschwindet in Kisten, die bei Wind und Wetter vorsichtig im Heck des Kombis aufeinander gestellt ins neue Domizil verbracht werden.

Noch vorsichtiger verhält man sich bei der geliebten Plattensammlung. Stücke aus Bundenbach, der Pfalz und den Solnhofener Brüchen sind mitunter unwiederbringlich. Stehend hinter Fahrer- und Beifahrersitz eingekeilt und mit Decken und Handtüchern gegeneinander isoliert, werden sie vorsichtig transportiert. Den Gipfel allerdings erreicht die "Bruchparanoia" erst bei den kleinen stacheligen Freunden. Fertig präparierte Trilobiten werden nur in stabilen Kunststoffboxen verpackt transportiert. Auch wenn das Packmaß es hergeben würde, so verzichtet man lieber auf mehrschichtiges Übereinanderstellen der Boxen. Würden mehrere Individuen gleichzeitig "rasiert", gäbe das ein tolles Puzzle. Also versucht man besser so was von vornherein auszuschließen.

 

Ist alles soweit gut gelaufen, werden die letzten Dinge verpackt. Da die meisten Ammoniten glücklicherweise transportfreundlich sind, weil die Schale fehlt und sie meist ohne Stacheln und mit wenig Skulptur versehen sind, lassen sie sich einfach in Wäschekörben transportieren. Es ist erstaunlich, was vorher mehrere Regalböden belegte, füllt nunmehr nicht einmal einen dieser praktischen Körbe. Da wird man schnell optimistisch, bis man in der Manier eines Eiskunstläufers seine erste Hebefigur zeigt. Man sollte sich dabei besser nicht beobachten lassen, es sei denn es soll die Generalprobe für den ersten Auftritt als Komödiant werden.

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Wohl dem, der Wert auf seinen Rücken legt und bezahlte Unterstützung hat, die die nötige Erfahrung mitbringt einen Kompressor eine zur Hälfte gewendelte Treppe hinunter zu schaffen.

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Der Aufbau

Da man sich gut am mitgenommenen Mobiliar orientieren kann, ist nach einem solchen Umzug in der Regel zunächst mehr Platz vorhanden als vorher. Die vor dem Umzug vorgenommene Selektion verschafft einem Luft. So geht das Einräumen schnell vonstatten. Es bleiben die Plattensammlung, die Stück um Stück die neuen Plätze findet und die Berge an Rohmaterialien, wie auch die Werkstatt.

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Annähernd fertig ist man dann dennoch meist erst nach Wochen, denn man hat ja auch noch andere Dinge zu tun. Schließlich will ein ganzer Haushalt installiert werden.18.jpg

 

Steht die Sammlung wieder einigermaßen komplett eingerichtet, geht es an das Herz der Sammlung, die Werkstatt, die sie mit Leben versorgt.

Eine Rumpelkammer wie die vorhergehende Werkstatt soll es nicht werden. Es steht auch etwas mehr Platz zur Verfügung. Es wird ein Plan erstellt, Material berechnet und der Baumarkt heimgesucht.

Dann werden alle störenden Dinge in den Vorraum geschaufelt und der Einkauf in die Werkstatt geschafft.

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Beim Neubau einer Werkstatt bietet sich immer die Möglichkeit eines strukturierten Neuaufbaus, der Fehler des Vormodells vermeidet.

Eine Trennung von Stichel und Strahlplatz, eine Klebeecke und ein vernünftiger Standort für das Druckluftaggregat sind das Ziel. Nun wird fleißig geschraubt.

 

Und am Ende steht das, was man sich so vorgestellt hat. Einfach, effizient und leicht reversibel. Wichtig ist bei der Maloche, dass man immer auf dseinen Flüssigkeitshaushalt achtet, damit einem nicht die Lust vergeht.

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Im Keller installierte Leitungen eignen sich bestens als Lager für Schläuche und Kabelagen. Sie werden einfach darübergehängt. So vermeidet man Knick- und Schadstellen.

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Fertig. Nach ca. 3 Wochen kann man langsam wieder daran denken, etwas zu präparieren. Es wollen schließlich vorhandene Lücken in den Vitrinen geschlossen werden.

 

Bevor es jedoch richtig losgehen kann, gilt es die wenigen, aber leider doch vorhandenen Transportschäden zu reparieren. Etwas, dass sich offensichtlich trotz vielerlei Vorsichtsmaßnahmen nicht vermeiden lässt.

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Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

Fotos und Text: Andreas Rückert & Udo Resch für Steinkern.de. Alle Rechte liegen bei den Autoren.