Das Urweltmuseum Aalen
von Thomas B.

Aalen ist ein Begriff in der Geologie weil die unterste Schichtfolge des sog. Braunen Juras (Brauner Jura Alpha u. Beta) nach der Stadt Aalen benannt wurde.
Schon 1854 benannte der französische Geologe D`Orbigny einen Teil des Braunjura als "Aalenium". Dieser Bezeichnung ist noch bis heute gebräuchlich.

Aber erst seit 1977 gibt es in Aalen auch ein Museum, in den man vor Ort gefundene Fossilien anschauen kann.

Das Urweltmuseum-Aalen ist das größte Städtische Museum für Geologie und Paläontologie in Baden-Württemberg.

tomba_aalen1.jpg
Urweltmuseum Aalen im Alten Rathaus am Marktplatz

tomba_aalen2.jpg



tomba_DSCF2564.JPG

tomba_DSCF2610.JPG


Eingerichtet wurde es mit Fossilien, die der Aalener Hobby-Fossiliensammler Fritz Sauter während vieler Jahrzehnte Sammeltätigkeit zusammengetragen hatte.
Noch zu Lebzeiten überließ er seine umfangreiche Sammlung mit Jura- und Triasfossilien als Dauerleihgabe der Stadt Aalen. Diese stellte mit dem "Alten Rathaus" ein sehr schönes historisches Gebäude - direkt im Stadtzentrum am Marktplatz zur Verfügung und richtete darin das Urweltmuseum Aalen ein.
Betreut wird das Museum von der Geologen Gruppe Ostalb e.V.

In der unmittelbaren Umgebung von Aalen stehen Gesteine des kompletten Juras an. Aus diesem Grunde ist es nicht verwunderlich, dass der Schwerpunkt des Urweltmuseums auf Funden aus dem Jura liegt.

In 24 Tisch und 22 Wandvitrinen werden Fossilien anschaulich präsentiert.
Auf 53 Wandtafeln wird zudem auf die Schichtbildung, die Schichtenabfolge sowie deren Fossilinhalt eingegangen. Die Konzeption der Tafeln geht auf Dr. Rudolf Schlegelmilch zurück ... der sich mit seinen Werken über die Jura Ammoniten einen Namen in der Fachwelt gemacht hat.

tomba_DSCF2502.JPG

Die Ausstellung ist so angelegt, dass man bei seinem Rundgang in immer jüngere Schichten kommt.
Die ältesten Schichten entstammen dem Muschelkalk. Berühmte Muschelkalklokalitäten (Crailsheim, Schwäbisch Hall) liegen nicht weit entfernt. Es schließt der Keuper an der im Bereich des Kochertales weite Flächen bedeckt.
Über den Jura - der sicherlich 80% aller ausgestellten Funde ausmacht - kommt man dann zuletzt zum Tertiär und Quartär.

Auf Tafeln wird anschaulich der Bogen von den Fossilien zu den noch heute lebenden Organismen gespannt. Auf diese Weise erhält man ein sehr gutes Bild von den Fossilien bzw. dem Lebensraum in dem diese gelebt haben.

tomba_DSCF2499.JPG

Was das Aalener Museum so interessant für interessierte Besucher bzw. Hobby-Geologen macht ist die Tatsache, dass neben hochkarätigen Funden auch ganz normale Funde ausgestellt sind. Somit gelingt es dem Hobby-Sammler relativ leicht,
seine eigenen Funde - anhand der ausgestellen Objekte - zu bestimmen.
Nahezu alle gezeigten Fossilien wurden in der näheren oder weiteren Umgebung von Aalen gemacht.

Parallel zu ständigen Ausstellung finden immer wieder Sonderausstellungen mit aktuellen Funden statt.
Diese werden von der Geologen Gruppe Ostalb e.V organisiert bzw. bestückt.

tomba_DSCF2731.JPG
Sonderaustellung mit Neufunden

Bereits seit dem Jahr 1365 wurde in Aalen Bergbau betrieben. Und zwar wurde  Braunjura-Erz unter Tage abgebaut. Dabei kamen sehr viele und auch wunderbar erhaltene Fossilien zu Tage ... die den Ruhm Aalens in der Geologie begründeten.
Der Eisenerzabbau in Aalen bzw. Wasseralfingen endete erst in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts..
Von der Bergautraditon um Aalen zeugt heute noch das Besucherbergwerk "Tiefer Stollen" bei Aalen-Wasseralfingen. In das ehemalige Braunjura-Eisenerzbergwerk kann heute mit einer Grubenbahn zur Besichtigung eingefahren werden.
Die unzähligen Fossilien, die in den Bergwerken bemacht wurden, sind leider über die ganze Welt verstreut bzw. schlummern in Magazinen sodass man in Aalen selber leider nicht viele davon zu sehen bekommt.

tomba_DSCF2637.JPG
Staufenia sp. (Positiv u. Negativ), Brauner Jura Beta, Wasseralfingen, Durchm. ca. 8cm

Abgesehen vom Besucherbergwerk Tiefer Stollen gibt es im Gebiet von Aalen keine dauerhafte Möglichkeit, das Aalenium im Aufschluss zu studieren.

Die einzigste Möglichkeit an Fossilien zu kommen sind temporäre Aufschlüsse in Form von Baustellen.

So gesehen bietet das Aalener Urweltmuseum die wunderbare Gelegenheit, an einem geologisch geschichtsträchtigen Ort, wunderbare und seltene Fossilien anzuschauen ... um anschließend in der Umgebung (z.B. Baustellen) auf Fossilienjagd zu gehen.


Nachfolgend einige Hinweise zu den gezeigten Funde bzw. den Schichten, denen diese entstammen:

Arietenfunde aus dem Schwarzen Jura Alpha kann man in der Gegend von Aalen (z.B. Hüttlingen) durchaus machen - jedoch ist die Fundhäufigkeit nicht ganz so gut wie im benachbarten Gmünder Raum.
Aber Ausnahmen bestätigen die Regel. So wurden beim Bau der Westumgehung vor einigen Jahren im sog. Angulatensandstein von Hüttlingen schöne u. seltene - aber leider nur sehr schwer zu präparierende Ammoniten (Schlotheimia, Schreinbachites) - gefunden.

tomba_DSCF2513.JPG
Wand mit Arieten (Schwarzer Jura Alpha 3) - Anfassen erlaubt !

tomba_DSCF2568.JPG
Großammonit Arietites sp. (aus vorangegangenem Bild) Durchm. ca. 50cm

tomba_DSCF2517.JPG
Vitrine mit Funden aus dem Schwarzen Jura Alpha.

tomba_DSCF2742.JPG
Riesiger Nautilus (ca. 40cm) aus dem Lias Alpha von Bettringen bei Schw.Gmünd.
Daneben - zum Vergleich - ein rezenter Nautilus.


Im Schwarzen Jura Gamma herscht im Raum Aalen eine kalkige Fazies vor.
D.h. keine Pyrit-Ammoniten - wie z.B. in der Göppinger / Kirchheimer Gegend - sondern nur einige wenige verkalkte Ammoniten (Androgynoceras, Prodactylioceras, Lytoceras, Liparoceras, Nautilus).

tomba_DSCF2521.JPG
Vitrine mit Funde aus dem Lias Gamma.

Schwarzer Jura Delta
Amaltheen und Pleuroceraten gehören mit zu den schönsten Fossilien die im Raum Aalen im Schwarzen Jura zu finden sind. Leider sind die Fundmöglichkeiten sehr schlecht da die Schichten oft stark verwittert und die darin enthaltenen Pyrit-Fossilien  angelöst (verrostet) sind.
Viele Pleuroceraten wurden im sog. Goldbach bei Reichenbach gefunden.
Jedoch ist dieser natürliche Aufschluss durch Uferverbauung und Hangschutt praktisch nicht mehr vorhanden und zudem unter Schutz gestellt weshalb Funde schon seit vielen Jahren nicht mehr möglich sind.

tomba_DSCF2530.JPG
Links: Pyrit-Amaltheen. Max. Durchm. ca. 7cm.
Rechts: Pleuroceras salebrosum

tomba_DSCF2531.JPG
Klein-Schnecken aus dem Lias Delta

tomba_DSCF2525.JPG
Div. Funde aus dem Lias Delta

tomba_DSCF2527.JPG
Wunderschöner Pleuroceras salebrosum. Durchm. ca. 12cm,

tomba_DSCF2532.JPG
Perfekte Pleurotomaria aus dem Lias Delta von Reichenbach. Höhe ca. 6cm


Der Schwarze Jura Lias Epsilon ist gleichermaßen ausgebildet wie z.B. bei Holzmaden. Auch kommen dieselben Funder heraus.  Fische, Fischsaurier, Flugsaurier, Seelilien, etc. wurden bereits gefunden.
Das Problem in diesen Schichten ist jedoch, dass diese nur sehr selten angeschnitten werden und somit kaum Material für Funde zur Verfügung steht.
Einen Schieferbruch - wie die von Holzmaden - in Aalen zu haben ... davon träumen manche Sammler.

tomba_DSCF2565.JPG
Ecke mit Funden aus dem Lias Epsilon

tomba_DSCF2543.JPG
Einige Schiefer-Fossilien aus dem Lias Epsilon

tomba_DSCF2537.JPG
Reste eine Fischsauriers. Lias Epsilon, Dewangen

tomba_DSCF2655.JPG
Perfekt gesprungener, körperlich erhaltener Hildoceras bifron aus dem obersten Lias Epsilon (Pseudomonitis-Bank).
Durchm. ca. 6cm

Der Schwarze Jura Lias Zeta ist im Raum Aalen zweigeteilt.
Bei Reichenbach-Dewangen-Hammerstadt ist der Lias Zeta auf 2 ca. 30cm dicke Bänke geschrumpft. Die obere der beiden Bänke ist sehr reich an Ammoniten der Gattung Dumortieria. Deshalb wird die Schicht auch als Hammerstadter Ammonitenseife bezeichnet. Weiter östlich - bei Wasseralfingen nimmt die Mächtigkeit langsam wieder zu und es herschen die üblichen Wechselfolgen von Kalkmergelbänken mit Mergeltonen vor in denen man kleine verkalkte Ammoniten (z.B. Pleydellia bzw. Cotteswoldia) finden kann.
Leider ist der Lias Zeta nur sehr selten gut aufgeschlossen. Auch gibt es keine natürlichen Aufschlüsse wo man die Schichtenfolge im Anstehenden beobachten kann.

tomba_DSCF2545.JPG
Typisches Handstück aus dem Lias Zeta (Hammerstadter Ammonitenseife). Breite ca. 30cm

tomba_DSCF2555.JPG
Funde aus dem unteren Lias Zeta

tomba_DSCF2553.JPG
Weitere Funde aus dem Lias Zeta

tomba_DSCF2651.JPG
Dumortieria sp. aus der sog .Hammerstadter Ammonitenseife. Durchm. ca. 12cm
Solch große Funde sind ausgesprochen selten.

tomba_DSCF2653.JPG
Nochmals Dumortieria aus dem Lias Zeta

tomba_DSCF2658.JPG
Handstück mit mehreren Ammoniten aus der Hammerstadter Ammonitenseife


Durch den ganzen Braunjura (Dogger) hindurch gibt es immer wieder Schichtabschnitte die häufig Ammoniten enthalten. Insbesondere der mittlere u. obere Dogger wird nicht selten bei Baumaßnahmen in den höher gelegenen Stadtgebieten angeschnitten. Der Fossilreichtum ist ähnlich wie im benachbarten Bopfingen (am Ipf). Ammoniten der Gattungen: Garantia, Parkinsonia, Macrocephalites, u.a. werden häufig gefunden.

tomba_DSCF2596.JPG
Garantianen aus dem Braunjura der Gegend um Aalen bzw. Bopfingen

tomba_DSCF2595.JPG
Ammoniten aus dem obersten Braunjura.

tomba_DSCF2756.JPG
Fund aus dem Obersten Braunjura

Im Weißjura (Malm) gab es früher einige Steinbrüche die jedoch allesamt nicht mehr aktiv bzw. sogar größtenteils verfüllt sind.
Dass der Weißjura um Aalen wunderschöne Ammoniten liefert zeigte sich zuletzt, als man bei Aalen-Westhausen vor einigen Jahren beim Bau der A7 Ulm-Würzburg großflächig diese Schichten anschnitt. Von dieser Fundstelle stammen viele Ammoniten in den Sammlungen der "Aalener Hobbygeologen".
Da die berühmten Nattheimer Korallen nur um die Ecke liegen ... ist es nicht verwunderlich, dass man im Urweltmuseum auch eine umfangreiche Korallensammlung vorweisen kann.

tomba_DSCF2602.JPG
Weißjura Ammoniten

tomba_DSCF2593.JPG
Vitrine mit Nattheimer Korallen

tomba_DSCF2730.JPG
Nattheimer Koralle

Auch aus jüngeren Ablagerungen stammen Fossilien.
So wurden z.B. in den Goldhofer-Sanden Reste von Urelephanten oder Urzeithirschen gefunden
(siehe nachfolgendes Bild)

tomba_DSCF2582.JPG
Kieferreste eines Urelephanten

Das Urweltmuseum in Aalen befindet sich mitten in der historischen Innenstadt ... am Marktplatz.
Für einen Besuch sollte man mindestens 1 Std. einplanen. Das Museum ist auch für Kinder geeignet.

Da sich das Museum über mehrer Stockwerke erstreckt ist es nicht für Rollstuhlfahrer geeignet (kein Aufzug).

tomba_DSCF2748.JPG
Kauf-Literatur

Im Eingangsbereich des Museum gibt es einen großen Museumsshop.
Dort kann man sich Geo-Werkzeug (z.B. Hämmer) kaufen um damit die nähere und weitere Umgebung unsicher zu machen. Daneben kann man Geo-Literatur erwerben.
Wer keine Gelegenheit hat, selber auf Fossilienjagd zu gehen ... aber nicht leer nach Hause fahren will, der kann sich mit allerlei käuflichen Fossilien - meist von der Schwäbischen Alb - eindecken. An dieser Stelle soll auch der Hinweis erlaubt sein ... dass es auch im nahe gelegenen Limesmuseum (Römermuseum) Literatur u. Fossilien zu kaufen gibt.
Überhaupt sollte man sich - wenn man in Aalen ist - den Besuch des Limesmuseums keinesfalls entgehen lassen.

tomba_DSCF2489.JPG
Kauf-Fossilien

Es ist also allerlei geboten im Aalen.

Auf der Homepage des Museums findet man Informationen zur Lage und zu den Öffnungszeiten:

 

http://www.urweltmuseum-aalen.de

 


Link zum Limesmuseum (größtes Römermuseum Deutschlands ... mit angeschlossenem Archäologischem Park):

 

http://www.aalen-tourismus.de/limesmuseum.54356.255.htm


 


Wer sich informieren will wo in und um Aalen Bau- u.d Gewerbegebiete sind (wo evtl. gebaut wird und Fossilien zu finden sind) dem sei folgende Seite empfohlen: Geo-Daten-Server Aalen:

 

http://www.gisserver.de/aalen/start.html