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Reptilia - Mosasaurus cf. hoffmanni (Mantell, 1829)
Bild-Informationen
Allgemeine Informationen:
Der Zahn wurde am Kollicker Ufer entdeckt, wobei die Oberfläche des Kreidematerials im Zuge der letzten Sturmfluten sauber gewaschen wurde und die Zahnbasis minimal frei lag. Der Zahn weist eine leichte Krümmung und eine nach hinten orientierte Schneidekannte auf, sodass der Zahn dem PCR Bereich ("posterior carina region") zugeordnet werden konnte. Dies entspricht einer Postion des fünften bis achten Zahnes im Kiefer.
Die Taxonomie von Mosasaurieren basiert laut Machalski et al. (2003) in der Regel auf Schädelmerkmalen oder der Morphologie des Schulterblatts, der Wirbel oder der Paddel. Nur in Ausnahmefällen wurden detaillierte Zahnmerkmale für die Beschreibung einer Art genutzt (z.B. im Falle der durophagen Mosasaurier Carinodens), sodass diese zu Rate gezogen werden können. Die Einordnung als Mosasaurus cf. hoffmanni erfolgt daher unter Vorbehalt (cf = confer/conferatur).
Die Zahnkrone (Schmelzansatz bis zur Spitze) umfasst eine Länge von 35 mm, die Breite beträgt ungefähr 20 mm (an der Wurzelbasis) und die maximale Länge der noch erhaltenen Wurzel ungefähr 15 mm. Die erhaltene Wurzel entspricht einem Bruchteil der ursprünglichen Länge, da hier bis zu 65 mm bei vergleichbarer Kronenlänge möglich sind (siehe Machalski et al., 2003).
Biologie:
Auf Basis der Länge der Zahnkrone kann von einem nicht vollständig ausgewachsenen Individuum ausgegangen werden, da vergleichbare Funde aus dem oberen Maastrichtium Polens (Nasiłów) bis zu 5 cm große Zahnkronen aufwiesen (Machalski et al., 2003). Die beschriebene Zahnmorphologie kombiniert Robustheit mit scharfen Schneidekannten, was M. hoffmanni ein breites Nahrungsspektrum erschließt. Beißmarken an Ammonitengehäusen oder der Riesenschildkröte Allopleuron hoffmanni deuten darauf hin, dass sogar gepanzerte Spezies angegriffen wurden (Lingham-Soliar 1995). Weiterhin wurden bereits Reste eines Flugsauriers, eines Knochenfisches und kleinere Saurier im Skelett eines Tylosaurus, einem nahen Verwandten von M. hoffmanni gefunden [1]. Die Beute wurde vermutlich zerrissen und in großen Stücken geschluckt.
Embryofunde innerhalb von ausgewachsenen Tieren deuten darauf hin, dass Mosasaurier ähnlich wie Ichthyosaurier lebendgebährend waren. Trotz Funden von Mosasaurier-Embryos in küstenfernen Bereichen geht der Autor von einer Küstenpräferenz im Lebensraum aus, da beispielsweise Zahnfunde aus Bereichen des offenen Meeres (wie beispielsweise Rügen) selten sind. Laut Lingham-Soliar (1995) kann sogar von einer Habitatpräferenz von maximal 50 Metern Wassertiefe ausgegangen werden. Bisher wurde kein Skelett eines Mosasauriers aus dem Maastrichtium von Rügen geborgen und ein Wirbelfund ist bisher nicht eindeutig der Familie Mosasauridae zugeordnet.
Stratigraphie:
Oberkreide
Oberes Unter-Maastrichtium
Sammlung:
Stefan Lips
Sammlungsnummer: C42
Literatur:
Machalski M., Jagt J. W., Dortangs R. W., Mulder E. W., Radwanski A. (2003): Campanian and Maastrichtian mosasaurid reptiles from central Poland. Acta Palaeontologica Polonica, 48(3).
Lingham-Soliar T. (1995): Anatomy and functional morphology of the largest marine reptile known, Mosasaurus hoffmanni (Mosasauridae, Reptilia) from the Upper Cretaceous, Upper Maastrichtian of the Netherlands. Phil. Trans. R. Soc. Lond. B, 347(1320), 155-180.
[1] https://www.nationalgeographic.com/animals/prehistoric/tylosaurus/
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Kommentare zu diesem Bild
Hallo Stefan,
toller Fund und eine ebensolche Beschreibung - Glückwunsch und danke!
Schöne Grüße
Sönke