Trilobiten

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 13. Teil: Walliserops tridens

Der Trilobit der Gattung Walliserops, dessen Präparation nachfolgend beschrieben wird, befand sich schon einige Jahre bei mir in einer Kiste. Er war zuvor von einem Freund ausgesondert worden, weil das Stück für dessen Sammlung und Geschmack zu deutliche Mängel aufweist:

 

- Die linke Wange ist beschädigt.

- Der Occipitalstachel ist pathologisch verkürzt.

- Der Kopf ist schief nach hinten über die ersten beiden Pleuren verlagert.

- Der Schwanzschild ist verrutscht.

- Die letzten beiden Pleuren sind gebrochen und die Teile rechtsseitig verschoben.

- Die ganze linke Seite liegt sehr nah am Rand der Gesteinsknolle mit der Folge, dass der linke Wangenstachel verdrückt ist.

 

Damit nichts verlorengeht, hatte ich schon vor Jahren lose Teile aufgeklebt.

 

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Abb. 1: In diesem anpräparierten Zustand fristete der Rohling über einige Jahre hinweg ein unbeachtetes Dasein im Rohmateriallager. Foto vergrößern.

 

Nach langer Zeit wird die Arbeit damit fortgesetzt zunächst „aufzuräumen“. Der Spot wird vorbereitet, Materialberge werden abgetragen und die Gabel wird vollständig freigelegt.

 

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Abb. 2

 

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Abb. 3

 

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Abb. 4

 

Damit das Tierchen für die weitere Bearbeitung handlicher wird, werden die Stacheln auf den Augen und das verkümmerte Occipitalhorn vorläufig entfernt. Außerdem wird mit dem Diamantfräser weiter überschüssiges Material reduziert und das Ausräumen der Pleurenfeder vorbereitet.

 

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Abb. 5

 

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Abb. 6

 

Dann geht es an der linken Körperhälfte weiter mit der Freilegung der kleinen Stacheln auf den Pleuren. Danach geht es um den Schwanzschild herum, bis abschließend die rechte Seite des Trilobiten an der Reihe ist.

 

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Abb. 7

 

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Abb. 8

 

Inzwischen wird mir deutlich, dass die Schauseite nicht wie erhofft die rechte, sondern die linke Seite des Tieres werden wird. Um alles bestmöglich darstellen zu können, müssen auf der rechten Stachelreihe zwei Stacheln umgebettet werden. Zuvor wird jedoch die Gabel ausgebaut.

 

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Abb. 9 und 10

 

Nachdem die Gabel entnommen worden ist, werden die Stacheln aufgedoppelt und in diesem Zuge sogleich vorhandene Schäden im Fossil „repariert“.

 

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Abb. 11

 

Während die Kleber abbinden, wird die Gabel formatiert. Nachdem es mit der Gabel des letzten W. trifurcatus ein Debakel gegeben hatte, wird die Gabel in diesem Fall auf einer kleinen Steinscherbe belassen. Mit Diamantfräsern und -scheiben wird alles immer dünner geschliffen.

 

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Abb. 12

 

Nachdem alles fest ist, wird auch der Stachel hinter dem linken Auge entnommen. Die Reparaturen werden in Form gebracht.

Zwischen den Stachelreihen wird weiter Material ausgeräumt, wobei die Stege in denen die Stacheln dann stehen sollen, entsprechend vorbereitet werden. Dann geht es rechts vorne an die Freilegung von Teilen des Thorax.

 

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Abb. 13

 

Jetzt wird der Schaden auf den rechten beiden Pleuren deutlich. Kurz wird mit dem Gedanken gespielt, den Trilobiten dort zu reartikulieren. Die Idee wird aber schnell verworfen. Man muss ja nicht immer alles realisieren, was technisch möglich ist.

 

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Abb. 14

 

Nachdem die rechte Seite durch ist, werden die Pleurenfelder auf der linken Seite ausgeräumt. Langsam bekommt das Stück ein Gesicht.

 

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Abb. 15

 

Weiter geht es damit die senkrechten Pleurenstacheln sauber darzustellen. Begonnen wird auf der linken Seite und dann geht es hinten um den Schwanzschild herum auf die rechte Seite. Danach werden auch die Spindelstacheln grob freigelegt.

 

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Abb. 16

 

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Abb. 17

 

Im Nachgang werden die Stege auf ein Mindestmaß heruntergeschliffen und dann sukzessive immer schmaler gearbeitet. Dann werden die Durchbrüche hinten an der Schwanzschild-Spitze in Angriff genommen. Auf der letzten Rippe befindet sich kein Stachel mehr, zumindest keiner, der sich für mich noch darstellen lässt.

 

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Abb. 18

 

Nachdem die Durchbrüche fertiggestellt sind, wird auf den Streifen beiderseits der Spindel versäubert. Dabei findet sich rechts noch die rechte Hälfte der drittletzten Pleure. Das Loch ist deutlich kleiner geworden. Das Stück wirkt so deutlich harmonischer.

 

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Abb. 19

 

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Abb. 20

 

Noch einmal geht es an den Stein und auch an den Spot. Der Stein wird auf der rechten Seite des Schwanzschildes noch einmal beschlagen und die Fläche des Spots durch Glätten harmonisiert.

 

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Abb. 21

 

Irgendwie passt der linke Wangenstachel nicht. Der wirkt krumm.

 

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Abb. 22

 

Da er verschoben ist, wird er entnommen. Die darunter liegenden Pleurenspitzen sind ebenfalls etwas derangiert.

Es wird damit begonnen, die entnommenen Stacheln wieder auf ihren Platz zu setzen, bzw. zu restaurieren. Den Anfang macht der Stachel hinter dem Auge auf der linken Seite.

 

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Abb. 23

 

Vom Stachel hinter dem rechten Auge ist bei der Entnahme so viel verloren gegangen, dass auch dieser nachgebaut werden muss. Leider, einmal nicht richtig aufgepasst und schon ist es passiert – so ist das beim Fossilien präparieren.

 

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Abb. 24

 

Die Pleurenspitzen unmittelbar hinter der linken Seite des Kopfes müssen noch versäubert werden.

 

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Abb. 25

 

Es folgen die Stacheln auf den Augen, das Occipitalhorn und zum Schluss die linke Wange.

 

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Abb. 26

 

Nachdem die Versiegelung aufgebracht und abgetrocknet ist, kann er raus aus der Werkstatt und ins rechte Licht fürs Fotografieren gerückt werden (die Werkstattfotos sind überwiegend etwas blaustichig). Irgendwann, wenn sich hierzu die Gelegenheit bietet, soll er noch einmal übergestrahlt und erneut eingelassen werden.

 

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Abb. 27: Foto vergrößern.

 

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Abb. 28

 

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Abb. 29

 

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Abb. 30

 

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Abb. 31

 

 

Angaben zum Fossil im Überblick:

Trilobit: Walliserops tridens, Chatterton et al., 2006

Größe: ca. 8,5 cm

Fundort: Jbel el Gara, Marokko

Stratigraphie: Unteres bis Mittleres Devon, Timrhanrhart Formation

Zeitaufwand: ca. 20 Stunden

 

Mehr über die Gattung Walliserops erfahren Sie in der englischsprachigen Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Walliserops

 

 

Bisher erschienene Berichte in der Serie: „Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten:

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 1. Teil: Ceratarges ziregensis

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 2. Teil: Ceratarges ziregensis Nr. 2

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 3. Teil: Ceratarges ziregensis Nr. 3

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 4. Teil: Koneprusia

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 5. Teil: Ceratarges sp.

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 6. Teil: Ceratarges sp.

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 7. Teil: Walliserops trifurcatus

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 8. Teil: Walliserops trifurcatus Nr. 2

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 9. Teil: Psychopyge sp. mit extrem kurzer „Nase“

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 10. Teil: Präparation eines Ceratonurus

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 11. Teil: Präparation eines Dicranurus aus Atchana

„Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 12. Teil: Freilegung eines Leonaspis