Präparation eines Discoceratiten

Eigentlich sollte dieser Bericht eher heißen "Restaurierung eines Discoceratiten" oder aber "Wiedererstehung eines Discoceratiten", denn die Aufbereitung des Fundstückes glich nicht der üblichen Weise, mit der ich meine Funde behandele, sondern war wesentlich intensiver.

 
Aber der Reihe nach. Als Muschelkalkgeschädigter – ich fand meine ersten Fossilien im Elm, einem recht bekannten Gebiet für Muschelkalkaufschlüsse – hatte ich schon immer eine innige Beziehung zu Ceratiten. Viele davon befinden sich heute in meiner Sammlung, aber alle gehören zu den "kleinen" Formen wie Ceratites nodus oder Ceratites compressus. Ein Discoceratit hingegen war nie zu finden, die entsprechenden Schichten kommen einfach kaum zu Tage. Als beeindruckendes und vergleichsweise riesenhaftes Endstadium der Entwicklung der Ceratiten fehlte ein solches krönendes Exemplar aber noch in der Sammlung.

 

Durch einen glücklichen Zufall war es über einen befreundeten Sammler möglich, einen unpräparierten Discoceratiten im Fundzustand zu erwerben. Eine Möglichkeit, von der ich sogleich Gebrauch machte. Denn wenn schon keine Möglichkeit bestand, selbst einen zu finden, so sollte wenigstens die Präparation von eigener Hand erfolgen.
 
Damit wäre ich dann beim eigentlichen Thema: Der Präparation. Diese möchte ich in Form einer kleinen Bilderserie darstellen, mit Erläuterungen zu jedem einzelnen Präparationsschritt. Da die von mir angewendeten Techniken nicht nur für den Muschelkalk zutreffen, sondern auch bei vielen anderen Gesteinstypen umsetzbar sind, ist dies ein  gutes Lehrstück für unsere Präparationsabteilung. Denn so kann jeder selbst beurteilen, welcher Schritt gut war und welcher nicht ;-)

 

Nun zu Bild 1: Der Ceratit im Fundzustand. Ein wunderbares 3D-Puzzle aus etwa 10 Teilen, noch umgeben vom tonigen Sediment.

 


1-Teile_1.jpg
 

 

Bild 2 zeigt die zusammengelegten Teile. Erste Erleichterung machte sich breit, denn der Ceratit war vollständig. Zwar wurden deutliche Verwitterungsspuren sichtbar, einige Kammern waren auch weg, aber an und für sich ein gutes Stück.

 


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Nach der Reinigung und dem Kleben sah die Welt schon anders aus. Die Reinigung erfolgte übrigens durch Einlegen der Teile für einen Tag in Wasser, gefolgt von anschließendem Abbürsten. Dadurch lösten sich die tonigen Schichten und alle weiteren losen Teile. Nur die festen Stücke des Ceratiten an sich blieben übrig. Also hatte ich nun eine gute Grundlage zum Kleben. Die Bruchkanten habe ich teilweise etwas abgeschliffen, wenn die Einzelteile mal nicht exakt zusammenpassten. Denn gelegentlich war etwas mineralischer Belag auf den Bruchflächen. Das Kleben erfolgte mit "Akemi extra dünnflüssig", einen Klebstoff den ich für feste Kalke nur empfehlen kann.

 

 

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Bild 4 zeigt den Ceratiten nach einem "Lifting". Dieses war notwendig, weil große Teile der Oberfläche mit einer mehr oder weniger festen Kruste überzogen waren. Diese sah nicht nur unschön aus, sondern verdeckte auch die Einzelheiten des Fossils. Entfernen ließ sie sich durch schaben oder schleifen mit Nassschleifpapier. Einige Stellen konnten auch mit einem kleinen Meißel gelöst werden. Nachdem alle Beläge entfernt waren, sah das Stück schon deutlich besser aus.

 

 

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Nun gab es noch ein Problem: Große Risse, die den Ceratiten durchzogen, ließen mich etwas an seiner Stabilität und Dauerhaftigkeit zweifeln. Diese Risse traten besonders im vorderen, recht stark angewitterten Teil sowie im Bereich der verwitterten Kammersegmente auf. Zur Stabilisierung habe ich diese Bereiche mit einem Gemisch aus Gips und pulverisiertem Umgebungsgestein gefüllt. Dies hatte gleichzeitig den positiven optischen Effekt, dass der Ceratit wieder vollständiger wirkte. Eigentlich sind solche "Ergänzungen" nicht mein Ding, aber hier habe ich die Not mit der Tugend verbinden können. Zur Glättung der gegipsten Stellen und zur Entfernung von Präparationsspuren habe ich den kompletten Ceratiten mit feinem Nassschleifpapier übergeschliffen. Dadurch glichen sich auch die gegipsten Stellen und das natürliche Gestein optisch gut an. Nun war er fast fertig!

 

 

5_gegipst.jpg
 

 

Aber zum Schluss noch das "Tüpfelchen auf dem I": Das Einlassen. Dieser Vorgang wird bei vielen Fossilien durchgeführt, um eine Farbtonvertiefung zu erreichen und sie dadurch aufzuwerten, dient aber auch dazu, die Stücke zu konservieren und haltbarer zu machen. Dieser Vorgang erfolgt somit ausschließlich mit farblosen Einlassmitteln wie Wachsen oder Klarlacken, um zu gewährleisten, dass es nur zu einer minimalen "Verfälschung" des Fossils kommt. Nun gut, hier also das endgültige Resultat: Der Discoceratit nach dem Einlassen. Verwendet habe ich dazu Rember Steinpflege, da dieses dem Gestein einen natürlichen, matten Glanz verleiht.   

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