Präparation des Besenfisches Amiopsis lepidota aus dem Solnhofener Plattenkalk

 

Was macht der Hecht im Karpfenteich, oder: wie ein kleiner Besenfisch doch noch zu seinen Zähnen kam

 


Ich möchte heute ein Experiment vorstellen, dessen Ausgang nicht vorhersehbar war.
Anfang 2010 hatte ich das Glück von einem Bekannten einen Besenfisch übernehmen zu können der wahrlich nicht gut aussah. Mal ganz abgesehen davon, dass ich ihn anfangs auf der Platte nicht mal sehen konnte, so verdreckt war er. Das wirkliche Ausmaß zeigen auch nicht die ersten Bilder, da hier schon ein Teil des Schmodders entfernt wurde. Wie man sieht, liegt er in einer Lehmfäule. Die ist nun auch noch ausgetrocknet und bretthart geworden, überall krümelt es, auch in der Wirbelsäule. Aber der Stein hat ein so schönes Format, dass ich es versuchen will.

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Abb. 1: Die Platte im ungereinigten frisch übernommenen Zustand - und wo bitte geht es hier zum Besenfisch?

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Abb. 2: Etwas mehr Licht und man kann schemenhaft eine Wirbelsäule erkennen, wesentliche Voraussetzung für eine Lagebeurteilung.

Das Tier erfolgreich und heile Heim zu bringen war das nächste Problem. Dies konnte aber erfolgreich mit Frischhaltefolie und einem Saunahandtuch bewältigt werden.

Nun erfolgte eine Lagesondierung. Weiterer Schmodder wurde mittels Pinseln und Skalpellen entfernt. Dann wurde der Fisch vorsichtig angeschabt. Es zeigt sich, dass um das Tier eine ganz leichte Geodenbildung stattgefunden hat. Hoffnung macht sich breit. Die Farbe scheint auch gut zu werden.

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Abb. 3: Vorgereinigter Zustand - langsam sieht man worum es geht.

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Abb. 4: Detailaufnahme der Schwanzflosse, die wird gut!

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Abb. 5: Detailaufnahme des Kopfes, ob der noch was wird ist mehr als fraglich.

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Abb. 6: Gesamtaufnahme der Platte im gereinigten Zustand, kein Traum, aber es wird wohl gehen.

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Abb. 7: Der gereinigte und gefestigte Besenfisch mit um ihn abgetragener Fäule.

Nun wird vorsichtig gefestigt. Im Anschluss wird die lehmige Schicht um den Fisch, so weit es ohne Risiko für das Fossil geht, entfernt. Zu meiner Überraschung entsteht eine halbwegs akzeptable Fläche, die aber immer noch lehmig ist.
Eine Versiegelung des Fisches erscheint angebracht, denn die Platte muss gewaschen werden um den Lehm weg zu bekommen, da der Trockenfisch uns ja nicht wegschwimmen soll. Dies entpuppte sich als heikles Unterfangen, da sich die Restschicht, in der sich der Fisch befindet, zu lösen beginnt. Also Pause machen, trocknen lassen, Schicht mit Sekundenkleber fixieren, weiter waschen. Nachdem diese Zeremonie erfolgreich abgeschlossen war, wurde die Platte auf einer Schichtfläche erfolgreich gespalten und somit eine von der Gestalt annähernd identische Trägerplatte gewonnen. Auch diese wurde gewaschen.

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Abb. 8: Kontrolle ob die Trägerplatte und die Originalplatte wirklich gut zusammenpassen.

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Abb. 9: Nach dem Waschen und vor dem Aufbringen des Haftvermittlers.

Nach dem Trocknen wird eine Schablone aus transparenter Blumenfolie angefertigt, auf der der Umriss der Platte und die Lage des Fisches genau eingezeichnet werden. Die braucht man, wenn der Fisch auf „auf der anderen Seite“ keine Beule hinterlassen hat und sich so nicht in der Lage abzeichnet.

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Abb. 10: Erstellen der Schablone.

Nun wurde die Platte auf der der Fisch liegt mit einem Haftvermittler behandelt. Dies war in diesem Fall ein Tiefgrund. Nun muss die Platte erneut trocknen.

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Abb. 11: Aufgeklebt.

Nun wurde ein Gemenge aus verschiedenen Polyersterharzen angemischt und der Fisch so auf den Trägerstein aufgedoppelt.  

Nach ca. einer Stunde war das Kunstharzgemisch so weit abgebunden, dass man den Stein hochnehmen konnte. Das Ergebnis sah gut aus. Ein paar Löcher am Rand waren noch vorhanden, die kann man ja auch später noch verfüllen.
Da der Stein noch sehr dick war, wurde er Schicht für Schicht dünner gespalten. Das klappte eigentlich ganz gut, aber eben nur eigentlich. An einer Stelle war eine große Luftblase und genau hier riss der Sein aufgrund mangelnder Stärke einfach auf. So konnte man wunderbar bis auf die Trägerplatte schauen. So ein Scheiß! Also musste der Stein wieder drauf und man würde sehen was dabei rauskommt. Auch auf Höhe der zu erwartenden Schwanzflosse scherbelten beim Spalten einige kleine Stücke aus der Schicht. Auch sie würden später wohl wieder eingebastelt werden müssen. Dazu kam noch, dass der Fisch wie befürchtet keine Beule hinterlassen hatte. Die Schablone wurde also noch gebraucht.

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Abb. 12: Beim dünner Spalten aufgerissenes Loch bei zu dünner Plattenstärke (< 2 mm) und die wieder einzuklebenden Teile.

Ich begann mit den Randstücken, die nur mit Sekundenkleber befestigt wurden. Ein Verfugen der verbliebenen Spalten verschoben wir auf später. Auch die Platte über dem großen Loch wurde aufgeklebt. Jetzt konnte man auch den Rand verfugen, da die beim Aufdoppeln verwendete Menge Kunstharz nicht ausreichend gewesen war.

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Abb. 13: Die Teilchen wieder aufgeklebt.

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Abb. 14: Originalplatte und Träger im Profil mit Ansicht der Fuge.

Dann kam die zuvor angefertigte Schablone zum Einsatz. Sie wurde genau auf die Platte gelegt und an zwei Stellen mit Gewichten fixiert. Nun konnte man die eine Seite hochschlagen und die Lage des Fisches genau anzeichnen.

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Abb. 15: Auflegen der Schablone.

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Abb. 16: Übertragen der Lage des Fisches

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Abb. 17: Die fertig übertragenen Konturen.

Im folgenden Schritt wurde dann der Fisch angegraben. Man folgte der Linie, die man mit Bleistift von der Schablone auf die Platte übertragen hatte.

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Abb. 18: Hie ist die Platte bereits gefenstert, aber vom Fisch nicht die geringste Spur.

Die erste Schicht wurde abgetragen, ohne Ergebnis und auch ohne eine Andeutung einer Erhebung.

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Abb. 19: Erst einige Schichten tiefer kommt der Fisch und dann zeichnet er sich auch ganz schwach ab.

Erst zwei weitere Schichten tiefer fanden sich leichte Erhebungen (wie man sich verschätzen kann, ohne Schablone hätte man da leicht daneben liegen können). Unmittelbar darunter kommt auch schon gleich das Fossil.

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Abb. 20: Die Wirbelsäule ist gefunden - und, dem Kleber sei´s gedankt, sie ist stabil.

Von nun an ging es recht gut weiter. Es wurde der Wirbelsäule gefolgt, Kopf und Schwanz wurden erwartungsgemäß aufgefunden, nachfolgend kamen auch die Flossen an den erwarteten Stellen.

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Abb. 21: Nun zeigt sich auch die Schwanzflosse.

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Abb. 22: Das Präparat gewinnt langsam Kontur.

Vor allem der Kopf zeigt eine Erhaltung, wie sie der Klumpen von der anderen Seite nicht erwarten ließ. Dann folgt man dem Körperumriss und legt dabei die Flossen bis in die Spitzen frei.

Abschließend wurde der Rest des Fisches von noch aufliegendem Gestein befreit und die Kanten gesetzt.
Versiegelt wurde das Stück anschließend mit Zaponlack. Im letzten Arbeitsgang wurden die Schäden an den Scherben in der Nähe der Schwanzflosse verputzt.

Das Ergebnis zeigt einen Besenfisch in einer Erhaltung, die man Anfangs sicher nicht vermutet hätte. Sicher hätte mancher die Platte als unrettbar betitelt und entsorgt, etwas, das man sich gut überlegen sollte!

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Abb. 23: Gesamtaufnahme der ganzen Platte, ganz anständig geworden, wie ich finde.

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Abb. 24: Der Fisch aus der Nähe. GROSSE BILDVERSION ANZEIGEN.

Angaben zum Fossil:
Art: Amiopsis lepidota , 15,6 cm Solnhofener Plattenkalk, Region Eichstätt, Platte: 33 x 56 cm

Verwendete Werkzeuge:
Chicago
HW 10
PPS70
Diverse Nadeln
Diverse Skalpelle
Mikrobohrmaschine mit Dentalfräsern

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Udo Resch