Präparation und Restauration eines Gyrodus aus den Plattenkalken von Painten

Vor einiger Zeit hatte ich das Glück, einen unvollständigen Gyrodus-Rohling aus Painten ergattern zu können. Es war ein „Risiko-Stück“, aber immerhin: anhand der Querbrüche war klar, dass es ein „Kugler“ (Kugelzahnfisch) ist. Wie komplett im Querbruch gefundene Fossilien sind, ist anfangs oft fraglich. Deswegen wartete ich nicht lange, sondern machte mich neugierig an die Arbeit. Als erstes wurden die Steine zusammengefügt. Wie es mir leider in schöner Regelmäßigkeit passiert, vergaß ich wieder einmal den Rohzustand zu dokumentieren. Die Dokumentation setzt daher erst nach einigen Stunden Arbeit am Objekt ein. Zu diesem Zeitpunkt war bereits klar, dass die „Körperscheibe“ komplett vorliegt, während Teile der Rücken- und Afterflosse fehlen.

 

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Abb. 1

 

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Abb. 2

 

Insgesamt ist jedenfalls genug vom Kugelzahnfisch vorhanden, dass die Motivation zum Fortsetzen der Präparation und zum anschließenden Ergänzen der Fehlstellen groß genug ist.

 

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Abb. 3

 

An den Flossen geht es irgendwann nicht mehr weiter, ohne die vorhandenen Stummel zu gefährden. Aus einem vorhandenen Reservestein wird daher ein möglichst passendes Ansetzstück generiert.

 

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Abb. 4

 

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Abb. 5

 

Der Ansetzstein wird eingepasst und die Übergänge stabilisiert.

 

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Abb. 6

 

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Abb. 7

 

Anschließend werden die Fugen von der Oberseite her mit Kleber und Gesteinsmehl aufgefüllt.

 

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Abb. 8

 

Nun werden die zu restaurierenden Partien angezeichnet.

 

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Abb. 9

 

Im nächsten Arbeitsgang werden die zuvor angezeichneten Restaurationen ausgeformt, gehärtet und mit einem Relief versehen.

 

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Abb. 10

 

Nach dem Vorbereiten der Ergänzungen wird zunächst der Rest des Fisches freigelegt. Dann werden alle Fugen, an denen Kleber zu sehen ist, mit einem Kugelfräser wieder geöffnet. So wird entlang der Klebenähte überschüssiger Kleber entfernt, was beim anschließenden Kaschieren der Übergänge Arbeitsaufwand und Umfang reduziert.

 

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Abb. 11

 

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Abb. 12

 

Nachdem alles getrocknet ist, fallen die Übergänge kaum noch auf.

 

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Abb. 13

 

Nach ein paar Retuschen präsentiert sich das Stück nun schon ganz ansehnlich. Der Seeigelstachel in der Matrix oberhalb des Schädeldachs ist übrigens original und gehört auch an diese Stelle.

 

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Abb. 14

 

Nun geht es an die Farbe. Mit verschiedenen Buntstiften wird daran gearbeitet, Klebenähte in der Körperscheibe zu verdecken und passende Farbe auf die Flossen aufzubringen. Verwendet werden hierzu permanente und lösliche Buntstifte.

 

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Abb. 15

 

Aufgrund mangelnden Talents beim Treffen der richtigen Farbe bedurfte es mehrerer Anläufe und einiger Nacharbeiten bis ich mit dem erreichten Ergebnis zufrieden war.

 

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Abb. 16: Resultat der Präparation des in restauriertem Zustand 20 cm langen Gyrodus sp.

Foto vergrößern.

 

Angaben zum Fossil und zur Präparation sowie Restauration im Überblick:

Fossil: Gyrodus sp.

Formation: Kimmeridgium

Fundort: Painten

Größe: restauriert 20 cm

Verwendete Werkzeuge: diverse Druckluftstichel, Nadeln, Mikrobohrmaschine, Skalpell, Dental-Rosenbohrer, Bandschleifer, Diamant-Trennscheibe

Zeitaufwand: ca. 20 Stunden

 

Udo Resch für Steinkern.de

 

 

Hier geht es zur Diskussion zum Bericht im Steinkern.de Forum:

https://forum.steinkern.de/viewtopic.php?p=271691

 


 

Weitere Artikel über Gyrodus auf Steinkern.de:

 

Lang, F. (2006): Ein körperlich erhaltener Gyrodus Fischkiefer aus dem Malm Zeta von Unterhausen bei Neuburg / Donau

Resch, U. (2009): Evolution eines Kugelfisches: Vom Börsenleichling zum attraktiven Sammlungsstück

Resch, U. (2017): Präparation eines Gyrodus aus den Solnhofener Plattenkalken

Resch, U. (2018): Präparation eines Gyrodus aus Solnhofen