Präparation eines Gyrodus aus den Solnhofener Plattenkalken

Im Oktober 2013 erhielt ich von einem Bekannten aus der Solnhofener Gegend einen kleinen Kugelfisch der Gattung Gyrodus zur Präparation. Diese „possierlichen“ Fische gehören nicht unbedingt zu den häufigen Formen unter den Plattenkalk-Fischen und sind bei Sammlern nicht nur deshalb recht begehrt.

 

Die Ausgangsbasis
Das Exemplar ist, wie man auf den Abb. 1 und 2 gut erkennen kann, unter deutlichen Substanzverlusten verspalten. Die Fläche, wo das „Fleisch“ fehlt, ist größer als zwei 2€-Stücke. Das Negativ, in dem noch einiges an Substanz steckt (unter anderem der halbe Schädel) ist eine dünne Fäule. Die Positivseite ist ein nur zirka 4 mm dünner Stein. Hierher muss übertragen werden.

 

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Abb. 1

 

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Abb. 2

 

Doch zunächst wird der dünne Stein auf eine Trägerplatte gekittet. In bewährter Manier werden kleine Sockel unter die Platte gesetzt, bis sie auf dem zukünftigen Trägerstein nicht mehr wackelt. Anschließend werden beide Platten aufeinander geklebt. Nach zwei Tagen Abbindezeit wird die neue Trägerplatte formatiert und anschließend am Bandschleifer verschliffen.

 

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Abb. 3 und 4

 

Die Erhaltung
Nun, es ist sicherlich aufgrund der zuvor beschriebenen Verluste kein Traumstück. Dennoch ist die Qualität der Erhaltung als gut zu bezeichnen. So zeigt der Fisch schon als Spaltfossil die Brustflosse, was nicht sehr häufig vorkommt. Dazu kommen noch die Zerfallserscheinungen am Rücken. Auch wird der Gyrodus wohl auch noch an anderen Stellen Spuren des Zerfalls zeigen. Mancher wird sagen, „der ist ja kaputt“ - das ist richtig, aber dafür erzählt er eine Geschichte! Und das ist oft viel interessanter.

 

Die Präparation
Der Anfang besteht darin, das „Negativ“ zu zerlegen, um aus diesem den aufzuklebenden Teil zu gewinnen. Dieser wird dann vorsichtig auf das Positiv gelegt und die Position angezeichnet. Dann wird er wieder abgenommen und mit Akemi aufgeklebt.
Am Folgetag gilt es dann, den Fisch von noch anhaftendem Gestein zu befreien. Dies gelingt recht gut. Die Schwanzflosse zickt ein wenig und es zeigen sich schon bald die zuvor orakelten Mazerationserscheinungen. Im Bereich der Fehlstellen kam noch ein bisschen, andere Bereiche konnten hervorragend abgegossen werden.

 

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Abb. 5 und 6

 

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Abb. 7

 

Nachdem der Kopf vollständig freigelegt und auch die Augenhöhle ausgeräumt ist, sieht der Fisch schon recht ordentlich aus.

 

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Abb. 8

 

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Abb. 9

 

Nun, da alles freiliegt, werden im Bereich vor der Schwanzflosse die Übergänge verschliffen und es wird ein Versuch unternommen das Loch hinter dem Kopf restaurativ zu modellieren. Letzteres ist so gruselig geworden, dass es gleich wieder eliminiert wird. Ich entscheide mich, das Stück besser erst einmal wegzulegen - allerdings erst, nachdem das Unglück mit einer weiteren Lage Spachtelmasse wieder planiert ist.

 

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Abb. 10

 

Lange Zeit später folgt dann ein neuer Anlauf. Der gelingt deutlich besser, verlangt aber noch Verbesserungen an Details. Es muss also noch nachgearbeitet werden.

 

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Abb. 11

 

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Abb. 12

 

Nicht jede Idee, die man im Laufe eines solchen Projektes hat, ist auch gut. Mit einem kleinen Hammer wird eine dünne Schicht herunter geklopft.

 

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Abb. 13 und 14

 

Kleine, hartnäckig haftende Bereiche werden mit einem Skalpell eingeebnet.

 

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Abb. 15

 

Der Nachteil dieser Idee ist, dass man durchaus einbrechen kann, wenn man nach längerer Zeit eine Präparation fortsetzt und sich nicht gleich an alles erinnert. In Summe sind es am Ende vier kleinere Löcher, die es zu kaschieren gilt. Dazu die Kratzer in der Platte von den Skalpellklingen - erhebliche Mehrarbeit, die man sich hätte sparen können. Aber insgesamt hat es sich gelohnt, die dünne Schicht zu entfernen, da der Fisch nun deutlich plastischer gegenüber dem Trägerstein ist und somit besser zur Geltung kommt.

 

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Abb. 16: Hier sind rechts unten noch eingebrochene Stellen zu sehen.

 

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Abb. 17

 

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Abb. 18

 

Es folgen noch ein paar kleine Reparaturen im Bereich des Schädeldachs und eine am First des Rückens. Die Rückenflosse löst sich wie von Geisterhand von allein und wird bei der Gelegenheit gleich dort am Körper angesetzt, wo sie hingehört und mit Kleber fixiert.

 

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Abb. 19

 

Schließlich wird die Platte nochmals überarbeitet und nun ist der Gyrodus so weit, dass er koloriert werden kann.

 

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Abb. 20

 

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Abb. 21

 

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Abb. 22

 

Das Ergebnis ist sehr gut gelungen - aus einer „Leiche“ ist ein ansehnliches Schaustück geworden.

 

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Abb. 23

 

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Abb. 24 - Foto vergrößern.

 

Daten zum Fossil:
Gyrodus sp.
Solnhofen Langenaltheimer Haardt, ehemaliger Hobbybruch
Größe ca. 15 cm
Sammlung: Privat


Udo Resch für Steinkern.de, alle Rechte beim Autor.