Präparation einer Großlibelle der Gattung Aeschnogomphus vom Blumenberg bei Eichstätt

Wie man eine Libelle aus dem Stein kitzelt, Teil IV - Präparation einer Großlibelle der Gattung Aeschnogomphus aus dem Hobbybruch auf dem Blumenberg bei Eichstätt.

 

 

Ende August 2014 wurde ich von einem Sammlerkollegen gefragt, ob ich seinen jüngsten Fund präparieren könnte, da er sich an das Stück nicht herantraute.

Es handelte sich um eine seltene Großlibelle, die noch von einer Gesteinsschicht verdeckt, in einer von Eisenoxid durchzogenen Platte lag. Großlibellen präpariert man nicht alle Tage, doch ohne das Stück in Augenschein genommen zu haben, wollte ich keine Aussage machen. So trafen wir uns einige Tage später an der Lokalität.

 

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Abb. 1: Der Rohling.

 

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Abb. 2: Die Aeschnogomphus aus der Nähe betrachtet.

 

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Abb. 3: Auch auf der Rückseite der dünnen Platte paust sich das Fossil durch.

 

Die Beurteilung bei Sichtung des Fundstücks fiel positiv aus. Ich entschied mich dazu, mich an der Präparation des Fossils zu versuchen.

 

Es stellte sich nun als nächstes die Frage, wie das Fossil nach der Präparation aussehen soll.

Da zwei Flügel aus der Platte herauslaufen, könnte man ergänzen. Der Finder sagte mir jedoch, dass er Purist sei und lediglich wolle, dass das freigelegt wird, was im Stein ist. Restaurieren könne man ja schließlich immer noch.

Es würde nicht einfach werden, denn der Stein enthält schon ziemlich viel Eisen. Auch ist er durch oberflächen- und kluftnahe Lage angewittert. Hoffentlich würde das Fossil dadurch nicht schon zu sehr in Mitleidenschaft gezogen sein!

 

Da der Stein so dünn war, dass die Platte im Kopfbereich der Libelle sogar im Gegenlicht durchschien, konnte die Präparation nicht ohne vorheriges Aufdoppeln auf einen Trägerstein begonnen werden. Das Aufdoppeln geschah - wie immer - mittels einer Spachtelmasse.

 

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Abb. 4: Dieses Foto dokumentiert das Aufdoppeln auf eine große Trägerplatte mittels Spachtelmasse.

 

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Abb. 5: Die Kleberüberschüsse wurden entfernt...

 

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Abb. 6: ... und anschließend die Trägerplatte auf das von der Platte mit der Libelle vorgegebene Format zurechtgezwickt.

 

Mit dem Präparieren wurde auf der rechten Seite am Vorderflügel begonnen. Es funktionierte. Kleine Stücke einer dünnen Deckschicht sprangen ab und gaben Flügelteile frei.

 

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Abb. 7: Der Anfang war gemacht.

 

So ging es ein Stück weit in den Flügel hinein. Anschließend wurde der rechte Hinterflügel gesucht und ebenfalls gefunden.

 

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Abb. 8: Beim rechten Vorder- und Hinterflügel konnte jeweils die Trennschicht gefunden werden und ein erstes "Fenster" freipräpariert werden.

 

Die Hoffnung auf ein gutes Präparationsergebnis wuchs.

Der rechte Hinterflügel zeigte überaschend ein durch infiltrierte Eisenoxide angefärbtes Flügelgeäder.

 

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Abb. 9: Die Äderung des rechten Hinterflügels tritt durch glückliche Umstände deutlich hervor.

 

Nachdem die Flügel rechts weitgehend freilagen, wurde klar, dass die Faltung nicht besonders gut erhalten war, aber immer noch besser als es bei der Mehrzahl der Spaltfossilien der Fall ist.

 

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Abb. 10

 

Als nächstes ging es mit der Arbeit am linken Hinterflügel weiter, dessen Qualität besser war. Das dünne Häutchen auf dem Fossil zeigte im Trennungsverhalten allerdings keine Unterschiede zur rechten Seite.

 

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Abb. 11: Das dünne Gesteinshäutchen wurde vom linken Hinterflügel mit dem Druckluftstichel herunterpräpariert.

 

Auf dem linken Vorderflügel sah es genau so aus:

 

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Abb. 12: Ein ähnliches Bild wie beim linken Hinterflügel zeigte sich auch am linken Vorderflügel.

 

Stück für Stück ging es voran. Dem Verlauf der Flügelränder von den Hinterkanten zu den Flügelspitzen folgend und dann zu den Vorderkanten vordringend.

 

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Abb. 13

 

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Abb. 14

 

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Abb. 15

 

Die Flügel tauchen am Körper tief in die Platte ab.

 

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Abb. 16: In Körpernähe tauchen die Flügel vergleichsweise tief in das Matrixgestein ein.

 

Nachdem alle Flügel weitgehend freilagen, galt es den Körper freizulegen. Von diesem trennte das Gestein deutlich besser, vermutlich bedingt durch den höheren Anteil an organischem Material zum Zeitpunkt der Einbettung.

 

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Abb. 17: Freilegung des Abdomens.

 

Als nächste Schritte nach Freilegung des Abdomens wurden noch der Kopf und das vordere Beinpaar präpariert. Damit war das Exponat selbst bereits fertiggestellt.

 

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Abb. 18

 

Nach dem Versäubern der Kanten präsentierte sich das Fossil in einer, wie ich finde, sehr attraktiven Weise:

 

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Abb. 19

 

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Abb. 20: Vergrößerte Ansicht anzeigen.

 

Fossil: Aeschnogomphus sp.

 

Fundort: Hobbybruch auf dem Blumenberg bei Eichstätt

 

Stratigraphie: Jura / Malm Zeta 2b

 

Größe: Vorhanden sind 13 cm, ursprünglich hat die Libelle eine Spannweite von über 18 cm gehabt.

 

Zeitaufwand für die Präparation: ca. 7,5 Stunden

 

 

Vorherige Berichte aus der Reihe "Wie man eine Libelle aus dem Stein kitzelt" auf Steinkern.de:

Fingerspitzengefühl: Wie man eine Libelle aus dem Stein kitzelt - Teil I

Wie man eine Libelle aus dem Stein kitzelt - Teil II

Wie man eine Libelle aus dem Stein "kitzelt" - Teil III: Cymatophlebia longialata

 

Udo Resch für Steinkern.de, alle Rechte beim Autor.