Präparationswerkzeug

Günstige Präparationsspitzen für Graviergeräte

Dieser Beitrag richtet sich an alle, die sich, wie ich noch nicht durchringen konnten, einen Druckluftstichel für die Präparation anzuschaffen, sondern sich mittels Graviergeräten behelfen.

Ein permanentes Thema bei diesen Geräten ist die Frage nach geeigneten Spitzen. Die mitgelieferten Spitzen sind zwar meist aus Hartmetall, dafür aber sehr gedrungen und haben eine flachkonische Spitze, die für viele Feinarbeiten schlicht ungeeignet ist. Weiters haben die Geräte, die ich bislang verwendet habe, eine Spitzenaufnahmehalterung mit einem Innendurchmesser zwischen 3,2 -3,5 mm. Dafür passende feine Spitzen mit einem Durchmesser an der Basis von 3 - 3,2 mm konnte ich trotz längerer Suche jedoch noch nicht finden und habe mich daher bislang mit zurecht geschliffenen bzw. mehr oder weniger gut herausgedrehten Spitzen aus Stahlrillennägeln bzw. abgeschnittenen 3,2 mm HSS-Bohrern beholfen. Das geht zwar grundsätzlich, ist aber ein mühsames Geschäft. Das Hauptmanko war aber, dass selbst die mühsam geschliffenen Spitzen aus HSS-Bohrern in etwas härteren Matrizes schnell abgenützt wurden bzw. dazu neigten, sich zu „Angelhaken“ zusammenzuringeln, was auch nicht wirklich befriedigend war. Die Suche ging also weiter …

Grammophonnadeln wurden schon immer für Präparationsarbeiten gerne verwendet, da sie sehr fein zugeschliffen, aus einer guten Stahlqualität gefertigt und in verschiedenen Stärken und kostengünstig in hohen Stückzahlen verfügbar sind. Es war auch für mich neu, dass die klassische Grammophonnadel nur einmal verwendet wird, und diese daher in 100-1000 Stück Dimensionen verkauft werden. Ein Nachteil bei der Verwendung mit einem Graviergerät ist aber eben die Feinheit (ich habe welche zwischen 0,9 und 1,7 mm Stärke) und die Kürze dieser Nadeln, die oft nur zwischen 15-20 mm liegt. Mein Problem, und ich würde mich wundern, wenn ich damit der einzige wäre, lag darin, diese in eine passende Halterung bzw. Fassung zu bekommen, um später in die Spitzenaufnahme meines Graviergerätes zu passen (ich verwende z.Z. ein Dremel-Graviergerät). Ideen hatte ich einige: Einlöten in ein 3 mm Messingrohr, Eingießen des Nadelendes in Blei und Herausschleifen eines Schafts von 3 mm Durchmesser etc.  – „kreative“ Ansätze, aber nicht praktikabel. Schließlich bin ich aber nach längerem Suchen auf eine Lösung gekommen, die einfach durchzuführen ist, keine großartige Werkstattausrüstung benötigt, kostengünstig und mit gängigen Materialien machbar ist, und die sich bei mir außerordentlich gut bewährt hat:

Die Fassung der Nadeln in Blindnieten mittels 2-Komponentenklebern.

Blindnieten deshalb, da diese in geeigneten Stärken und Längen verfügbar und nicht allzu schwer zu besorgen sind und für die Fassung der Nadeln den großen Vorteil haben, dass der Dorn gleichzeitig für die Impulsübertragung und Stütze der Nadeln dient.

Aber zuerst einmal der Reihe nach - benötigt werden:

• Blindnieten mit Durchmesser 3,2 bzw. 3,0 mm (bzw. passend zum Innendurchmesser der Spitzenaufnahme des verwendeten Geräts) und Längen zwischen 10 und 25 mm (billiger und ausreichend sind Alu/Stahl-Blindnieten, wo die Hülse aus Alu und der Dorn aus Stahl ist)

• Grammophonnadeln: ich habe sie von Nadelparadies.com bezogen, die 4 unterschiedliche Stärken anbieten (0,9 mm, 1,3 mm, 1,5 mm und 1,72 mm). Im Bild sind Blindnieten 3.2x25, 3x12 bzw. 3x10 mm und Grammophonnadeln mit Stärke 0.9, 1.3, 1.5 und 1,72 mm abgebildet.

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• 2-Komponentenkleber: ich verwende für diese Anwendung am liebsten sogenannten Presto „Haftstahl“ (Epoxidharz, bindet nicht ganz so schnell ab und härtet sehr hart aus), mit gutem Erfolg habe ich auch Pattex „Kraft Mix Metall“ verwendet (Epoxidharz, bindet schnell ab), es müsste aber auch mit anderen 2-Komponentenklebern auf Polyesterbasis funktionieren, inklusive dem klassischen Akemi-Kleber.

• Kleiner Hammer

• Rohrzange

• Kombizange oder Seitenschneider

• Minibohrmaschine und Feile, falls später die Nietenköpfe abgeschliffen werden sollen (bei kurzen Nieten ist es aber nicht unbedingt notwendig)

• Kleines Holzbrett mit 4mm Loch zum Herausschlagen der Dorne und kleinen 3,5 mm Bohrungen (ca. 5-6 mm tief) zum Aufstellen der Nieten während der Klebung.

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Und so geht’s:
1)
Die Niete in das 4 mm Loch stecken und den Dorn der Niete mit ein, zwei leichten Schlägen mit dem Hammer aus der Hülse herausschlagen.
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2) Einkürzen des herausgeschlagenen Dorns mit der Kombizange/Seitenschneider auf eine Länge ca. 4 mm kürzer als die Hülse (Achtung, der kleine Knubbel am Ende des Dorns zählt da nicht mit!).
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3) Den gekürzten Dorn wieder in die Hülse in gleicher Richtung einsetzen. Ich empfehle hier die Verwendung der Rohrzange, da sich mit dieser der Dorn wieder sanfter hineindrücken lässt. Man kann ihn auch wieder mit dem Hammer vorsichtig hinein klopfen, allerdings besteht das Risiko, dass sich die Hülse verbiegt oder gestaucht wird, falls es ein wenig spießt.
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So sehen dann die wieder zusammengesetzten Nieten mit gekürztem Dorn aus:
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4) Die Nieten mit dem Kopf nach oben in das Brettchen stecken. Sie sind nun vorbereitet für das Einkleben der Nadeln.
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5) Den Kleber nach Anleitung anrühren. Ich empfehle, nur kleine Mengen anzurühren, da der Verbrauch an Kleber für diese Verwendung nur homöopathisch ist, dafür muss man versuchen im Kleinen das Kleber/Härter-Verhältnis einigermaßen genau zu treffen. Ebenso empfiehlt sich auch, mehrere Nadeln parallel zu fassen, damit sich der Aufwand auch auszahlt. Bessere Erfahrungen habe ich mit pastösen bzw. hochviskosen Klebern gemacht, da die Nadel leichter ausgerichtet werden kann. Bei dünnflüssigen Klebern kippt sie leichter bevor der Kleber abbindet, und man muss immer wieder die Stellung der Nadel nachkontrollieren.

6) Das Ende der Nadel ca. 3-4 mm in den Kleber eintauchen und in das Loch der Niete einsetzen, durch leichtes Drehen sicherstellen, dass der Kleber im Loch gut verteilt ist, gegebenenfalls ein zweites Mal eintauchen, sodass die Nadel dann in genügend Kleber sitzt. Bei schnell abbindenden Klebern ist jetzt ein wenig Eile angesagt, um die Verarbeitungszeit möglichst gut auszunützen.
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7) Stellung der Nadel bis zum Abbinden des Kleber immer wieder kontrollieren.

8) Eingesetzte und justierte Spitzen bis zum Aushärten (am besten über Nacht) nicht mehr anrühren - im Prinzip sind die Präparierspitzen fertig!
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9) Entfernung des Rands des Nietenkopfs: dieser Schritt ist bei kurzen Nieten (10-12 mm Länge) oft nicht notwendig ist, da der Kopf bei vielen Graviergeräten kaum aus der Halterung herausragt, bei längeren Nieten (20 – 25 mm) wird dieser Kopf dann aber doch bei der Arbeit stören. Die Spitze in die Kleinbohrmaschine einspannen und den Nietenkopf durch „Drüberziehen“ über eine Feile wegschleifen. Hier ist die Alu/Stahl-Niete von Vorteil, weil der Alukopf schnell abgeschliffen ist. Stahl/Stahl-Nieten leisten da schon mehr Widerstand. Zum Reinigen der Feile von den Aluspänen verwendet man dann am besten eine kleine Drahtbürste.
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Im linken Teil des nächsten Bildes sieht man Präparationsspitzen eingesetzt in 3x10 bzw. 3x12 mm Nieten mit Kopf bzw. abgeschliffenem Kopf, im rechten Teil Präparationsspitzen in 3.2x25 mm Nieten mit abgeschliffenem Kopf.
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Für den gesamten Arbeitsablauf würde ich eine Zeit von ca. 1,5 - 2 Stunden veranschlagen, wobei ein Großteil der Zeit mit der Justierung bzw. Kontrolle der Stellung der eingesetzten Nadeln draufgeht, bevor der Kleber aushärtet. Dafür ist es meiner Erfahrung nach keine große Sache in diesem Zeitraum zwischen 20 - 40 Nadeln parallel zu fassen, was diesen Aufwand dann wieder relativiert. Das Abschleifen der Köpfe für so viele Nadeln dauert auch nicht viel länger als ca. eine halbe Stunde.
Auf den letzten 2 Bildern sieht man kurze und lange Spitzen eingesetzt im Graviergerät, wobei man bei den kurzen Spitzen sieht, dass der Nietenkopf beim Arbeiten kaum stört, während ein Nietenkopf bei langen Spitzen in vielen Fällen vermutlich hinderlich ist.
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Ein Wort zu den Kosten:
Die Alu/Stahl-Blindnieten kosten (in Österreich) zwischen 6-10 Euro / 100 Stück (die längeren sind etwas teurer). Es gibt hier sicher mehrere Hersteller, am österreichischen (vermutlich auch am deutschen) Markt ist die Fa. Gesipa recht präsent. Man findet aber im Internet auch einige Versandanbieter, auf die man eventuell zurückgreifen kann/muss, da vor allem die langen Nieten bei diesen kleinen Durchmessern eher exotische Dimensionen sind.

Die Grammophonnadeln kosten z.B. bei Nadelparadies (Nadelparadies.com) 5,50 Euro / 100 Stück (es gibt aber auch ein Probiersortiment von je 20 Nadeln der 4 Stärken um 6,50 Euro). Bei höheren Stückzahlen gibt es dann entsprechende Preisstaffelungen.
Dazu kommt noch der Kleber: der von mir favorisierte Haftstahl „Presto“ der Fa. Motip Dupli (125 g Packung) hat mich bei Hornbach ca. 13 Euro gekostet, allerdings müsste ich vermutlich in Großserie gehen, wenn ich die gesamte Menge verbrauchen wollte.
Wenn man also einige Nadeln auf einmal fasst, sinken die Kosten für solche Präparationsspitzen sehr schnell auf 30-40 Cent und darunter.

Abgesehen von den Kosten ist es für mich als „Präparationsfrischling“ bislang die beste Lösung für feine und vor allem haltbare Präparationsspitzen in Kombination mit einem Graviergerät. Zusammen mit einem Graviergerät, ( z.B. Dremel), das typischerweise in der 25-30-Euro Region zu Buche schlägt, könnte das auch für manch anderen eine günstige Einstiegslösung darstellen.

Günter Richter