Präparation und Bergung

Präparation eines Ichthyosaurier-Paddels aus einem Laibstein des Untertoarcium von Postbauer-Heng

Im November 2017 hatte ich das Glück, eine große Baustelle im Lias Epsilon (≈ Untertoarcium) von Postbauer-Heng zu entdecken, die sich leider jedoch schon im zweiten Bauabschnitt befand. Hier konnte ich zahlreiche der begehrten Laibsteine knacken und wurde mit reichlich Ammoniten und anderen Funden für die Mühen belohnt. Ein dritter Bauabschnitt sollte im Februar-März 2018 beginnen, doch erst im April war es dann soweit. Es konnten nochmals viele Laibstein mit jeder Menge Ammoniten geborgen werden, aber auch einige Laiber mit Knochen, Wirbeln und Panzerplatten sowie ein Fisch, ein Schädelfragment eines Ichthyosauriers, ein Schädeldach eines Meereskrokodils und ein kleiner kompletter Meereskrokodilschädel. Zu den geborgenen Knochen zählte auch ein vielversprechendes Ichthyosaurierpaddel.

 

Die Präparation des Paddels soll nachfolgend in Text und Bild dargestellt werden.

 

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Abb. 1: Ausgangslage. Der knapp 35 cm große Laibstein ist in zwei Hälften gespalten. Auf beiden Seiten sind Fingerkochen eines Ichthyosauriers zu erkennen. Die Knochen, von denen einige durchgerissen sind, liegen weitestgehend artikuliert vor. Deswegen habe ich mich dazu entschieden, die beiden Hälften zusammenzukleben und von einer Seite aus herunter zu präparieren. Foto vergrößern.

 

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Abb. 2: Da das Paddel ziemlich parallel zur Bruchfläche gelegen hatte und ich somit ein recht genaues Bild von der Lage der Knochen hatte, konnte von beiden Seiten viel Gestein mit Winkelschleifer und Schriftenhammer abgetragen werden, ohne dabei Gefahr zu laufen, Knochen zu beschädigen. In diesem Zuge konnte das Gewicht des Steins von knapp 30 kg auf 12 kg reduziert werden. Dadurch wurde die Handhabung des Steins im weiteren Verlauf der Präparation um einiges leichter.

 

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Abb. 3: Danach habe ich die Platte in ein Bad mit 8%-iger Ameisensäure gelegt, um mich an die Flosse heranzutasten.

Beim Arbeiten mit Ameisensäure sind eine Atemschutzmaske, eine säurebeständige Schutzbrille und geeignete Chemikalienschutzhandschuhe aus säurefestem Material unverzichtbar, da die Säure über Hautkontakt und auch über die Atemwege schwere Verätzungen auslösen kann.

Leider zeigte sich bald, dass die Säure - ausgehend von Rissen am Rand der Platte - unbarmherzig kleine Knöchelchen anfraß.

 

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Abb. 4: Meinen ursprünglichen Plan, die Paddelknochen insgesamt herauszuätzen, ließ ich fallen. Stattdessen entschied ich mich dazu, soweit wie möglich mit Sticheln vorzuarbeiten.

 


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Abb. 5: Dabei tauchte, wie es anhand des Querbruchs zu erwarten war, ein Knochen nach dem anderen auf. Am Ende werden es 44 Paddelknochen sein.

 

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Abb. 6: Von den relativ planen Oberflächen der einzelnen Paddelknochen trennte das Gestein überraschend gut, sodass ich zunächst zügig voran kam. Leider sind die kleineren Knochen ein kleines Stückchen verdriftet, sodass die Flossenform nicht mehr optimal zu erkennen ist.

 

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Abb. 7: Nachdem ich die Fläche soweit frei gestichelt hatte, wollte ich in die Tiefe gehen. Hier verlangsamte sich der Fortschritt der Arbeiten zusehends. Da am unteren und linken Rand des Laibsteins keine Knochen enthalten waren, wurde der Randbereich mit dem Winkelschleifer eingeebnet.

 

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Abb. 8: An den Seiten der Knochen war so gut wie keine Trennfuge vorhanden. Deswegen entschied ich mich an dieser Stelle dazu, nochmals Ameisensäure zum Einsatz zu bringen. Dieses Mal aber nur mit 4%iger Konzentration. Bereits offen liegende Kochen habe ich zum Schutz mit Paraloid B72 überzogen. Den Tipp mit dem Paraloid-Überzug zum Schutz von Knochen bei Arbeiten mit Ameisen- bzw. Essigsäure hatte ich dem Internet entnommen. Leider erwies sich die Versiegelung als weitaus weniger effizient als erhofft, wie die Abbildungen 9 und 10 zeigen.


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Abb. 9

 

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Abb. 10: Ich kann Paraloid B72 nicht zur Versiegelung von Knochen zu deren anschließender Säurebehandlung empfehlen. Schon nach zweieinhalbstündiger Einwirkung von 4%iger-Ameisensäure wurden einige Stellen weiß. Nach dem Wässern war klar: Die Ameisensäure hatte den Paraloid-Überzug unterwandert. Es gab zwar glücklicherweise keine großen Schäden, aber das Ablösen des restlichen Lacks erwies sich als zeitaufwendig.

 


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Abb. 11: Danach habe ich statt Paraloid verdünnten Zaponlack zum Schutz der Knochen verwendet und bin von Ameisensäure auf 3-4%ige Essigsäure umgestiegen. Essigsäure löst Kalk viel schonender als Ameisensäure - es dauert allerdings auch sehr viel länger. Auch nach dem Einsatz von Essigsäure gilt es natürlich, die behandelten Fossilien zur Neutralisierung lange zu wässern, mindestens doppelt bis dreimal so lange wie das Stück in der Säure gelegen hat.

 


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Abb. 12: Die Prozedur habe ich dann einige Male wiederholt, bis das gewünschte Ergebnis vorlag. Nach ausgiebigem Wässern und Trocknung von Knochen und Gestein, habe ich die Knochen zum Schluss mit Zaponlack eingelassen. Fertig – nicht perfekt, aber doch schön genug für meine Sammlung. Foto vergrößern.

 

Fossil: Ichthyosaurier-Paddel, von dem immerhin 44 einzelne Knochen überliefert sind

Zeitstellung: Untertoarcium, Unterjura

Präparationszeit: zirka 35-40 Stunden

Werkzeuge: Stichel HW-65 / HW-10 / Chicago Pneumatic / Krantz, Winkelschleifer, Druckluftschleifer, Schriftenmeißel.

Materialien: Sekundenkleber, Zaponlack, Ameisensäure, Essigsäure, persönliche Schutzausrüstung


Viele Grüße,
Fritz Lang

 


Diskussion zum Bericht im Steinkern.de Forum:

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