Eine sehenswerte Sonder-Ausstellung: Schatzkammer Osnabrücker Bergland

Eine sehenswerte Sonder-Ausstellung: Schatzkammer Osnabrücker Bergland

 

Die Bezirksgruppe Osnabrück der Freunde der Mineralogie und Geologie (VFMG), der AG Geologie des Naturwissenschaftlichen Vereins Osnabrück (NVO) und des Museums am Schölerberg haben sich anlässlich des 40-jährigen Bestehens der VFMG-Bezirksgruppe zusammengetan und eine fantastische Sonderausstellung zusammengetragen, die derzeit im Schölerberg-Museum Osnabrück ausgestellt ist. Sie wird dort noch noch bis zum 5. Januar 2014 gezeigt.

 

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Abb. 1: Links geht es die Treppe hinauf zur "Schatzkammer".

 

Das Osnabrücker Bergland ist nicht nur für Fossiliensammler, sondern auch für Mineraliensammler ein interessantes Sammelgebiet. Oft finden sich an den Fossilfundstätten als "Begleitfunde" auch Mineralien (so z. B. am Piesberg) – die Mineralienfreunde werden es eher umgekehrt sehen und betonen, dass am Piesberg neben Mineralien auch Fossilien gefunden werde können - aber hier bei Steinkern haben die Fossiliensammler die Deutungshoheit. :-) Es gibt aber eine beiderseitige Wertschätzung und im Osnabrücker Bergland mehr Sammler als anderswo, die sowohl Mineralien als auch Fossilien sammeln. Es bietet sich in dieser Gegend einfach an beides zu verbinden. Jedenfalls kann sich der Fossiliensammler freuen, in der Sonderschau nicht nur die typischen Fossilien sondern auch wunderschöne Mineralien aus der Region zu sehen zu bekommen. Gleichwohl in diesem Bericht nicht näher auf die Mineralien eingegangen wird, ist die Ausstellung also auch für Mineralienfreunde ausdrücklich sehr sehenswert! Doch kommen wir nach Abb. 2 recht rasch zu den Fossilien.

 

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Abb. 2: Bergkristallstufe aus Bramsche - hier stellvertretend abgebildet für zahlreiche großartige Mineralien aus dem Osnabrücker Bergland, die die Ausstellung zeigt.

 

Die Sonderausstellung erwartet den Besucher in einem großzügigen Raum mit hohen Decken im 1. Stock des Museums. In zahlreichen schwarzen Glasvitrinen werden regionale Fundstücke präsentiert. Wird man im Eingangsbereich von überraschend vielfältigem Geschiebe-Material aus allen Erdzeitaltern (Neozoikum, Mesozoikum, Paläozoikum) "begrüßt", werden in den weiteren Schaukästen die Fossilien in einer Erdzeitalter-Systematik vorgestellt, die im Bericht übernommen wird.

Das Oligozän ist durch die ehemalige Sandgrube von Astrup bei Belm mit großartigen Fossilien belegt – ein klassischer Fundort, den man fast in einem Atemzug mit dem Doberg bei Bünde nennen kann. Gekonnt in Szene gesetzt sind ganz besonders die Fossilien der Oberkreide, die nicht nur durch ihre Größe beeindrucken und sicherlich nicht nur für den eingefleischten Fossiliensammler ein Blickfang sind. Sie stammen u. a. von Fundorten wie Dörenthe, Halle Westf. und Rheine, während die Fossilien der Unterkreide durch Ammoniten und Muscheln aus Hollwede/Twiehausen in der Sonderschau vertreten sind. Die Jura-Fossilien stammen u. a. aus den klassischen Aufschlüssen bei Velpe und Ledde im Westen von Osnabrück (Bajocium und Pliensbachium) und aus dem Wittekindsflöz von Porta Westfalica (Callovium) und beeindrucken auf ihre Weise ebenso, wie auch die Fossilien aus dem Perm von Hasbergen, die in zwei Grabungskampagnen in den vergangenen 10 Jahren geborgen wurden. Im Fokus des Sammelinteresses der Lokalsammler steht seit vielen Jahrzehnten der Piesberg bei Osnabrück mit seinen Karbon-Fossilien. Neben gekonnt präparierten Farnen, werden in der Ausstellung auch die oft eher unscheinbaren, aber erst in jüngerer Zeit gezielt gesuchten Tierfossilien, wie etwa Pfeilschwanzkrebse, Haieikapseln, Insektenflügel, Spinnen usw. gezeigt.

Nicht ganz so attraktiv, wie die gut in Szene gesetzten Exponate, waren die an Stellwänden angebrachten Erläuterungstafeln. Hier hätte sich die Erstellung großer Poster anstelle diverser A4-Ausdrucke meiner Meinung nach gelohnt und noch professioneller ausgesehen. Viel wichtiger ist aber der Inhalt der Begleittexte und vor allem das, was in den Vitrinen ausgestellt ist - und das gefiel!

Der Begriff "Osnabrücker Bergland" ist für die Ausstellung relativ weit ausgelegt worden, um auch Fossilien aus angrenzenden Lagerstätten zeigen zu können, gleichwohl das Kerngebiet wunderbare Fundstellen bot und bietet. Dadurch gewinnt die Ausstellung und deckt viele Zeitstufen und Interessengebiete ab. Jedem Sammler, der in Reichweite von Osnabrück wohnt oder der im Laufe des Jahres in die Gegend kommt (z. B. während der Osnabrücker Messe am 30. 11 und 1. 12. 2013) sei gesagt: Ein Besuch der Sonderausstellung lohnt sich. Um den Besuch ein wenig schmackhaft zu machen und auch um denjenigen, die etwas weiter entfernt wohnen zumindest einige Eindrücke zu vermitteln, hier nun eine Auswahl Fotos.

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Abb. 3: Der erste Blick in die Ausstellung: Das sieht einladend aus!

 

Geschiebe (Abb. 4-7)

Das Osnabrücker Bergland ist nicht gerade als Hochburg des Geschiebe sammelns bekannt. Umso schöner, dass es in dieser Ausstellung gleich im Eingangsbereich mit einer vielfältigen Auswahl an Geschieben losging.

 

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Abb. 4: Dieser Bernstein kam mit den Gletschern aus dem Ostseeraum ins Osnabrücker Bergland.

 

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Abb. 5: Diese Jura-Fossilien wurden als Lokalgeschiebe innerhalb des Osnabrücker Berglands verfrachtet. Prädestiniert für Geschiebefunde sind in Konkretionen erhaltene Fossilien, da diese nicht so schnell zermahlen werden, wie lose Fossilien. Nach der Präparation sind solche Geschiebe-Funde dann mitunter keinen Deut schlechter als Fossilien aus dem Anstehenden.

 

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Abb. 6: Sogar Goniatiten wurden im Osnabrücker Geschiebe gefunden.

 

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Abb. 7: Diese Kieselschwämme haben während der Eiszeit eine weite Reise aus dem Ostseegebiet bis ins Osnabrücker Bergland zurückgelegt, um dort schließlich Fossiliensammlern in die Hände zu fallen.

 

Oligozän (Abb. 8 - 10)

 

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Abb. 8: Diese Fossilien entstammen dem Oligozän von Astrup bei Belm, wo ehemals oligozäne Sande abgebaut wurden.

 

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Abb. 9: Die Sammlung der Seeigel Echinocyamus ovatus und von Brassen-Kugelzähnen in Mengen zeugen vom Fleiß des Sammlers / der Sammlerin, der/die dieses Material zusammentrug. Hut ab! Einen Vorzug haben solche kleinen Fossilien: man kann sie auch in Mengen auf überschaubarem Raum unterbringen. Dieselbe Stückzahl von Echinolampas würde wohl schon mehrere Badewannen füllen.

 

Kreide (Abb. 10-14)

 

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Abb. 10: Die Oberkreide-Vitrinen waren sehr ansprechend gestaltet. Man konnte sich gut auf die einzelnen Stücke konzentrieren, es war weder zuviel noch zu wenig in den Vitrinen - das (für mich subjektiv) richtige Maß wurde genau gefunden. Der Hypoturrilites tuberculatus (der schneckenartig gewundene Ammonit links der Bildmitte) beeindruckte besonders. Als Fundort war Riesenbeck bei Dörenthe angegeben.

 

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Abb. 11: Acanthoceras rhotomagense wird u. a. im Cenomanium von Rheine immer wieder gefunden und ist bei Oberkreide-Sammlern verständlicherwiese sehr beliebt - auch in den Ausstellungsvitrinen war er ein echter Hingucker!

 

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Abb. 12: Ob die Bezeichnung "Nautilus cenomanensis" auf dem Etikett noch zeitgemäß ist (ich hätte den Nautilus ohne größere Bedenken als Cymatoceras angesprochen), sei dahingestellt. Jedenfalls handelt es sich um ein prächtiges Fossil, mit einem schönen Rezentvergleich aus dem Indischen Ozean.

 

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Abb. 12: Genug der hellen Oberkreide, wechseln wir also in die Unterkreide von Hollwede/Twiehausen und gewöhnen damit das Auge schon einmal schrittweise an die ab Abb. 15 folgenden Jura-Fossilien!

 

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Abb. 13: Zwei gute Exemplare von Dichotomites aus Hollwede.

 

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Abb. 14: Neben den Ammoniten gab es in Hollwede auch eine großwüchsige Muschelfauna zu finden. Leider kann dort heute allenfalls noch nach Ammoniten getaucht werden - jede Zeit hat ihre Fundstellen.

 

Jura (Abb. 15-24)

Besonders gute Fundmöglichkeiten bietet im Osnabrücker Bergland und den Nachbargebieten immer wieder der Jura, insbesondere Unter- und Mitteljura, während der Obere Jura eine etwas spärlichere Fossilführung aufweist. Der Schwerpunkt in der Ausstellung lag eindeutig auf den Ammoniten.

 

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Abb. 15: Überregional wenig bekannt ist das Vorkommen von Gravesia im Tithonium des Wiehengebirges - hier ein Prachtexemplar.

 

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Abb. 16: Schöne Macrocephaliten aus dem Callovium von Porta Westfalica sieht man hin und wieder auf Messen, ansonsten nur in wenigen regionalen Museen. Auch das Naturkundemuseum Coburg verfügt über Ammoniten-Material von dort, denn es erwarb jüngst einen wesentlicher Teil der Porta-Sammlung von Peter Beginski.

 

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Abb. 17: Besonders begehrt unter Sammlern ist der seltene diskusförmige Ammonit Chamousettia (etwas links der Bildmitte), während Homoeplanulites (rechts im Bild) ein eher häufiger Vertreter ist. Kepplerites gowerianus (Bildhintergrund) rangiert auf der Liste der "most wanted ammonites" irgendwo dazwischen.

 

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Abb. 18: Eine Orthogarantiana aus dem Oberen Bajocium von Velpe.

 

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Abb. 19: Großwüchsige Megateuthen aus dem Bajocium gehören zu den bekannten Fossilien des gerne besammelten Oberen Bajociums. Seltener sieht man dagegen die schwarz beschalten Sonninien aus dem Unterbajocium von Wallenhorst. Das Exemplar links im Bild ist sehr gut erhalten und im Bereich der sichtbaren Vorderseite (vermutlich handelt es sich um die Unterseite auf die Lage bei der Einbettung bezogen) praktisch unverdrückt.

 

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Abb. 20: Solche Trigonien sind ein klassischer "Export-Schlager" aus dem Osnabrücker Bergland. Anders als die Trigonien aus Bethel bei Bielefeld sind sie in nicht angewittertem Zustand nicht braun (wie die hier gezeigten Exemplare, die oberflächennah gelagert haben müssen), sondern schwarz.

 

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Abb. 21: Dieses Nautilidengehäuse aus dem Oberen Bajocium diente einst Serpuliden als Siedlungsgrund, die aus einem rustikalen ein ästhethisch ansprechendes Exponat machen.

 

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Abb. 22: Den Unterjura-Sammler zieht es trotz der Verlockungen aus anderen Erdzeitaltern sehr schnell zu dieser Vitrine mit Unterjura-Ammoniten (Begleitfauna fehlte, bis auf eine Pseudokatosira) vom Allerfeinsten!

 

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Abb. 23: Dieses Bild zeigt ein herrliches Exemplar von Prodactyliocerasdavoei, einem Leitammoniten des Unteren Pliensbachiums, aus Ledde.

 

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Abb. 24: Das Obere Pliensbachium war durch Amaltheen und Pleuroceraten in der Ausstellung bestens belegt. Leider sind die Aufschlussverhältnisse an der Lokalität derzeit eher schlecht. Als diese Funde geborgen wurden, baggerte man tiefe Gruben aus, während man heute nur den verwitterten Ton verwertet, auf den die derzeitige Abbaugenehmigung auch beschränkt sein soll. Ob sich daran irgendwann einmal etwas ändert, ist schwer zu prognostizieren, aber immer wieder überprüfungsbedürftig.

 

Perm (Abb. 25-26)

 

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Abb. 25: Platysomus striatus aus dem Kupferschiefer von Hasbergen. Die gezeigten Fossilien wurden in zwei Grabungskampagnen innerhalb des letzten Jahrzehnts am Hüggel bei Hasbergen geborgen. An einer dieser Kampagnen durfte ich damals mitwirken. Die Fossilien stecken in einem kaum 30 cm mächtigen Horizont und liegen dicht an dicht. Bei der Grabung konnten sehr viele unterschiedliche Gattungen von Kupferschieferfischen belegt werden. Auch Pflanzen waren häufig.

 

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Abb. 26: Kommen Ihnen die Fische aus Abb. 25 und 26 bekannt vor? Wenn ja, dann ist das Ausweis eines guten Gedächtnisses, denn sie wurden im Nachbericht über die Osnabrücker Messe des Jahres 2009 bereits auf Steinkern.de gezeigt.

 

Karbon (Abb. 27-29)

 

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Abb. 27: Bisher dachte ich, dass man Pflanzenfossilien vom Piesberg nicht präparieren kann oder sie jedenfalls nicht zu präparieren braucht. Dieser präparatorisch exzellent dargestellte Samenfarn grenzt sich durch die Schabepräparation jedoch so wunderbar gegen den Gesteinsuntergrund ab, dass ich diese Einschätzung korrigieren muss. Das Fossil kommt richtig körperlich hervor - tolle Arbeit, finden Sie nicht?

 

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Abb. 28: Beblätterter Schachtelhalm auf einem ansprechend formatierten Gesteinsuntergrund.

 

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Abb. 29: Unter den Tierfossilien sind Häutungsreste des Riesentausendfüßlers Arthropleura das optisch Eindrucksvollste, was bisher gefunden wurde. Vielleicht wird irgendwann die Leiche eines solchen Tieres am Piesberg gefunden?

 

Dadurch, dass die Fossilien hinter Glas ausgestellt sind, ist die fotografische Darstellung nicht ideal möglich, wofür ich um Verständnis bitte. Auf das Abbilden von Fotos der kleineren Tierfossilien vom Piesberg wurde aus diesem Grunde an dieser Stelle ganz verzichtet. Auch sonst wurde nicht alles abgebildet, denn der Bericht soll die Ausstellung nicht ersetzen, sondern gerade zu deren Besuch ermuntern.

In diesem Sinne: Viel Spaß im Schölerberg-Museum!

Das Museum beherbergt übrigens auch eine Dauerausstellung mit Fossilien, die man ebenfalls besichtigen kann - am besten mit Gruben- oder Taschenlampe, denn man befindet sich in einer nachgebildeten Umgebung unter Tage in dunklen Stollen, die durch die Erdzeitalter führen und kann die Exponate sonst in diesem Bereich nur sehr eingeschränkt betrachten!

 

Dank

Den Damen und Herren vom Schölerberg-Museum gilt mein Dank für die freundliche Erlaubnis in den Ausstellungsräumen fotografieren zu dürfen, den Ausstellern für die gelungene Präsentation, die jedem Fossilien- und Mineralienliebhaber Freude macht.

 

Für alle, die nun das Schölerberg-Museum besuchen möchten, hier die Adresse und Öffnungszeiten und Eintrittspreise (ohne Gewähr) des Museums:

 

Museum am Schölerberg – Natur und Umwelt, Klaus-Strick-Weg 10, Osnabrück



Öffnungszeiten

Dienstag 9 bis 20 Uhr, Mittwoch bis Freitag 9 bis 18 Uhr,
Samstag 14 bis 18 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr

 

Eintrittspreise

Erwachsene: 4,50 Euro

Ermäßigt: 2 Euro

 

Informationen zu Öffnungszeiten und Eintrittspreisen von http://www.osnabrueck.de/8018.asp (Stand:  31. Mai 2014)