Der Traum vom eigenen Museum: das thomaseum

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Alles begann, als ich als kleiner Junge mitten im Wohngebiet einen goldenen Stein fand. Keine Ahnung, wie der dorthin geraten war! Aufgeregt lief ich nach Hause, denn ich dachte, ich hätte Gold gefunden. Den Fund hüte ich heute noch wie Dagobert Duck seinen ersten selbstverdienten Kreuzer. Dieser Pyrit infizierte mich unheilbar mit dem Steinevirus, und inzwischen habe ich mein eigenes privates Mineralien- und Fossilienmuseum eingerichtet – das thomaseum.
Jeder Urlaub mit den Eltern wurde genutzt, um Steine zu sammeln, Börsen wurden besucht, und so wuchs die Sammlung schnell. Es kam der Punkt, an dem ich mich entschied, die Sammlung zu spezialisieren. Besonders machte mir schon immer das Reisen und Buddeln Spaß, also wollte ich nur noch Stücke aufnehmen, die ich selbst oder zusammen mit anderen Sammlern ausgegraben hatte. Meine Sammlung besteht heute nur noch aus Eigenfunden.
Viel unterwegs, brachte ich eine ziemliche Menge zusammen. Einen Teil davon konnte ich in Vitrinen ausstellen, viel lag jedoch in Schubladen – eine auf Dauer unbefriedigende Situation. Dann kam der Entschluss, eine eigene Ausstellung zu machen. Lange geplant und vorbereitet, war 2021 eine Halle fertig gebaut und ich begann in Eigenleistung die Ausstellung zu errichten. In Kürze werden die letzten Arbeiten erledigt sein. Doch auch nach Fertigstellung wird es immer weitergehen mit Ergänzungen und Verschönerungen.

 

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Abb. 1: Der Autor vor dem thomaseum.


Die Fossilienabteilung macht etwa drei Viertel der Ausstellung aus und ist klassisch konzipiert mit einem Gang durch die Erdgeschichte, das verbleibende Viertel entfällt auf Mineralien. Auszugsweise möchte ich einige Teile der Ausstellung vorstellen:

Wir beginnen den Rundgang im Erdaltertum, genauer gesagt im Kambrium, mit den allseits bekannten Trilobiten der Wheeler-Formation aus Utah. Leider war dies die bisher einzige Kambrium-Fundstelle, die ich besucht habe. Die Ordovizium-Abteilung ist gefüllt mit erstaunlichen Trilobiten aus Wales, ergänzt mit einer Vitrine mit Graptolithen, die ebenfalls aus Wales stammen.

 

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Abb. 2: Prachtvolle ordovizische Trilobiten aus Wales.

 

Europas wohl ergiebigste Fundstelle für Fossilien aus dem Silur, die Insel Gotland, erbrachte reichlich Funde, die dieses Erdzeitalter im Rundgang repräsentieren. Das Devon ist vertreten mit Fossilien der Eifel und aus dem Taunus.

 

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Abb. 3: Brachiopoden aus dem Devon von Waxweiler.

 

Weitere Besonderheiten des Devon sind Trilobiten einer spannenden Marokkoreise.

 

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Abb. 4: Marokkanische Devon-Trilobiten.

 

Das Karbon ist das Erdzeitalter der Pflanzen, so sind in meiner Aussstellung etwa Pflanzenfossilien vom Piesberg bei Osnabrück (Niedersachsen) und aus dem Saarland vorhanden, aber auch Kieselholz aus Tschechien. Die Tierwelt ist durch Brachiopoden, Muscheln und Seelilienbelege aus Kärnten (Österreich) vertreten.

Schon sind wir im Perm angelangt. Spannend sind hier u. a. seltene Pflanzen- und Insektenfossilen aus der Region Perm in Russland. Dazu gehören drei von mir gefundene Holotypen, die nach mir benannt worden sind.

 

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Abb. 5: Die geraschi’s. Nach dem Autor benannt.

 

Ein toller Fund für mich ist der Discosauriscus, ein Amphib, und kleine Fische aus Frankreich.

 

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Abb. 6: Discosauriscus aus Frankreich.

 

Wir wechseln nun ins Erdmittelalter.


Die Trias ist vertreten mit den üblichen Muschelkalk-Fossilien, schönen Pflanzen aus Ilsfeld, und als Besonderheit fossilen Insekten einer abenteuerlichen Exkursion nach Kirgisistan.

 

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Abb. 7: Insektenfossilien aus Kirgisistan.

 

Ein Großteil des Erdmittelalter-Abschnitts der Ausstellung ist bestückt mit Fossilien aus dem Jura. Wir starten im Lias mit interessanten Pflanzen aus der Nähe von Bayreuth sowie einer dortigen Spezialität: fossilen Haifischeiern. Es folgen klassische Funde des Posidonienschiefers (Toarcium), auch wenn mir leider nie der Fund eines Ichthyosauriers oder eine Seelilienkolonie geglückt ist, Normales aus Buttenheim und Funde von den Küstenaufschlüssen bei Whitby (Yorkshire, England).

 

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Abb. 8: Blick in den Lias.


Der Dogger ist etwas dünn bestückt bei mir, aber einige Ginkgoblätter aus Yorkshire und Seeigel aus Landaville konnten geborgen bzw. ausgegraben werden. Der Malm ist wiederum stark vertreten, zu sehen sind einige Fossilien von der Schwäbischen Alb und viel Material aus der Fränkischen Alb sowie natürlich aus dem hiesigen Altmühltal und aus französischen Fundstellen.

 

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Abb. 9: Highlights aus dem Weißjura.

 

Nun befinden wir uns in der Kreide mit Fossilien aus Portugal, Belgien, und (dominant vertreten) dem Campanium von Hannover.

 

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Abb. 10: Fossilien aus dem Campanium von Hannover.

 

Verlassen wir das Erdmittelalter und besuchen die Erdneuzeit.


Sammelaktionen in Menat in der Auvergne (Frankreich) erbrachten interessante Fische, Insekten und Pflanzen aus dem Paläozän. Weiter geht es ins Eozän mit attraktiven Blättersandsteinen aus Tschechien, sowie imposanten Fischen und Pflanzen (darunter ein großer Palmwedel) der berühmten Green-River-Formation von Wyoming (USA).

 

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Abb. 11: Amerikanisches Eozän.

 

Wir bleiben in Wyoming, wechseln aber in die White-River-Formation des Oligozän. Hier stechen Säugetierfunde und Schildkröten ins Auge.

 

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Abb. 12: Fossilien aus der White-River-Formation von Wyoming.

 

Ergänzt wird die Oligozän-Sammlung durch Belegstücke bekannter in Deutschland gelegener Fundstellen wie Eckelsheim und Wiesloch-Rauenberg.
Wir dringen in immer jüngere Schichten vor: Das Miozän besteht aus Fossilien von verschiedenen Fundstellen, wie Mainzer Becken, Frankreich und – für mich besonders spannend – schönen Stufen mit Schnecken und Muscheln aus Weitendorf in der Steiermark (Österreich).

 

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Abb. 13: Weitendorf in der Steiermark.

 

Eine tolle Reise nach Zypern vor etlichen Jahren brachte mich ins Pliozän mit vielen verschiedenen versteinerten Rifftieren. Das Pleistozän ist mit Travertin-Fossilien aus Burgtonna (Thüringen) sowie ca. 13.000 Jahre alten Werkzeugen von Paläoindianern, gefunden in Wyoming, bestückt.

 

 

Hier nun endet die Fossilienabteilung und schon sind wir bei den Mineralen angelangt. Es wurden überwiegend Fundstellen in Deutschland besucht. So sind zum Beispiel viele Minerale aus dem Sauerland vorhanden, aber auch aus der Grube Clara (Schwarzwald, Baden-Württemberg). Es sind ferner Usinger Quarze (Hochtaunuskreis, Hessen), Material aus einigen anderen deutschen Fundstellen, aber auch Schönes aus Spanien (super Pyrite aus Navajun), Polen, Tschechien, Amerika und mehr vertreten.

 

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Abb. 14: Minerale aus Strzegom (Polen).

 

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Abb. 15: Calcite aus Hahnstätten (Rhein-Lahn-Kreis, Rheinland-Pfalz).

 

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Abb. 16: Honigcalcit in einer Druse.

 

Besucher werden sicher das eine oder andere tolle Highlight entdecken. Manche werden bei diversen Fundstellen nur „Banales“ finden und bestimmt wesentlich bessere Sachen haben. Das ist halt der Kompromiss, den ich eingehen musste, als ich mich nur noch für das selbst Sammeln entschied. Aber mir ging es nie um die größten Stücke und die besten Sammelobjekte, sondern um die größtmögliche Freude und die besten Erlebnisse mit diesem Hobby.

Wer das thomaseum besuchen möchte, ist dazu herzlich eingeladen. Besuche bitte nach vorheriger Terminabsprache. Meine Kontaktdaten und weitere Fotos der Sammlung findet ihr unter www.thomaseum.de. Wer etwas länger im Altmühltal bleiben möchte, kann gerne in unserer Pension „Pausenraum“ übernachten, siehe www.pausenraum-langenaltheim.de.

 

 

Thomas Gerasch

 

 


 

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