Kurioses und Humor

Lebendrekonstruktion eines Nautilus-Tieres aus Modelliermasse

Welch wunderbar handwerkliche und künstlerische Begabungen manche unserer Steinkernleser besitzen ... sieht man an dem Beitrag unserer Gast-Autorin: Renate Wagner.

Schritt für Schritt stellt Sie uns in Ihrem Beitrag die Rekonstruktion eines Nautilus-Tieres dar.
Vielleicht gelingt es dem einen oder anderen unter uns - mit dieser Anleitung - ähnliches zu schaffen ??

Vielen Dank an Renate Wagner - alias: Steinchen - für diesen gelungenen Bericht.

Wer über diesen Beitrag diskutieren will, der kann dies im Forum unter:

 

http://www.steinkern.de/forum/viewtopic.php?p=25810#25810

 

tun.

- Thomas B. -





Lebendrekonstruktion eines Nautilus-Tieres aus Modelliermasse

Ich hatte mich für einen Allonautilus scrobiculatus entschieden, da der offene Nabel eine Herausforderung war,  der ich nicht widerstehen konnte.


Um einen solchen Nautilus herzustellen, wird folgendes Material benötigt:

Modelliermasse, Gips, Holzleim, Schmirgelpapier.
Für die spätere Bemalung dann noch Grundierweiß und Ölfarben, sowie Borsten- und Haarpinsel in verschiedenen Größen.
Und natürlich Fotos von diesem faszinierenden Tier.
Zur Gestaltung des Periostracums benutzte ich Silikon.
Unterschiedliche Werkzeuge dienten als Hilfe beim Formen und Modellieren, z.B.: Messer, Nadeln, Pinselstiele, Löffel und ähnliches.


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Um die Symmetrie möglichst korrekt wiederzugeben, formte ich einen spitzen Kegel aus Modelliermasse und rollte ihn von der spitzen Seite her auf.



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Ich ließ ihn trocknen und fügte am nächsten Tag weitere Modelliermasse an.
Vorher bestrich ich die Kontaktstellen mit Leim, damit sich die neue Schicht nach dem Trocknen nicht wieder ablöste.



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Langsam wurde er größer… .
Nun ging es darum, Volumen aufzubauen. Dafür kam der Gips zum Einsatz. Ich benutzte ihn, weil er wesentlich schneller trocknet als Modelliermasse. Gips ist nach dem Ansetzen flüssig. Nach ca. fünf bis sechs Minuten fängt er an abzubinden und ist jetzt für kurze Zeit formbar. Wenige Minuten später härtet er aus. In drei Arbeitsschritten rührte ich jeweils 50 ml Wasser mit der doppelten Menge Gipspulver an und vergrößerte damit das Gehäuse.
Vor jedem neuen Auftrag bestrich ich die Kontaktfläche mit Leim.
Auf genaues Arbeiten kam es bei diesem Schritt nicht an. Da der Gips schnell trocknete, konnte ich schon am selben Tag wieder mit der Modelliermasse fortfahren. Auf den Gips kam wieder eine Schicht Modelliermasse.



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Der untere Bereich wurde noch einmal mit Gips vergrößert.



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Schließlich erwies sich der Nabel als zu tief und ich erhöhte ihn.
Bei jeder Korrektur arbeitete ich in kleinen Schritten beidseitig, um die Symmetrie zu erhalten.



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Jetzt formte ich aus Modelliermasse eine Mulde…




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...und setzte den „Phragmocon“ hinein.



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Für mehr Stabilität goss ich etwas Gips in den tiefsten Bereich der Mulde. Nun konnte ich die Wohnkammer grob formen.
Ich ließ das Ganze trocknen und legte noch einen Streifen Modelliermasse auf den Rand um die Mündung zu gestalten.
Nachdem das Gehäuse jetzt komplett war konnte ich die Proportionen besser abschätzen.
Beim Vergleich mit den Fotos erkannte ich viele Fehler!




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Alle Korrekturen bestanden darin, Modelliermasse anzufügen oder abzukratzen.
Beim Anfügen ist darauf zu achten, die frische Modelliermasse mit der bereits angetrockneten gut zu verbinden.
Nach sorgfältigem Verstreichen kann man die Stelle mit angefeuchteten Fingern glätten.



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Nach zahlreichen Änderungen entsprach das Gehäuse in etwa meinen Vorstellungen.
Jetzt musste es geglättet werden.



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Beim Abreiben mit Schmirgelpapier wurden Vertiefungen sichtbar, die aufgefüllt werden mussten.



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Das Gehäuse ist jetzt glatt.



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Mit Schmirgelpapier erzeugte Rillen sollen Anwachsstreifen darstellen.



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Jetzt ging es ans Bemalen. Ich trug zuerst eine Grundierung auf, damit der Untergrund nicht zu stark saugt.



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Dann begann ich mit einer hellen Untermalung




Meine Farbpalette bestand aus:
Titanweiß, Kadmiumgelb dunkel, Englischrot, Umbra gebrannt, Kadmiumrot und Schwarz.


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Nachdem die Farbe getrocknet war ...



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... konnte ich mit dem „Innenleben“ beginnen. Zuerst formte ich die Tentakel und die Augen.



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Danach bekam der Nautilus seinen Trichter.
Für die Fangarme formte ich runde Stränge aus Modelliermasse, in die ich die getrockneten Tentakel an einem Ende hinein schob. Danach drückte ich die Stränge vorsichtig flach. Ich platzierte sie um den Trichter herum.
Da ich dieses Mal keinen Leim benutzt hatte, konnte ich sie nach dem Antrocknen wieder vorsichtig entfernen, um sie zu bemalen. Beim erneuten Einsetzen fügte ich sie mit Leim ein.



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Als nächstes deutete ich mit einer gewölbten Platte den Kopf an und befestigte an den Seiten die Augen.
Außerdem verschloss den hinteren Teil der Wohnkammer. Ich brachte weitere Fangarme an.



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Eine Abschlussplatte folgte.



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Auch über den Augen befinden sich je zwei Fangarme.



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Zuletzt formte ich die Kopfplatte ...



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... und malte sie schließlich an.
Um das Periostracum darzustellen, habe ich etwas gelbe Ölfarbe mit Silikon vermischt und mit einem Pinsel aufgetragen.



Und nun das fertige Ergebnis:

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Da ich keinen geeigneten Aufbewahrungsplatz für die „Tierchen“ hatte, habe ich anschließend noch eine Korallenlandschaft aus Gips und Modelliermasse angefertigt. Aus optischen Gründen kam dann noch ein dritter Nauti dazu.
Das Ganze steht jetzt in einem ausrangierten Aquarium.

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