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Geologie und Fossilien Menorcas

Menorca gehört, wie auch die anderen Baleareninseln Ibiza, Formentera und Mallorca, zum so genannten Andalusischen Faltengebirge. Tektonische Bewegungen ließen im jüngeren Tertiär die Verbindung zum Festland abreißen.
 

Menorca ist die zweitgrößte Baleareninsel, was sich im Namen widerspiegelt: Menorca be­deutet soviel wie die Kleinere, im Gegensatz zu Mallorca, was soviel wie die Größere be­deutet.
 

Am Rande sei bemerkt, dass sich Menorca bestens für einen Familienurlaub mit kleinen Kin­dern eignet. Zum einen ist die Flugzeit von 2 Stunden relativ kurz, zum anderen fallen die meist feinsandigen Sandstrände nur sehr flach ins Meer ab.
 

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 Eine der wunderschönen Buchten Menorcas: Cala Mitjana


Auf Menorca sind mit devonischen und karbonischen Gesteinen die ältesten Gesteine der Balearen zu finden.
 

Geologisch wie geografisch lässt sich Menorca in eine Nordhälfte und eine Südhälfte unter­teilen. In der Nordhälfte, Tramuntana genannt, finden sich Gesteine aus Devon, Karbon, Perm, Trias, Jura und Kreide.
 

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 Jurassische Kalke und Dolomite am Cap de Cavalleria, mit 90 m der höchsten Steilküste der Insel.

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Die ältesten Gesteine der Insel aus dem Devon am Cap de Faváritx.

Der Süden, Migjorn genannt, wird von tertiären Sedimenten dominiert.
 

Einblicke in die Geologie der Insel bieten einige Schautafeln in einem kleinen Zoo direkt an der Hauptstraße von Mahon nach Ciutadella, kurz vor Alaior. Hier werden auch die wich­tigsten Gesteine der Insel vorgestellt.
 

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 Geologische Karte von Menorca


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Eine weitere Schautafel aus dem kleinen Zoo bei Alaior

Einen weiteren Einblick in die tertiären Sedimente erhält man, wenn man die stillgelegten Steinbrüche südlich der Hauptstraße von Mahon nach Ciutadella kurz vor Ciutadella be­sucht. Hier wurden in einer für uns ungewöhnlichen Technik die Kalkarenite (relativ grober Sandstein) des Tertiärs abgebaut und für den Hausbau verwendet. Die Steinbruchwände sind bis zu 20 oder 25 m hoch. Das Gestein wurde mit Sägen herausgeschnitten.
 

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 Steinbruchwand, als Maßstab dienen meine beiden Töchter

Mit etwas geübtem Auge entdeckt man das eine oder andere Fossil in den Wänden, meist Schalenreste von Muscheln uns Seeigeln. Bei den Muscheln handelt es sich fast durchweg um Pecten.
 

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 Schalenrest in der Steinbruchwand, ca. 2 cm breit, Aufschlussbild

In Ciutadella entdeckt man dann in diversen Mauern oder auf Treppenstufen dann auch wie­der Fossilien, so z.B. in der Treppe vor der Kathedrale.
 
 
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Schalenreste von Muscheln in der Treppe vor einer Kirche in Ciutadella


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Schalenreste in einer Straßenböschung in Ciutadella, Bildbreite ca. 30 cm

Exemplarisch für die tertiären Sedimente sei hier die Gegend um Son Bou an der Südküste beschrieben. Eine schöne Gesteinsfolge ist an der Straße, die von der Hauptstraße kom­mend nach Son Bou abzweigt aufgeschlossen.
 

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Straßenaufschluss am Tunnel vor Son Bou
 

Wenige 100 Meter vor dem Ort sind die hellen Kalke an einem Tunnel aufgeschlossen. Die Schichten fallen mit einem Winkel von ca. 30° nach Süden ein. Stellenweise ist das Gestein relativ weich, an anderen Stellen aber auch sehr hart. Dieses unterschiedlich ausgehärtete Material ist nicht schichtabhängig. Ähnliche Phänomene beobachtet man in den Kreide­schichten des Münsterlandes. Eine mögliche Ursache liegt darin, dass verschiedene Berei­che sekundär, also im laufe der Diagenese, verfestigt wurden, beispielsweise durch Silifizie­rung (Dank an Udo Scheer vom Ruhrlandmuseum).
 

Teilweise liegen die Fossilien nur als Steinkern vor.
 

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 Negativ einer Muschel, Umgebung Son Bou, Bildbreite ca. 30 cm, Aufschlussbild

In den weicheren Materialien findet man aber stellenweise massenhaft Schalen von Brachio­poden, Muscheln oder Seeigeln, letztere allerdings nicht ganz so häufig. Als Beispiel sei hier der Straßenaufschluss an der nördlichen Seite des Tunnels vor Son Bou genannt. Hier konnte sogar ein Haifischzahn gefunden werden.
 

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Brachiopode, ca. 3 cm, Slg. K. Genzel

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Bryozoenminiriff, Aufschlussfoto, ca. 5 cm breit, Aufschlussbild

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Fazieshandstück, ca. 15 cm, Slg.: K. Genzel

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Zähne eines Fisches (?) (für Bestimmungshilfen wäre ich dankbar!!), Slg.: K. Genzel

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Pecte, Schalenaußenseite, ca. 3 cm breit, Slg.: K. Genzel

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Pecte, Schaleninnenseite, ca. 5 cm breit, Slg.: K. Genzel

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kleiner Schwamm (?), ca. 5 cm, Slg.: K. Genzel

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Haifischzahn von Isurus hastalis, ca. 5 cm, Slg.: K. Genzel


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Derselbe Zahn in Seitenansicht

Man sollte hier jedoch umsichtig sammeln, da man einerseits durch die Straße gefährdet ist, man aber andererseits auch den Straßenverkehr gefährden kann. Südlich des Tunnels ent­deckt man in der Wand stellenweise sehr viele Fossilien.
 

Geht man etwas abseits der Straße findet man aber schnell weitere Kleinaufschlüsse in de­nen man immer wieder Fossilien entdecken kann.

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Aufschluss abseits der Straße, Umgebung Son Bou

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Schalenreste in der Aufschlusswand, Bildbreite ca. 40 cm

Seeigel wurdenbis zu 25 cm Durchmes­ser gefunden, allerdings in ca. 3-4 m Höhe, so dass diese nicht zu bergen waren.
 

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 ca. 25 cm großer Seeigel, Aufschlussbild

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Ein weiterer großer Seeigel

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Auch größere Muscheln sind zu finden

Allerdings gibt es in der Umgebung einige Wohnhöhlen, die teilweise noch bewohnt sind. Ich halte es für selbstverständlich, entsprechenden Abstand beim Sammeln zu halten.
 

Die Präparation erfolgt mechanisch durch Schaben bzw. mit dem Druckluftstichel und Sand­strahlen mit Eisenpulver.
 

Erwähnen möchte ich noch eine von unzähligen Höhlen Menorcas, die Cova d`En Xoroi in Cala En Porter. Diese Höhle wurde zu einer Höhlendiskothek ausgebaut (die DJ´s werden u.a. aus Ibiza und London eingeflogen). Ein Besuch ist lohnend. Einerseits wegen der atem­beraubenden Aussicht aufs Meer und die Steilküste, andererseits wegen der Geologie. In den Höhlenwänden kann man immer wieder Fossilien entdecken.
 

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Echinodermenrest in der Höhlenwand, ca. 3 cm breit


In den Anschnitten der Seitenhöhlen sind die Ablagerungen der ehemaligen Höhlenbäche zu erkennen.
 

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Karsten Genzel