Sonstige Bundesländer

Fossilien aus dem südwestpfälzischen Buntsandstein

Die Südwestpfalz, speziell die dortigen Buntsandsteinschichten, ist zunächst einmal kein klassisches oder bekanntes Gebiet für fossile Funde. Der Naturfreund wird an den Pfälzer Wald und schöne Hüttentouren denken, aber nicht an versteinerte Überreste aus der Vorzeit. Warum dies so ist, lässt sich anhand der Entstehung des Buntsandsteins verdeutlichen.   
   
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Abb. 1: Der Pfälzer Wald


Entstehung des Buntsandsteins
Stellen wir uns doch einfach mal vor, wir stehen mitten im Pfälzer Wald vor ca. 250 Mill. Jahren und blicken uns um. Von dem bewaldeten Mittelgebirge mit seinen schönen Felsen ist nichts zu sehen. Dafür stehen wir plötzlich mitten in einer Sandlandschaft unter wüstenartigen Bedingungen. Der Wind bläst uns den Sand um die Ohren und gelegentlich transportieren Wassermassen ihr Material aus den fernen Bergen in das Gebiet und hinterlassen ihre Spuren.
Hätten wir einen Atlanten zur Hand, würde man sehen, dass wir uns in einem Becken befinden, welches im Süden durch ein Gebirge vom damaligen Meer abgegrenzt ist.


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Abb. 2: Paläogeographische Karte
„Teil des Germanisches Beckens zur Buntsandsteinzeit“


Wie heute die Alpen unterlagen auch damals die Gebirge der Abtragung durch Wind und Wasser. Der Unterschied vor 250 Mill. Jahren lag allerdings darin, dass das abgetragene Material der Gebirge nicht bis zum Meer transportiert und dort abgelagert wurde, sondern aufgrund der Beckenstruktur in diesem Becken liegen blieb. So konnten sich im Laufe der Jahrmillionen mächtige Sandschichten ablagern, bis schließlich vor etwa 243 Mill. Jahren das Meer seinen Weg in das Becken fand und damit die Zeit des Buntsandsteins beendete. Die Epoche des Muschelkalks begann. Im Laufe der Jahrmillionen lagerten sich immer mehr Sedimentschichten ab und unter dem Druck der aufliegenden Massen bildeten sich aus unseren ehemaligen Wüstenablagerungen die Gesteinsschichten des Buntsandsteins.


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Abb. 3: Ablagerung im Becken


Der Buntsandstein
Nimmt man bei seiner Wanderung einmal ein Stück Buntsandstein in die Hand und betrachtet es genauer, so fällt einem auf, dass der Stein aus vielen kleinen Sandkörnchen besteht, die fest zusammengebacken sind. Je nach Region können zwischen diesen kleinen Sandkörnchen auch mal mehr oder weniger größere Kiesel dazwischen sein. Den Hauptanteil der kleinen Sandkörnchen bilden Quarzkörner. Sowohl die kleinen Körner als auch die großen Kiesel sind meist stark gerundet. Dies hängt mit der Entstehungsgeschichte des Buntsandsteines zusammen. Wie wir wissen, wurde das Material durch Wind und Wasser in einem großen Becken abgelagert. Während des Transportes stießen die Sandkörner ständig aneinander und haben sich dadurch rundgeschliffen. Gerundete Gesteinsfragmente sind stets ein Hinweis auf längere Transportwege.
Die rote Färbung des Buntsandsteines geht auf Eisenoxid zurück, welches im Bindemittel des Buntsandsteines enthalten ist. Je nach Anteil im Gestein erscheinen diese mal mehr oder weniger rötlich, bis hin zu gelben Sandsteinen in denen das Eisenoxid ausgelöst wurde.    
Die Zusammensetzung des Buntsandsteins ist nicht immer gleich. Sie unterscheidet sich von Region zu Region. Dies lässt sich wieder mit den unterschiedlichen Ablagerungsbedingungen erklären, die im Laufe der etwa 7 Millionen Jahre dauernden Ablagerungszeit nicht immer gleich blieben. Aufgrund dieser Unterschiede hat man den Buntsandstein auch in Abschnitte unterteilt, die nach bestimmten Orten ihres Vorkommens im Pfälzer Wald benannt wurden.


Stratigraphie des Pfälzer Buntsandsteins
Der Buntsandstein wird grob in drei Bereiche gegliedert, den unteren su, mittleren sm und oberen so Buntsandstein. Die folgende Tabelle soll einen kurzen Überblick über die einzelnen Schichten geben. Die einzelnen Schichten wurden meist nach regionalen Orten im Pfälzer Wald benannt, an denen die typischen Ausbildungen auftreten. Diese Einteilung ist nur auf den Buntsandstein in der Südwestpfalz anzuwenden.

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 Abb. 4: Stratigraphische Tabelle des Pfälzer Buntsandsteins

Der Voltziensandstein
Kommen wir zu dem Teil, der für den Fossiliensammler interessant wird. In den Schichten des sm und su kann man im Normalfall keine Fossilien finden. Lediglich Wellenrippel oder Trockenrisse sind in manchen Schichten erhalten und deuten auf die damaligen Verhältnisse hin.
Erst die Ablagerungen des Voltziensandsteins sind für den Fossiliensammler interessant. Schon die Namensgebung dieser Schichten deutet auf das Nadelholz Voltzia heterophylla hin, welches in bestimmten Gebieten recht häufig vorkommt. Doch worin besteht nun der Unterschied zu den älteren Schichten des Buntsandsteins?
Zunächst einmal ist die Zeitachse zu beachten. Die Buntsandsteinzeit ist fast beendet und langsam aber stetig kündigt sich der Muschelkalk und somit das herannahende Meer an.
Die Ablagerungen des Voltziensandsteins wurden in einem Flussgebiet gebildet, welches zeitweise vom herannahenden Muschelkalkmeer überflutet wurde. In den ehemaligen Flussrinnen findet man Reste der damaligen Flora, die hauptsächlich aus Schachtelhalmen, Farnen und Nadelhölzern bestand.
In den oberen Schichten und im Übergangsbereich zum Muschelkalk, wurden auch schon Meeresbewohner nachgewiesen. Als eindrucksvollstes Beispiel sind hier die Funde aus dem Elsaß zu nennen, welche von Straßburger Wissenschaftlern bearbeitet wurden.
Diese ehemaligen Flussrinnen sind im Gelände als grünlich-graue Sandsteinlinsen zu erkennen, die sich durch den rötlich gefärbten Sandstein ziehen. Auf der Halde sollte man also hauptsächlich nach Gesteinen in dieser grünlich-grauen Färbung Ausschau halten.
 

Das Fundgebiet
Das Fundgebiet für die Pflanzenfossilien aus dem oberen Buntsandstein liegt im westlichen Teil der Stadt Pirmasens. Normalerweise sind diese Schichten im Pfälzer Buntsandstein nur selten und kleinflächig aufgeschlossen. Doch aufgrund von großflächigen Baumaßnahmen im Nord- und Westteil der Stadt hatte man über einen längeren Zeitraum die Möglichkeit in diesen Schichten zu sammeln. Zu einer noch recht günstigen Zeit erfolgte ein kurzer Hinweis im Steinkernforum. Hauptgebiet für Sammelaktionen waren vor allem Halden im Bereich PS-Winzeln und PS-Fehrbach. Auf den Halden fiel einem das grau-grüne Gestein des Voltziensandsteines rechts schnell zwischen den dunkelroten Gesteinen auf. In der Regel findet man recht häufig ganze Lagen mit Pflanzenhäckseln, die sich vorwiegend Equisites sp. zuordnen lassen. Mit etwas Glück sind auch schon mal größere Teilstücke dieser Schachtelhalme erhalten. Zwischen diesen Häcksel sind auch immer wieder Reste des Nadelholzgewächses Voltzia heterophylla zu finden oder mit mehr Glück richtige Brocken mit Resten von Wurzelstöcken, wobei man für diese schon mit 2-3 Mann auf der Halde sein muss, um diese am Stück zu bergen. Durch die Beschaffenheit des Sandsteines benötigt man auch nur einen kleinen Hammer und Meißel. Selbst die Präparation der Stücke verläuft recht einfach.
Die fossilen Überreste der Pflanzen sind als Inkohlungen erhalten. Um einen Abdruck im Sandstein sind die Pflanzenreste als bräunlich – schwärzlich gefärbte dünne Kohleplättchen erhalten. Leider sind diese jedoch oft so geringmächtig und zerbrechlich, dass man oft nur die Färbung auf dem Sandstein übrig behält. Vorsichtig behandelt und fixiert ergeben jedoch die meisten Funde schöne Sammlungsstücke.
Interessant sind auch die Schichten des Muschelsandsteins, der zwar schon zum unteren Muschelkalk gehört aber auch recht häufig auf den Halden liegt. Neben den Steinkernen von Muscheln und Holzresten waren auch mit viel Glück Reste von Wirbeltierknochen zu finden.
Bei den folgenden Stücken muss man natürlich bedenken, dass der Pfälzer Buntsandstein keine perfekten Schaustücke in beachtlichen Größen hergibt. Es ist vielmehr die Seltenheit dieser Funde, welche diese so besonders macht.


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Abb.5: Halde bei Blümelstalbrücke
Vereinzelte, hellere Sandsteinbrocken des Voltziensandsteins


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Abb. 6: Sandsteinhalde

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Abb. 7: Equisites sp.
Voltziensandstein, Winzeln bei Pirmasens (4 cm)

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Abb. 8: Equisites sp.
Voltziensandstein, L600 Blümelstalbrücke bei Pirmasens (5 cm)

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Abb. 9: Wurzelstock
Voltziensandstein, L600 Blümelstalbrücke bei Pirmasens (30cm)


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Abb. 10: Voltzia heterophylla
Voltziensandstein, Halde bei Pirmasens- Fehrbach (5 cm)

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Abb. 9: Voltzia heterophylla
Voltziensandstein, Halde bei Pirmasens- Fehrbach (3 cm)


Alle Abbildungen und Zeichnungen vom Autor

Frank Peter