Niedersachsen
Eröffnung der FossilienGrube Twistringen am 5. April 2024
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- Kategorie: Niedersachsen
- Veröffentlicht: Montag, 08. April 2024 12:30
- Geschrieben von Sönke Simonsen
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Liebe Steinkern-Leserinnen und Leser,
es geschehen noch Zeichen und Wunder: Es gibt seit vergangenen Freitag einen neuen, frei zugänglichen Fossilienfundort in Norddeutschland! Am 5. April 2024 wurde die FossilienGrube Twistringen offiziell eröffnet. Steinkern.de war, vertreten durch Dirk Struckmeier, meine Eltern und mich bei der Eröffnungsfeier dabei.
Von nun an können in Twistringen endlich wieder miozäne Fossilien (Alter zirka 15 Millionen Jahre) gesammelt werden. Die Grubeneröffnung fällt in eine Zeit, in der sich Paläontologen und Hobby-Paläontologen leider immer wieder aufs Neue mit Grubenschließungen und Betretungsverboten konfrontiert sehen. Auch deswegen ist die Neueröffnung ein bemerkenswertes Ereignis, weil es vollkommen gegen den Negativtrend geht. Wir sind allen Müttern und Vätern des Projekts umso dankbarer für die Schaffung dieser Fundstelle!
Abb. 1: Dieses und weitere Schilder weisen den Weg zur neuen FossilienGrube an der Alten Ziegelei in Twistringen. Foto: Martin Krogmann (Geowissenschaftliche Sammlung der Universität Bremen).
Im in Kürze erscheinenden April-Heft der Steinkern-Zeitschrift (Versandvorbereitung läuft, kann aber erst in der Woche nach der Fossilien-Börse Ostfildern – 13/14. April – abgeschlossen werden) berichtet Dr. Oliver Schneider aus Anlass der Wiedereröffnung der Grube ausführlich über Twistringen. Sein Artikel, der den Titel „Fossilien aus dem Mittelmiozän von Twistringen südlich Bremen: Wiederauferstehung“ eines klassischen Fundorts“ trägt, wird ergänzt durch einen Artikel unter der Überschrift „Twistringen aktuell – Eindrücke von einem Besuch der „FossilienGrube Twistringen“ Anfang des Jahres 2024“, den ich selbst verfasst habe. Im vorliegenden Homepage-Beitrag möchte ich mich daher auf einen Erlebnisbericht vom Eröffnungstag der FossilienGrube Twistringen beschränken, ohne vorab groß das „paläontologische Setting“ der miozänen Ur-Nordsee zu erläutern oder auf die fossile Fauna im Einzelnen einzugehen.
Abb. 2: Ab 11 Uhr öffnete die Alte Ziegelei für die zur Eröffnungsveranstaltung geladenen Gäste ihre Tore. Die offizielle Grubeneröffnung fand dann drei Stunden später statt.
Twistringen ist vielen Paläontologen und Fossiliensammlern als klassicher Mittelmiozän-Fundort ein Begriff, doch erloschen die bis dato letzten Fundmöglichkeiten dort vor einem Vierteljahrhundert als die letzte Twistringer Grube nach Einstellung des Abbaus absoff. Damit war es vorbei mit dem Suchen nach miozänen Schnecken, Muscheln, Korallen, Haizähnen usw. – ein für allemal, so schien es lange Zeit...
Im Heimat- und Bürgerverein Twistringen erinnerte man sich jedoch immer wieder der einstigen Sammelmöglichkeiten, die sowohl von der örtlichen Bevölkerung als auch von Sammlern und Wisenschaftlern aus der Region sowie von weither geschätzt und gerne genutzt worden waren. Über viele Jahre arbeitete man daher an der Verwirklichung der Vision der Eröffnung einer Besuchergrube – als Vorbild diente seit einer Gram-Exkursion einer Twistringer Delegation vor einigen Jahren die beliebte Besuchergrube im dänischen Gram (ebenfalls Miozän). Bevor es zu einer Realisierung eines ähnlichen Modells in Twistringen kommen konnte, waren jedoch gehörige Ausdauer und viel Überzeugungsarbeit erforderlich, denn es mussten diverse lokale Akteure ins Boot geholt werden. Wer glaubte, es würde sowieso nichts daraus werden, der hatte nicht mit der Beharrlichkeit der Mitglieder des Heimat- und Bürgervereins gerechnet, die sich am Ende auszahlen sollte: Der Grundeigentümer, die Stadt Twistringen, der Landkreis usw. konnten überzeugt und als Unterstützer gewonnen und indessen auch immer mehr Twistringer Bürger überzeugt und für das Projekt begeistert werden. Auch auf paläontologischer Ebene fanden sich wichtige Unterstützer, wie das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie Hannover und die Universität Bremen.
Durch das Absenken des Wasserspiegels um 12 Meter in einer der ehemaligen Gruben, ist die Suchstelle bereits im vergangenen Jahr wieder zu Tage gekommen. Es wurden vor Ort u. a. eine Schutzhütte geschaffen sowie eine Schlämm-Anlage eingerichtet. Zudem stehen Gebäude der alten Ziegelei zur Nutzung durch angemeldete Besuchergruppen (z. B. Schulen) zur Verfügung.
Abb. 3: In der Pressenhalle der Alten Ziegelei herrscht auf diesem Foto noch die „Ruhe vor dem Sturm“. Alles war von den Twistringern perfekt für die Eröffnungszeremonie vorbereitet worden. Foto: Martin Krogmann (Geowissenschaftliche Sammlung der Universität Bremen).
Abb. 4: Vorstandsmitglieder des Heimat-und Bürgervereins im Gespräch mit Prof. Jens Lehmann (3. von links) von der Uni Bremen. Foto: Martin Krogmann (Geowissenschaftliche Sammlung Uni Bremen).
In der Pressenhalle der ehemaligen Ziegelei fand am Freitag ab 11 Uhr die Eröffnung statt. In den Ansprachen der Ideengeber vom Heimatverein, die als Redner durch Alfred Meyer und Martin Lütjen vertreten waren, wurde deutlich, mit welchem nimmermüden Enthusiasmus sie dieses Projekt über Jahre verfolgt und vorangebracht hatten. Man erfuhr auch kurz, welche Schwierigkeiten und Widerstände es zwischenzeitlich gab. Letztlich setzten sich die Befürworter durch. Der Verein, die Gemeinde, die Region und die Twistringer Bürger zogen an einem Strang, um die Vision der Besuchergrube Wirklichkeit werden zu lassen.
Abb. 5: Alfred Meyer, 1. Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins moderierte die Veranstaltung. Foto: Martin Krogmann (Geowissenschaftliche Sammlung der Universität Bremen).
Abb. 6: Martin Lütjen vom Heimat- und Bürgerverein Twistirngen steht die Begeisterung für das nun endlich realisierte Projekt FossilienGrube förmlich ins Gesicht geschrieben. Als Lehrer besuchte er früher die Tongruben mit seinen Schülerinnen und Schülern zum Fossiliensuchen. Die nächste Lehrer- und Schülergeneration kann es ihm nun gleich tun. Foto: Martin Krogmann (Geowissenschaftliche Sammlung der Universität Bremen).
Die Liste der Danksagungen aller Referenten war lang, so auch die des Twistringer Bürgermeisters Jens Bley, der in seiner launigen Rede verstand, auch seine eigene Begeisterung für das Projekt weiterzugeben. Er berichtete von der Suche nach „Hühnergöttern“ (Lochsteinen) an der Ostsee mit seiner Familie und der Faszination des Suchens und Sammelns – außerdem lobte er eine Art Wettbewerb aus, wer die erste neue Art nach Wiedereröffnung der Grube (Twistringen ist bereits Typlokalität mehrerer Taxa) finden werde – diese solle nach seiner Vorstellung dann nach dem Finder benannt werden.
Abb. 7: Der Twistringer Bürgermeister Jens Bley würdigte in seiner Rede das Engagement aller Beteiligten und den guten Zusammenhalt im Ort und in der Region, wenn es um die Realisierung derartiger Projekte geht, die nur mit vereinten Kräften zu stemmen sind.
Anschließend wandte sich Volker Meyer (Mitglied des Niedersächsischen Landtags und stellvertretender Landrat) an die Zuhörer – just als er die Bühne betrat, kam auch der amtierende Landrat (direkt von einer Kreistagssitzung, die sich etwas länger hingezogen hatte als geplant) noch hinzu und lauschte dann zusammen mit dem Publikum den wohl gewählten Worten seines Stellvertreters.
Abb. 8: Volker Meyer (Mitglied des Niedersächsischen Landtags) wandte sich in seiner Funktion als stellvertretender Landrat des Landkreises Diepholz ans Publikum und würdigte das Zustandekommen des Projekts FossilienGrube und die konstruktive Zusammenarbeit der daran Beteiligten. Foto: Martin Krogmann (Geowissenschaftliche Sammlung der Universität Bremen).
Die positive Stimmung aller Referenten übertrug sich auf das gut gelaunte und erwartungsfrohe Publikum. Als Prof. Jens Lehmann von der Geowissenschaftlichen Sammlung der Universität Bremen als Paläontologe ans Rednerpult trat und die erdgeschichtliche Bedeutung Twistringens in einen globalen Kontext einordnete sowie die zu erwartenden Suchmöglichkeiten in der Grube beschrieb, trübte nicht einmal plötzlich laut vernehmlich aufs Hallendach prasselnder Regen die Stimmung der Anwesenden – aus dem Publikum raunte es "besser jetzt Regen als gleich ...". Denn ab 14 Uhr stand die Eröffnung der Grube "outdoor" auf dem Programm. Jens Lehmann hob die Bedeutung der Besuchergrube als einem außerschulischen Lernort sowie einer Fundstelle, an der Paläontologen von morgen „geboren werden“ hervor. Mit dem Zeigen von Altfunden eines Megalodon-Haizahns sowie eines Walknochens aus dem Miozän von Twistringen verstand er es, dem Publikum „Lust auf mehr“ zu machen. Ein Walskelett oder ein artikulierter Hai wurden bisher noch nicht in Twistringen gefunden – doch nichts ist unmöglich! Es versteht sich von selbst, dass relevante Funde (insbesondere Wirbeltierfunde) im Gesteinsverbund belassen und gemeldet werden müssen, um eine professionelle, wissenschaftlich begleitete Bergung zu ermöglichen.
Abb. 9: Prof. Jens Lehmann hält in Händen, was Fossiliensammler in Twistringen zu finden hoffen: den Zahn des legendären ausgestorbenen Riesenhais Carcharocles megalodon (oben nochmals vergrößert eingeblendet). Es handelt sich um einen Altfund aus Twistringen. Es ist also durchaus realistisch, dass früher oder später jemand auch in der Besuchergrube einen solchen Fund tätigen wird. Foto: Martin Krogmann (Geowissenschaftliche Sammlung der Universität Bremen).
Abb. 10: Die geladenen Gäste in der gut besuchten Pressenhalle lauschen dem Vortrag von Prof. Jens Lehmann.
Nach der Rede von Jens Lehmann wurde alsbald zur Eröffnung des Buffets übergeleitet.
Abb. 11: Speis und Trank kamen gerade Recht zur Stärkung vor dem Antreten des Wegs ins Gelände und dem Suchen der ersten Fossilien.
Abb. 12: V. l. n. r.: Martin Lütjen, Silke Perin (Stadtmarketing Twistringen), Alfred Meyer und Hobby-Paläontologe Ludwig Kopp freuen sich, dass es nun endlich losgeht mit dem Suchen und Sammeln. Ludwig Kopp hatte 2006 in Twistringen einen viel beachteten Vortrag mit dem Thema „Ein ehemals bekannter Fossilienfundort – Die Tongrube der Ziegelei Sunder in Twistringen“ gehalten, der das Interesse am „Projekt Wiedereröffnung“ beflügelte. Silke Perin hat mir ihrem ansteckenden Enthusiasmus und ihrem Engagement für die Grube (in den letzten Monaten sozusagen rund um die Uhr!) einen hervorragenden Beitrag dazu geleistet, dass alles rechtzeitig fertig wurde und einschließlich der Eröffnung perfekt ablief. Foto: Martin Krogmann (Geowissenschaftliche Sammlung der Universität Bremen).
Während wichtige Projektbeteiligte noch weiter gewürdigt und mit Blumensträußen bedacht wurden, machte ich mich mit meinem Sammelfreund Dirk Struckmeier gemäß der Absprachen mit unseren Freunden vom Heimat- und Bürgerverein schon vorzeitig auf den Weg zur Grube, wo wir an der Sammelstelle den bald darauf dort eintreffenden Besucherinnen und Besuchern zeigen sollten, wie das mit dem Fossilien suchen in Twistringen eigentlich funktioniert. Das Wetter war zwar zeitweise etwas ungemütlich, aber als die ersten Grubenbesucher bei uns angelangten, konnten wir ihnen schon erste miozäne Schnecken zeigen, die wir zwischenzeitlich direkt aus dem Anstehenden gewonnen hatten.
Abb. 13: Als Dirk und ich die Grube betraten, war sonst noch niemand vor Ort. Der Blick schweift hier von der Schutzhütte hinüber zur Sammelstelle.
Abb. 14: In der Schutzhütte, am Grubeneingang, an einer Aussichtsbank unweit des Grubeneingangs und in der WerkBox: Überall finden sich informative Plakate mit nützlichen Hinweisen und Tipps für die Besucher. Da das Sammeln (außer bei angemeldeten Gruppen) nicht durch Personal betreut werden kann, ist diese Art der Informationsweitergabe besonders wichtig. Aus meiner Sicht könnte zukünftig in der Grube anwesenden Fossiliensammlern eine wichtige didaktische Rolle beim Vermitteln ergänzender Erklärungen als Ansprechpartner für Laien zukommen, so wie es z. B. in den Besucherbrüchen des Altmühltals der Fall gang und gäbe ist.
Abb. 15: Mit Teichwasser gespeiste Schlämm-Anlage zum Auswaschen von Fossilien aus Tonproben. Eine super Idee!
Die in Teich-nähe eigens eingerichtete Schlämm-Anlage zur Aufbereitung von Tonproben statteten wir mit etwas aus fossilreichem anstehenden Ton gewonnenen Material aus, das von Besuchern sodann eifrig und mit Erfolg auf Molluskenschalen durchgesehen wurde. Der eine oder andere der Gäste stellte uns Fragen oder bekam gerade frisch gefundene Fossilien in die Hand gedrückt. Es dauerte aber bei den Meisten nicht lange, bis sich erste eigene Funde beim Absammeln am Hang einstellten. Mancher tat sich zunächst etwas schwer mit der Fortbewegung auf dem durch den Regen derzeit ziemlich aufgeweichten, schlammigen Hang. So konnten wir zwischendurch den empirischen Beweis dafür erbringen, dass sich Klappspaten nicht nur zum Ausgraben von Fossilien, sondern auch von Gummistiefeln eignen. ;-)
Abb. 16: Jung, Mittelalt und Alt bei systematischer Suche nach Mollusken im Anstehenden. Foto: Martin Krogmann (Geowissenschaftliche Sammlung der Universität Bremen).
Zum Klopfen im Ton eignet sich übrigens ein Hammer mit breiter Schneide, während Pickhämmer eher ungeeignet sind. Man sollte bodennah suchen und das Gestein in der Hand zerbröckeln, um die kleinen Schnecken und Muscheln nicht zu übersehen.
Abb. 17: Nicht alle Besucherinnen und Besucher wagten sich an diesem Tag an den matschigen Tonhang. Wer dort unterwegs gewesen war, dem sah man das hinterher unweigerlich an den mit dunklem Ton verschmierten Stiefeln und Klamotten an.
Neben Gästen aus Twistringen und den Nachbarorten waren auch einige Fossiliensammler von weiter her angereist, so z. B. auch eine Delegation des Projekts Foraminifera.eu um Michael Hesemann, Dieter Ketelsen und Axel Reichert aus dem Raum Hamburg, Sammler aus Schleswig-Holstein, Varel im Friesland, Nordrhein-Westfalen usw. – dieser Radius wird sich zukünftig sicherlich noch deutlich erweitern, sobald das Wetter stabiler ist.
Nicht zu vergessen, mit Mette Elstrup zählte auch die Leiterin des Museums Gram zu den Gästen. Sie war extra aus Dänemark angereist, um sich ein Bild vom Twistringer Projekt zu machen und über ihre Erfahrungen zu berichten.
Abb. 18: Dirk Struckmeier fand die größte Schnecke des Tages! Es ist nicht gerade eine "Campanile giganteum", aber für Twistringer Verhältnisse schon ein eher großwüchsiges Individuum.
Abb. 19: Dirks Schnecke und ihr Abdruck im Ton.
Einige Besucher nahmen Schlämmproben mit nach Hause, um sie später auf Klein- und Mikrofossilien durchzusehen. Dass sich das lohnen kann, ist im Steinkern-Heft nachzulesen und lässt sich außerdem auch auf Foraminifera.eu in der Fundort-Rubrik Twistringen erkennen. Es bietet sich an, hierfür Horizonte zur Beprobung auszuwählen, die bereits im Gelände eine reichhaltige Kleinfauna erkennen lassen.
Abb. 20: Suche im Anstehenden des Mittelmiozäns. Foto: Anneliese Simonsen-König.
Abb. 21: Zwar ist das Suchareal flächenmäßig relativ überschaubar, da die Fossilien aber sehr klein sind, gehen die Oberflächenfunde trotzdem nicht so schnell aus. Zum Wühlen im Anstehenden bietet sich am Hang ohnehin für längere Zeit Potenzial. Hierdurch und durch Abregnen werden dann auch wieder Lesefunde für nachkommende Sammler möglich. Foto: Anneliese Simonsen-König.
Abb. 22: Noch eine in situ, also aus dem anstehenden Gestein, geborgene Schnecke.
Am Tag der Eröffnung wurden durch die vielen Besucher hunderte Fossilien gefunden – sowohl im anstehenden Ton als auch als Lesefunde vom Hang. Es wurde sogar mindestens ein Haizahn entdeckt!
Abb. 23: Ein Junge entdeckte diesen sehr schön erhaltenen Haizahn (Carcharodon hastalis). Herzlichen Glückwunsch zu diesem perfekten Einstieg in die Paläontologie!
Momentan sind die miozänen Mollusken beim Auflesen am Hang für Laien (und durchaus auch für manchen Sammler) noch leicht mit den Gehäusen rezenter Teichschnecken und Muscheln zu verwechseln. Spätestens wenn der Hang noch einmal mit einem Bagger abgezogen wird, wird diese Problematik aber an Bedeutung verlieren. Über die Durchmischung mit rezentem Material soll in den Vitrinen der WerkBox und bei Führungen aufgeklärt werden. Es kommen Gehäuse weniger rezenter Teichbewohner sowie in den ehemaligen Teich eingeschwemmte Schnirkelschnecken vor, die sich mit geschultem Auge relativ leicht gegen die fossilen Schnecken abgrenzen lassen.
Abb. 24: Hinweistafel mit Blick auf die Sammelstelle. Foto: Hermann Simonsen.
Abb. 25: Gesamtansicht der am Eröffnungstag gut besuchten Sammelstelle. Foto: Anneliese Simonsen-König.
Abschließend besichtigten Dirk und ich – gut gestärkt durch Bratwurst und Cola, danke nochmals an Martin Lütjen für die Einladung! – noch die WerkBox in der Ziegelei. Seit unserer Januar-Exkursion hatte sich dort noch reichlich verändert, so war z. B. ein altes Trafo-Häuschen mit Dioramen der miozänen Lebewelt bemalt bzw. besprüht worden:
Abb. 26: Die Graffitiprofis Nils Neumeyer und Lukas Kröger von der Firma MeraDookie wandelten das zuvor triste ehemalige Trafohäuschen in einen Blickfang um. An den Seitenwänden befinden sich weitere Dioramen.
Abb. 27: In den Räumlichkeiten der WerkBox wird über die fossile Fauna informiert, es werden Utensilien des Sammlers gezeigt und Bestimmungshilfen gegeben.
Abb. 28: Twistringer Miozän-Fossilien aus einer Altsammlung, präsentiert in der WerkBox. Foto: Hermann Simonsen.
Der Auftakt zu diesem Projekt, dem die Steinkern.de Fossilien-Community den ihm gebührenden Erfolg wünscht, war rundum erfreulich und verspricht viel für die Zukunft – herzlichen Glückwunsch abermals an alle Beteiligten!
Im Forum ist ein Twistringen-Beitrag eröffnet worden:
Sammelbeitrag zur FossilienGrube Twistringen
Wir möchten dazu einladen, dort Fund-Ausbeuten sowie besondere Fundstücke vorzustellen, um in einen Austausch zu kommen, um das Interesse an der Grube in Fachkreisen wachzuhalten und letztlich auch um wissenschaftlich relevante Stücke mithilfe des Schwarmwissens unserer Mitglieder identifizieren zu können.
Prof. Jens Lehmann sprach in seiner Rede vollkommen zu Recht von einem paläontologischen "Leuchtturm-Projekt". In der Bevölkerung besteht ein Bedarf für das Erleben von Erdgeschichte durch "Anfassen" und "selbst sammeln". Twistringen hat sich auf der "paläontologischen Landkarte Europas" mit der Zugänglichmachung der Grube nun einen prominenten Eintrag gesichert. Ich bin überzeugt, dass die Region durch diesen Anziehungspunkt für Feriengäste, für Sammler und für erdgeschichtlich Interessierte aufgewertet und u. a. durch eine Zunahme des Geotourismus profitieren wird. Der Erfolg des Projekts wird sich sodann hoffentlich herumsprechen und andere Regionen hoffentlich nachziehen, wenngleich sich nicht überall eine entsprechende Fossilien-Funddichte vorfinden lässt. Twistringen ist insoweit eine ideale Fundstelle für so ein Projekt.
Wichtiger Appell an Hobby-Paläontologen und alle anderen Grubenbesucher:
Bitte nur flache Schurfe anlegen, damit keine Gefahrenstellen für andere Grubenbesucher entstehen.
Dies und die Beachtung sämtlicher vor Ort ausgeschilderter oder auf der Homepage der FossilienGrube bekanntgemachter Regeln ist wichtig, damit die Fundstelle uns und allen Interessierten längerfristig erhalten bleibt.
Bildnachweis
Danke an Martin Krogmann und Jens Lehmann (Geowissenschaftliche Sammlung der Universität Bremen) sowie an meine Eltern, Anneliese Simonsen-König und Hermann Simonsen, für die Erlaubnis zur Verwendung von Fotos im Rahmen dieses Artikels.
Fotos, nur wenn nicht anders angegeben, Sönke Simonsen.
Homepage der FossilienGrube:
Weitere Informationen für Besucherinnen und Besucher sind der Website https://fossiliengrube-twistringen.de/ zu entnehmen.
Mehr über die Twistringer Fauna gibt es im Steinkern-Heft April 2024 zu lesen!
Abb. 29: Heft 57 - Der Steinkern ist gerade aus dem Druck gekommen und am 17. April 2024 an die Abonnentinnen und Abonnenten verschickt worden. 28 Seiten und das Titelblatt sind der FossilienGrube Twistringen gewidmet. Möchten Sie das Heft einzeln bestellen? Hier gibt es weitere Informationen.
Sönke Simonsen für Steinkern.de