Frankreich

Baustelle im südfranzösischen Pliensbachium

Hallo Sammlerfreunde!

Nachdem meine Eltern und ich gestern aus unserem Südfrankreichurlaub in der Region Millau/Lodève (Causses) nördlich von Montpellier zurückgekehrt sind, möchte ich nun einen kurzen Tipp geben.
Selbstverständlich ist dies nicht mit einer Fundgarantie verbunden, da es sich um eine Straßenbaustelle handelt, bei der es vom einen Tag auf den anderen schon ganz schlecht aussehen kann. Mein letzter Besuch war am Donnerstag (20. April). Natürlich ist der Tipp nur für Sammler interessant, die ohnehin gerade nach Südfrankreich starten wollen und dort auf Grund der in der Nähe gelegenen anderen Fundstellen keinen allzu riesigen Umweg machen müssen.

Nun zur Lage:
Die Baustelle befindet sich in einem Nachbarort von Roquefort-s-Soulzon (der Heimat des berühmten Schimmelkäses, dort können auch die "Caves" besucht werden, in denen der Käse reift). Der Nachbarort ist Lauras, welches A. E. Richter in seinem noch immer sehr hilfreichen Sammelführer "Südfrankreich und seine Fossilien" als Fundstelle beschreibt. Jedoch handelt es sich bei der von A. E. Richter beschriebenen Fundstelle um einen Steinbruch im Unterpliensbach (Carixium), der inzwischen kaum mehr zugänglich ist, da dieser weitestgehend mit Haldenmaterial verfüllt wurde (unter anderem auch Material von der aktuellen Baustelle, welches aber auch schnell wieder mit Erdaushub von anderer Stelle überkippt werden könnte!).
Bei der Durchfahrt von Lauras ist die Stelle eigentlich unübersehbar. Dennoch kurz eine Beschreibung der Anfahrt:
Von Roquefort aus fährt man auf der D 23 nach Westen und trifft dann nach 2-3 Kilometern auf die D99. In Richtung des kleinen Ortes Lauras liegen nun auf der rechten Seite der fast verfüllte Carixiumbruch und links die Straßenbaustelle.
Auf dem Weg hat man bereits am Straßenrand bergabfahrenderweise die Schistes Cartons (Untertoarc) gesehen und weiß nun gleich, womit man zu rechnen hat: Domerium.

Im Domerium war in den Osterferien bei allen vier Besuchen der Fundstelle einiges geboten. Reichlich kleine Amaltheen, schichtweise angereichert, gelegentlich seltenere Formen, z.B. Reynesoceras.
Auch das Unterpliensbach (Carixium), das in dem Steinbruch auf der anderen Straßenseite riesige Funde von Liparoceras (im nicht weit entfernt liegenden Museum von Millau zu besichtigen, Besuch lohnend) erbracht hatte, wurde in einem schmalen Graben erschlossen. Dort konnte man vor allem Fragmente von Lytoceras in den Mergellagen zwischen den Kalkbänken finden. Funde von kompletten Lytoceraten gelangen auch, jedoch ist die Erhaltung zweifelhaft, bei einer Größe von an die 15 cm sind es aber - so die Präparation nichts erbringt - immer noch schöne Stücke für den Garten. Sicherlich nicht für den Garten ist ein Fund eines 19 cm messenden Liparoceras (Becheiceras) gallicum. Zwar ist die Skulptur bei einem kalkigen Steinkern dieser Größe nicht sehr stark, aber dennoch ein toller Fund (siehe Foto bei der Bergung).

Als Werkzeug genügte uns das Mitführen von Hammer und Meißel, sowie gewöhnlichen Geologenhämmern. Bei kurzzeitigem Abbau im Anstehenden des Domeriums war der Einsatz einer Spitzhacke nicht von Nachteil. Weniger kräftezehrend und daher auch die bevorzugte Sammelvariante war das Aufspalten der herumliegenden Blöcke (je länger diese der Witterung ausgesetzt waren, desto leichter lassen sie sich natürlich spalten!). In den richtigen Schichten machte dieses Aufspalten einen enormen Spass, besonders weil die dort enthaltenen Amaltheen quasi "im Goldglanz aus dem Fels" kamen.

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Links: Der frisch geborgene Liparoceras von 19 cm aus dem Carixium; rechts: einer von vielen kleinen aber feinen Amaltheen aus dem Domerium (Durchmesser rund 1-7 cm, noch größere Exemplare sind rar)

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Links ist die von Roquefort kommende Straße, die direkt an der Baustelle vorbeiführt, zu sehen. Wesentlich interessanter jedoch ist die schöne Abfolge der Doggerkalke, die als bewaldete Steilstufe aus dem Gelände ragen. Darauf folgend relativ seicht geneigte Wiesen des Toarc, die in steileren Bereichen die zum Sammeln einladenden "Terres noires" freigeben können. Unterhalb der Papierschiefer des Untertoarcs kommt dann der Bereich, in den die Baustelle hauptsächlich fällt: die Amaltheenschichten. Und darunter dann das wenigstens kurzzeitig auch erschlossene Carixium (Unterpliensbach).

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Am Ostermontag kamen einige Einwohner des Ortes Lauras zum Schauen, ernsthafte Sammler waren über die Tage gesehen nur zwei oder drei dort, man machte sich gegenseitig jedoch ohnehin keine Konkurrenz, da genug Material zum Aufschlagen vorhanden war, obwohl auch mancher Lesefund nicht zu verachten war.

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Schöne typische Amaltheenfunde, dazwischen rechts unten ein Reynesoceras und oben in der Mitte ein kleiner Juraphyllites. Durchmesser der Stücke bis maximal knapp 4 cm.

Dies nur als kurze "Eilmeldung" für diejenigen, die sowieso eine Südfrankreichtour geplant haben! Falls der Aufschluss nichts hergibt, gibt es einiges an Ersatz in der Gegend. Für Fundstellen in der Gegend empfiehlt sich das bereits zuvor genannte Buch "Südfrankreich und seine Fossilien" von A. E. Richter sowie Gero Moosleitners "Fossilien sammeln in Südfrankreich". Fundstellen ganz in der Nähe sind Tournemire und die Gegend um St. Paul des Fonts. Etwas weiter südlich dann Le Clapier etc.
Ebenfalls sehenswert sind das Viadukt von Millau und das Museum von Millau. Letzteres präsentiert eine gute Fossilienausstellung, wo schöne Funde der Region zu sehen sind.

 

Aktualisierung vom 6. Juni (Stand vom 27. Mai!)

Heute erhielt ich eine Email von unserem belgischen Sammlerfreund Hubert Pardaens, der tatsächlich meinem Tipp folgend - weil er sowieso in der Gegend unterwegs war - die Baustelle in Lauras bei Roquefort besucht hat.
Er war nur zirka zwei Stunden dort, konnte aber einige gute Amaltheen im Oberen Pliensbachium (Domerium) finden, wobei die Anzahl der Lesefunde begrenzt war. Durch Aufspalten der immernoch herumliegenden Blöcke konnten jedoch noch einige gute Amaltheen gewonnen werden.
Auch im Oberen Pliensbachium (Carixium) bestanden noch Fundmöglichkeiten, die Hubert Pardaens in immerhin zwei Exemplare von Lytoceras ummünzen konnte.

Die folgenden zwei Aufnahmen zeigen den Stand von 27. Mai und ein großes Lytoceras:

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Links vorne Schichten des Carixium, weiter hinten schwarze Mergeltone des Domerium.
Wie in Deutschland gilt freilich auch in Frankreich: "Nicht in den Böschungen graben!", Foto: Hubert Pardaens

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Ein dicker Brocken aus dem Carixium. Dieses Lytoceras verpsricht einiges! Foto und Fund: Hubert Pardaens

Herzlichen Dank für die Bilder und die Berichterstattung an Hubert Pardaens nach Belgien!

Sollte noch jemand die Baustelle besucht haben oder besuchen wollen - so würde ich mich über Nachberichterstattung sehr freuen!

Sönke Simonsen