Großbritannien

Das Zechsteinriff von Sunderland

Im Mai/Juni 2007 habe ich eine Wohnmobilrundreise um Großbritanien herum unternommen. Dabei habe ich in Sunderland das dortigen Zechsteinriff erkundet.

Vorweg sei gesagt, das es Großbritanien dem Fossilien suchenden Zeitgenossen nicht leicht macht. Zum einen gibt es durch das milde Klima und die häufigen Niederschläge eine dichte Vegetation, zum anderen sind die Nebenstaßen oft sehr eng und von Mauern eingefaßt.

Das folgende Bild ist kein Einzelfall. Dies ist eine Straße mit Gegenverkehr, wie das Verkehrsschild belegt. Links und Rechts sind überwachsene Mauern. Man sitzt im Wohnmobil schon sehr hoch, fast wie in einem LKW, trotzdem hat man von der Umgebung nicht viel gesehen. Das ist eine Küstenstraße, aber einen Zugang zum Wasser (und damit zum Aufschluss) oder gar einen Parkplatz sucht man oft vergeblich
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Bei meiner Vorbereitung der Reise war ich im Internet auf die Beschreibung eines Riffes aus dem Perm, genauer  aus dem Zechstein, in Sunderland gestoßen. Das war für mich deshalb interessant, da Perm in meiner Sammlung noch stark unterrepräsentiert ist. Einfach weil wir in Deutschland kaum marine Aufschlüsse und schon gar keine Riffe aus der Epoche aufgeschlossen haben.

Es fand sich ein kleines Buch der Palaeontological Association mit dem Titel 'Zechstein Reef Fossils and their Palaeoecology'. Die dort beschriebenen Aufschlüsse in Sunderland konnte ich mit Google-Earth gut lokalisieren. Link zu Google Maps


Der erste Aufschluss morgens war ein Straßeneinschnitt an der Rotherfield Road, wo ich sogar mal problem- und kostenlos parken konnte :)
Im Hintergrund Hylton Castle, aber da es hier deutlich mehr Burgen und Schlösser als gute Aufschlüsse gibt, hat es nur als Orientierungshilfe gedient.
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Die Aufschlussituation war gar nicht so schlecht. Das angewitterte Gestein zeigte bei näherer Betrachtung einiges an Kleinfossilien.
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Die hier vom Fluß Avon angeschnittenen Sedimentpakete lassen zwar auf reiche Fossilfunde hoffen, aber leider ist fast alles dolomitisiert. Bei diesem Prozess wird der abgelagerte Kalkschlamm frühdiagenetisch so überprägt, das die eingeschlossenen Fossilien kaum noch zu erkennen sind. Nur an den wenigen im Buch beschriebenen Stellen lassen sich brauchbare Funde machen.
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Auch in einem alten Steinbruch oben auf dem Hügel waren keine Fossilien zu sehen.
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Etwas weiter südlich in den Tunstall hills fanden sich dann die besten Stücke. Der oben sichtbare Aufschluss ist wieder ziemlich unbrauchbar.
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Aber wenn man etwas durch die dornigen Büsche klettert, dann finden sich recht gute Stellen.
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Eine 5mm Brachiopode. Brachiopoden sind zwar zahlreich, aber fast immer kleinwüchsig.
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Raster jeweils 1 cm

Muschel
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Schön rausgewitterter Schill. Link zu einem Detailbild
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Muschel
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Brachiopodenpflaster
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Es handelt sich hier um ein Bryozoenriff, kein Korallenriff. Teile von Bryozoen sind recht häufig, ganze Exemplare aber ziemlich unmöglich zu finden.
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Das sind sicher keine Aufschlüsse für Sammler von Dekostücken, aber wer ein Bryozoenriff aus dem Zechstein einmal aus der Nähe sehen möchte, der findet hier recht gute Aufschlüsse. Das oben genannte Buch beschreibt schön welcher Bereich des Riffes wo aufgeschlossen ist und wie sich das auf die Zusammensetzung der Fossilien auswirkt. Wenn ich bedenke, das ich kaum einen halben Tag gesucht habe, weil An- und Abfahrt, sowie Parkplatz- und Aufschlusssuche doch recht zeitaufwändig sind, dann denke ich das man mit mehr Zeit hier durchaus gute Funde machen kann.


Literatur:
N. Hollingworth and T. Pettigrew: Zechstein Reef Fossils and their Palaeoecology