Dänemark

Fossilien vom Limfjord / Teil 6 Eine Meerschildkröte aus dem Moler von Mors

Steinkern.de wird auch in Dänemark gelesen. So auch von unserem Freund Henrik Madsen, Leiter des Molermuseums Mors.

Er hat kürzlich in der Grube Ejerslev auf Nordmors (Limfjord / Jütland / Dänemark) einen fantastischen, einzigartigen Fund gemacht.
Wir kamen schnell überein, ihn auch den Steinkern-Lesern zugänglich zu machen. Hier also eine kurze Zusammenfassung seines in dänisch abgefassten Berichts:

Beim Bergen des Zementsteins (Paläozän/Eozän) aus der Schicht +31 war zunächst kein Hinweis auf ein Fossil erkennbar.

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Bild 01: Molerprofil in der  Ejerslev Grube.
Der Zementstein in der Bildmitte befindet sich in der Schicht + 31.

Henrik wendet beim Aufschlagen der Platten eine brachiale, aber sehr wirkungsvolle Methode an: er schlägt von oben kräftig auf die Platte und untersucht im Querbruch, ob glänzende schwarze, braune oder kalzitische Einschlüsse auf ein Fossil hinweisen. Je größer und länger der Einschluss ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit auf ein schönes Fossil: Fisch, Knochen oder auch Holz. Beim späteren Zusammenkleben der Platte ist der Bruch nicht mehr erkennbar.

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Bild 02: Das  Foto zeigt die Fläche des Querbruchs. Es war zunächst der einzig sichtbare Hinweis auf ein Fossil. Rechts der Schädel.

Da auch hier im Querbruch vielversprechende Einschlüsse sichtbar waren, nahm er den Stein mit nach Haus und legte ihn zunächst einmal zur Seite. Ihm war klar, dass viele Stunden Präparationsarbeit auf ihn warteten.

Bei der ersten Anpräparation brauchte es 4-5 Stunden, bis deutlich wurde, dass eine Schildkröte unter dem Druckluftstichel lag.

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Bild 03: Nach der Anpräparation zeigten sich der Kopf und der mittlere Teil des Panzers einer Schildkröte.

Vor und während der Präparation wurden Zeichnungen und Fotos von anderen fossilen Schildkröten aus dem In- und Ausland herangezogen. Und lange war unsicher, ob es sich nur um ein Fragment oder vielleicht sogar um ein komplettes Exemplar handelt.

Bald tauchte die rechte Vorderflosse auf und es wurde wieder spannend, ob auch die anderen Flossen erhalten waren. Aber das war glücklicherweise der Fall, allerdings ist die rechte Hinterflosse umgeknickt, so dass man dort die äußersten Finger nur erahnen kann.
Es wurde eine unheimlich spannende, wenn auch zeitraubende Arbeit, die fossile Schildkröte aus dem Gestein herauszupräparieren.

Mit größter Spannung arbeitete Henrik in den nächsten Wochen täglich an dem Fossil und während der Präparation bestätigte sich die Hoffnung, dass LUFFE („Flosse“; so wurde die Schildkröte inzwischen getauft) in einem einzigartigen Erhaltungszustand war.

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Bild 04: Das Prachtstück nach Abschluss der Feinpräparation

Die kleinen dreikantigen Abzeichnungen entlang der äußeren Kanten des Panzers kamen als Überraschung zutage. Diese Dreiecke sind die Oberhaut der Schildkröte, die erhalten ist, wie ein ultradünner Kohlefilm ; ähnlich wie bei Insekten im Moler. Eine derartige Erhaltung ist bei früheren Schildkrötenfunden in Dänemark noch nie festgestellt worden.

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Bild 05: Randplatten mit Hautzeichnungen

Diese Haut ist auch erhalten bei den Flossen und zwischen den Pleuralplatten.
Aus mehreren Details geht hervor, dass mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Bauchseite der Schildkröte erhalten ist.

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Bild 06. Linkes Vorderbein mit der Bezeichnung der verschiedenen Knochen.

 

Das 10,5 cm lange Exemplar gilt als die besterhaltene fossile Schildkröte, die jemals in Dänemark gefunden wurde.

Henrik Madsen bat den führenden europäischen Experten für fossile Schildkröten, France de Lapparent de Broin, CNRS, Muséum national d'Histoire naturelle, Paris, um Bestimmungshilfe.
Er stellte sie in die Familie Cheloniidae (Meerschildkröte).
Es handelt sich um ein juveniles Exemplar und deshalb ist es schwierig, sie mit bereits beschriebenen erwachsenen Exemplaren zu vergleichen.

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Bild 07: Für die Präparation ist die richtige Ausrüstung erforderlich;  Binokular, Druckluftstichel, eine kräftige Lichtquelle und eine grosse Portion Geduld. Die Präparation erforderte etwa 150 Stunden Arbeitszeit.

 

LUFFE kann nun im Moler-Museum, Skarrehage, Mors bewundert werden.

 

Mit den besten Sammlergrüssen (auch von Henrik Madsen)

Solveig & Karsten


Fotos: Henrik Madsen, Molermuseum Mors

http://www.vestjyskstenklub.dk/