Trias

Erinnerungen an den ersten Besuch in Alverdissen 1997

Im August 1997 haben wir auf der Rückreise eines Fossilienurlaubs in Süd-Schweden bei einem befreundeten Fossiliensammler in Minden Quartier bezogen. Dies war unser letzter Halt, bevor wir ganz in unsere schwäbischen Gefilde zurückgefahren sind.
Am Folgetag haben wir mit ihm den Steinbruch bei Alverdissen aufgesucht. Dies sollte unser Abschluss einer wunderbaren und erholsamen Woche des Fossiliensuchens sein.
Der erste Eindruck des Steinbruchs war für uns überwältigend. Die Größe und die mächtigen Steilwände, die überall aufragen zeigen, wie klein wir Menschen doch sind.
Als Vorinformation war mir nur bekannt, dass es 2 Schichten gibt, in denen die Seelilie Encrinus liliiformis mit ganzen Kelchen vorkommen soll. Wäre ich alleine unterwegs gewesen, ich glaube ich hätte die Schichten an dem Tag nicht ausfindig gemacht.
So hatten wir unsere gute Führung und haben an diesem Tag auch die fossilführenden Schichten aufgedeckt.

 
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Auf einem kleinen Plateau direkt am Abgrund immer mit dem Blick nach unten

In der Hitze des Tages bei sengender Sonne ist so mancher Liter Flüssigkeit in uns hinein, aber auch wieder durch die Poren herausgeflossen. Das Heraustrennen der Deckschichten war nur mit schwerem Gerät (Spitzhacke, Meißel, Vorschlaghammer, Brechstange) möglich. Das Gewicht dieser losgelösten Gesteinsplatten ist nicht zu unterschätzen. So hatten wir doch einige Mühe, eine entsprechende Fläche freizubekommen.

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Funde und weiteres Werkzeug wurden oben abgelegt.

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Als dann die ersten Seelilienstiele sichtbar wurden, war die große spannende Frage: Läuft der Stiel bis zum Kelch, oder war der Kelch auf der anderen Seite, sprich Bruchkante und somit nicht mehr vorhanden?

Der Ehrgeiz wurde durch diese Frage richtig angestachelt und mit regenerierten Kräften wurden weitere Platten abgehoben. Zum Teil mit der anschließenden Gewissheit, dass es nur ein Stiel war und kein Kelch mehr in der aufgedeckten Richtung folgte. Jedoch weitere Stiele hatten sich beim Abheben der Deckschichten gezeigt. Und diese führten uns zu unserem gewünschten Erfolg. Wir haben an diesem Tag insgesamt 7 Seelilien zu unseren Fahrzeugen gebracht.

Bei mir waren es an diesem Tag 3 Encrinus liliiformis.

Wieder zu Hause und einige Zeit später beim Präparieren und anschließenden Formatieren meines schönsten Stückes - dünne Platte, handliche Größe-  im Freien, hat es sich dann im Streiflicht der untergehenden Abendsonne herausgestellt, dass neben dem Stiel der größeren Seelilie noch eine kleine Seelilie rechts eingeschwämmt war. Diese war mir beim Präparieren zuerst nicht aufgefallen. Glück muss der Mensch eben haben. Also wurde die Platte sofort wieder in die Präparationswerkstatt mitgenommen und am gleichen Tag noch fertiggestellt.

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Unpräparierte Seelilienplatte wie im Steinbruch geborgen.
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Die gleiche Seelilienplatte wie zuvor, nun jedoch in präpariertem Zustand; Länge der Gesamtplatte 52 cm, Dicke der Platte ca. 1- 1,5 cm

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Detailansicht der Krone; Länge der Krone 10 cm

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Die kleinste Seelilie vom Fundtag; Länge der Krone 5 cm

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Die größte Seelilie vom Fundtag; Länge der Platte 110 cm, Gewicht ca. 35 kg, Dicke der zusammengefügten Platten etwa 5-6 cm

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Die Krone aus der zuvor dargestellten Komplettansicht. Leider ist sie etwas zerfallen. Länge der Krone 11 cm.

Mir klingen noch die Worte unseres Freundes Stefan in den Ohren, dass es gar nicht so selten ist, dass Sammler auch unverrichteter Dinge oder vielleicht auch nur mit einer Seelilie aus dem Steinbruch nach Hause gehen.

Welch Glück ich beim Besuch doch hatte...
... beim 2.ten Besuch bin ich auch ohne Seelilien nach hause gefahren.

Andreas Wießler
Schwarzwald