Paläogen, Neogen und jünger

Die neochattischen Feinsandsteinknollen des „Pampauer Gesteins“

Aus der Kiesgrube Ohle bei Groß Pampau (SH) sind tertiäre Lokalgeschiebe bekannt,

die aufgrund ihrer Molluskenfauna in das Oberoligozän, Chatt C gestellt wurden.

 

Siehe hierzu 

Piehl, A. 1999 Die Molluskenfauna eines neochattischen Geschiebes (Oberoligozän) aus Groß Pampau, Kreis Herzogtum Lauenburg, Geschiebekunde aktuell 15 (3) 75 – 84, 2 Taf., 1 Tab.

 
 

Der Begriff „Pampauer Gestein“ wurde geprägt.

 

Es liegen verschiedene Varianten dieses Geschiebetyps vor:

 

Typ 1: unverwitterte, grüngraue Feinsandstein-Geschiebe mit hervorragend erhaltenen Molluskenschalen

 

 

Pampauer_Gestein_001low.jpg

Unverwittertes „Pampauer Gestein“ mit Schilllage

 

Pampauer_Gestein_003low.jpg

Schillage mit Haizahn Carcharias gustrowensis (WINKLER 1875)

 

 

Pampauer_Gestein_009low.jpg

 Nahaufnahme einer Schilllage

 

Typ 2: durch Verwitterung entkalkte Geschiebe (limonitisch-sideritische Konkretion),

Mollusken liegen nur noch in Steinkernerhaltung vor.

 

 

entkalktes_Pampauer_Gestein_002low.jpg

Entkalktes Pampauer Gestein mit Mollusken in Steinkernerhaltung und Haizahn Notorynchus primigenius (AGASSIZ 1835)

 

entkalktes_Pampauer_Gestein_004low.jpg

Entkalktes Pampauer Gestein mit Zahnkrone Isurus oxyrinchus (RAFINESQUE 1810)

 

Zwischen diesen beiden Ausbildungen sind diverse Übergangsformen möglich.

Meist befand sich zwischen einer oberen und unteren harten „Schwarte“ eine Lage Molluskenschill, was den Geschieben ein „sandwichartiges“ Erscheinungsbild gab.

In Sammlerkreisen wurden die Geschiebe auch als „Sandwich“- oder „Schwartensteine“ bezeichnet.

Gelegentlich wurden sie auch mit anderen Lokalgeschieben wie Holsteiner Gestein oder Sternberger Gestein verwechselt.

 

 

Typ 3: kugelrunde Feinsandsteinkonkretionen, die in ihrer Mitte nur ein einzelnes Fossil enthalten.

Auf Typ 3 soll an dieser Stelle verstärkt eingegangen werden.

 

Die kugelrunden Knollen sind i.d.R. entkalkt. Ihre Größe variiert zwischen wenigen cm und über kopfgroß. Oft sind sie mit einer wenigen mm dicken limonitischen Verwitterungsschicht überzogen, die beim Aufschlagen abplatzt.

Nicht jede Knolle enthält ein Fossil, nach eigenen Wahrnehmungen enthält durchschnittlich jede ca. 5. Knolle ein Fossil. Am häufigsten fanden sich große Fischschuppen und etwas seltener Haizähne. In den Jahren 2000 – 2005 gelangen dem Verfasser Funde weiterer Fossilgruppen, die im Geschiebe absolute Raritäten darstellen. Vergleichbare Funde liegen im Geschiebe aus dem etwas älteren Sternberger Gestein vor.

Nach dem Rückzug des „Sternberger Meeres“ (Chatt A / B) wurden weiter westlich die Feinsande Chatt C abgelagert. Groß Pampau ist bislang der einzige Fundort für oberflächennahe harte Geschiebe dieser Art. Eine Bohrung in Ratzeburg belegt in großer Tiefe die Typuslokalität. Danach wird die Formation auch als „Ratzeburg-Formation“ bezeichnet. Vermutlich durch die Salzstöcke Hohenhorn und Nusse wurden diese und jüngere Meeresablagerungen aufgewölbt, konnten so von den Gletschern erfasst und im Gebiet Groß Pampau wieder abgelagert werden.

 

Folgende Fossilgruppen liegen vor:

- Krebse

- Seeigel

- Wale

- Haie

- Rochen

- Knochenfische

- Reptilien

 

 

Krebse & Krabben :

Szaboa cf. inermis (BROCCHI 1883)

Necronectes cf. schafferi (GLAESNER 1928)

Coeloma (Paracoeloma) cf. credneri (NOETLING 1881)

Homarus neptunianus n. sp.

liegen in der eigenen Sammlung als Panzer, Panzerfragmente, Scheren oder Scherenfragmente vor.

 

Hierbei handelt es sich teilweise um Erstnachweise für das „Pampauer Gestein“ bzw. für das Geschiebe überhaupt.

 

Die Arten werden in der geplanten Publikation über Geschiebe-Dekapoden von S. Polkowsky berücksichtigt werden.

 

Moths beschrieb 2002 Carcinus sp. aus einem wahrscheinlich neochattischen „Pampauer Gestein“.

 

Damit erhöht sich die Anzahl der aus diesem Geschiebe bekannten Krabbenarten auf 4.

 

Die wenigen Funde lassen wohl kaum die Repräsentation der Dekapoden - Fauna zu, es scheinen sich aber Unterschiede zur Fauna des Sternberger Gesteins abzuzeichnen.

 

Siehe hierzu

 

Polkowsky, S. (2005): Decapode Krebse aus dem oberoligozänem Sternberger Gestein von Kobrow (Mecklenburg). Tassados, 1, 1 – 126, Eigenverlag S. Polkowsky, Schwerin.

 

Krabben_Pampau_001low.jpg

Szaboa cf. inermis (BROCCHI 1838), ca. 14 mm, Groß Pampau

 

Krabben_Pampau_055low.jpg

 Szaboa cf. inermis (BROCCHI 1838), ca 11 mm und große Fischschuppe in einer Konkretion

 

Krabben_Pampau_063low.jpg

Necronectes cf. schafferi (GLAESNER 1928), ca. 28 mm, Negativ

 

Krabben_Pampau_072low.jpg

Necronectes cf. schafferi (GLAESNER 1928), Positiv und Negativ

 
 

Seeigel:

 

Feinsandsteinknollen_Gro_Pampau_004low.jpg

Seeigel Maretia sp., ca 18 mm, Groß Pampau

 

Wale:

Feinsandsteinknollen_Gro_Pampau_001low.jpg

Wal-Epiphyse, Durchmesser ca. 8 cm, Groß Pampau

 

Feinsandsteinknollen_Gro_Pampau_002low.jpg

 Wal-Epiphyse, Durchmesser ca. 3 cm, Groß Pampau

 

Haie:

 

Siehe hierzu

 

REINECKE,T. 2005 : Die Elasmobranchier des Norddeutschen Chattiums, insbesondere des Sternberger Gesteins (Eochattium, oberes Oligozän), Palaeontos 8, 1- 135, 60 Taf. Palaeo Publishing and Library vzw

 

REINECKE,T. 2008: Die Elasmobranchier des Neochattiums (Oberoligozän) von Johannistal, Ostholstein, und Ergänzungen zu deren vorkommen in der Ratzeburg-Formation (Neochattium) des südöstlichen Nordseebeckens, Palaeontos 14, 55-95, 13 Taf. Palaeo Publishing and Library vzw

 

 

Feinsandsteinknollen_Gro_Pampau_008low.jpg

 Hai-Wirbel, Durchmesser ca. 4 cm, Groß Pampau

 

Feinsandsteinknollen_Gro_Pampau_009low.jpg

 Haizahn Cosmopolitodus aff. hastalis (AGASSIZ 1838), ca. 4 cm, Groß Pampau

 

Feinsandsteinknollen_Gro_Pampau_010low.jpg

Haizahn Isurus oxyrinchus (RAFINESQUE 1810), ca 5 cm, Wurzel teilweise ergänzt.

 

Feinsandsteinknollen_Gro_Pampau_017low.jpg

 Haizahn Notorynchus primigenius (AGASSIZ 1835), Groß Pampau

 

Feinsandsteinknollen_Gro_Pampau_018low.jpg

 Haizahn Notorynchus primigenius (AGASSIZ 1835), Groß Pampau

 

Feinsandsteinknollen_Gro_Pampau_020low.jpg

 Haizahn Notorynchus primigenius (AGASSIZ 1835), Groß Pampau

 

Feinsandsteinknollen_Gro_Pampau_024low.jpg

 Haizahn Notorynchus primigenius (AGASSIZ 1835), Groß Pampau

 

Feinsandsteinknollen_Gro_Pampau_025low.jpg

 Haizahn Notorynchus primigenius (AGASSIZ 1835), Groß Pampau

 

Feinsandsteinknollen_Gro_Pampau_027low.jpg

 Haizahn Carcharias gustrowensis (WINKLER1875), Groß Pampau

 

Rochen:

 

 

Feinsandsteinknollen_Gro_Pampau_007low.jpg

Rochenstachel, ca 7 cm, Groß Pampau

 

Reptilien:

Feinsandsteinknollen_Gro_Pampau_028low.jpg

 Knochenplatte eines Reptils, ca. 4 cm, Groß Pampau

 

Präparation:

Viele Fossilien müssen nach dem Aufschlagen der Knolle gar nicht weiter präpariert werden. Sollte eine Präparation dennoch notwendig erscheinen, lassen sie sich mit Luftdruckstichel weiter freilegen. Das Gestein ist meist recht hart.


Fundmöglichkeiten:

Seit einigen Jahren wird in der Grube Ohle kaum noch abgebaut, daher gibt es leider keine Fundmöglichkeiten mehr.

 

Öffentliche Sammlungen:

Geschiebe des „Pampauer Gestein“ und seine kugelrunden Feinsandsteinkonkretionen kann man im Museum für Natur und Umwelt, Lübeck besichtigen.
 
 

Literatur:

 

Eckloff,W. u. Montag, A. (1999): Fossilien in Schleswig Holstein. – Walbaum-Festschrift, Museum für Natur und Umwelt Lübeck, 43 – 61, 16 Abb.

 

Glaessner,M (1969): Decapoda.- In: Moore, R (Hrsg.): Treatise on Invertebrate Paleontology, Part R, Arthropoda 4 (2): The Geological Society of America, V.2: 399-651, 340 Abb.; Kansas

 

Moths,H. ,Montag,A. & Grant, A. & Albrecht, F. (1997): Die Molluskenfauna des oberoligozänen „Sternberger Gesteins“,Teil 2. Neogastropoda,Euthyneura. Erratica, Monographien zur Geschiebekunde, 3, 1 – 58

 

Moths,H (2002): Tertiäre dekapode Krebse aus Geschieben und dem Anstehenden Norddeutschlands und Dänemarks –Geschiebesammler, 35 (1), 1 – 30,1 Abb., 9 Tafeln.;Wankendorf

 

Piehl, A (1999): Die Molluskenfauna eines neochattischen Geschiebes (Oberoligozän) aus Groß Pampau, Kreis Herzogtum Lauenburg. Geschiebekunde aktuell,15, 75 - 84

 

Polkowsky, S. (2005): Decapode Krebse aus dem oberoligozänem Sternberger Gestein von Kobrow (Mecklenburg). Tassados, 1, 1 – 126, Eigenverlag S. Polkowsky, Schwerin.

 

REINECKE,T. 2005 : Die Elasmobranchier des Norddeutschen Chattiums, insbesondere des Sternberger Gesteins (Eochattium, oberes Oligozän), Palaeontos 8, 1- 135, 60 Taf. Palaeo Publishing and Library vzw

 

REINECKE,T. 2008: Die Elasmobranchier des Neochattiums (Oberoligozän) von Johannistal, Ostholstein, und Ergänzungen zu deren Vorkommen in der Ratzeburg-Formation (Neochattium) des südöstlichen Nordseebeckens, Palaeontos 14, 55-95, 13 Taf. Palaeo Publishing and Library vzw

 

Danksagung:

Hiermit danke ich dem Grubenbetreiber Herrn Ohle, ohne dessen Einverständnis die Funde nicht möglich gewesen wären. Ich danke Herrn S. Polkowsky, Hamburg, für die vorläufige Bestimmung der Dekapoden und Herrn A.Piehl, Lauenburg, für die Bereitstellung wichtiger Literatur. Weiterhin danke ich meinem Vater, Herrn K. Deppermann, der mir in jungen Jahren Unterstützung und Mobilität für dieses schöne Hobby gewährte.