Unterer Jura

Belemniten aus der ibex-Zone (valdani-Subzone) von Herford

Allgemeines zur B239-Baumaßnahme bei Herford
In den Jahren 2004 bis 2007 existierten entlang des Verlaufs der Bundesstraße B239 bei Herford mehrere Aushubwannen. Beim mehrspurigen Ausbau dieser Straße wurde das Niveau im Bereich unweit der A2 zwecks Lärmschutz mehrere Meter tiefergelegt, wodurch verschiedentlich Fundmöglichkeiten im Unterpliensbach bestanden. 2005 und 2006 lieferte die "Hauptfundstelle" an der B239/Ecke Lockhauser Straße gute Funde. Zunächst enstammten diese nur der valdani-Subzone, die zur ibex-Zone gehört. Später wurden dann auch mit der jamesoni-Subzone der jamesoni-Zone ältere Unterpliensbachschichten, die eine reiche verkieste Ammonitenfauna führten, erschlossen. Dieser Bericht beschäftigt sich mit den Belemniten aus dem oberen Teil der valdani-Subzone. Alle vorgestellten Stücke befinden sich in der Sammlung S. Simonsen und wurden von C. Rohde bestimmt.

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Abb. 1: In diesem ausgehobenen "Trog" im Bereich der heutigen Brücke der Lockhauser Straße über die Bundesstraße 239 wurden alle in diesem Bericht gezeigten Belemniten gefunden.

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Abb. 2: Nachsuche in einer Schicht in der vorwiegend die Muschel Cardinia, aber auch Belemniten gefunden werden konnten.

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Abb. 3: Blick in eine Sammlungsschublade mit zahlreichen Belegstücken. Darunter knapp hundert Belemnitenrostren, aus der valdani-Suzbone des Unterpliensbachs von der ehemaligen Herforder B239-Baustelle.

Stratigraphische Tabelle
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Abb. 4: Die Tabelle zeigt das mittlere (ibex-Zone) und untere Unterpliensbach (jamesoni-Zone) nach R. Schlatter 1977. Die valdani-Subzone, aus der die im vorliegenden Bericht besprochenenen Belemniten stammen, ist gelb hervorgehoben.

Belemniten
In der valdani-Subzone der Herforder B239-Baustelle konnten vor allem Ammoniten, Muscheln und Belemniten gefunden werden. Seeigel, Seelilienstielglieder, Schnecken, Muscheln, Hölzer und Nautiliden waren weitaus seltener. Die häufigen Belemniten gehören den Gattungen Hastites und Passaloteuthis an, wobei Formen von Hastites eindeutig dominant waren. Dieses zeigt sich auch bei der Verarbeitung der immerhin 47 zugeordneten Belemnitenrostren zu einem Diagramm (Abb. 6), welches jedoch kein repräsentatives Bild wiedergibt. Es darf aber dennoch als grobe Orientierung angesehen werden und stimmt auch mit den Eindrücken vom Fundort (nicht alle Belemniten wurden geborgen), überein.

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Abb. 5: Das Diagramm zeigt die Artenverteilung von 47 zugeordneten Belemnitenrostren aus der valdani-Subzone von Herford.

Belemniten der Gattung Hastites MAYER-EYMAR, 1883
Die Gattung Hastites setzt mit Hastites araris DUMORTIER, 1869 und Hastites spadixari SIMPSON,1855 im Untersten Pliensbachium ein. Ihre Abstammung ist noch ungewiss. Hastites araris konnte durch die Autoren am Fundort nicht nachgewiesen werden.

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Abb. 6: 21 Exemplare von Hastites clavatus, deren größtes  54 mm misst.

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Abb. 7: Größenverhältnisse bei Hastites. Lateralansichten von oben nach unten: Hastites compressoides (35 mm), Hastites clavatus (48 mm), Hastites spadixari (56 mm).

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Abb. 8: Hastites clavatus, Länge 50 mm (ventral).

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Abb. 9: Hastites clavatus, Länge 40 mm (ventral).

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Abb. 10: 15 Exemplare von Hastites compressoides, deren größtes eine Länge von 52 mm hat.

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Abb. 11: Hastites compressoides, 43 mm lang (lateral).

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Abb. 12: Hastites compressoides von 36 mm Länge (lateral).

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Abb. 13: Belemniten der größten und kompaktesten Hastiten Art Hastites spadixari bis zu einer Länge von maximal 60 mm.

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Abb. 14: Hastites spadixari, 58 mm (ventral).

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Abb. 15: Hastites spadixari, 56 mm lang (lateral).

Belemniten der Gattung Passaloteuthis LISSAJOUS, 1915
Die Passaloteutiden gehen vermutlich aus der Gattung Nannobelus hervor. Alle Arten  - bis auf Passaloteuthis milleri PHILLIPS, 1867 - erscheinen im Unter-Pliensbach. Vor Ort wurden wenige Rostren der Arten P. apicicurvata BLAINVILLE, 1825 und P. carinata HEHL in ZIETEN, 1831 gefunden sowie ein juveniles Exemplar von P. bisulcata noch mit epirostral anmutendem spitzen Apex, der sich mit zunehmendem Alter verliert.

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Abb. 16: Passaloteuthis apicicurvata, Länge 54 mm .

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Abb. 17: Passaloteuthis carinata von 94 mm Länge (lateral).

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Abb. 18: Passaloteuthis bisulcata mit einer Länge von 56 mm und mit juveniler Spitzenregion.


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Abb. 19: Unbestimmbare juvenile Belemniten mit bis zu 31 mm Länge.

Fotos: Sönke Simonsen

Eine Verwendung von Text und Fotos aus dieser Veröffentlichung ist nur in Rücksprache mit den Autoren gestattet.

Carsten Rohde & Sönke Simonsen

Literatur:
Hoffmann, K. & Jordan, R. (1982): Die Stratigraphie, Paläogeographie und Ammonitenführung des Unter-Pliensbachium (Carixium, Lias gamma) in Nordwestdeutschland - Geologisches Jahrbuch, Hannover.

Schlegelmilch, R. (1998): Die Belemniten des süddeutschen Jura, Stuttgart, Jena, Lübeck, Ulm.

Schubert, S. (2007): Fossilienfunde im Unter-Pliensbachium (Carixium) am neuen Autobahnzubringer bei Herford. – Ber. Naturwiss. Verein für Bielefeld u. Umgegend. 47; 77 S., 7 Abb., 1 Tab., 17 Tafeln, Bielefeld.

Schumann, H.O. (1974): Die Belemniten des norddeutschen Lias gamma, Geol. Jb. A12, mit 35 Abb. und 8 Taf., Hannover.

Simonsen, S. (2007): Fossilien  aus der Herforder Liasmulde, FOSSILIEN (Heft 5/2007, S. 282-287).