Oberer Jura

Comaturella - Die Eleganz des Unvollkommenen

Wir befinden uns in einer Zeit in der Fossilien immer möglichst perfekt erhalten und präpariert sein sollen. Es sind aber nur selten solch perfekte Stücke erhalten. Hier möchte ich auf den Reiz und das Potential eben nicht so perfekter Stücke hinweisen.

Bei dem vorliegenden Stück handelt es sich um einen Haarstern aus den Solnhofener Plattenkalken. Diese werden, wenn man sich die Plattenkalklager anschaut, in einigen Bereichen gefunden, in allen anderen Regionen fehlen sie völlig. Zu den nachgewiesen Fundorten gehören das Revier um Solnhofen, Zandt und auch der Oechselberg (auch als Breitenhill bekannt).

Bislang unterscheidet man zwei Formen. Comaturella formosa und Comaturella pinnata. Eine Unterscheidung der beiden  Formen ist nicht einfach. Auch mir erschließt sie sich nicht. Vielmehr erscheint es sich so, dass eine Unterscheidung lediglich aufgrund des etwas filigraneren Baus erfolgte. Die Form C. formosa scheint bislang auch nur in Zandt vorzukommen.
Letztlich ist es so, dass wissenschaftliche Untersuchungen Klarheit in das Wirrwarr bringen müssen. Wann das passiert, lässt sich aber nicht sagen. Immerhin ist es so, dass in den letzten Jahren Bewegung in die Erforschung der Plattenkalke gekommen ist, vor allem durch wissenschaftliche Grabungen. Besonders sind hier Nusplingen, Wattendorf und auch die Ambitionen der Willibaldsburg in Eichstätt zu erwähnen.

Nun aber zurück zu dem vorgestellten Stück. Es handelt sich um ein ziemlich vollständiges Individuum. Leider aber sind einige Teile mit der - nicht vorhandenen - Anschlussplatte verloren gegangen.
Es handelt sich um einen ehemals recht großen Haarstern. Die Armlänge beträgt ca. 11 cm. Die Erhaltung ist schön. Die Armspitzen scheinen auf dem letzten Viertel rötlich eingefärbt und die Cirren liegen schön ausgebreitet.

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Interessant ist die Region um den leider zerstörten Kelch. Hier kann man die Haltefäden erkennen. Mit denen sich der Haarstern auf festem Untergrund festhalten konnte um sich in der Strömung Nahrung zustrudeln zu können. Ein Detail das bei den in der Regel seitlich eingebetteten Tierchen zumeist nicht zu erkennen ist.

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Auch die Detailtiefe an den basalen Armbereichen, die noch wenige und relativ kurze Cirren tragen, ist sehr hoch. Diese Bereiche sind bei nicht zerfallenen Individuen in der Regel so durch andere Teiles des Fossils überlagert, dass man grobe Strukturen gut erkennen kann, auf Details aber leider verzichten muss.

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Damit ist dieser Haarstern ein kleines Beispiel für schicke Details, die ein nicht perfektes Fossil liefern kann. Mal abgesehen davon dass es auch noch hübsch  aussehen kann wie dieses Stück. Hier ist das Fossil noch in allen Bereichen von einer dünnen Kalkhaut überzogen. Die wahre Schönheit zeigt sich schon in dem Moment wo man die Platte für ein paar Minuten ins Wasser legt. Man kann dann wunderbar sehen wo die Cirren der Arme verlaufen und wie sie übereinander liegen. Wahrlich faszinierend, leider aber sehr schlecht abzulichten.

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Fossil:        Comaturella pennata
Fundort:     Solnhofen
Größe:        15,5 x 11cm


Vielen Dank!
Udo Resch