Oberer Jura
Nostalgisches aus dem Plattenkalk, 3. Teil: Eine Palinurina longipes MÜNSTER, 1839 aus dem Eichstätter Hobbybruch und ihre Überarbeitung
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- Kategorie: Oberer Jura
- Veröffentlicht: Donnerstag, 20. April 2023 00:00
- Geschrieben von Guido M. Berndt (Berlin)
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Nostalgisches aus dem Plattenkalk, 3. Teil: Eine Palinurina longipes MÜNSTER, 1839 aus dem Eichstätter Hobbybruch und ihre Überarbeitung
(Der 3. Teil wurde am 16. April 2023 publiziert.)
In memoriam Falk Starke († 18. Dezember 2022)
Im zweiten Teil dieser Beitragsserie hatte ich angekündigt, einen für uns besonderen Fund aus dem Jahre 1988 vorstellen zu wollen. Wir waren damals, vor 35 Jahren, Anfänger und hatten von den „richtigen“ Abbautechniken noch wenig bis keine Ahnung. In der Regel wurde ein kleiner Claim im Steinbruch freigeschaufelt und abgefegt, um dann die anstehenden Lagen Schicht für Schicht herunterzuspalten, mal mit einem flachen Meißel, mal mit Spachteln.
Abb. 1: Der Autor in jüngeren Jahren (1989). Man beachte die „Sicherheitskleidung“ und das Werkzeug.
So ließen sich natürlich keine größere Plattenpakete heben, in der Regel zerscherbelten wir die Platten. Nichtsdestotrotz gelangen uns hin und wieder schöne Funde. In einer herrlichen, sehr hellen Schicht kam eine außergewöhnlich gut erhaltene Palinurina longipes („Einschlag-Schwanz“) zu Tage, die wir aufgrund unserer unzureichenden Bergungsmethoden allerdings einigermaßen zerdepperten. Wir versuchten natürlich möglichst alle Fragmente zu bergen, doch einige kleine Teile gingen verloren – besonders ärgerlich ist der Verlust einer Hälfte des rechten Fühlers. Dennoch war das Stück offenbar gut genug, das Interesse professionellerer Sammler zu wecken. Regelmäßig schauten die „üblichen Verdächtigen“ abends vorbei, hielten ein Schwätzchen und kontrollierten, was der Bruch freigegeben hatte. Stücke konnten getauscht oder verkauft werden, zudem gab es jemanden, der kleinere Fossilien hin und wieder aus dem Kofferraum heraus anbot. Uns wurde für die Palinurina ein Tausch gegen einen „Schnorrgackl“ mit einem kleinen Stück Fährte vorgeschlagen – ein Angebot, das wir letztlich ausschlugen. Wir wären wohl „über den Tisch gezogen“ worden…
Abb. 2: Fossilienhandel aus dem Auto heraus am Blumenberg, links im Bild: Roman und Martin (Brüder des Autors).
Daheim wurde das Puzzle – die Platte hatte eine Stärke von nicht einmal 2 mm – mehr schlecht als recht zusammengeklebt und leider auch noch mit einem Glasradierer traktiert (eine „Präparationsmethode“, die wir damals vor allem für Zandter Schlangensterne empfohlen bekommen hatten – davon sei jedem abgeraten!). In diesem Zustand wurde der Krebs dann in den Sammlungsschrank im heimischen Elternhaus gestellt.
Abb. 3: Die Palinurina vor der Überarbeitung. Größe (mit Fühlern): 8,5 cm.
Viele Jahre später, genauer gesagt 2015, stießen wir im gerade wieder erweiterten Areal des Steinbruchs erneut auf die sehr hellen Schichten und ich beschloss, Ansetzsteine mitzunehmen, um nach mehr als einem Vierteljahrhundert eine Überarbeitung der Palinurina vorzunehmen. Zunächst wurden alle Kanten der fossiltragenden Platte verschliffen und gereinigt, um dann Schablonen anzufertigen, mit denen die Formen der Bruchkanten auf das neue Material übertragen werden konnten. Dieses wurde anschließend angesetzt. Um dauerhaft mehr Stabilität zu erreichen, wurde alles auf einen dünnen Trägerstein aufgedoppelt. Im Anschluss wurden die Fugen verschlossen sowie kleinere Ausplatzungen zugespachtelt. Am Fossil selbst konnten tatsächlich noch einige winzige Bereiche freigelegt werden. Zu guter Letzt erfolgten einige vorsichtige Ergänzungen (insbesondere des verlorenen Fühlers) und die obligatorische Versiegelung mit stark verdünntem Zaponlack.
Abb. 4: Die Palinurina nach der Überarbeitung.
Eckdaten zum Fossil im Überblick:
Zehnfußkrebs Palinurina longipes MÜNSTER, 1839
Fundort: Steinbruch für Fossiliensammler auf dem Blumenberg, Eichstätt
Lithostratigrafie: Unter-Tithonium, Weißjura-Gruppe, Altmühltal-Formation, Obere Eichstätt-Subformation
Biostratigrafie: Hybonotum-Zone, Riedense-Subzone, eigeltingense-beta-Horizont
Größe: 8,5 cm (mit Fühlern)
Geräte: Binokular, Skalpelle, Nadeln, Dremel mit verschiedenen Aufsätzen, Sekundenkleber, Akemi, Zaponlack, Aceton
Sammlung: Roman & Guido Berndt (Inv.-Nr. SRGB-0485)
Fotos: Guido M. Berndt
Nostalgisches aus dem Plattenkalk, 2. Teil: Ein wiederentdecktes Reisetagebuch aus dem Sommer 1988
(Der 2. Teil wurde am 2. Juni 2021 publiziert.)
Wie im ersten Teil dieser Serie angekündigt, werden hier in loser Reihenfolge kleine Beiträge veröffentlicht, die von einer gewissen Nostalgie für die „gute alte Zeit“ geprägt sind. Gerade angesichts der Tatsache, dass sich die Sammelbedingungen heutzutage im Solnhofener Plattenkalk ganz anders darstellen als vor gut 30 Jahren, mag der Rückblick manchmal sogar etwas wehmütig oder gar rührselig erscheinen. In diesem zweiten Teil möchte ich ein „Reisetagebuch“ veröffentlichen, welches ich im Sommer des Jahres 1988, im Alter von 14 Jahren, geschrieben habe. Als studierter Historiker betrachte ich dieses Büchlein heute als eine Quelle, die anlässlich ihrer Veröffentlichung im exakten Wortlaut wiedergegeben – daher bitte ich die eine oder andere holprige Formulierung und Fehler zu entschuldigen – und mit einem Anmerkungsapparat versehen wird, um bestimmte Sachverhalte zu klären bzw. zu kommentieren[1]. Zudem werden einige Passagen mit Ergänzungsmaterial ausgestattet. Eine kurze Vorbemerkung: Das Reisetagebuch besteht aus 9 eng mit Bleistift beschriebenen DIN A5-Seiten, die ich damals offenbar einem Schulschreibheft entnommen hatte (Abb. 1). Ich hatte diese Kladde im Laufe der Jahre längst vergessen und erst vor Kurzem in einem alten Fotoalbum wiederentdeckt:
Abb. 1: Die erste Seite des Reisetagebuchs. Ansicht vergrößern.
- Seite 1 -
Bericht über die Eichstättfahrt 1988
2.8.88 [2] Die Fahrt nach Weißenburg zur Jugendherberge [3] verlief gut. Ca 6 Stunden Fahrzeit[4]. Weil gutes Wetter war, beschlossen wir, noch ein 1/2 Stündchen im Blumenberg zu arbeiten.[5] Unser erster Eindruck war, daß Herr Bergér, Besitzer des Steinbruchs[6], einiges verändert hatte (siehe Fotos/Dias[7]). Als sich jeder umgezogen hatte, sind wir sofort hinuntergestürmt. Roman fand zwei Fische (Leptolepis sp.[8]), und diese waren, als Funde für den ersten Tag, genug.
3.8. Als wir gegen 7:00h aufgewacht waren, sahen wir das [sic!] es sehr stark regnete. Was blieb uns also anderes übrig, als in die umliegenden Museen zu fahren. Als erstes aber stärkten wir uns mit einem guten Frühstück in der Jugendherberge (Abb. 4). Danach fuhren wir nach Langenaltheim, wo Herr Schwegler, ein netter alter Mann[9], ein mit herrlichen Fossilienfunden bestücktes Museum hat[10]. Sein bestes Stück ist ein her-
Abb. 2: Mittagsschläfchen des Fahrers an einer Autobahnraststätte.
Abb. 3: Der Hobbybruch auf dem Blumenberg im Sommer 1988.
Abb. 4: Die Weißenburger Jugendherberge im Jahr 1988.
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voragend erhaltener Ichtyosaurus[11] [sic!] (d.h. ein Fischsaurier), die sonst nur im schwarzen Jura von Holzmaden vorkommen.[12]
Danach waren wir im Museum Maxberg[13] (dazu die Dias). Da es immer noch regnete faßten wir den Entschluß, ins Bürgermeister-Müller-Museum zu fahren. Doch zuvor aßen wir in einem netten kl. Lokal in Solnhofen Mittag[14]. Herr Schwegler hatte uns gegenüber erwähnt, daß in diesem Museum, vor vierzehn Tagen, ein neues Fossil der Öffentlichkeit vorgestellt worden war. Der 6. Archäopterix litographica [sic!]. Das größte bekannte Exemplar (im Vergleich mit den anderen Urvögeln deutlich erkennbar).[15] […] Am Nachmittag hörte es auf zu regnen und wir fuhren zum Blumenberg, wo ich einen kl. Krebs fand.
Abb. 5: Aegirosaurus leptospondylus n. comb. (nach Bardet/Fernandez 2000, S. 505).
- Seite 3 -
Den nächsten Tag verbrachten wir im Steinbruch. Roman fand einen schönen Fischkopf. Am Nachmittag war es sehr heiß, und dadurch wurden sehr viele Besuch(Gaffer) angelockt. Doch auch ein Reporter kam, der mich interviewte[16]. Abends waren wir ziemlich geschafft und Papa lud uns in die Pizzeria Colloseo[17], die wir jedes Jahr besuchen, ein.
Von der Wirtin hatten wir gehört, daß in der Nähe von Solenhofen [sic!] noch einen öffentlichen Steinbruch gibt, und sie beschrieb uns den Weg. Doch wir fanden diesen (am nächsten Tag) nicht[18], und landeten in einem Bruch, wo noch gearbeitet wird. Prompt flogen wir raus, doch der Besitzer war so nett uns den Weg zu dem Steinbruch zu zeigen. Auf einer Abraumhalde fand ich einen Fisch und Martin einen gr. Ammo. Da wir vom Steinbruch enttäuscht waren, fuhren wir ins Apfeltal[19] [sic!], wo wir jedoch rein gar nichts fanden (Abb. 7). So beschlossen wir, den nächsten Tag im Blumenberg zu verbringen. Es sollte der heißeste Tag der ganzen Fahrt werden. Wir schufteten wie verrückt doch belohnt wurde das vorerst nicht. Erst gegen
Abb. 6: Donaukurier vom 6./7. August 1988. Ansicht vergrößern.
Abb. 7: Der Steinbruch im Apfelthal.
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Abend, wo manch einer schon die Hoffnung aufgegeben hatte, hohlte [sic!] ich (an einer Stelle, an der ich mit Roman gemeinsam arbeitete) einen herrlichen Krebs heraus. Eine Palinuria longipes[20], wie es ein Profi, den wir kennengelernt hatten, bestimmte. Durch diesen Erfolg beflügelt nahmen wir alle Kräfte zusammen und arbeiteten weiter. Und siehe da, auch das sollte belohnt werden. Wir fanden noch zwei weitere Krebse, und auch Martin blieb nicht erfolglos, er fand einen großen Ammo. Am nächsten Tag fuhren wir zu der Abraumhalde, auf der Papa letztes Jahr einen Flugsaurier[21] gefunden hatte, und auch dieses Jahr hatte er dort gr. Erfolg. Einen Lept. kn.[22]und einen Flugsaurierarm.[23] Dort fand Martin auch noch einen schönen Lep. spr.[24] Anschließend fuhren wir in den Blumenberg. Doch weil es uns in der Hitze der Mittagssonne zu heiß war, gingen wir ins Museum Bergér. Abends arbeiteten wir doch noch im Blumenb. und Roman und ich fanden einen Schnorgackl in den gleichen Schichten (Krebsschichten[25]) wie am Vortag.
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Da Montag der letzte Tag in Eichstätt war, wollten wir noch einmal zum Blmb. Und auch das sollte sich lohnen, denn Roman und ich fanden einen herrlichen Lept. sp.[26], der mit einem Ammo spielt (Abb. 8). Am nächsten Tag brachen wir auf, mit herrlichen Funden, nach Hause zu fahren. Wir fuhren einen Umweg über Neuburg a.d. Donau, wo Herr Weigert sein Fossilienprägewerk[27] hat. Dieses besuchten wir.
An dieser Stelle bricht der Bericht etwas abrupt ab. Offenbar passierte auf dem Rückweg nichts mehr Erwähnenswertes. Im Nachhinein sehe ich es so: Die Erfahrungen dieser Reise durch unterschiedliche Steinbrüche des Altmühltals führte dazu, dass Roman und ich in den Jahren danach eigentlich immer nur den Hobbybruch auf dem Blumenberg angesteuert haben.
Abb. 8: Thrissops sp. Die Platte ist zu einem späteren Zeitpunkt zerbrochen, so dass der erwähnte Ammonit nicht mehr vorhanden ist.
Literatur
Bardet & Fernandez 2000
N. Bardet & M. Fernandez, A New Ichthyosaur from the Upper Jurassic Lithographic Limestones of Bavaria, in: Journal of Paleontology 74/3 (2000), S. 503-511.
Frickhinger 1994
K. A. Frickhinger, Die Fossilien von Solnhofen. Bd. 1: Dokumentation der aus den Plattenkalken bekannten Tiere und Pflanzen, Korb 1994.
Maisch 2015
M. W. Maisch, Fischechsen (Ichthyosauria), in: Gloria Arratia, Hans-Peter Schultze, Helmut Tischlinger und Günter Viohl (Hg.), Solnhofen – Ein Fenster in die Jurazeit, 2 Bände, München 2015, S. 422-430.
Malz 1976
H. Malz, Solnhofener Plattenkalk: Eine Welt in Stein. Museum beim Solnhofer Aktien-Verein Maxberg, Solnhofen 1976.
Schlegel 2019
F. Schlegel, Geschichte der Gemeinde Langenaltheim der letzten 200 Jahre, in: Gemeinde Langenaltheim (Hg.), Chronik der Gemeinde Langenaltheim mit den Ortsteilen Büttelbronn und Rehlingen. Von der Frühgeschichte bis ins Jahr 2018, Langenaltheim 2019, S. 111-230.
Fußnoten
- [1] * Ich widme diesen Beitrag meinem Vater, Prof. Dr. Siegmar Berndt, der uns in den 1980er-Jahren unzählige Male ins Altmühltal kutschiert und so die Ausübung dieses wunderbaren Hobbys gefördert hat. Auch über 30 Jahre später hat das Fossiliensammeln für uns nichts von seiner Faszination eingebüßt.
Roman konnte einige meiner Erinnerungslücken füllen.
- [2] Ein Dienstag.
- [3] Üblicherweise übernachteten wir in der Eichstätter Jugendherberge, die in jenem Jahr aber wegen Renovierungsarbeiten geschlossen war.
- [4] Startpunkt war Paderborn, unsere damalige Heimat. Fahrer war wie üblich unser Vater; mit von der Partie waren mein älterer Bruder Roman sowie mein jüngerer Bruder Martin. Die reine Fahrzeit von Paderborn war eigentlich etwas kürzer, aber mein Vater bestand auf einer ausgiebigen Pause und einem Mittagsschläfchen (Abb. 2). Zudem musste unterwegs nachgetankt werden, denn zu dieser Zeit fuhren wir einen alten Volvo, der einen hohen Verbrauch hatte. „Der säuft ja mehr als 20 Liter!“ pflegte unser Papa zu sagen.
- [5] Heute: Fossiliensteinbruch für Hobbysammler auf dem Blumenberg. Notabene: damals rund um die Uhr geöffnet, kein Zaun, kein Eintrittsgeld, dafür aber auch kein Kiosk oder saubere sanitäre Einrichtungen (Abb. 3).
- [6] Ich bin unsicher, ob das so richtig dargestellt ist. Die damaligen Pacht- bzw. Betreiberverhältnisse waren mir offensichtlich unbekannt.
- [7] Die Dias, die man im Museumsshop kaufen konnte, habe ich bedauerlicherweise bislang nicht auffinden können.
- [8] Leptolepides sprattiformis BLAINVILLE 1818. Ich weiß nicht, ob sich diese Stücke noch in unserer Sammlung befinden. Das gilt für den überwiegenden Teil der hier erwähnten Funde.
- [9] Ganz klar die Perspektive eines 14-Jährigen.
- [10] Gemeint ist das damalige privat geführte Heimatmuseum von Friedrich Schwegler († 2005).
- [11] Das Stück ist publiziert: Bardet & Fernandez 2000 (aus dieser Veröffentlichung ist Abb. 5 entnommen; ich selbst hatte damals leider kein Foto gemacht). Eine Farbabbildung des spektakulär erhaltenen Kopfes bei Frickhinger 1994, 249. Der Verbleib dieses Stückes nach dem Tod Schweglers und der Schließung des Museums ist mir nicht bekannt. Im Eintrag zum Jahr 2006 der 2019 erschienen Ortschronik Langenaltheims heißt es dazu lapidar: „Es ist ein großer Verlust für die Gemeinde, dass das Heimatmuseum Schwegler nicht erhalten werden konnte.“ (Schlegel 2019, 192). Eine Erklärung des Vorgangs unterbleibt.
- [12] Das ist freilich ein Irrtum. Der aktuelle Kenntnisstand zu den Ichtyosaurierfunden aus dem Solnhofener Plattenkalk: Maisch 2015, S. 422-430.
- [13] Die Sammlung des Museums auf dem Maxberg wurde verlagert in das Fossilien- und Steindruck Museum in Gunzenhausen. Einen Überblick über die damalige Sammlung bietet: Malz 1976.
- [14] Und zwar „Schinkennudeln“ aus der Pfanne. Dieses Lokal, direkt an der Altmühl gelegen, gibt es heute nicht mehr.
- [15] Das sog. Solnhofener Archaeopteryx-Exemplar (Wellnhoferia grandis ELZANOWSKI 2001).
- [16] Der entsprechende Zeitungsartikel erschien im Donaukurier Nr. 180, Samstag/Sonntag, 6./7. August 1988 (Abb. 6).
- [17] Auch dieses Eichstätter Lokal gibt es heute nicht mehr.
- [18] So war das in den Zeiten vor Google Maps und Navigationsgeräten.
- [19] Gemeint ist ein kleiner Aufschluss im Apfelthal (Abb. 7).
- [20] Um diesen Fund wird es in einem weiteren Teil dieser Beitragsserie gehen.
- [21] In Wahrheit ein zerfallener Tharsis-Kopf.
- [22] Leptolepides knorri i.e. Tharsis dubius, BLAINVILLE 1818. In meiner Erinnerung ein Fisch in typischer Solnhofener Grätenerhaltung.
- [23] Tatsächlich wohl ein isoliertes Schorrgackl-Bein.
- [24] Leptolepides sprattiformis.
- [25] Von der Existenz solcher „Krebsschichten kurz unterhalb der „wilden Lage“ hatte uns ein Lokalsammler berichtet. Einige Jahre später haben wir tatsächlich gezielt in diesen Schichten gesucht, wofür es nötig war, die „Wilde“ mit schwerem Werkzeug (Brecheisen und Vorschlaghammer) „wegzuprügeln“. Heute freilich undenkbar! Nicht zuletzt, weil wir damals unseren ersten Aeger in diesen oberen Lagen fanden, hat sich der Begriff (und der Glaube an die Existenz) bis heute bei uns erhalten.
- [26] Udo Resch gab dankenswerterweise den Hinweis, dass es sich in Wahrheit nicht um einen Leptolepides, sondern um einen juvenilen Thrissops handelt.
- [27] Franz Weigert Stahlstichprägewerk Fossilienprägewerk - Neuburg a.d. Donau (Fossiliendrucke stellt diese Firma offenbar nicht mehr her). Wenn ich mich recht entsinne, haben wir damals den ein oder anderen Druck gekauft (Holophagus, Stenophlebia und Homoeosaurus).
Nostalgisches aus dem Plattenkalk, 1. Teil: Ein fast schon „historischer“ Schlangenstern aus Zandt
(Der 1. Teil wurde am 1. April 2021 publiziert.)
Seit über 30 Jahren sind mein Bruder Roman und ich nun schon begeisterte Sammler von Fossilien aus den Solnhofener Plattenkalken. Hiermit möchte ich eine kleine Reihe von Beiträgen eröffnen, welche die gewissermaßen nostalgischen Aspekte des Hobbys in den Vordergrund rücken. Diese beruhen im Wesentlichen auf Erinnerungen, sporadischen Kalenderaufzeichnungen sowie alten Fotos, die glücklicherweise die Zeit überdauert haben. Den Anfang macht ein kurzer Text über unseren ersten kurzen Abstecher nach Zandt, einem der klassischen Fundorte im östlichen Plattenkalkrevier.
Es muss Ende der 1980er-Jahre gewesen sein, zu einer Zeit, als mein Bruder Roman und ich mangels eigener Führerscheine noch darauf angewiesen waren, uns von unserem Vater kutschieren zu lassen. Tatsächlich ist er damals ein bis zweimal pro Jahr mit uns von Paderborn aus ins Altmühltal zum Fossiliensuchen gefahren. Zumeist verbrachten wir dann die Tage im Hobbybruch auf dem Blumenberg bei Eichstätt. Aber auch andere Orte mit Plattenkalkvorkommen wurden gelegentlich angesteuert: Solnhofen, Langenaltheim, der Steinbruch Apfelthal und schließlich auch Zandt.
Abb. 1 (links): Roman auf einer Halde, wohl 1988.
Abb. 2 (rechts) Der Autor (damals 13 Jahre) im Steinbruch – man beachte das Hämmerchen.
Schon damals war der Zugang nicht ganz einfach (heute bekanntermaßen gar nicht mehr möglich). In der Nähe des Steinbruchs konnte man das Auto abstellen und mussten dann noch etwa 10 Minuten durch ein Wäldchen laufen. Wir hatten uns als Pilzsammler „getarnt“, mit Körbchen und Messerchen im Gepäck. Auf dem Weg stießen wir auf einen stark verwitterten, kleinen Aufschluss, aus dem man tatsächlich noch einige Platten aufklauben konnte. Und siehe da, auf einmal hielt ich einen der begehrten Schlangensterne in der Hand – die Freude war riesengroß. In den Steinbruch selbst konnten wir an dem Tag nicht hinein. Erst Jahre später gab es dann ein kurzes Zeitfenster, in dem wir dort sammeln konnten – und zwar mit einigem Erfolg: Zahlreiche Schlangensterne und Krebse aus den fein laminierten Lagen befinden sich seitdem in unserer Sammlung. Das Stück aus dem Wäldchen lag über viele Jahre im Elternhaus als Dekoration auf der Wohnzimmerfensterbank. Erst jetzt habe ich es wieder an mich genommen, einer gründlichen Reinigung (es hatte eine unansehnliche Staubschicht angesetzt) unterzogen und in die Sammlung integriert.
Abb. 3: Geocoma carinata (GOLDFUSS 1833), 5,5 cm. Foto vergrößern.
Eckdaten zum Fossil im Überblick:
Schlangenstern Geocoma carinata (GOLDFUSS 1833)
Größe: 5,5 cm
Sammlung: Roman & Guido Berndt (Inv.-Nr.: SRGB-0413)
Fundort: Aufschluss in einem Wäldchen nahe des Zandter Steinbruchs
Lithostratigrafie: Tithonium, Weißjura-Gruppe, Painten-Formation, Zandt-Subformation
Biostratigrafie: Hybonotum-Zone, Riedense-Subzone, eigeltingense-Horizont
Guido M. Berndt (Berlin)