Oberer Jura

Aspidorhynchus aus dem Solnhofener Plattenkalk mit Beutefisch: ein kleiner Fisch mit großer Klappe

Viele Sammler von Fossilien der Solnhofener Plattenkalke haben einen Aspidorhynchus in ihrer Kollektion. Schnabelfische sind schließlich eines der Charakterfossilien der Region. Ein „Schnabler“ hat es dementsprechend sogar auf das Wappen des Museum Bergér auf dem Harthof (bei Eichstätt) geschafft. Besucht man paläontologische Museen mit Plattenkalkfossilien, so sieht man dort eigentlich stets mindestens ein Exemplar von Aspidorhynchus in den Ausstellungen. Die Gattung ist allgegenwärtig. Auch im Steinkern-Heft wurden die Schnabelfische Aspidorhynchus und Belonostomus bereits in der vierten Ausgabe der Reihe vorgestellt (RÜCKERT & RESCH 2010). Auf der Steinkern-Homepage wurden im Laufe der Jahre ebenfalls einige Stücke veröffentlicht, meist im Rahmen von Präparationsstudien (z. B. RESCH 2010, RESCH & RÜCKERT 2014, STARKE 2011a, STARKE 2011b).

 

Die Natur von Aspidorhynchus ist die eines schnellen Raubfisches. Seine Gestalt ähnelt der heutiger Hornhechte. Im Gegensatz zu diesen ist Aspidorhynchus jedoch mit kräftigen, leicht granulierten Ganoidschuppen gepanzert gewesen. Die Granulierung der Schuppen hatte eine Vergrößerung der Oberfläche zur Folge und sorgte somit für eine bessere Stabilisierung im Wasser sowie möglicherweise auch für eine optimierte Beschleunigung. Aspidorhynchus ist aus den Solnhofener Plattenkalken mit Exemplaren von über einem Meter Länge bekannt. Das Maximum der üblichen Funde bewegt sich aber um 50 – 60 cm. Auffallend ist, dass die wirklich großen Individuen eher im Solnhofener Raum gefunden werden, währens sie in Eichstätt beinahe zu fehlen scheinen.

 

01 Usprungsszustand 860px

Abb. 1: Der noch unformatierte Stein wird neben dem noch nicht präparierten, aber bereits gut sichtbaren Schnabelfisch (links oben) auch von schönen Mangandendriten geziert. Foto vergrößern.

 

Das hier vorgestellte Exemplar ist ein seltenes und sehr gut erhaltenes Jungtier. Die Körperlänge beträgt ca. 7 cm. Das Schuppenkleid und auch der Schädel sind ausgezeichnet überliefert. Der einzige „Makel“ ist ein etwas derangierter unterer Schwanzlobus. Verursacht wurde das Abknicken vermutlich durch das Aufsetzen des Fisches auf dem Sediment. Vermutlich kam es beim Aufsetzen zu einer Drehbewegung bis der Fisch in der vorliegenden Position endgültig zu liegen kam.

 

Die Platte wurde nun etwas formatiert.

 

03 Formatiert

Abb. 2: Der formatierte Stein mit dem Schnabelfisch. Die Platte wurde aufgrund der attraktiven Färbung und der Dendriten bewusst groß belassen.

 

Da der Fisch auf der Bauchseite leicht in das Sediment eintauchte, bedurfte es einer Nadelpräparation unter dem Stereomikroskop. Dabei bemerkte ich etwas Ungewöhnliches. Vorsichtig wurde daher im Bauchraum die linke Seite des Schuppenkleids geöffnet und dann kam auch tatsächlich die letzte Mahlzeit zum Vorschein.

 

02 Detail 860px

Abb. 3: Foto vergrößern.

 

Eine kurze Nachpräparation brachte dann die zweite Brustflosse des Prädators sowie die untere Körperkante und auch die Genitalflossen zum Vorschein. Auch der Beutefisch konnte noch etwas besser dargestellt werden.

 

04 Ueberarbeitet 860px

Abb. 4: Der Schnabelfisch nach der präparatorischen Bearbeitung. Foto vergrößern. Bei genauer Betrachtung des Bauchraums des Schnabelfischs lässt sich der Beutefisch erkennen.

 

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Abb. 5: Der 7 cm lange Schnabelfisch mit seiner 2,5 cm langen Beute (hier durch die rot gepunktete Linie hervorgehoben).

 

Die Länge der letzten Mahlzeit beträgt ca. 2,5 cm. Da die Beute leicht gekrümmt liegt, könnte sie auch 2-3 mm länger sein. Denkt man die lange Schnauze des Räubers weg, so erreicht die Beute fast die halbe Körperlänge des Aspidorhynchus.

 

5Detail Beutefisch

Abb. 5: Detail des Beutefisches im Bauch des Schnabelfisches.

 

Die Beute liegt gestreckt, mit dem Kopf voran im Bauch des Schnabelfischs. Seine Schwanzflosse findet sich unmittelbar hinter dem Kiemendeckel des Räubers, der Kopf liegt über der Genitalflosse.

 

Das bei der relativ geringen Größe des Fundes neben dem Räuber auch die Beute gut erhalten vorliegt, ist für den Eichstätter Raum eine absolute Besonderheit!

 

Angaben zu den Fossilien im Überblick:

Fossil: Aspidorhynchus acutirostris

Beutefisch: ein Knochenfisch, Gattung und Art unbestimmt.

Fundort: Wegscheid bei Eichstätt

Stratigrafie: Tithonium, Oberjura

Sammlung: Privat

Größe der Platte: 17,5 x 18 cm, Länge des Prädators 7 cm, Länge des Beutefischs 2,5 cm

 

 

Udo Resch für Steinkern.de

 

 

Auswahl von Steinkern-Berichten über Schnabelfischen aus dem Solnhofener Plattenkalk:

 

RESCH, U. & RÜCKERT, A. (2010): Schnabelfische aus den Solnhofener Plattenkalken, in: Der Steinkern, Heft 4, S. 8-11.

 

RESCH, U. (2010): Rettung eines Schnabelfisches aus den Solnhofener Plattenkalken:

http://www.steinkern.de/praeparation-und-bergung/solnhofener-plattenkalke/729-rettung-eines-schnabelfisches-aus-den-solnhofener-plattenkalken.html

 

RESCH, U. & RÜCKERT, A. (2014): Neues zu den Schnabelfischen aus den Solnhofener Plattenkalken:

https://www.steinkern.de/fossilien-aller-zeitalter/jura/oberer-jura-malm/1020-neues-zu-den-schnabelfischen.html

 

STARKE, F. (2011a): Schwierige Transferpräparation eines Belonostomus sp. aus Daiting:

http://www.steinkern.de/praeparation-und-bergung/solnhofener-plattenkalke/755-schwierige-transferpraeparation-eines-belonostomus-sp-aus-daiting.html

 

STARKE, F. (2011b): Präparation eines 80 cm langen Aspidorhynchus acutirostris:

http://www.steinkern.de/praeparation-und-bergung/solnhofener-plattenkalke/756-die-praeparation-eines-aspidorhynchus-acutirostris.html