Mittlerer Jura
Ein Nautilus aus dem Schwarzwald
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- Kategorie: Mittlerer Jura
- Veröffentlicht: Montag, 21. Mai 2007 12:01
- Geschrieben von Uwe Buschschlüter
- Zugriffe: 14949
Kurz vor Ostern waren wir, meine Frau und ich und zwei Sammlerkollegen, eine Woche im Schwarzwald. Unsere Unterkunft hatten wir im Ort Schluchsee bei der Familie Neißer.
Nicht ohne Grund :-), denn Michael wusste, dass Herr Neißer vor gut 10 Jahren mal in der Fossilien Zeitung annoncierte und irgendwie hatte er noch im Hinterkopf: Biete auch Führungen an!
Nun ja, Dank unseres Vermieters, der übrigens über eine 30-jährige Sammelerfahrung verfügt, haben wir einige neue Fundpunkte kennen gelernt und schöne Sachen gefunden.
Da wir gebeten wurden die genauen Fundpunkte nicht an die große Glocke zu hängen,
muss als Fundpunkt "Schwarzwald" reichen. Wer mal im Schwarzwald eine Unterkunft mit guten Sammeltipps sucht, kann ja mal hier (http://www.sbo.de/haus-neisser/) schauen.
Nicht ohne Grund :-), denn Michael wusste, dass Herr Neißer vor gut 10 Jahren mal in der Fossilien Zeitung annoncierte und irgendwie hatte er noch im Hinterkopf: Biete auch Führungen an!
Nun ja, Dank unseres Vermieters, der übrigens über eine 30-jährige Sammelerfahrung verfügt, haben wir einige neue Fundpunkte kennen gelernt und schöne Sachen gefunden.
Da wir gebeten wurden die genauen Fundpunkte nicht an die große Glocke zu hängen,
muss als Fundpunkt "Schwarzwald" reichen. Wer mal im Schwarzwald eine Unterkunft mit guten Sammeltipps sucht, kann ja mal hier (http://www.sbo.de/haus-neisser/) schauen.
Abb. 1 So sah es in der Region aus.
Aber nun zum Nautilus.
Wieder einmal war es meine Frau, die das Fossil zuerst entdeckt hat. Der Fundpunkt lag im Wald an einem relativ steilen Hang im Wutachgebiet, südlich Donaueschingen, Schwäbische Alb/Baden-Württemberg. Hier kamen stellenweise Schichten des Aalenium zum Vorschein. Neben dem Nautilus haben wir auch die Ammoniten Ludwigia murchisonae und Staufenia staufensis gefunden.
Da das Gestein nicht verwittert bzw. angewittert war und somit sehr hart, hat die Bergung doch ein wenig gedauert. Trotz großzügigem Abstand und einer mindestens 10cm tiefen Rille rings um den Fund ist das Fossil in mehrere Stücke zerbrochen.
Da das Gestein nicht verwittert bzw. angewittert war und somit sehr hart, hat die Bergung doch ein wenig gedauert. Trotz großzügigem Abstand und einer mindestens 10cm tiefen Rille rings um den Fund ist das Fossil in mehrere Stücke zerbrochen.
Abb. 2 Hart wie Beton
Über bzw. in die offenen Kammern habe ich feuchte Erde geschmiert um die Sache ein bisschen zu sichern. So bleiben kleine Teile in dem Schlamm stecken wenn sie abbrechen. Die Erde kann man nachher problemlos wieder abwaschen und die kleinen Teile so auffangen.
Abb. 3 die einzelnen Bruchstücke auf einen Blick
Das einzig Gute war, das wir zumindest alle Teile mitbekommen haben - so konnte ich das Puzzle mit Sekundenkleber wieder zusammen kleben.
Abb. 4 Fast vollständig wieder hergestellt.
Alle Teile wieder zusammen geklebt. Präpariert habe ich mit verschiedenen Sticheln unterm Bino und außerdem habe ich mit Eisenpulver gestrahlt. Einerseits ist es schade dass doch recht viel Schale von Anfang an weg war, anders herum kann man so einen Teil des Phragmokons (der in Kammern unterteilte Abschnitt) des Tieres schön erkennen.
Abb. 5 Der noch nicht endbehandelte Nautilus.
Hier sieht man noch die offenen Fugen und Risse. Die habe ich mit eingefärbtem Gips verfüllt und anschließend farblich ein bisschen angeglichen.
Als ich das fertige Fossil zu unserem monatlichem Fossilien Treffen in Münster (jeden ersten Montag im Monat, Treffen vor dem Geologisch-Paleontologischen Museum ca. 19.45 Uhr) mit gebracht habe, fiel Herrn Dr. Riegraf eine Bissverletzung am Nautilus auf.
Bissverletzungen beim rezenten Nautilus sind gar nicht mal so selten, hier ist aber mal eine sehr schön fossil überliefert.
Abb. 6 Der regenerierte Mundsaum mit den Bissspuren.
Der Nautilus hat nach dem Biss noch gelebt und das Mantelepithel konnte so den Mundsaum wieder herstellen. Ich vermutete, dass die Verletzung vom Unterkiefer eines Fisches kommt.
Abb. 7 Neben den Bissspuren kann man hier sehr schön den doch recht großen Trichtersinus sehen.
Um mehr Klarheit zu bekommen habe ich Frau Glos (Präparatorin an der Freien Universität Berlin) ein paar Bilder gesendet, damit sie die Ihrem Chef Prof. Dr. Keupp zeigt. Hier ein Auszug aus der schnellen Antwort:
"... habe gerade Herrn Keupp die Bilder gezeigt und er wusste innerhalb einer
Nanosekunde bescheid: der Biss stammt von einem Kugelzahnfisch, ein
Semionotid und der Heilungsvorgang heißt Forma substructa..."
Noch mal vielen Dank Maike.
Abb. 8 Vorderansicht
und die Rückansicht.
Abb. 9 Die Rückansicht.
Laut Prof. Dr. Becker ist die Form suptrapez oidal. Von der Seite ist die Form eher kugelig und hat einen engen Nabel bzw. ist dieser ganz zu gewachsen. Zu Lebzeiten wird er wohl nicht der aller schnellste Schwimmer gewesen sein.
Abb. 10 Die Schokoladenseite des fertigen Fossils.
Besonderen Dank möchte ich hier Herrn Dr. Riegraf aussprechen. Dank seiner intensiven Recherche in einschlägiger Literatur hat der Kleine nun auch einen Namen.
Pseudaganides aperturatus (V. SCHLOTHEIM, 1820), Mittel-Jura, Ober-Aalenium, Murchisonae-Zone, Murchisonae-Subzone (= mittlerer Brauner Jura β, Murchisonaeoolith-Formation bzw. Eichberg-Formation, vermutlich auch Murchisonae-Bank).
Alle Bilder wurden mit einer Canon G2 draußen bei Tageslicht aufgenommen.
Über bzw. in die offenen Kammern habe ich feuchte Erde geschmiert um die Sache ein bisschen zu sichern. So bleiben kleine Teile in dem Schlamm stecken wenn sie abbrechen. Die Erde kann man nachher problemlos wieder abwaschen und die kleinen Teile so auffangen.
Abb. 3 die einzelnen Bruchstücke auf einen Blick
Das einzig Gute war, das wir zumindest alle Teile mitbekommen haben - so konnte ich das Puzzle mit Sekundenkleber wieder zusammen kleben.
Abb. 4 Fast vollständig wieder hergestellt.
Alle Teile wieder zusammen geklebt. Präpariert habe ich mit verschiedenen Sticheln unterm Bino und außerdem habe ich mit Eisenpulver gestrahlt. Einerseits ist es schade dass doch recht viel Schale von Anfang an weg war, anders herum kann man so einen Teil des Phragmokons (der in Kammern unterteilte Abschnitt) des Tieres schön erkennen.
Abb. 5 Der noch nicht endbehandelte Nautilus.
Hier sieht man noch die offenen Fugen und Risse. Die habe ich mit eingefärbtem Gips verfüllt und anschließend farblich ein bisschen angeglichen.
Als ich das fertige Fossil zu unserem monatlichem Fossilien Treffen in Münster (jeden ersten Montag im Monat, Treffen vor dem Geologisch-Paleontologischen Museum ca. 19.45 Uhr) mit gebracht habe, fiel Herrn Dr. Riegraf eine Bissverletzung am Nautilus auf.
Bissverletzungen beim rezenten Nautilus sind gar nicht mal so selten, hier ist aber mal eine sehr schön fossil überliefert.
Abb. 6 Der regenerierte Mundsaum mit den Bissspuren.
Der Nautilus hat nach dem Biss noch gelebt und das Mantelepithel konnte so den Mundsaum wieder herstellen. Ich vermutete, dass die Verletzung vom Unterkiefer eines Fisches kommt.
Abb. 7 Neben den Bissspuren kann man hier sehr schön den doch recht großen Trichtersinus sehen.
Um mehr Klarheit zu bekommen habe ich Frau Glos (Präparatorin an der Freien Universität Berlin) ein paar Bilder gesendet, damit sie die Ihrem Chef Prof. Dr. Keupp zeigt. Hier ein Auszug aus der schnellen Antwort:
"... habe gerade Herrn Keupp die Bilder gezeigt und er wusste innerhalb einer
Nanosekunde bescheid: der Biss stammt von einem Kugelzahnfisch, ein
Semionotid und der Heilungsvorgang heißt Forma substructa..."
Noch mal vielen Dank Maike.
Abb. 8 Vorderansicht
und die Rückansicht.
Abb. 9 Die Rückansicht.
Laut Prof. Dr. Becker ist die Form suptrapez oidal. Von der Seite ist die Form eher kugelig und hat einen engen Nabel bzw. ist dieser ganz zu gewachsen. Zu Lebzeiten wird er wohl nicht der aller schnellste Schwimmer gewesen sein.
Abb. 10 Die Schokoladenseite des fertigen Fossils.
Besonderen Dank möchte ich hier Herrn Dr. Riegraf aussprechen. Dank seiner intensiven Recherche in einschlägiger Literatur hat der Kleine nun auch einen Namen.
Pseudaganides aperturatus (V. SCHLOTHEIM, 1820), Mittel-Jura, Ober-Aalenium, Murchisonae-Zone, Murchisonae-Subzone (= mittlerer Brauner Jura β, Murchisonaeoolith-Formation bzw. Eichberg-Formation, vermutlich auch Murchisonae-Bank).
Alle Bilder wurden mit einer Canon G2 draußen bei Tageslicht aufgenommen.
Literatur
BRANGER, P. (2002), Dogger Nautiloidea from Western France
EUDES-DESLONGCHAMPS, E. (1878), Le Jura normand
QUENSTEDT, F. A. (1856-1857), Der Jura
EUDES-DESLONGCHAMPS, E. (1878), Le Jura normand
QUENSTEDT, F. A. (1856-1857), Der Jura