Devon

Eine „Feder“ aus dem Devon – Die Hydrozoe Plumalina

Hydrozoen sind eine Klasse der Nesseltiere (Cnidaria). Fossil treten sie erstmals im Unterkambrium auf. Mit Ausnahme einiger mesozoischer Arten sind sie recht bedeutungslos und in den meisten Sammlungen wohl nur spärlich vertreten.

Ich möchte hier ein besonderes Fossil vorstellen: die Hydrozoe Plumalina plumaria HALL, 1858.

 

Plumalina ist die wohl am am besten dokumentierte Hydrozoe aus dem Paläozoikum. Ihre stratigraphische Verbreitung reicht vom Wenlock (Silur) bis ins Frasnium (Oberdevon).

Die Typusart Plumalina plumaria wurde erstmals 1858 von James Hall beschrieben. Das Fossil ähnelt einem Farnwedel oder einer Feder, daher auch der Name Plumalina (von lat. „pluma“, Feder). Über die Zuordnung war man sich lange Zeit nicht im Klaren, so wurde Plumalina u.a. zu den Graptolithen oder Octocorallia gestellt, andere Autoren betrachteten Plumalina als Pflanze. Nach aktuellem Wissensstand handelt es sich bei Plumalina um eine Hydrozoe.

 

Systematik

Klasse Hydrozoa OWEN, 1843

Ordnung Leptomedusae HAECKEL, 1879

Überfamilie Plumularioidea MC CRADY, 185

Familie incertae sedis

Gattung Plumalina HALL, 1859

 

 

Aufbau und Lebensweise

Plumalina lebte ausschließlich marin. Die Hydrozoe bildete sessile Kolonien und besiedelte Hartgründe. Rezente Verwandte sind die Nesselfarne (Plumulariidae).

Die „Wedel“ sind durch ein Rhizom (Hydrorhiza) miteinander verbunden und stehen aufrecht in der Wassersäule. Auf den Hydrocladia befinden sich die Hydrotheca mit den Polypen. Man unterscheidet mehrere Arten von Polypen: Fresspolypen (Hydranth), Wehrpolypen (Nematophoren) und Geschlechtspolypen (Gonangien). Diese sind über einen gemeinsamen Gastralraum verbunden.

 Das Exoskelett besteht aus Chitin. Es ermöglicht die Bildung von aufrecht stehenden Kolonien und schützt die Kolonie vor Beschädigungen, Parasiten und temporärem Wasserverlust. Das Exoskelett hat nur ein relativ niedriges Erhaltungspotenzial, deshalb sind die Kolonien fossil nur sehr selten überliefert.

Abb. 1: Schematisierter Aufbau von Plumalina; nach einer Abbildung in MUSCENTE, A.D.; ALLMON, W. D. (2013): Revision of the Hydroid Plumalina Hall, 1858 in the Silurian and Devonian of New York; Journal of Paleontology, 87(4); Fig. 1.

 

 

Plumalina

 

Abb. 2: Rekonstruktion einer Kolonie von Plumalina; nach einer Abbildung in MUSCENTE, A.D.; ALLMON, W. D. (2013): Revision of the Hydroid Plumalina Hall, 1858 in the Silurian and Devonian of New York; Journal of Paleontology, 87(4); Fig. 9.

 

Vorkommen

Global gesehen sind Funde von Plumalina sehr selten. Die bisher bekannten Funde von Plumalina stammen überwiegend aus New York (USA), man kann sie also durchaus als eine nordamerikanische Spezialität bezeichnen. Hier findet man sie lokal sehr häufig, teilweise massenhaft und in situ eingebettet.

Bisher sind sechs Arten von Plumalina bekannt, vier davon wurden in New York (USA) und Kanada gefunden, eine weitere ist nur aus Missouri (USA) beschrieben. Lediglich eine Art wurde bisher außerhalb des nordamerikanischen Kontinents nachgewiesen; Plumalina conservata GLINSKI, 1956 liegt mit einigen, wenigen Exemplaren aus dem Mitteldevon des Rheinischen Schiefergebirges vor.

 

Die hier vorgestellten Stücke stammen aus dem Oberdevon (West Falls Formation, Rhinestreet Shale, Frasnium) von Ithaca, New York. Es handelt sich jeweils um die Typus-Art Plumalina plumaria HALL, 1858 

 

Abb. 1

Abb. 3: Plumalina plumaria HALL, 1858. Länge des Wedels ca. 100 mm.

 

Abb. 4: Detail aus Abb. 3.

 

 Abb. 3

Abb. 5: Höhe des Wedels ca. 50 mm.

 

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an meinen Sammlerkollegen Dave für die freundliche Überlassung der Fundstücke.

Thank you, Dave!

 

Literatur

GLINSKI, A. (1956) Plumalina conservatan.sp.(Gorgonaria) aus dem Mittel-Devon der Eifel. Senckenbergiana lethaea 37 (1/2) , 53–57.

KRÄUSEL, R.; WEYLAND, H. (1930): Die Flora des deutschen Unterdevons; Abhandlungen der Preußischen Geologischen Landesanstalt, Neue Folge Heft 131, 1-92.

MUSCENTE, A.D.; ALLMON, W. D. (2013): Revision of the Hydroid Plumalina Hall, 1858 in the Silurian and Devonian of New York; Journal of Paleontology, 87(4), 710-725.

MÜLLER, A.H. Lehrbuch der Paläozoologie Bd.2; Gustav Fischer Verlag Jena.

RICHTER, R. (1930): Schuppenröhren als Anzeiger von zwei im deutschen Devon neuen Echinodermen-Gruppen. (Edrioasteroidea Billings und Ophiocistia Sollas?); Senckenbergiana 12, 279-304

RUEDEMANN, R. (1916): Account of some new or little-known species of fossils, mostly from palaeozoic rocks of New York; New York State Museum Bulletin 189, 1-112.

SASS, D. B.; ROCK, B. N. (1975): The genus Plumarina HALL, 1858 (Coelentarata)- re-examined; Bulletins of the American Paleontology 67, 404-422.

 

Weiterführende Links

http://viewsofthemahantango.blogspot.de/

Daves schöne Website mit einer Fülle an Informationen und Fossilien aus dem Mitteldevon der Mahantango-Formation von Pennsylvania (USA) und anderen Lokalitäten

http://bingweb.binghamton.edu/~kwilson/home.htm

Eine tolle Website von Karl Wilson mit vielen Informationen über die Fossilien und Geologie von New York State (USA)

 

Nils Jung