Was beim Ergänzen nicht mehr erlaubt ist

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Eberhard
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Was beim Ergänzen...

Beitrag von Eberhard » Dienstag 20. Mai 2008, 13:47

Mir ist vor nicht all zu langer Zeit bei einem Händler in Unterfranken
widerfahren, daß mir erst bei genauerem Hinsehen die "begipste"
Ausbesserung an einem Amaltheus margaritatus auffiel. Der Händler machte
auf meinen Hinweis ein höchst verdutztes Gesicht, um dann diese Ergänzung
einzuräumen.
Alltägliches Geschehen? Nicht die Ausbesserung/Ergänzung ist das Problem,
sondern der Umstand, daß ich, als Interessent, vor ihm (dem Sammler oder
Verkäufer) auf den Mangel bzw. die Täuschung stoße. Der Anbieter gerät
sofort in Erklärungsnot und bei mir schrillen alle Alarmglocken. Von diesem
Moment an sehe ich seine Sammlung bzw. sein Angebot mit sehr gemischten
Gefühlen.
Deshalb noch einmal: das Etikett (rückseitig gut haftend) muß, neben den
bekannten Angaben, einen Hinweis auf die Ausbesserung/Ergänzung
beinhalten. Damit geht man allen Eventualitäten aus dem Weg.

Eberhard

Greiling

Re: Was beim Ergänzen...

Beitrag von Greiling » Dienstag 20. Mai 2008, 22:01

Eberhard hat geschrieben:
Deshalb noch einmal: das Etikett (rückseitig gut haftend) muß, neben den
bekannten Angaben, einen Hinweis auf die Ausbesserung/Ergänzung
beinhalten. Damit geht man allen Eventualitäten aus dem Weg.

Eberhard
Das, muss ich erhlich gestehen habe ich bislang bei kaum einem Händler gesehen. Weder bei den semiprofessionellen, noch bei den im DMF organisierten. Es kibt allerdings welche, die einem sofort erläutern, was an einem Stück gemacht ist. Und dann gibt es solche, be denen ein vollständig schwarz angetünchter Sonnenrochen als Original angepriesen wird.

Da kriege ich immer das große Reihern.

Eigentlich kann man, so denn einem nichts mitgeteilt wird nur von Fahrlässigkeit reden. Absicht mag ich an dieser Stelle nict unterstellen. Aber wer sich eben nicht auskennt, der zahlt im Zweifel drauf.

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Tapir
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Beitrag von Tapir » Dienstag 20. Mai 2008, 22:07

Ich denke dass, wenn Händler Zweifel haben, sie diese oft aus Absicht unter den Tisch fallen lassen.....Und daran ändert auch das DMF-Siegel in den meisten Fällen nichts (Tut mir leid für alle denen die DMF-Selbstverpflichtung noch etwas bedeutet, zumindest im Fossilienbereich, aber ich fürchte bei den Mineralien sieht es nicht viel anders aus....).....Leider kenne ich inzwischen mehr Händler ohne dieses Siegel, die offen über Ergänzungen (an ihren Exponaten) sprechen als welche die das DMF-Signum immer groß und breit aufhängen......


Ich denke Greiling weiß wovon ich spreche....(Kennen wir uns?)
Glück auf!

Johannes Kalbe

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Greiling

Beitrag von Greiling » Dienstag 20. Mai 2008, 22:33

@ Tapir

Nicht dass ich wüsste.

Ich habe mal vor langen Zeiten dolle draufgezahlt. Da gab es einen Hai aus der Pfalz, der aus 3 Individuen bestand. sehr unangenehm. Erst für mich, dann für den Händler.

Manchmal kann man das was Tapir ausspricht nur vermuten. Eigentlich hatte ich ja auf mehr Bespiele gehofft. Aber es scheint entweder niemand so wirklich daran interessiert zu sein, andere schlauer zu machen. Schade eigentlich.

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Tapir
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Beitrag von Tapir » Dienstag 20. Mai 2008, 23:04

Nun gut, dann mache ich mal einen Anfang. Ein Bild folgt später, da das Stück momentan nicht bei mir weilt.......


Es handelt sich (wie sollte es anders sein) um einen Nordafrikanischen Trilobiten, genauer gesagt um einen Phacopen mit ca 5 cm Länge.

Ein scheinbares Splitfinish auf einem perfekten Handstück. Gefunden für 10 Euronen auf der Hamburger Mineralienmesse 2003.

Um es kurz zu machen: für den Preis so ein Stück war komisch, selbst für einen "Marokkaner", zudem war etwas unsauber wenige Präpspuren in einer (sehr kleinen) Korona um den Trilo herum, und eine Stelle die unter dem Bino etwas nach Kleber aussah.Und der Trilo glänzte schwarz.... Das schien mir, als hätte jemand einen Kunststoffabguß gemacht und ihn auf ein Passendes Handstück aufgesetzt...

(1. Gedanke: Fälschung)

Nun bin ich Zahntechniker und habe so einiges mit Abformwerkstoffen zu tun gehabt. Das Teil hatte die Qualität eines guten Silikonabgusses, und der für einen 10er auf einem Orginal Gesteinsstück....Das bekommt man bei keinem europäischen Händler.....(Ich hatte soetwas auch noch bei keinem Marokkaner gesehen und dacht: "Freunde, inzwischen habt ihr echt was drauf!")


Einige Jahre später kam das Ding einem Freund in die Hände, der sich so ziemlich mit diesen Arthropoden auskennt. Der meinte dass solche Abgüsse aus diesem Gebiet in dieser Qualität nicht vorkommen.....Er wollte ihn mal etwas testen, was mir (bei dem Preis) nicht viel ausmachte....

(2. Gedanke Echt?)


Er unterzog Ihm einem kleinen Lösungsmittelbad, das Tierchen wechselte seine Schwarze Farbe chamäleongleich in ein sattes Braun....(Anruf bei mir: "Ist wahrscheinlich doch eine Fälschung)

(3. Gedanke: Fälschung)

Noch ein wenig an der (nun etwas weicheren Oberfläche gekratzt: Und: man staune! darunter wurde er wieder fest! Eine dünne Mergelschicht ließ sich, zusammen mit dem restlichen "Schuhwichseschmadder" entfernen.

(4. Gedanke: Echt!)

Doch nun wurde am Rand eine etwas schaumige "Gesteinsgrundmasse" sichtbar...

(5. Gedanke: Doch falsch???)

Und nun des Rätsels Lösung: Vor einiger Zeit (Einige erinnern sich vielleicht) standen bei einigen Händlern Schuhkartons mit (Hauptsächlich phacopiden) Trilobiten, die samt und sonders eingerollt, und teilweise mit Resten von Mergel bedeckt waren.......Offenbar hatte ein Einheimischer in den entsprechenden Schichten (Ems?) ein ausgestrecktes Exemplar gefunden und ihn (relativ geschickt) auf ein Handstück Eifelkalk aufgesetzt. Und aus purer Gewohnheit mit dem schwarzen Schmadderzeug bepinselt........


Fazit:

Trilobit: Echt!
Matrix: Echt!
Zeitlicher Kontext: Falsch!

Handwerkliches Geschick des Präparators: Ganz ordentlich...(Der Klebespalt zwischen Handstück und Fossil war gut angepaßt und maximal 0,7 mm breit.


Und letztendlich: selbst für einen Abguß in der Qualität hätte man überall woanders mehr bezahlt. Ich habe jetzt einen nahezu perfekten Phacopiden mit einer kleinen Geschichte für den Preis einer Vorspeise bei einem besseren Italiener.......
:lol:


Was natürlich in diesem Fall fehlt, ist die Information über das Stück vom Händler.
Allerdings nehme ich ihm ein Unwissen ab, und halte es bei diesem Preis auch nicht für erforderlich, alles (!) über das verkaufte Stück zu wissen.....
Glück auf!

Johannes Kalbe

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Wolfgang
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Beitrag von Wolfgang » Dienstag 20. Mai 2008, 23:57

Servus

Solche Stories hab ich leider nicht zu bieten, weil ich keine Fossilien kaufe.

Aber den "Händler" den Eberhard meint, kenn ich wohl.

Tingelt von Fundstelle zu Fundstelle und versucht sein Glück.
Ist auch öfters in Buttenheim.

Bei mir wollte der mal vorbeikommen und meinen ganzen "Krempel" mitnehmen!
Bei solchen Sprüchen braucht man sich über die Seriosität des Herren keine Gedanken machen.

Gruß, Wolfgang

Greiling

Beitrag von Greiling » Donnerstag 22. Mai 2008, 07:15

Was ich völlig vergessen habe, es gibt ja auch noch Fundortverfälschungen. Hier ein Beispiel dazu:

http://cgi.ebay.com/Very-nice-Encrinus- ... dZViewItem

Ich kann mich nicht erinnern, dass Kronen von Encrinus in Alverdissen so plastisch wasren, es sei denn jemand hat sie aus einer Kalkbank rausgeschabt. Auch DIe Farbe sieht eher nach Crailsheim aus, denn nach Alverdissen. Meiner Erfahrung nach sind die Kronen dort grau, und nicht Elfenbeinfarben.

Man könnte jetzt sagen, is doch nicht schlimm, kommen doch an beiden Fundorten vor. Ich sehe das anders.

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Paul Winkler
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Beitrag von Paul Winkler » Donnerstag 22. Mai 2008, 09:20

Hi Greiling!

Du hast völlig Recht, dass die genaue Fundortangabe sehr wichtig ist. Aus ein und derselben Schicht kann ein Fossil Standard am Fundort "A" sein, 10 km weiter am Fundpunkt "B" eine absolute Rarität.
Nun, in deinem Beispiel haben wir es allerdings mit einem amerikanischen Anbieter zu tun. Da ist doch die Freude gross, dass er den Fundpunkt zumindest in Deutschland sieht. Kenne mich jetzt in Sachen Trias kaum aus, aber die hellen Encrinus kenne ich auch eher aus der Crailsheimer Ecke. Da kann vielleicht ein Spezi noch was zu anmerken.

Liebe Grüsse Paul

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Beitrag von Ataxioceras » Donnerstag 22. Mai 2008, 11:19

Hallo Paul,

nur kurz zum Anbieter der Seelilie. Diese wird zwar auf Ebay in den USA angeboten, der Händler kommt allerdings aus Deutschland. Der Ebay-Name sagt hier einiges aus.

Schöne Grüße

Volker

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Beitrag von andrue » Donnerstag 22. Mai 2008, 12:12

hallo,
die bewußte Falschangabe von Fundorten nennt man wohl "Guptierung",benannt nach dem Palaeontologen GUPTA,der Ruhm und Anerkennung mit diversen papers ernten wollte ,es sich dann aber später zeigte,daß er bewußt falsche Fundortangaben benutzte.
Ich bin bei ebay auch mal mit einem 50 Euro Kauf auf die Nase gefallen,wo jemand einen seltenen "Eifeltrilo " ( es war ein Scutelluide) angeboten hat und sogar noch eine Historie ( aus alter Sammlung,noch weiteres Eifelmaterial etc) parat hatte.unscharfes Foto dazu,na ja ,ich hatte Zweifel,habs dann aber doch riskiert; war dann doch ein Zonk; nämlich nix Eifel,eindeutig Marokko.Übrigens gibt es speziell bei Guptierungen von Eifeltrilos noch weitere Parallelfälle.


Falls es sich bei der erwähnten Auktion der Encrinus Krone ,wie hier vermutet wird,auch um eine Guptierung handeln sollte,mag das "wertmäßig" in diesem Fall vielleicht nicht so von Bedeutung sein, der Unterschied wäre aber für einen Regionalsammler bestimmt wichtig.

ciao
Andreas
Zuletzt geändert von andrue am Donnerstag 22. Mai 2008, 14:40, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von BlackDiamond » Donnerstag 22. Mai 2008, 13:12

Zu den Ergänzugen,

wünschenswert wäre es doch, wenn man die Ergänzungen schlichtweg erkennen kann, und zwar dann, wenn man will. Also zum Beispiel etwas rein tun, das knall grün oder orange phosphorisiert.
Wenn ein Verband wie DMF sowas garantieren würde, dann hätte er doch wirklich einen Wettbewerbsvorteil. Natürlich schade für alte Sachen und auch zweifelhaft, ob das kontrollierbar ist, aber würde ich es mir wünschen. Das Fossil kann top ausschauen und Ergänzungen sind erkennbar.

Meine eigenen Fossilien tue ich allerdings nicht einmal lackieren (Ausnahme ist der Pemphix aus dem Beitrag neulich, bei dem der Präparator entscheiden durfte und musste).


Chao, Stefan

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Beitrag von Ataxioceras » Donnerstag 22. Mai 2008, 13:25

Hallo,

eine nicht richtige Angabe von Fundorten kann auch manchmal dem Käufer zu seinem "Glück" gereichen - natürlich nur in den seltesten Fällen. Aufgrund einer solchen falschen Fundortangabe (der Verkäufer war hier definitv unwissend), konnte ich über Ebay einmal einen Frosch aus Messel für einen Bruchteil des üblichen Wertes erhalten. Angegeben war eine Lokalität in Spanien, allerdings kam das Stück, eindeutig aus Messel.

Wie gesagt, manchmal profitiert man auch von solchen Dingen. Wobei ich auch auf dem Standpunkt stehe, daß bei Fossilien alles immer möglichst richtig und genau angegeben werden muß.

Grüße

Volker

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Beitrag von amaltheus » Donnerstag 22. Mai 2008, 19:39

Praktisch so ... oder ?

Fast unnötig zu erwähnen ... dass die weißen Teile ergänzt wurden.

Gruss Thomas

BlackDiamond hat geschrieben:
...
wünschenswert wäre es doch, wenn man die Ergänzungen schlichtweg erkennen kann, und zwar dann, wenn man will.
Dateianhänge
tomba_DSCF3340.JPG
Riesen-Ariet im Urweltmuseum Aalen ...
bei dem man die ergänzten Stellen jederzeit erkennen kann.
Aber auch dieses Fossil hat ein Manko:
Es wurde über einen Händler gekauft ... der nicht mehr den genauen Fundort nennen konnte ... nur noch die Gegend. Und dann fehlte auch noch die genaue Schicht ... so dass dieser Ammonit - trotz ... oder gerade wegen seiner Größe ? - bis heute unbestimmt blieb. Daran sieht man ... gekaufte Fossilien sind oft problematisch ... .
tomba_DSCF3340.JPG (78.34 KiB) 24001 mal betrachtet

Greiling

Beitrag von Greiling » Donnerstag 22. Mai 2008, 19:46

Ist das nicht sowas wie eine Puzosia? Ich kenn mich mit Ammoniten nicht so aus.

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Beitrag von BlackDiamond » Donnerstag 22. Mai 2008, 19:51

Mir gefällt es so, allerdings haben die fantastischen Kunstwerke von Paul (Cadoceras ) auch ihre Berechtigungen.
Er mag die Infos ja noch mitgeben. Aber wenn es an einen Dritten weitergeht (Geschenk, Absicht...) dann fehlt es vielleicht und dann wäre ein UV Test doch praktisch. Aber wie gesagt, ich halte das für einen Traum.

Stefan

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