Fund und Präparation eines Arnioceras semicostatum aus dem Sinemurium von Lyme Regis

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Sönke
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Fund und Präparation eines Arnioceras semicostatum aus dem Sinemurium von Lyme Regis

Beitrag von Sönke » Montag 24. Juni 2019, 22:50

Arnioceras.jpg
Arnioceras.jpg (138.45 KiB) 19232 mal betrachtet
Betrifft:
Fund und Präparation eines Arnioceras semicostatum aus dem Sinemurium von Lyme Regis

Vorschau:
Von einer Dorset-Exkursion im Frühjahr 2018 brachte der Autor zahlreiche Unterjura-Fossilien mit nach Hause. Die Menge an Funden machte es ihm unmöglich, alles zeitnah aufzuarbeiten, da der Präparationsaufwand oft sehr groß ist und sich rasch weitere Exkursionen einstellten. So dauerte es bis Juni 2019, bis sein erstes in Dorset gefundenes, vielversprechendes Exemplar der Ammonitengattung Arnioceras den Weg in Stichel- und Strahlbox fand. Der Bericht beschreibt die Fundsituation sowie den rund 15-stündigen Freilegungsprozess: von der Küste bis in den Sammlungsschrank. Zahlreiche ausführlich kommentierte Fotos illustrieren den Fortschritt der Präparation sowie deren Höhen und Tiefen, und sollen Leserinnen und Lesern nicht nur das Nachvollziehen, sondern auch das Nachahmen erleichtern.

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Hallo zusammen,

ich habe gerade mal wieder eine Präparation fertiggestellt und dachte mir, zusätzlich zu den 15 Stunden Präparation investiere ich noch einmal dieselbe Zeit in einen Bericht darüber, damit keine Langeweile auf der Homepage aufkommt. Man sieht tatsächlich mehr schlecht oder gar kaputt präparierte als gut präparierte Arnioceraten, sodass ich mal ein Gegenbeispiel zeigen wollte, dass man sie - den richtigen Rohling vorausgesetzt - auch einigermaßen hinbekommen kann. Natürlich geht das nicht bei allen Fundorten in gleicher Weise, da Strahlen als Methode meistens ausfällt. Ich habe mir selbst schon an diversen Arnioceraten von anderen Fundorten die Zähne ausgebissen. Denn wenn man sticheln muss, ist diese Gattung mit den relativ scharfkantigen Rippen des Steinkerns eine harte Nuss. Das Strahlen war dagegen eher eine Fleißaufgabe als präparatorisches Hochreck.

Ich hoffe, dass der Bericht den einen oder anderen der regelmäßigen Dorset-Fahrer motiviert, mal einen der Rohlinge aus dem Shales-with-Beef-Member herauszukramen und zu präparieren (ob Arnioceras, Microderoceras oder Caenisites) - und uns vielleicht auch das Resultat vorzustellen.

Anmerkungen, Fragen usw.: gerne!

Viele Grüße
Sönke

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Frank
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Re: Fund und Präparation eines Arnioceras semicostatum aus dem Sinemurium von Lyme Regis

Beitrag von Frank » Montag 24. Juni 2019, 23:00

sehr ansehnliches Stück, tolle Geschichte.
Mir gefällt das Ergebnis :bg: :bg:
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Stefan B.
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Re: Fund und Präparation eines Arnioceras semicostatum aus dem Sinemurium von Lyme Regis

Beitrag von Stefan B. » Dienstag 25. Juni 2019, 08:54

Hallo Sönke,

toller Bericht! ...und ein noch tolleres Präparationsergebnis! Ich liebe die Arnios! Die Farbe ist phänomenal!

Könntest du uns noch eine Abbildung der Externseite... also des Kiels einstellen? Der ist leider auf keiner deiner Abbildungen gut zu sehen.

Du wirfst die These auf, Arnioceras miserabile könnte der Mikrokonch zu Arnioceras semicostatum sein. Woraus schließt zu das? Gibt es zu dieser Thematik Literatur?

Grüße aus Nordhessen
Stefan


Ich bleibe dabei: Finden ist schöner als Haben!

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Thomas
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Re: Fund und Präparation eines Arnioceras semicostatum aus dem Sinemurium von Lyme Regis

Beitrag von Thomas » Dienstag 25. Juni 2019, 10:01

Hallo Sönke
Wo kriegst du nur die Zeit her....einfach toll geworden
Walli

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Sönke
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Re: Fund und Präparation eines Arnioceras semicostatum aus dem Sinemurium von Lyme Regis

Beitrag von Sönke » Dienstag 25. Juni 2019, 12:33

Hallo Frank, Stefan und Walli,

danke für die netten Worte!

@Stefan: Die Externseite lässt sich wegen der Art der Präparation in einer Eintiefung nicht so gut fotografieren. Ich habe es aber gerade einmal versucht, sie lohnt nämlich auch einen Blick, da das Arnioceras pathologisch ist. Zwischen den beiden größeren Arnioceraten liegt senkrecht auch noch ein merkwürdiges Teil. Es ist wohl ein Mikrokonch der von zwei exakt parallel verlaufenden Serpulidenröhren überwachsen ist.

Mit der Bestimmung ist das so eine Sache. Ich habe Arnioceras semicostatum gewählt, da es nicht nur die bekannteste, sondern wohl auch älteste Art der Gattung ist (1828). Sprich diejenige, die auf Art-Status am Ende wohl am ehesten übrig bleibt, wenn man die Gattung modern revidieren würde, während sonst nur Morphospezies dieser Art übrig bleiben. Wahrscheinlich gibt es Morphen, die meinem Individuum besser entsprechen. Die Benennung ist mir im Prinzip ziemlich egal, interessant wäre es nur, wenn sich sagen ließe, dass diese Morphologie nur in einem Faunenhorizont vorkommt, der sich stratigrafisch näher eingrenzen ließe und einen den Lesefund in der Stratigrafie nachträglich genauer verorten ließe. Es könnte aber schwierig werden, so ein dick beschaltes Exemplar überhaupt mit den Steinkernen aus der Literatur zu vergleichen.
Dass der Morphotyp miserabile ein Mikrokonch zu Arnioceras sein könnte, schließe ich aus dem gemeinsamen Vorkommen, der ziemlich gleichen Machart und Skulpturarmut der Innenwindungen der parallel auftretenden großen Formen und seiner geringen Endgröße.
Es gibt wohl auch Literatur, jedoch wollte ich keinen taxonomischen Artikel aus dem Fund- und Präparationsbericht machen, sodass ich hierzu nicht näher recherchiert hatte (über die ersten Googletreffer hinaus, die andeuteten, dass ich nicht der erste war, der diese Idee hatte), siehe z. B:

PENGFEI, H.: Sinemurian (Early Jurassic) stratigraphy at Last Creek, British Columbia and Five Card Draw, Nevada : paleontology and environmental implications

Ich zitiere dort von S. 129 https://open.library.ubc.ca/cIRcle/coll ... /1.0165994
Arnioceras miserabile(when D>15 mm) is readily distinguishable from other species of the same genus with ribbing. Though itcan be differentiated from A.n. sp. A given good preservation (see Arniocerasn. sp. A), it is possible that A. miserabileis the microconch of some other larger species, as Donovan et al. (2005 )suggested.
Da kann man also noch tiefer einsteigen, wenn man möchte... :wink:

Viele Grüße
Sönke

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amaltheus
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Re: Fund und Präparation eines Arnioceras semicostatum aus dem Sinemurium von Lyme Regis

Beitrag von amaltheus » Dienstag 25. Juni 2019, 12:51

Hallo Sönke,

das mit dem Nachahmen ist ja gut gemeint ... aber im Schwäbischen Arietenkalk werde ich wohl nie einen
Arnioceras finden der nach der Präparation mit deinem vergleichbar sein dürfte. :heul:
Dazu ist das Gestein einfach zu hart (also nicht strahlbar).
Einzig und alleine ein LuckySplit könnte etwas (halbwegs) vergleichbares liefern.
Deshalb beneide ich Dich um die "strahlbaren" Funde aus dem engl. Arietenkalk.

Schöner kleiner Fund und tolle Präparation und Dokumentation !!

Gruß Thomas
Sönke hat geschrieben:
Montag 24. Juni 2019, 22:50
Arnioceras.jpg

Betrifft:
Fund und Präparation eines Arnioceras semicostatum aus dem Sinemurium von Lyme Regis

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Zuletzt geändert von amaltheus am Dienstag 25. Juni 2019, 14:36, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Fund und Präparation eines Arnioceras semicostatum aus dem Sinemurium von Lyme Regis

Beitrag von Stefan B. » Dienstag 25. Juni 2019, 13:31

Danke für die Infos Sönke.

Sönke hat geschrieben:
Dienstag 25. Juni 2019, 12:33
... der von zwei exakt parallel verlaufenden Serpulidenröhren überwachsen ist.
Das würde ich genauso interpretieren.

Grüße aus Nordhessen
Stefan


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Re: Fund und Präparation eines Arnioceras semicostatum aus dem Sinemurium von Lyme Regis

Beitrag von Freakshow » Dienstag 25. Juni 2019, 13:56

Geile Farbe hat der Kringel! Schickes Stück!

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Re: Fund und Präparation eines Arnioceras semicostatum aus dem Sinemurium von Lyme Regis

Beitrag von nautilus » Mittwoch 26. Juni 2019, 08:44

Sehr schönes Stück :clap:

Irgendwann werde ich da auch mal sammeln. Schöne Berichte über die Region gibt es ja schon einige hier.
Mal schauen wann das klappt.
viele Grüße,
Uwe

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