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von AndiF » Donnerstag 28. Februar 2019, 21:28
Ich möchte mich mit meinem bisher schönsten Fund beteiligen:
Schwanzwirbelsäule, Ischiopubis, Femur und Phalangen von juvenilem Ichthyosaurier Stenopterygius sp
Unterer Jura, Toarcium, Holzmaden
Länge der Platte: 41 cm
Fund, Präparation, Fotos: Andi Fichtner
Werkzeug: HW 70, HW 10, Sandstrahlgerät mit Soda und Eisenpulver, Schaber, Skalpell, Stereomikroskop, Röntgengerät
Die Präparation des Fossils gestaltete sich als recht mühsam und zeitaufwendig, da das Gestein sehr hart ist, nahezu nicht trennt und teilweise von Pyrit durchzogen ist. Durch die zahreichen eingelagerten Muschelschichten war vorsichtiges Sticheln am Bino, abwechselnd mit Strahlen angesagt; fürs Grobe mit Eisenpulver, für die Herausarbeitung der feinen Details dann mit Soda. Insgesamt habe ich fast ein Jahr regelmäßig an dem Stück gearbeitet.
Gefunden hatte ich den Block im Querbruch (Foto 3a). Nach dem Zusammenkleben der Teile musste ich die nun komplett verborgenen Wirbel erst wiederfinden und habe mich mit dem Sandstrahler vorsichtig von oben herangetastet (Foto 3c). Die Suche war spannend und es wurden immer mehr! Nachdem sie auf der einen Seite aus der Platte hinausliefen, kamen sie weiter hinten plötzlich wieder hinein und das Suchen und Finden ging von Neuem los. Richtung Schwanzende liegen die Wirbel etwas verstreut und die Präparation schien so langsam ein Ende zu nehmen - aber weit gefehlt!
Nachdem jedoch noch ein großer Bereich der Platte unbearbeitet war, kam ich auf die Idee, ein Röntgenbild von dem Fossil anfertigen zu lassen, weil ich neugierig war, ob man so noch mehr sehen würde. Eine befreundete Tierärztin erklärte sich morgens um 6 Uhr vor Dienstbeginn dazu bereit. Es brauchte mehrere Versuche und Gerät-Abstürze, bis wir ein Bild bekamen (Foto 4), denn die Dichte des Steins war doch um einiges höher, als bei einem lebenden Patienten. Der Tierärztin fiel sofort der vermeindliche "Nagel" auf, ein Belemnit, der besonders kontrastreich auf dem Röntgenbild in Erscheinung trat. (Bei ganz genauem Hinsehen entdeckt man auf dem Bild auch die Phalangen direkt über dem Belemniten und auch die Fortsetzung der Wirbelkette zum Schwanzende hin.)
Als ich anfing, den Belemniten herauszuarbeiten, fand ich noch mehrere darüberliegende Knochen und entschied mich deshalb, ihn nur partiell freizustellen. Ziemliche Mühe machte die Ablagerung von Muscheln direkt auf den Knochen (Foto 3b). Ihre Entfernung war recht heikel, da die harten Muschelschalen stabil auf den fragilen Knochen saßen und sich genau deren Form anpassten.
Der weitere Verlauf war der, dass immer, wenn ich dachte, ich sei demnächst fertig, weitere Knochen auftauchten und die Sache wieder spannend machten. Mit Femur (Oberschenkel) und Ischiopubis (Hüftknochen) hatte ich gar nicht gerechnet; an den kleinen Knochen sieht man gut, dass es ein Jungtier war.
Den Rand der schalenförmig herausgearbeiteten Platte habe ich im Originalzustand belassen, was einen schönen Kontrast zur geglätteten Matrix gibt.
– Ich hoffe, euch gefällt meine Arbeit!
Viele Grüße,
Andi
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Dateianhänge
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- 1 - fertige Platte
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- 2- Detail vergrößert
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- 3 - Arbeitsschritte
a) Fundzustand - b) Muschel-Überlagerung - c) Seitenansicht - 3.jpg (161.62 KiB) 3647 mal betrachtet
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- 4- Röntgenbild
(Name: Dino, Typ: Pferd, Verletzung: Abdomen) - 4.jpg (128.48 KiB) 3647 mal betrachtet