Präparation live - Ein hybrides "Osterei" aus den Green Ammonite Beds des Stonebarrow Hill (Dorset, Großbritannien)
Moderator: Sönke
Re: Präparation live - Ein hybrides "Osterei" aus den Green Ammonite Beds des Stonebarrow Hill (Dorset, Großbritannien)
Hi Sönke,
wie ich das an anderer Stelle ja auch schon einmal zum Ausdruck gebracht habe... ich finde deine Präparationsvorstellung als Fortführungsbericht sehr spannend und informativ.
Eine fertig präparierte Fundvorstellung ist zwar nicht weniger interessant, jedoch wird einem in einer solchen Live-Präparation auch mal veranschaulicht, wie ein erfahrener Präparator mit auftauchenden Problemen umgeht und welche Entscheidungen im Laufe der Präparation getroffen werden.
Zudem - und das ist ein wichtiger Aspekt, wie ich finde - lernt man auch die weniger perfekten Stück in seiner eigenen Sammlung schätzen. Denn für die normalen Fundvorstellungen und Veröffentlichungen liegt die Messlatte - was Erhaltungszustand und Seltenheit des Fundes angeht - in der Regel schon ziemlich hoch, was zur Folge hat, dass die eigenen Erwartungen bei Geländegängen und/oder Präparationsergebnissen oft nicht vollumfänglich erfüllt werden (können).
Denn das "normale" Sammler-Leben sieht leider nicht so aus, wie die Summe aller Beiträge hier im Forum und auf der Homepage.
Was mich aber neben der eigentlichen Präparation des Liparoceratidae auch interessieren würde - und vielleicht kannst du das mal kurz erläutern oder anhand von Fotos veranschaulichen -, an welchen Merkmalen hast du bereits im Fundzustand - also in der Knolle - erkennen können, dass es sich bei deinen Fund um eine Hybridform handelt?
Grüße aus Nordhessen
Stefan
wie ich das an anderer Stelle ja auch schon einmal zum Ausdruck gebracht habe... ich finde deine Präparationsvorstellung als Fortführungsbericht sehr spannend und informativ.
Eine fertig präparierte Fundvorstellung ist zwar nicht weniger interessant, jedoch wird einem in einer solchen Live-Präparation auch mal veranschaulicht, wie ein erfahrener Präparator mit auftauchenden Problemen umgeht und welche Entscheidungen im Laufe der Präparation getroffen werden.
Zudem - und das ist ein wichtiger Aspekt, wie ich finde - lernt man auch die weniger perfekten Stück in seiner eigenen Sammlung schätzen. Denn für die normalen Fundvorstellungen und Veröffentlichungen liegt die Messlatte - was Erhaltungszustand und Seltenheit des Fundes angeht - in der Regel schon ziemlich hoch, was zur Folge hat, dass die eigenen Erwartungen bei Geländegängen und/oder Präparationsergebnissen oft nicht vollumfänglich erfüllt werden (können).
Denn das "normale" Sammler-Leben sieht leider nicht so aus, wie die Summe aller Beiträge hier im Forum und auf der Homepage.
Was mich aber neben der eigentlichen Präparation des Liparoceratidae auch interessieren würde - und vielleicht kannst du das mal kurz erläutern oder anhand von Fotos veranschaulichen -, an welchen Merkmalen hast du bereits im Fundzustand - also in der Knolle - erkennen können, dass es sich bei deinen Fund um eine Hybridform handelt?
Grüße aus Nordhessen
Stefan
- Sönke
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Re: Präparation live - Ein hybrides "Osterei" aus den Green Ammonite Beds des Stonebarrow Hill (Dorset, Großbritannien)
Hallo Reingard, Stefan und alle anderen interessierten Leser/innen,
zunächst danke für Eure Nachrichten!
@Reingard: Das sehe ich auch so - lieber die Zeit fürs Ergänzen in die Suche nach einem perfekten Exemplar investieren.
Wobei man sagen muss, dass eine gute Ergänzung in der vorliegenden Größenordnung handwerklich schon ganz schön anspruchsvoll wäre. Nur wenn man das perfekt (da wären wir wieder beim Stichwort) beherrscht, stellt es keine "Verschlimmbesserung" des Fossils dar. Da die Ergänzung gerade den Übergangsbereich von Aegoceras-Stadium zu Liparoceras-Stadium betrifft, wäre es in meinen Augen besonders knifflig - und vielleicht sogar etwas irreführend, wollte irgendjemand den Ammoniten später mal in eine wissenschaftliche Neubearbeitung der Liparoceratidae einbeziehen und sie für original halten (diese Hybriden gibt es ja nicht unbedingt tausendfach in Sammlungen).
@Stefan: Ja, dieses Format hat ´was. Es gehört natürlich einerseits schon etwas Mut dazu, bereits während der Präparation darüber zu berichten, andererseits resultiert daraus auch ein gewisser Ansporn es nicht total zu verhauen und außerdem auch relativ zeitnah fertigzuwerden. Sonst neigt man u.U. dazu, solche größeren Projekte, die kein absolut traumhaftes Ergebnis versprechen, zwischenzeitlich wieder aus der Hand zu legen. Dann kann es viele Jahre dauern ... oder auch nie fertig werden.
Zum Erkennen der Hybridform: In diesem Fall war ja leider schon ein Großteil des Venters sichtbar. Man sieht das ganz gut in der mittleren Abbildung von Abb. 67-69, die ich allerdings erst heute im Bericht eingestellt habe. Alle Bereiche wo die Schale fehlt, lagen bereits frei. Hier zeigte sich eine für Liparoceras zu kräftige Berippung, durchaus aber in Richtung Flanke die wiederum hierfür charakteristische Bedornung. In etwa konnte ich auch abschätzen, dass sich ein weiter Nabel ergeben würde (Abb. 3 im Bericht). Ich hätte ehrlich gesagt lieber von außen nichts gesehen oder einen Querbruch interpretiert - das wäre schwieriger gewesen, aber dafür vielleicht die Präparation im Ergebnis dankbarer.
Wer weiß ... jedenfalls habe ich heute das Stück präparationstechnisch abgeschlossen und insoweit auch (vorläufig) den Homepagebericht:
https://www.steinkern.de/fossilien-alle ... dform.html
An alle:
Diskussionsbeiträge z. B. zur Bestimmung sind willkommen! Wer bringt Licht ins Dunkel der Liparoceratidae?
Am liebsten hätte ich eine einheitliche Systematik auf Subzonenbasis anhand großer Mengen feinstratigraphisch gesammelten Materials.
Viele Grüße
Sönke
zunächst danke für Eure Nachrichten!
@Reingard: Das sehe ich auch so - lieber die Zeit fürs Ergänzen in die Suche nach einem perfekten Exemplar investieren.
Wobei man sagen muss, dass eine gute Ergänzung in der vorliegenden Größenordnung handwerklich schon ganz schön anspruchsvoll wäre. Nur wenn man das perfekt (da wären wir wieder beim Stichwort) beherrscht, stellt es keine "Verschlimmbesserung" des Fossils dar. Da die Ergänzung gerade den Übergangsbereich von Aegoceras-Stadium zu Liparoceras-Stadium betrifft, wäre es in meinen Augen besonders knifflig - und vielleicht sogar etwas irreführend, wollte irgendjemand den Ammoniten später mal in eine wissenschaftliche Neubearbeitung der Liparoceratidae einbeziehen und sie für original halten (diese Hybriden gibt es ja nicht unbedingt tausendfach in Sammlungen).
@Stefan: Ja, dieses Format hat ´was. Es gehört natürlich einerseits schon etwas Mut dazu, bereits während der Präparation darüber zu berichten, andererseits resultiert daraus auch ein gewisser Ansporn es nicht total zu verhauen und außerdem auch relativ zeitnah fertigzuwerden. Sonst neigt man u.U. dazu, solche größeren Projekte, die kein absolut traumhaftes Ergebnis versprechen, zwischenzeitlich wieder aus der Hand zu legen. Dann kann es viele Jahre dauern ... oder auch nie fertig werden.
Zum Erkennen der Hybridform: In diesem Fall war ja leider schon ein Großteil des Venters sichtbar. Man sieht das ganz gut in der mittleren Abbildung von Abb. 67-69, die ich allerdings erst heute im Bericht eingestellt habe. Alle Bereiche wo die Schale fehlt, lagen bereits frei. Hier zeigte sich eine für Liparoceras zu kräftige Berippung, durchaus aber in Richtung Flanke die wiederum hierfür charakteristische Bedornung. In etwa konnte ich auch abschätzen, dass sich ein weiter Nabel ergeben würde (Abb. 3 im Bericht). Ich hätte ehrlich gesagt lieber von außen nichts gesehen oder einen Querbruch interpretiert - das wäre schwieriger gewesen, aber dafür vielleicht die Präparation im Ergebnis dankbarer.
Wer weiß ... jedenfalls habe ich heute das Stück präparationstechnisch abgeschlossen und insoweit auch (vorläufig) den Homepagebericht:
https://www.steinkern.de/fossilien-alle ... dform.html
An alle:
Diskussionsbeiträge z. B. zur Bestimmung sind willkommen! Wer bringt Licht ins Dunkel der Liparoceratidae?
Am liebsten hätte ich eine einheitliche Systematik auf Subzonenbasis anhand großer Mengen feinstratigraphisch gesammelten Materials.
Viele Grüße
Sönke
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- Frank
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Re: Präparation live - Ein hybrides "Osterei" aus den Green Ammonite Beds des Stonebarrow Hill (Dorset, Großbritannien)
Ein schönes Ergebnis, gute Arbeit.
Das einzige, was ich daran bedauere und eigentlich fast als Mangel ansehe, die Hasen sind weg
Das Du die kleinen einfach wegpräpariert hast... , tststs
Das einzige, was ich daran bedauere und eigentlich fast als Mangel ansehe, die Hasen sind weg
Das Du die kleinen einfach wegpräpariert hast... , tststs
"Hoffentlich unterläuft dem Irrtum ein Fehler. Dann kommt alles von selbst in Ordnung"
(Stanislav Jercy Lec: Das große Buch der unfrisierten Gedanken)
Du bist nicht für das Universum verantwortlich: du bist verantwortlich für dich selbst (Arnold Bennett)
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Re: Präparation live - Ein hybrides "Osterei" aus den Green Ammonite Beds des Stonebarrow Hill (Dorset, Großbritannien)
Servus Sönke,
ich hab auch bei deiner Präp mitgefiebert und würde mir sowas öfter wünschen da vor allem ich bei sowas einiges lernen kann was die präparation angeht
würde mich freuen mehr in diesem Format lesen zu dürfen
Ansonsten schönes ergebnis und Glückwunsch zum Fund
ich hab auch bei deiner Präp mitgefiebert und würde mir sowas öfter wünschen da vor allem ich bei sowas einiges lernen kann was die präparation angeht
würde mich freuen mehr in diesem Format lesen zu dürfen
Ansonsten schönes ergebnis und Glückwunsch zum Fund
Re: Präparation live - Ein hybrides "Osterei" aus den Green Ammonite Beds des Stonebarrow Hill (Dorset, Großbritannien)
Hallo Sönke,
da hast Du wohl das Optimum herausgekitzelt! Vielen Dank für's Zeigen und dden spannenden Präparationsbericht.
Liebe Grüße,
Nina
da hast Du wohl das Optimum herausgekitzelt! Vielen Dank für's Zeigen und dden spannenden Präparationsbericht.
Liebe Grüße,
Nina
- Jerry
- Mitglied
- Beiträge: 65
- Registriert: Donnerstag 12. Juli 2012, 11:21
- Wohnort: Chiemgau
- Kontaktdaten:
Re: Präparation live - Ein hybrides "Osterei" aus den Green Ammonite Beds des Stonebarrow Hill (Dorset, Großbritannien)
Hallo Sönke,
zum Glück habe ich erst gestern Abend Deinen Live-Bericht von der Präparation gelesen und musste somit nur eine Nacht bis zum Ende warten .
Super - vielen Dank für diesen spannenden und (für mich) sehr informativen Bericht. Ich persönlich würde ihn nicht ausbessern (was ich auch gar nicht könnte): sein jetziger Zustand erzählt eine Geschicht - auch für Dich hat der Fund eine Geschichte (eingeschneit in England ). Und das perfekte Exemplar liegt bestimmt noch dort - Vorfreude auf das nächste Jahr
Liebe Grüße
Jerry
zum Glück habe ich erst gestern Abend Deinen Live-Bericht von der Präparation gelesen und musste somit nur eine Nacht bis zum Ende warten .
Super - vielen Dank für diesen spannenden und (für mich) sehr informativen Bericht. Ich persönlich würde ihn nicht ausbessern (was ich auch gar nicht könnte): sein jetziger Zustand erzählt eine Geschicht - auch für Dich hat der Fund eine Geschichte (eingeschneit in England ). Und das perfekte Exemplar liegt bestimmt noch dort - Vorfreude auf das nächste Jahr
Liebe Grüße
Jerry
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Ein Buch ist gut zum Lesen und Lernen. Ein Freund ist gut zum Treffen und Unterhalten.
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Re: Präparation live - Ein hybrides "Osterei" aus den Green Ammonite Beds des Stonebarrow Hill (Dorset, Großbritannien)
Hallo Sönke
Glückwunsch zu dem tollen Stück allein ihn zu finden ist schon irres Glück
ich weiß das sie immer auch in Norddeutschland extrem selten sind
da hat sich die lange präperation ja gelohnt .Danke das du uns am Fortgang beteiligt hast.
Gruß Kurt
Glückwunsch zu dem tollen Stück allein ihn zu finden ist schon irres Glück
ich weiß das sie immer auch in Norddeutschland extrem selten sind
da hat sich die lange präperation ja gelohnt .Danke das du uns am Fortgang beteiligt hast.
Gruß Kurt
Re: Präparation live - Ein hybrides "Osterei" aus den Green Ammonite Beds des Stonebarrow Hill (Dorset, Großbritannien)
Wow, ein wirklich tolles Stück und ein großartiger Bericht, der mir als Präparationsanfänger viele gute Tipps gegeben hat.
Nur noch eine Frage: Wie schaffst du es, 7,5 Stunden lang an einem Stück zu präparieren, ohne die Lust und vor allem die Konzentration zu verlieren?
Nach spätestens 2 Stunden fangen bei mir Augen und Hände an zu schmerzen, werde unkonzentriert und hacke mit dem Stichel ins Fossil. Oder noch schlimmer, ich stichele das Ohr weg, wie letztens .
Grüße
Ben
Nur noch eine Frage: Wie schaffst du es, 7,5 Stunden lang an einem Stück zu präparieren, ohne die Lust und vor allem die Konzentration zu verlieren?
Nach spätestens 2 Stunden fangen bei mir Augen und Hände an zu schmerzen, werde unkonzentriert und hacke mit dem Stichel ins Fossil. Oder noch schlimmer, ich stichele das Ohr weg, wie letztens .
Grüße
Ben
- Stenodactylina
- Redakteur
- Beiträge: 4483
- Registriert: Freitag 7. November 2008, 21:43
- Wohnort: 88662 Überlingen
Re: Präparation live - Ein hybrides "Osterei" aus den Green Ammonite Beds des Stonebarrow Hill (Dorset, Großbritannien)
Hallo Sönke!
und danke für den ausführlichen Bericht. Sehr beeindruckend wie sorgfältig du mit dieser Konkretion vorgegangen bist. Aber angesichts der Seltenheit, wäre ich wahrscheinlich auch ähnlich verfahren. Auch deiner Entscheidung nicht zu ergänzen stimme ich zu. Zum einen finde ich, er wurde an seiner Einzigartigkeit etwas einbüßen, zum anderen, wäre das wahrscheinlich noch schwieriger als die Präparation, ein zufriedenstellenden Resultat herbeizuführen.
Hut ab!
und danke für den ausführlichen Bericht. Sehr beeindruckend wie sorgfältig du mit dieser Konkretion vorgegangen bist. Aber angesichts der Seltenheit, wäre ich wahrscheinlich auch ähnlich verfahren. Auch deiner Entscheidung nicht zu ergänzen stimme ich zu. Zum einen finde ich, er wurde an seiner Einzigartigkeit etwas einbüßen, zum anderen, wäre das wahrscheinlich noch schwieriger als die Präparation, ein zufriedenstellenden Resultat herbeizuführen.
Hut ab!
Grüße vom Bodensee! Roger.