Hallo zusammen,
diesen Monat beteilige ich mich mit einer
Beneckeia tenuis aus dem Oberen Buntsandstein (Röt) von Jena-Drackendorf. Dieser Ammonit ist in mehrerer Hinsicht hochinteressant: Zum einen ist es der erste Cephalopode, der nach dem Rückzug des Zechsteinmeeres in Thüringen wieder nachgewiesen werden kann. Zum anderen sind marine Fossilien im zumeist von Festland-Ablagerungen geprägten Buntsandstein die Ausnahme, ihr Vorkommen ist nur auf einige wenige Bänke beschränkt.
Die Tenuisbank und die Fundstelle Drackendorf werden 1891 in der Dissertation von Siegfried Passarge "Das Röth im östlichen Thüringen" (siehe auch
http://www.geojena.de/index.php?page=tenuisbank) beschrieben. Passarge bearbeitet darin erstmals den Röt feinstratigraphisch und versucht, einzelne Profile zu korrelieren. Aufgrund der geringen Mächtigkeit und der stratigraphischen Lage sind Aufschlüsse der Tenuisbank allerdings selten. Einige weitere Vorkommen im Jenaer Raum sind bekannt, liefern allerdings wesentlich weniger bis keine Beneckeien. Ausserhalb Thüringens wird
Beneckeia tenuis nur noch aus Polen beschrieben.
Die klassische Fundstelle bei Drackendorf war bis vor wenigen Jahren erloschen, ist nun aber wieder aufgelebt (Neubearbeitung eines Feldes). Wir haben sie in 2012 und 2013 systematisch besammelt. Dabei gelang eine ganze Reihe von Funden von
Beneckeia tenuis, allerdings zumeist aus einem tempestitischen Gestein mit entsprechend schlechter Erhaltung der Fossilien. So findet man in diesen Lagen zumeist isolierte Phragmokone oder deren Fragmente, Wohnkammerteile sind eine Seltenheit.
Bei einer erneuten Exkursion am 06.07.2013 fand ich ein Exemplar in einem Lesestein, der einem kompakteren Teil der Bank entstammte. Beim Spalten des Blocks, welcher in mehrere Teile zersprang, wurde eine gut erhaltene Wohnkammer sichtbar. Das letzte Bild zeigt den Fundzustand nach kurzem testweisen Anpräparieren. Aufgrund der Seltenheit und der zu erhoffenden Vollständigkeit wurde auf Experimente verzichtet und das Fossil professionell von Sebastian Brandt (brabast) präpariert. Sebastian klebte die Teile, transferierte einen Teil der Wohnkammer aus dem Gegenstück und stichelte/schabte das Fossil frei.
Das Resultat zeigt eines der am besten und am vollständigsten erhaltenen Exemplare von
Beneckeia tenuis, das bisher geborgen werden konnte. Die Wohnkammer ist wahrscheinlich vollständig und bis zur Mündung erhalten. Einzig die Ueberlieferung des Phragmokons ist leider nicht ganz optimal, hier hat eine stabile Verfüllung nur im Sipho-nahen Bereich stattgefunden und es ist eine leichte diagenetische Verdrückung zu erkennen.
Die Größe des Ammoniten beträgt 9.6 cm. Präparationszeit (Sebastian) ca. 2 1/2 Stunden. Die Bilder im fertigen Zustand hat Sebastian angefertigt.
Zu unserer Sammelgeschichte an dieser Fundstelle siehe auch
http://www.steinkern.de/forum/viewtopic ... 35&t=12295.
Viele Gruesse,
Thomas.
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