220 Millionen Jahre alter Bernstein mit Fossilien

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Thomas_
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220 Millionen Jahre alter Bernstein mit Fossilien

Beitrag von Thomas_ » Dienstag 20. März 2007, 22:14

Der folgende Pressetext stammt von der Humbold Universität Berlin
Quelle: http://www.hu-berlin.de/deutsch/frame.p ... e/zeitung/


So alt wie Dinosaurier

Wissenschaftler des Naturkundemuseums entdeckt älteste – 220 Millionen Jahre alte – Bernsteineinschlüsse

In tausenden winziger Tropfen Bernstein fanden Alexander R. Schmidt vom Museum für Naturkunde Berlin und seine Kollegen der Universität Padua eine einzigartige, uralte Lebensgemeinschaft. Die überlieferten Mikroorganismen – Bakterien, Pilze, Algen, Wimpertierchen und Amöben - sind 220 Millionen Jahre alt und damit die ältesten bekannten Bernsteininklusen der Welt.

Der Fundort dieses triassischen Bernsteins liegt nahe der Stadt Cortina d` Ampezzo in den Italienischen Dolomiten. Zwischen dem Dolomitgestein fanden die Wissenschaftler die Bernsteintropfen in einem versteinerten Bodenhorizont eines ehemaligen küstennahen Waldes. Doch wie kamen die Lebewesen, die so alt sind wie die ersten Dinosaurier, in den Bernstein? Wie wurden sie erhalten und vor allem: Worin liegt die Bedeutung der Funde?

Man muss sich einen tropischen Koniferenwald in feuchtem Klima vorstellen. Die Bäume produzierten winzige, millimetergroße Harztropfen. Die Mikroorganismen lebten auf feuchter Baumrinde und in kleinen Wasseransammlungen auf den Bäumen, die das Harz geliefert haben, und kamen wohl zufällig in Kontakt mit dem Harz. Die winzigen Harztropfen härteten aus, fielen zu Boden und wurden im Waldboden eingebettet und konserviert. Die außergewöhnlich gute Erhaltung der Mikroeinschlüsse – selbst Strukturen in den Zellen sind überliefert -– erlaubt erstmals einen direkten Vergleich so alter Mikroben mit heute lebenden Arten. Das Resultat: Sie können von heutigen Gattungen, manche sogar von heutigen Arten nicht unterschieden werden. Die ungewöhnliche Vielzahl der Einschlüsse erlaubt zudem die Rekonstruktion einer dermaßen alten, in sich geschlossenen Mikrolebensgemeinschaft. Alle wichtigen Vertreter sind überliefert: Bakterien, Grünalgen als Produzenten, Amöben und Wimpertierchen als Konsumenten sowie Pilze als Zersetzer. Solche mit allen Details überlieferten Organismen aus urzeitlichen Wäldern sind sehr selten. Natürlich gibt es unzählige Einschlüsse von Insekten, Spinnen und auch Mikroorganismen in anderen Bernsteinen, diese sind aber mit ca. 20 bis 135 Millionen Jahren wesentlich jünger.

Die Wissenschaftler können eine Menge aus diesem unverhofften Blick in die Vergangenheit ableiten. Das Überleben großer Zeiträume auf Art- oder Gattungsniveau war wohl deshalb möglich, weil die Mikrolebewesen weniger spezialisiert waren als höhere Lebensformen und sich ihre Lebensräume kaum verändert haben. So konnten sie die Ära der Dinosaurier, die Entfaltung der Blütenpflanzen, Vögel und Säugetiere unverändert überdauern.
Ljiljana Nikolic


Kontakt: Dr. Alexander Schmidt, MfN, Institut
für Paläontologie, Tel.: (030) 2093-8868
alexander.schmidt@museum.hu-berlin.de

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Pseudodusa
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Beitrag von Pseudodusa » Mittwoch 21. März 2007, 10:37

Sagenhaft ........... danke für den bericht !!!!!!!!!

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Jens K.
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Re: 220 Millionen Jahre alter Bernstein mit Fossilien

Beitrag von Jens K. » Dienstag 28. August 2012, 12:05

Hallo,

es gibt zu dem Thema Neuigkeiten, man hat inzwischen in diesem Material einige wenige Arthropoden gefunden und zwar 2 Milben und ein Insekt.

http://scinexx.de/wissen-aktuell-15079-2012-08-28.html

dort finden sich dann auch ein paar Bilder

Hier der Text von Scinexx.

Älteste Gliederfüßer im Bernstein entdeckt
Einschlüsse 100 Millionen Jahre älter als bisherige Funde

Ein internationales Forscherteam hat die bisher ältesten in Bernstein konservierten Gliederfüßer entdeckt. Die drei im Baumharz erhaltenen Fossilien sind 230 Millionen Jahre alt und damit 100 Millionen Jahre älter als alle bisherigen Funde dieser Tiergruppe. Zu den Gliederfüßern gehören unter anderem alle heutige Insekten, Krebse und Spinnentiere. Zwei Gallmilben und ein zweiflügliges Insekt aus dem Zeitalter der Trias haben die Forscher nun in winzigen Bernsteintröpfchen aus den italienischen Dolomiten gefunden. Die fossilen Gallmilben seien dabei ihren heutigen Vertretern erstaunlich ähnlich, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences".


Triassische Bernsteintropfen aus den Dolomiten
© Universität Padua / Stefano Castelli
„Nach dem größten Massenaussterben der Erdgeschichte am Ende des Perm vor etwa 250 Millionen Jahren gab es in der darauffolgenden Trias große Veränderungen in der Pflanzen- und Tierwelt", erklärt Studienleiter Alexander Schmidt von der Universität Göttingen. Für das Verständnis der Evolution des Lebens auf der Erde sei die Zeit der Trias daher besonders wichtig. In diese Ära eröffnet der neue Bernsteinfund nun ein Fenster.

Bernsteine sind fossile Harze, die überwiegend von urzeitlichen Nadelbäumen (Koniferen) stammen. Geringe Mengen Bernstein gab es zwar auch schon im Karbon vor 340 Millionen Jahren, größere Mengen davon existieren aber erst seit der Kreidezeit vor etwa 130 Millionen Jahren. Unter anderem deshalb stammten die meisten bisher entdeckten eingeschlossenen Arthropoden aus der Kreidezeit. Um herauszufinden, ob es dennoch frühere Einschlüsse dieser Tiergruppe gibt, hatten Schmidt und seine Kollegen in siebenjähriger Arbeit etwa 70.000 der triassischen Bernsteintropfen nach Einschlüssen jeglicher Art durchsucht. Neben Mikroorganismen und Pflanzenresten kamen dabei tatsächlich drei Gliederfüßer zum Vorschein.


Gallmilben in 230 Millionen Jahre alten Bernsteintropfen aus Italien
© Universität Padua / Stefano Castelli

Urzeitliche Gallmilben waren Nedelbaum-Parasiten
Bei zwei dieser Einschlüsse handelt es sich um neue Milbenarten, Triasacarus fedelei und Ampezzoa triassica. Diese repräsentieren die ältesten Fossilien der extrem spezialisierten Gruppe der Gallmilben. Diese Milbengruppe ernährt sich von Pflanzenmaterial und erzeugt dabei oft abnormes Wachstum („Gallen“) an ihren Wirtspflanzen. Die Gallmilben aus dem frühen Erdmittelalter sind den heutigen überraschend ähnlich. Auch vor 230 Millionen Jahren waren alle der charakteristischen Merkmale dieser Gruppe bereits vorhanden. „Diese Gruppe muss daher wesentlich älter sein, als bisher angenommen“, berichtet Schmidt.

Etwa 97 Prozent der heutigen Gallmilben ernähren sich von Blütenpflanzen, jedoch existierten die beidne fossilen Gallmilbenarten 100 Millionen Jahre vor dem Auftreten dieser heute dominierenden Pflanzengruppe. Die Milben aus der Trias haben stattdessen als Parasiten auf Nadelbäumen gelebt, deren Harz sie schließlich einschloss. „Wir wissen jetzt, dass Gallmilben sehr anpassungsfähig sind“, sagt Koautor David Grimaldi, Spezialist für fossile Arthropoden am American Museum of Natural History in New York. „Als die Blütenpflanzen später in der Kreidezeit begannen, die Landlebensräume zu dominieren, änderten diese Milben ihre Ernährungsgewohnheiten. Dies zeigt, dass Gallmilben in der Lage sind, die jeweils vorherrschenden Pflanzen zu nutzen und dass sie sich zusammen mit ihren Wirtspflanzen entwickelt haben.“

Der dritte Bernsteineinschluss, ein Zweiflügler, kann nicht genauer identifiziert werden, da die meisten Körperteile nicht vollständig erhalten sind. Aber dieses Fossil zeigt, dass auch Insekten in ungewöhnlich alten Bernsteinen enthalten sein können. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2012; doi: 10.1073/pnas.1208464109).

(Universität Göttingen, 28.08.2012 - NPO)

Bemerkenswert jedenfalls,

lg,
Jens

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Re: 220 Millionen Jahre alter Bernstein mit Fossilien

Beitrag von Pseudodusa » Dienstag 28. August 2012, 12:16

Danke ! :top:

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Re: 220 Millionen Jahre alter Bernstein mit Fossilien

Beitrag von Othnielia rex » Mittwoch 29. August 2012, 00:03

liebe Grüße, Michael

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Jens K.
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Re: 220 Millionen Jahre alter Bernstein mit Fossilien

Beitrag von Jens K. » Mittwoch 29. August 2012, 09:33

Jau danke,

dachte ichs mir doch, dass es da noch eine gedruckte Arbeit gibt, wo die Infos raus sind.

Interessante Funde, gut möglich dass da bald noch mehr kommt. Diese alte Lagerstätte hat ja
das Potential wichtige neue Informationen zu liefern. Sicher finden sich bald neue Inklusen nachdem
die ersten gefunden wurden.

lg,
Jens

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Re: 220 Millionen Jahre alter Bernstein mit Fossilien

Beitrag von Thomas_ » Sonntag 2. September 2012, 15:46

Die Welt hat ein Interview-Video:

http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/ ... ation.html


Thomas

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