?Pseudofossil (Oberkreide; Turon, Coniac; Klieve)

Geologische Phänomene mit Ähnlichkeit zu realen Fossilien.

Moderator: Steinkautz

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Thomas_
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?Pseudofossil (Oberkreide; Turon, Coniac; Klieve)

Beitrag von Thomas_ » Sonntag 20. Juni 2010, 20:27

Ich war heute mit den Fossilien Freunden Essen in einem recht spannenden Steinruch bei Klieve an der Turon/Coniac-Grenze. Oben mehrere Meter Mergel in geringmächtigen Bänken mit ein paar Tuffhorizonten. Unten ein sehr harter 'Grünsandstein' (auch schon mal blau :) ) in mächtiger ungestörter Bankung, der hier zu schönen Steinplatten und Fassadenelementen verarbeitet wird. Seeigel und Innoceramen im Mergel reichlich, aber schwer zu bergen. Zähne, Pflanzenreste und Brachiopoden wurden ebenfalls gefunden. Dann bin ich über die abgebildete Platte gestolpert. Was könnte das sein?

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DSCF1118b.jpg
Detail
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DSCF1116b.jpg
Das fragliche Stück Ausschnitt ca 40x40 cm.
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DSCF1111b.jpg
Oben die grauen Mergelbänke unten der Grünsand
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Hoplites
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Beitrag von Hoplites » Mittwoch 23. Juni 2010, 13:08

Hallo Thomas,

das könnte Glaukonit sein, ein Mineral, das in kalten Meerwasser entstanden ist. Für eine Pflanze ist es doch sehr "verwaschen", obwohl Pflanzen dort recht häufig vorkommen..

Gruß

Hoplites

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Thomas_
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Beitrag von Thomas_ » Mittwoch 23. Juni 2010, 15:29

Hmmm, du meinst also es handelt sich nur um eine mineralische Verfärbung, hab ich das richtig verstanden?

Wäre schon möglich, aber dieser Grünsandstein ist schon sehr gleichförmig und sonst habe ich da eigentlich keine 'Dentriten' oder ähnliche ästigen Verfärbungen gesehen.

Schon ziemlich verfahren, meine Überlegungen waren etwa so:

- Landpflanze kenne ich aus der münsterländer Kreide so nicht. Auch in dem Aufschluss haben wir nur kurze Stücke mit kleinen Nadeln gefunden.
- Wasserpflanze, also Tang/Alge wäre von der Form her möglich, hab ich aber so noch nicht gesehen.
- Es handelt sich nur um einen Hauch, also mir eigentlich zu wenig für einen Gang oder so was.

Mal sehen ob noch jemand eine Idee hat.

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Triassammler
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Beitrag von Triassammler » Mittwoch 23. Juni 2010, 16:18

Hallo Thomas!

Die "Äste" des Objekts folgen der Gesteinsoberfläche, so wie sie bruchrauh vorliegt. Wäre es ein Pflanzenrest, lägen dessen einzelne Ausläufer +/- in einer einzigen Ebene, eben auf der ehemaligen Sedimentoberfläche, die ganz sicher nicht ein so starkes Relief aufwies wie die nun zu sehende Bruchfläche.
Ähnliches gilt für ein Spurenfossil.

Das Objekt scheint mir daher in direktem Bezug zu der Bruchfläche des Gesteins zu stehen, so wie sie sich heute präsentiert. Das Relief der Bankoberfläche (bzw. die Schwächezone, die dafür gesorgt hat, dass die Bank genau in diesem Bereich spaltet) ist sicher zu einem großen Teil diagenetischen Prozessen geschuldet. Es liegt nahe, das Objekt ebenfalls als diagenetische Bildung zu sehen, möglicherweise als Ausfällungsprodukt entlang +/- horizontaler Klüfte in der Art von Dendriten.

Gruß,
Rainer
Wir müssen wissen, wir werden wissen!
-- David Hilbert

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Beitrag von Thomas_ » Mittwoch 23. Juni 2010, 22:25

Ja stimmt, das Argument mit dem nicht ganz flach war mir auch noch durch den Kopf gegangen.

Also Ausfällung, danke!

grenzton
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Beitrag von grenzton » Mittwoch 23. Juni 2010, 23:21

Hallo Thomas.

So wie ich das sehe, hat das Stück noch Potenzial, an Deiner Stelle würde ich das ganze mal vorsichtig präparieren, denn ich glaube da noch nicht an eine Ausfällung.
In der Dortmunder Kreide habe ich so manch seltsames Fossil gefunden, wenn`s nach dem präppen nix ist, kannst es ja immer noch entsorgen.

Gruß, der Kalle
Gruß, der Kalle

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Beitrag von Thomas_ » Donnerstag 24. Juni 2010, 09:18

Hallo Kalle!

Der Brocken war massiv und wog locker 30 Kilo, also hab ich den im Steinbruch liegen lassen. Was würdest du an einem schwarzen Schatten auf einem ultraharten Block noch präparieren?

Thomas

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Beitrag von Isle » Donnerstag 24. Juni 2010, 16:14

Ich würde das bestenfalls für Mn-Kluftbeläge halten, nach dem obigen Photo zeigen sich schon deutlich die ockerroten Umwandlungsfarben der Fe II Oxidation. Habe das zweifelhafte Vergnügen gehabt im Allgäu u.a. Brisi Sandstein zu kartieren, das Gelumpe sieht alteriert recht ähnlich aus.

Gruß

Holm
2. Sem. M.sc. Petrology
Ruhr-Universität Bochum

grenzton
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Beitrag von grenzton » Donnerstag 24. Juni 2010, 20:37

Hallo Thomas.

Okay, in anbetracht dieser Situation (30kg) wäre ich allerdings auch hin und her gerissen, ob ich das Stück mitgenommen hätte.

@Triassammler:
Ich habe in der Oberkreide schon Pflanzenreste gesehen, die3D über mehrere Zentimeter auf mehreren Schichtflächen eingelagert waren, sogar Farne im Karbonschiefer.

Gruß, der Kalle
Gruß, der Kalle

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Triassammler
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Beitrag von Triassammler » Donnerstag 24. Juni 2010, 21:04

Hallo Kalle,

ich weiß durchaus, was Du meinst. Aber das sieht dann... einfach anders aus.

Gruß,
Rainer
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