Nochmal was Handwerkliches...

Dieses Forum ist unser Austauschplatz für Bernstein- und Kopalsammler.

Moderator: boborit

SIR_ESME
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Nochmal was Handwerkliches...

Beitrag von SIR_ESME » Donnerstag 4. Februar 2021, 15:06

Hallo!

Ich bin in Bezug auf die schönste Nebensache der Welt bald an dem Punkt wo ich mit dem Fotografieren des ein oder anderen Objektes beginnen möchte. Dazu wird es notwendige sein die Schleifebene möglichst optimal anzulegen (z.B. parallel zur Trennfläche der Schlaube oder senkrecht etc.).

Bisher habe ich einige Tausende Steine (grob) per Hand beschliffen. Gerade bei den kleinen Steinen die sich schlecht greifen und "fühlen" lassen passiert es mir aber regelmäßig, daß ich in einer der beiden Raumachsen "wegkippe". Im Ergebnis ist die Schleifebene dann nicht so wie gewollt. Dann versuche ich zu korrigieren, mache es aber oft nur noch schlimmer und schwupps bin ich so nah an der Inkluse dran, daß nichts mehr geht. Zuweilen passiert es auch, daß ich eine Art Dach anlege, weil ich bei der Vor- und Rückwärtsbewegung ungleichmäßig Druck ausübe und der Stein kippelt.

Wie gesagt habe ich bereits einige Tausend Steine beschliffen, so daß ich nicht denke, daß sich das mit noch mehr Übung gibt.

Mittlerweile überlege ich in Richtung einer technischen Lösung (z.B. Mikrobohrmaschine mit Schleifstein und Bohrständer) wollte mich aber mal umhören, ob ich der Einzige mit diesem Problem bin und welche Lösungsweg Andere ggf. schon beschritten haben.

Vielen Dank für Eure Berichte und viele Grüße! :)

Haiko

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bav.foss
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Re: Nochmal was Handwerkliches...

Beitrag von bav.foss » Donnerstag 4. Februar 2021, 15:11

Servus,

such mal nach "Facettierkopf" bzw. Facettiermaschine. damit kannst du hochpräzise Flächen in bestimmten vorher definierten Winkeln schleifen. Ob sich die Anschaffung lohnt sei mal dahingestellt. Aber damit würds funktionieren.

Grüße

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fossihagen
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Re: Nochmal was Handwerkliches...

Beitrag von fossihagen » Donnerstag 4. Februar 2021, 15:16

Hallo Haiko,

Wenn Deine Fingerkuppen noch keine hinreichende Spannfunktion ausgebildet haben bleibt nur die mechanische Lösung.
Für die betreffenden Steine eine Schleifvorrichtung zu bauen, ist nicht sooo schwierig, aber ob Du den Aufwand jedesmal treibst, muss Du selbst entscheiden. Ich habe bsiher zwei Varianten gesehn.
Sog Spannkloben - ist wie eine kleine Schraubzwinge - am besten mit Nadelholz gepolstert. Die Backen der Kloben definieren die Schliffebene
oder
einbetten in Harz oder verstärkte Spachtelmasse - dann hast Du was zu greifen.

Mein kleinster von Hand geschliffener und polierter ist ein Stalaktit mit Fliege (2x1x1 mm)... :conf:

Grüße
H.

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Frank
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Re: Nochmal was Handwerkliches...

Beitrag von Frank » Donnerstag 4. Februar 2021, 15:40

In der Edelsteinbearbeitung arbeitet man mit aufkleben auf Hölzchen oder Stifte und einer Winkelarretierung. Ob das für Bernsteine praktikabel ist kann ich nicht beurteilen. Für Facettierungen ist es das nonplusultra und die Steine bleiben in der Position wie sie sollen
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Re: Nochmal was Handwerkliches...

Beitrag von LITHOPS » Donnerstag 4. Februar 2021, 15:55

Hallo Haiko,

meiner Erfahrung nach entstehen die "Dächer" durch zu viel Druck und zu schnelles Schleifen.
Da hilft es nur, das Dach noch einmal mit gröberem Papier zu entfernen und es noch einmal mit weniger Kraft und mehr Geduld zu versuchen.

LG Jürgen

SIR_ESME
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Re: Nochmal was Handwerkliches...

Beitrag von SIR_ESME » Donnerstag 4. Februar 2021, 16:44

Hi!

Vielen Dank für Eure Anregungen! Die helfen schon mal ungemein weiter! Was ich gerade überlege: Wenn man den Bernstein mit irgendwas fixiert (Kleber, Eingießen etc.) fände ich es schön, wenn sich das Material nach Beendigung der Prozedur wieder restlos entfernen ließe.

Mal schauen. Ich werde etwas experimentieren und berichten.

VG Haiko

Nordnugget
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Re: Nochmal was Handwerkliches...

Beitrag von Nordnugget » Sonntag 7. Februar 2021, 09:44

Ich habe vor ein paar Tagen mit Steinkitt (zum aufsetzen von Steinen auf Holzstäbchen) und Bernstein experimentiert. Das Wachs wird sehr hart. Es passiert das beim Ablösen des Bernstein vom Wachs, reste des Wachses am Bernstein oder leider auch Stücke vom Bernstein am Wachs. Hab an die Methode eine Spinne verlohren.
Kann es nur bedingt empfehlen. Wenn genug Material vorhanden ist, kann diese Mathode zum freischleifen von Inklusen bestimmt paktisch sein.
Grüße Jens

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Re: Nochmal was Handwerkliches...

Beitrag von SIR_ESME » Sonntag 7. Februar 2021, 10:42

Hallo Jens!

Spannend, daß Du davon berichtest, da ich nach den Hinweisen in diesem Faden (Facettiermaschine etc.) auch in Richtung Schmuckbearbeitung geforscht habe. Vielen Dank dafür!

Wenn man es richtig bedenkt, ist der Kern des Problems (mit meiner sonstigen technischen Ausstattung) nämlich tatsächlich die Frage, wie ich einen Bernstein reversibel mit einem größeren Körper verbinde (den dann geeignet zum Schleifteller auszurichten sollte kein Problem mehr sein). In der Schmuckbearbeitung nutzt man dazu wohl einen sog. Dop (Körper/Stange aus Metall oder Holz, den man gut greifen kann) und klebt dann den Stein auf (Sekundenkleber, Schellack, Fasserkitt/Steinkitt etc.)

Die Frage ist dann nur, wie ich den Stein wieder gelöst bekomme (chemisch, mechanisch, thermisch etc.) Meist wird der Kitt wohl erwärmt um ihn zu erweichen und den Stein zu lösen, gerade Bernstein nimmt da aber wohl gelegentlich Schaden (zumindest war im Schmuckforum davon die Rede). Und tatsächlich wäre mein Anspruch auch keine sonstigen Reste am Stein zu behalten.

Nach reiflicher Überlegung habe ich mir nun...ähm... darf man das hier sagen!?... "Thermo Loc" bestellt, welches aber noch nicht da ist.

Nach den Beschreibungen stelle ich mir das so ähnlich wie Foto-Knete vor, die sich ja auch komplett restlos wieder vom Stein entfernen lässt. Der Unterschied ist wohl nur, daß die Masse bei Zimmertemperatur hart ist, aber schon bei geringfügiger Erwärmung (ca. 60 Grad) wieder weich und formbar wird.

Wenn das Zeug da ist werde ich mal etwas experimentieren und dann berichten.

VG Haiko

PS.: Herzliches Beileid wegen der Spinne :cry:

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Re: Nochmal was Handwerkliches...

Beitrag von Frank » Sonntag 7. Februar 2021, 11:12

thermo loc, das könnte gehen. Goldschmiede nutzen das, hatte ich nicht mehr auf dem Schirm.
Bin gespannt wie Du damit zurechtkommst. Soweit ich mich entsinne seitens der Erzählung, soll das sehr stabil sein.
In der Zahntechnik nutzt man da auch diverses an Abform- und Stabilisierungs"kneten", vielleicht weiss Johannes hier Bescheid. Er war ja mal Zahntechniker ursprünglich, soweit ich mich entsinne.
viele Grüsse, Frank
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Re: Nochmal was Handwerkliches...

Beitrag von SIR_ESME » Sonntag 7. Februar 2021, 11:18

Darauf hoffe ich... nachdem mein erster Versuch darin bestand, die Foto-Knete ins Gefrierfach zu legen, wo sie allerdings nicht hart wurde (und es sicherlich auch nicht lang geblieben wäre) :wink:

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Re: Nochmal was Handwerkliches...

Beitrag von SIR_ESME » Montag 22. Februar 2021, 22:36

So, mal ein kurzer Zwischenbericht:

Vorgestern kam die Goldschmiede-Knete an. In Stangen mit ca. 1cm Durchmesser und ca. 20 cm Länge. Bei Zimmertemperatur sehr hart (lässt sich kein bißchen eindrücken) aber nicht spröde (konnte die Stange elastisch leicht verbiegen).

Hab die Stange dann in einen kleinen teflonbeschichteten Topf mit Wasser gegeben und das Ganze auf dem Hochfeld erwärmt(Stufe 3 von 9).
Das Wasser hatte eine Temperatur von ca. 75°C (bei dieser Temperatur sollte der Bernstein keinerlei Schaden nehmen). Die Knete haftete leicht am Topfboden ließt sich aber rest- und anstandslos aus dem heißen Wasser nehmen und sehr geschmeidig durchkneten (mindestens 1 Minute, hab aus der Stange eine Kugel geformt). Die Kugel war nach dem Abkühlen wieder "steinhart". Der Wasserkontakt hat der Knete offensichtlich auch nicht geschadet.
Ich denke mit der beobachteten Konsistenz wird es sehr gut möglich sein, einen Bernstein formschlüssig zu fixieren.
Werde jetzt mal mit Bernstein experimentieren und schauen, wie gut sich die Knete anschließend wieder vom Bernstein entfernen lässt.

VG Haiko

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Re: Nochmal was Handwerkliches...

Beitrag von fossihagen » Dienstag 23. Februar 2021, 09:05

bin gespannt Haiko!

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Re: Nochmal was Handwerkliches...

Beitrag von SIR_ESME » Montag 1. März 2021, 17:57

Hallo zusammen!

Ich hatte am Wochenende mal Gelegenheit zu weiteren kleineren Versuchen. Die im vorherigen Versuch geformte Knetkugel wurde im 60-65°C warmen Wasserbad 5 Minuten erwärmt, danach rausgenommen und etwas abgetrocknet.
Anschließend habe ich einen weniger als erbsengroßen Bernstein in die Knetkugel gedrückt. Da die noch restfeuchte Knete den Bernstein nicht kraftschlüssig gehalten hat, habe ich anschließend die Knete etwas festgedrückt/ zusammengedrückt, was sich bei der größeren Kugel als etwas umständig erwies, letztlich aber funktioniert hat. Im Endergebnis sah das Ganze so ähnlich wie ein kleiner Vulkankegel aus mit dem Bernstein an der Spitze. Das Material was den Bernstein gehalten hat war jedenfalls nicht übermäßig dick.
Umso erfreuter war ich festzustellen, daß die Knete den Bernstein nach dem Abkühlen zuverlässig gehalten hat. Es war keinerlei Wackeln festzustellen.
Nach erneuter 5-minütiger Erwärmung im Wasserbad konnte die Knete dann wieder einfach und komplett restlos entfernt werden.
Meine Schlussfolgerung: die Knete scheint mir für den angedachten Einsatzzweck hervorragend geeignet zu sein. Ich habe allerdings aus der weichen Knete dann einen dünnen Strang gerollt mit dem ich den Bernstein beim nächsten Mal umwickeln werde. Das ist, glaube ich, besser als den Bernstein in die Knete zu drücken. Soviel zum Erfahrungsbericht, Rückfrage gerne.

VG Haiko :wink:

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Re: Nochmal was Handwerkliches...

Beitrag von fossihagen » Dienstag 2. März 2021, 12:57

Hallo Haiko,

Danke für deine Berichte.
hast Du dann mit diesem Konstrukt mal geschliffen?
Hast Du es an einem Halter noch zusätzlich befestigt?
Mich interessiert, wie die lösbare Klebung mit den Scherkräften und Vibrationen beim Schleifen zurecht kommt.

Grüße
H.

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Re: Nochmal was Handwerkliches...

Beitrag von SIR_ESME » Dienstag 2. März 2021, 15:22

Hallo Hagen!

Geschiffen habe ich damit in der Tat noch nicht. Ich habe aber an dem Bernsteinkrümel nach dem Aushärten der Knete ordentlich rumgewackelt und gekratzt, ohne daß sich etwas gelockert hätte. Auch habe ich aufgrund der Zähigkeit der Knete keine Sorge, daß etwas von ihr bei Belastung wegbrechen könnte.

Ansonsten meine Gedanken zum weiteren Vorgehen: den ausgehärteten Knet-Klumpen würde ich dann schon irgendwo einspannen bzw. geeignet befestigen.

Zu den Vibrationen und Scherkräften: der Bernstein ist im besten Fall ja nicht kraftschlüssig aufgeklebt, sondern formschlüssig ummantelt. Sprich. um den Scherkräfte und Vibrationen "nachzugeben", müsste etwas von der Knete wegbrechen, was mir als sehr unwahrscheinlich erscheint (siehe oben).

Ich bin jedenfalls guten Mutes und werde in jedem Fall über weitere Entwicklungen berichten :D

VG Haiko

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