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LIterarisches Fundstück

Verfasst: Montag 26. Mai 2014, 09:42
von Seimän
Hallo Bernsteinfreunde,

bin gestern zufällig in Tacitus' "Germania" (um 100 n. Chr.) auf eine Passage über Bernstein und seine Inklusen gestoßen. Vermutlich ist der Text in der Bernsteinszene nicht unbekannt, aber für die, die ihn noch nicht kennen, eine sinngemäße Übersetzung:

Woraus der Bernstein besteht, haben die (mit Bernstein handelnden) Germanen - wie bei Barbaren ja nicht anders zu erwarten - nicht herauszufinden versucht und folglich auch nicht in Erfahrung gebracht. (...) Man erkennt aber leicht, dass es sich um Baumharz handelt, weil sehr oft verschiedene kriechende oder sogar fliegende Tierchen daraus hervorschimmern. Sie verfingen sich in dem noch flüssigen Harz und sind jetzt, nachdem das Harz fest geworden ist, darin eingeschlossen. Ich denke, dass es, wie in entfernten Regionen des Orients, auch auf den Inseln und in den Ländern des Okzidents besonders große Wälder gibt, deren Absonderungen durch die Sonnenstrahlen herausgesaugt werden, flüssig in das nahe Meer fließen und dann von schweren Stürmen an die Küste gespült werden. Wenn man den Bernstein auf seine Bestandteile hin untersucht, indem man ihn mit Feuer zusammenbringt, so brennt er wie ein Holzspan und macht eine qualmende und intensiv duftende Flamme."

Soweit der jute olle Tacitus.


Grüße
Simon

Re: LIterarisches Fundstück

Verfasst: Montag 26. Mai 2014, 13:35
von RonnyNisz
Danke für dieses Fundstück der besonderen Art!!!

Re: LIterarisches Fundstück

Verfasst: Montag 26. Mai 2014, 19:58
von boborit
Danke für die frühe Überlieferung, Simon!
Da sieht man doch wie lange schon der Mensch sich faszinieren lässt vom flüssigen Gold der Samlandküste.

Re: LIterarisches Fundstück

Verfasst: Montag 26. Mai 2014, 20:34
von Seimän
Hallo,

freut mich, dass euch das Zitat gefällt!
boborit hat geschrieben:Da sieht man doch wie lange schon der Mensch sich faszinieren lässt vom flüssigen Gold der Samlandküste.
Wobei das - wenn man Tacitus, der aber kein sehr zuverlässiger Gewährsmann ist, glauben schenkt - nur bedingt für die Germanen gilt, denn er schreibt in dem Zusammenhang, die Germanen hätten sich so lange gar nicht um Bernstein gekümmert, "bis unsere (= Roms) Prunkliebe" dem Bernstein Bedeutung als Handelsware verlieh. Davon abgesehen sei er bei den Germanen aber "in nullo usu", sie machten selbst also keinerlei Gebrauch von ihm.

Simon

Re: LIterarisches Fundstück

Verfasst: Dienstag 27. Mai 2014, 11:48
von Harald Hengstler
Hallo,

Ist doch klar, waren ja schliesslich alles " Barbari "

Harald