Das Thema Verlagerung von Betrieben oder gar deren Schließung beeinflusst in letzter Zeit auch verstärkt unser Hobby, das Fossiliensammeln. Immer mehr klassische Fundstellen, wie zum Beispiel Kalchreuth oder Mistelgau, werden dicht gemacht, über Buttenheim kursieren ähnliche Gerüchte.
Bei großen Baustoffherstellern gingen die Umsätze zum Teil um bis zu 50 % zurück und wenn die Entwicklung so weiter geht, stehen noch weitere Betriebe still oder werden verkauft und „platt“ gemacht.
Aber müssen wir Sammler dem tatenlos gegenüber stehen?
Ich glaube, nicht ganz!
Laut dem Besitzer eines mittelständischen Baustoffbetriebes, mit dem ich kürzlich gesprochen habe, ist einer der Hauptgründe für die stagnierenden bzw. rückläufigen Umsätze, dass die Kunden in letzter Zeit verstärkt auf Billigprodukte aus dem Ausland zurückgreifen (wie leider in vielen anderen Bereichen des täglichen Lebens) .
Natürlich ist dies verständlich, auch ich habe bisher preisorientiert eingekauft. Allerdings hat bei mir in letzter Zeit ein Umdenkprozess stattgefunden und ich bin bestrebt, Markenprodukte zu bevorzugen.
Auch ihr solltet das tun und versuchen, eure Freunde und Verwandten davon zu überzeugen, dass „Quality, made in Germany“ zwar seinen Preis hat, man aber damit auch ein hochwertiges Produkt in Händen hält, die deutsche Wirtschaft gefördert und nicht zuletzt, unser Hobby, das Fossiliensammeln, unterstützt wird.
Wir haben hier in Deutschland genügend Betriebe, die hochwertige Produkte herstellen und
auch das Produktspektrum lässt keine Wünsche offen.
Falls man nicht weiß, welches Produkt, wo zu finden ist, einfach die Webseiten der Betriebe im Internet besuchen, zum Beispiel die gut gemachte und informative Seite der Firma Gräfix in Gräfenberg ( www.graefix.de ) .
Die Firmen geben einem bereitwillig Auskunft!
Sicher können wir Sammler allein nicht die deutsche Baustoffindustrie retten, aber wir können unseren Teil dazu beitragen und damit vielleicht die eine oder andere Fundstelle erhalten.
Wolfgang Dietz
Hallo Wolfgang,
ich habe beruflich u.a. direkt mit Firmen zu tun die Baustoffe verkaufen.
Für mich stellt sich bei dem Aufruf die Frage: Wie soll ein Verbraucher
gezielt deutsche Produkte erkennen und kaufen ?
So einfach ist das gar nicht mehr !
Im Obst- u. Gemüsebereich gibt es eine Kennzeichnungspflicht
was das Herkunftsland betrifft.
Wenn es so was auch für andere Güter geben würde ... wäre manches
einfacher und durchsichtiger.
Wenn Du heute in einen Baustoffmarkt gehst, dann liegen dort Baustoffe
aller namhaften deutschen Anbieter. Nur ... diese Anbieter lassen
entweder selber im Ausland produzieren bzw. gehören zu internationalen
Konzernen, die rund um den Globus produzieren. Wie willst Du da gezielt
ein Produkt "Made in Germany" finden ??
Wenn Du heute in Baugebieten den privaten Wohnungsbau betrachtest,
dann wirst Du schnell feststellen, dass nur noch wenige Bauherren Ihr
Haus bzw. das Grundgerüst des Hauses selber hochziehen. D.h. so arg
viel Baustoffe können die gar nicht mehr selber einkaufen. Die meisten
Häuser werden von Baufirmen, Fertighausfirmen, Baugesellschaften etc.
hochgezogen. Und wo die Ihr Zeugs einkaufen ... kannst Du leider nicht
beeinflussen.
Meist liefern die großen Hersteller direkt – also am örtlichen
Baustoffhandel vorbei.
Das Problem dass Tongruben und Steinbrüche immer öfters zumachen
liegt doch auch daran, dass über Jahre wohl mehr produziert wurde als
man brauchte. Aber irgendwann gibt es halt einen Knall oder jemand zieht
die Notbremse.
Und wie werden heutzutage Überkapazitäten abgebaut ?
Eine Möglichkeit ist, dass der Große den kleinen Hersteller aufkauft und
dann diesen stilllegt. Geht meist relativ einfach und schnell.
Als bestes Beispiel sei nur das Zementwerk in Geisingen genannt. Dort
konnte man jahrelang tolle Funde im Braunjura machen (Ludwigien !)
Dieses Zementwerk gehört seit einigen Jahren - wie übrigens das
Zementwerk Dotternhausen auch - dem schweizer Holcim Konzern. Und
der ist in 70 Ländern tätig und wird dort produzieren lassen, wo es für Ihn
am günstigsten ist. Glücklicherweise wurde bisher nur das Zementwerk
(und damit der Steinbruch) Geisingen geschlossen .. und das, obwohl es
das modernste in Deutschland gewesen sein soll.
Bis 2007 soll es komplett abgerissen (!!) sein – nicht mal nur stillgelegt ...
für spätere Zeiten.
Siehe: http://www.badische-zeitung.de/nachrich ... 60637.html
Aber wer weiß ... vielleicht trifft es irgendwann auch Dotternhausen und
damit eine tolle Fundstelle für Fossilien aus dem unteren Toarcium ?
Ist die Geschichte des Steinbruchs "Sengenthal" nicht in ähnlicher Weise verlaufen !?
Sengenthal ist schon so lange geschlossen ... da können sich nur noch die
älteren Sammler erinnern wie es einmal war als noch gesprengt wurde.
Ich befürchte dass wir den Lauf der Dinge weder beeinflussen noch
aufhalten können weil auch die deutsche Wirtschaft und Industrie der
Globalisierung nicht entkommen kann, so sehr sich auch manche Firmen
kurzfristig – aber erfolglos – dagegen wehren mögen (z.B. AEG,
Mannesmann, Opel, etc.).
Spätestens bei der Schließung unserer geliebten Tongruben und
Steinbrüche merken wir dann, dass die Globalisierung nicht nur eine
Zeiterscheinung ist die sich fern von uns und nur im Fernsehen abspielt -
sondern dass diese schon lange bei uns vor der Haustür angekommen ist
und wir diese – sowohl positiv als auch negativ – zu spüren bekommen.
Und die Liste mit geschlossenen Gruben und Brüchen wird noch etwas
länger werden als diese schon ist.
Aber ... wenn ich mir die vielen eMails von Sönke zu seinen Fundstellen
durch den Kopf gehen lasse ... da waren sehr viele Tongruben dabei die
jahrelang ungenutzt darnieder gelegen haben ... und nun plötzlich wieder reaktiviert werden.
- Thomas B. -