Der
Collector ignorantis sollte sich der Tatsache gewahr sein, daß beim Ausblühen der Markasitschätzchen
Schwefelsäuregas(1) freigesetzt wird, welches nicht nur giftig ist, sondern sich beherzt über alle möglichen weiteren Sammlungsobjekte hermacht – also vorzugsweise andere noch stabile Goldschnecken infiziert, sowie Etiketten, Pappschachteln und Holzschuber mürbe macht.
Museumssammlungen beherbergen empfindliche Stücke in einem kleinen Aquarium mit Petroleum- oder Silikon-Öl gefülllt (nicht Aceton), auf diese Weise heben zum Beispiel die Senckenberger die unkonservierbaren Messel-Insekten auf.
Vorteil: Durch den Sauerstoffabschluß sind die Fossilien vor Zerstörung geschützt, Nachteil: Die Stücke sind naß.
Joop C. vanVeen,
Assistent-Conservator am
Paleontologisch-Mineralogisch Kabinet, Teylers Museum (Haarlem, Niederlande) berichtete 1996 über seine Erfahrungen mit Pyritfossilien („Behandelingsmethoden voor pyriet-verval.”). Unter den möglichen Verfahrensweisen, wie mit solchen Fossilien umgegangen werden kann, zitierte er auch das Museum am Löwentor, Stuttgart sinngemäß mit: „Abguß machen, Original wegschmeißen.” Daß das für ihn wenig zielführend war, da er sich um den Erhalt eines Plesiosauriers (2) im Teylers Museum bemühte, ist leicht einzusehen
vaVeen beschrieb übrigens die Anwendung vom Ethanolaminthioclycollat (Pyrikonservierer) als chemischen Umwandlungsprozeß, der Schwefelkies (Pyrit/Markasit) in stabiles Goethit* verwandelt (was im übrigen die Farbveränderung des Fossils von gelb nach mehr silbrig erklären würde, von der viele Anwender berichten, denn das entspricht m.W. dem Farbunterschied von Schwefelkies zu Goethit).
Seine interessanteste Überlegung: Die Pyritfossilien in Plastikbeutel mit Stickstoff einzupacken.
Stickstoffgas hat relativ große Moleküle, sodaß die Dichtigkeit/das Entweichen aus dem Kunststoffbeutel eher unkritisch ist.
Der größte Vorteil liegt darin, daß die Fossilien vor Sauerstoff geschützt sind und trocken bleiben. Sie können zur Untersuchung leicht aus dem Beutel entnommen und anschließend einfach wieder frisch unter Stickstoff eingetütet werden.
Weiß jemand, ob die Stickstoffbeutelmethode irgendwo angewendet/getestet wird?
lg.Klaus
Edit:
(1) aus der Erinnerung (Irrtum möglich) nach: Herbert Hardt, In Erz umgewandelte Tiere und Pflanzen ( 1958 )
Nachweislich ist Schwefelsäure eines der problematischsten Begleitprodukte beim Pyritverfall (siehe auch Petrefaktensammler, S.9+10, Eberhard Fraas rät: „Schwefelkiesfossilien, an welchen man Zersetzung (...) beobachtet, so rasch wie möglich aus der Sammlung zu entfernen, denn das betreffende Stück ist doch nicht mehr zu retten und durch die Entwicklung von freier Schwefelsäure werden dann auch die Nachbarstücke gefährdet." 1910/1972)
(2) mea culpa, es handelte sich um einen Plesio-, keinen Mosasaurier
(3) über eine mögliche Synonymie von Limonit / Goethit müßte man mal einen Mineraliensammler fragen. Ich meine mich erinneren zu können, daß Goethit ein natürliches Umwandlungsprodukt aus Pyrit sein kann (Hochleitners kleiner Mineralienatlas).