Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

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Sönke
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Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Beitrag von Sönke » Montag 6. Dezember 2021, 16:20

Betrifft:
Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Kurzfassung:
Fritz Lang berichtet von der langwierigen Präparation einer zirka 40 cm breiten Stufe mit 22 Exemplaren von Dactylioceras athleticum und einem Hildoceras bifrons aus der Dactylioceras-Bank des Unteren Toarciums von Käswasser (Gemeinde Kalchreuth, Mittelfranken). Kalchreuth ist vielen Fossiliensammlern wegen der bis Anfang des Jahrtausends noch im Abbau stehenden Tongrube im Oberen Pliensbachium bekannt, die bis zur Einstellung des Abbaus über Jahrzehnte hinweg gute Fundmöglichkeiten geboten hatte. Das in den darüber lagernden Schichten u. a. im Bereich des Ortsteils Käswasser bei Baumaßnahmen gelegentlich gute Fundmöglichkeiten für Fossilien des Toarciums bestehen, dafür ist Kalchreuth zumindest überregional dagegen wenig bzw. nur in Fachkreisen bekannt. Fritz neues Präparat stammt allerdings nicht aus einem aktuellen Aufschluss, sondern aus der „Sekundärlagerstätte Lang´scher Keller“. Er fand diese und weitere Platten bereits vor 25 Jahren. Glücklicherweise (wie man in der Rückschau angesichts des gelungen Präparationsergebnisses sagen kann) hatte ihn der hohe Zeitaufwand der Präparation lange Zeit abgeschreckt ans Werk zu gehen und er dieser über viele Jahre hinweg andere Projekte vorgezogen. Mit mehr Erfahrung, gewachsener Geduld sowie einem besseren Werkzeug-Sortiment machte er sich nun an die Arbeit. Was daraus innerhalb von mehr als 40 Stunden Arbeit wurde, lest und seht ihr im Bericht.

Kommentare, Anmerkungen, Lob, Kritik und Fragen zum Artikel sind wie immer willkommen!
Dateianhänge
Rohling.JPG
Was aus dem Rohling (Foto: Fritz Lang) wurde, seht ihr im Bericht auf der Homepage.
Rohling.JPG (222.2 KiB) 17332 mal betrachtet

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Re: Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Beitrag von Sönke » Montag 6. Dezember 2021, 16:32

Hi Fritz,

vielen Dank nochmals für den Artikel!

Du hast die Stufe lange genug im Lager reifen lassen und nun im richtigen Moment "geerntet", da die Voraussetzungen gegeben waren dies professionell zu tun!
Durch den Hildo ist es für mich schon ein Topstück. Ich kenne nichts Besseres! Wirklich dann auch fertig präpariertes aus der Gegend in dieser Größe, ist außer in Form der fantastischen Schlaifhausenplatten (meist reine Naturpräparate) kaum in Sammlungen vertreten. In Rohmateriallagern dürfte dagegen einiges der Bearbeitung harren. Möge Dein Bericht anderen eine Motivation sein, ihre Platten (gefunden wurde schon so einiges...) aus dem Schnaittacher Raum auch mal fertigzumachen! :)

Das Resultat ist super und die Dokumentation beinhaltet gute Ideen, wie z. B.
- das Herunternehmen der Dactys, um aus allenmöglichen Winkel an sie heranzukommen
- Einsägen und blöckchenweise Herunterklopfen um Gewicht zu sparen
- Anätzen für Herstellen eines an den bergfeuchten Zustand erinnernden Zustands der Platte

Über das Montieren kann man streiten. Ich hätte die schlechteren Ammos sicherlich eher entfernt, statt sie zu ersetzen oder zu ergänzen, muss aber zugeben, dass das Gesamtbild der Stufe dadurch auch nicht authentischer wäre (weniger Ammos als tatsächlich vorhanden waren). Angesichts der guten und für jeden nachlesbaren Dokumentation finde ich Dein Vorgehen auf jeden Fall vertretbar und gelungen ausgeführt. Das Anfertigen eines Apoxie Sculpt Abdrucks zum passgenauen Einkleben eines Ersatz-Dactys reiht sich im Übrigen nahtlos in die Abfolge vieler guter und nützlicher Tipps ein, die anderen wirklich helfen könnten, die sich an entsprechenden Dacty-Platten versuchen möchten.

Schöne Grüße und Glückwunsch!
Sönke

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amaltheus
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Re: Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Beitrag von amaltheus » Dienstag 7. Dezember 2021, 12:08

Hallo Fritz,

wenn ich mir das Vorher-Bild anschaue ... dann hätte ich nicht gedacht dass da mal so ein tolles Sammlungsstück draus werden kann.

Ok, es gibt Fundstellen wo die Dactylioceras-Bank durchaus "relativ gut" präparierbar ist.
Käswasser und Alter Rotenberg hast Du ja schon genannt ... wobei die vom Rotenberg fast ein bischen
über Kalchreuth stehen was die Präparierbarkeit und die Optik angeht.
Aber dennoch müssen auch von diesen Fundstellen die Dactylioceraten erst mal aus dem Gestein gepult werden.
Und das was Du hier geleistet hast ist absolut top.

Ich habe vor vielen Jahren von meinem verstorbenen Freund Ede Bernt einige Platten von Käswasser geschenkt bekommen.
Er hatte diese bei einem Hausbau geborgen.
Die größte Platte hat gut 0,5 qm und wiegt um die 50 kg.
Einige kleinere Platten - vergleichbar mit deiner - liegen im Garten zum Auswittern.

Inspiriert von deinem tollen Ergebnis werde ich sicherlich irgendwann auch einen Präparationsversuch starten.
Hoffentlich ist das Ergebnis nur annähernd so gut wie bei dir.

Danke für die Tipps für das Vorgehen bei der Präparation.
Hätte es nicht für möglich gehalten dass Du praktisch alle Ammoniten vom Stein abnimmst.
Da muss man erst mal drauf kommen.
Ich habe bisher immer versucht alle Ammoniten in Situ zu belassen.

Gruß Thomas

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Bernhard Jochheim
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Re: Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Beitrag von Bernhard Jochheim » Dienstag 7. Dezember 2021, 16:59

Klasse Fritz :clap:
da kriegt man Lust selbst mal wieder etwas zu präparieren.
Technisch super geplant und umgesetzt, jeder kann noch was lernen, das Resultat ist der Hammer.
Danke und viele Grüße
Bernhard

Fritz
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Re: Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Beitrag von Fritz » Dienstag 7. Dezember 2021, 17:25

Hallo,

also das Abnehmen der Ammoniten ist mir eigentlich "zugeflogen" als ich bei den ersten beiden Ammoniten den Venter freilegen wollte, haben sie sich quasi von selbst abgelöst. Dann hatte ich 2 Gedanken: ohne Ammoniten lässt sich die Matrix leichter schleifen, Stichelspuren Ade. Und die Ammoniten lassen sich einfach bestens handhaben, was bei der Masse an feinen Rippen die beste Voraussetung für die Bearbeitung ist. Mit den paar die auf der Platte verblieben mußte ich schon einige Verrenkungen anstellen, um überhaupt Sticheln zu können.

Ja, es gibt genügend Sammler, die Material von Kalchreut oder Schnaitach haben, aber Präpariert wurden nur kleinere Handstück mit Besonderheiten (Frechiella, H. bifrons, Phyllo, ...) Zumindest ist mir keine größere Stufe von dort bekannt.

Wäre schön, wenn andere sich auch mal dran versuchten. Ich zumindest habe nach dem Erfolg mit der ersten Stufe gleich nochmal eine 2´te Präpariert.

Über das Montieren, ja da kann man trefflich drüber streiten. Ich habe mir gedacht, soviele Stunden und 2 wollen einfach nicht. Das Weglassen und Einschleifen hätte mich dann geärgert (Hatte ich auch überlegt) Und weil genau an dieser Stelle ein Ammonit saß, gehörte für mich auch einer dahin. Und weil ich auch nocht ne Ladung Einzelne hatte und passende dabei waren, hab ich die auch damit ersetzt.Hätt ich keine gehabt, wären sie eingeschliffen worden.

Schöne Zeit
Fritz

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Re: Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Beitrag von Thomas_ » Dienstag 7. Dezember 2021, 18:41

Hallo Fritz,

die ist echt super geworden :clap:

Da muss man ja fast sagen ‚nur‘ 40 Stunden. Pro Ammonit also durchaus überschaubar und recht flott erledigt. In Summe natürlich abschreckend, würde ich im Leben nicht machen, aber darum habe ich ja auch nicht so eine Stufe im Schrank :wink:

Der Vergleich mit Schlaifhausen drängt sich natürlich auf. Da übernimmt die Natur die Präparation, aber man muss halt mit dem Leben, was man findet. Du konntest dir jetzt das Stück so herrichten, wie es dir gefällt.

Danke für die tollen Fotos, die dein Vorgehen schön dokumentieren und wie bereits hier zu lesen war, sicher eine gute Anregung für den ein oder anderen, um den Coronawinter sinnvoll zu nutzen.

Thomas
:Goni:

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Re: Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Beitrag von gunja » Mittwoch 8. Dezember 2021, 14:42

Zuerst einmal gilt festzustellen, daß die fertige Platte ein sehr schönes Schaustück geworden ist, in das richtig viel Arbeit investiert wurde. Für mich ist es allerdings ein zweischneidiges Schwert, zu sehen, wieviel da ausgebessert, ersetzt, ausgetauscht wurde. Das hat für mich nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Fundstück zu tun. Ich würde es so nicht machen.

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Re: Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Beitrag von Freakshow » Mittwoch 8. Dezember 2021, 14:54

Ohne Zweifel eine beeindruckende Arbeit, aber eben leider ein Komposit. Das Ersetzen hätte ich mir gekniffen.

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Re: Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Beitrag von Frank » Mittwoch 8. Dezember 2021, 16:09

Mir geht es so wie Udo, die Arbeit finde ich wirklich beachtenswert. Hätte ich nie so hinbekommen. Das einsetzen oder aufsetzen ist so ne Sache, für mich persönlich macht es die Stufe "künstlich".
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Re: Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Beitrag von OlliF » Mittwoch 8. Dezember 2021, 17:01

Ich finde die Arbeit von Fritz perfekt..... hier bei Brachiopodenstufen als Olivier de Montier :lolmao: bekannt...ist von meiner Seite zu dem Thema schon vor Jahren alles gesagt worden :wink:

Ich freu mich schon auf die nächste Stufe, Fritz ...weiter so :top:
OlliF

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Re: Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Beitrag von Armin » Mittwoch 8. Dezember 2021, 21:42

Ich finde die Präparation und das Ergebnis sehr gut. Positiv ist festzuhalten, dass Fritz den Austausch von Ammoniten mitgeteilt hat. Allerdings wäre mir das persönlich auch etwas zu viel, schlecht erhaltenen Stücke durch bessere auszutauschen. So ist es trotz der tollen Stufe leider nur eine (wenn auch nur teilweise) Collage. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden wo man anfängt und wo man aufhört.

Gruß Armin

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Re: Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Beitrag von LITHOPS » Donnerstag 9. Dezember 2021, 01:31

Hallo Fritz,

mir gefällt's!

Das ist immer eine subjektive Entscheidung, wie weit man geht.
Hätte die Stufe an Ästhetik verloren, wenn man die schlechten Ammoniten komplett entfernt hätte??
Ich denke ja.

T. rex wir aus 30% der Knochen komplett rekonstruiert und hat dann einen Wert von 8 Mio €.
Bei den Mineraliensammlern sind Ergänzungen verpönt, selbst wenn etwas geklebt oder nur stabilisiert ist, wird erwartet, dass es angegeben ist.

Viele Grüße
Jürgen

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Freakshow
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Re: Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Beitrag von Freakshow » Donnerstag 9. Dezember 2021, 07:13

Der Rex ist in der Idealsituation ein Tier, das restauriert wurde. Ein Stück, dem Fremdteile hinzugefügt werden ist ein Komposit.

Fritz
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Re: Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Beitrag von Fritz » Donnerstag 9. Dezember 2021, 08:38

Hallo zusammen,

danke für eure Meinung. Ja, war mir schon klar das sich da die Geister scheiden. Wie schon gesagt, hierüber lässt sich trefflich streiten. Hätte ich nur die gute Ammoniten stehen lassen, dann hätte ich insgesammt 6 Ammoniten entfernen müßen und die Stufen hätte ihren "Charakter" verloren. Muss jeder für sich selbst entscheiden. In meiner Sammlung sieht sie gut aus und war auch nie zum Verkauf gedacht.
13    653.JPG
Vergleich: Ohne schlechte Ammoniten
13 653.JPG (398.16 KiB) 16847 mal betrachtet
Schöne Zeit
Fritz

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Armin
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Re: Dactylioceras-Stufe mit Hildoceras bifrons aus Käswasser (Kalchreuth)

Beitrag von Armin » Donnerstag 9. Dezember 2021, 08:52

Freakshow hat geschrieben:
Donnerstag 9. Dezember 2021, 07:13
Ein Stück, dem Fremdteile hinzugefügt werden ist ein Komposit.
Hallo Udo,

danke für das Wort, welches mir nicht eingefallen ist. Das trifft es besser als meine Bezeichnugn Collage. :D

Gruß Armin

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