Fossil des Monats Dezember 2010
Moderatoren: Sönke, ceratites, Miroe
- Miroe
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Fossil des Monats Dezember 2010
Die Abstimmung läuft ab jetzt, 1. Januar 2011, 1.16 Uhr für 15 Tage.
Bitte beteiligt Euch sehr zahlreich!
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Zuletzt geändert von Miroe am Sonntag 16. Januar 2011, 08:22, insgesamt 2-mal geändert.
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Hallo an euch, hier mein Beitrag für Dezember:
Aspidogaster limicola
Oberer Muschelkalk
flexuosus - Zone, Bucha
Größe der Kalk-Konkretion ca. 5,5 cm
Präparation und Sammlung: Sebastian Brandt
Vorkommen und Verbreitung: Die Gattung Aspidogaster ist aus dem Oberen Buntsandstein und dem Oberen Muschelkalk mit zwei Arten nachgewiesen. Während A. durlachensis aus Tonlinsen des Oberen Buntsandsteins vorliegt, die als Restwassertümpel von Überflutungsbereichen interpretiert werden, findet sich A.limicola verbreitet in der vollmarin geprägten Karbonatsedimentation des Oberen Muschelkalks. Hier vorwiegend in Biomikrit-Konkretionen der unteren Ceratitenschichten mit Fundschwerpunkt der letzten Jahre in Thüringen.
Beschreibung: Aspidogaster gehört wie auch Litogaster in die Familie der Glypeidae, die u a. durch klauentragende Laufbeine (subchelate Pereiopoden) gekennzeichnet sind. Das abgebildete Exemplar zeigt dies sehr deutlich, vor allem am stark vergrößerten 1. Pereiopoden (rechts im Bild)) mit lang gezogenem „Scherenfinger“ oben gegenüber dem deutlich kürzeren „Scherenlager“ unterhalb. Im Gegensatz zu echten Greif- oder Knack-Scheren wie bei Lissocardia und Pseudopemphix sind derartige Werkzeuge funktional weniger spezialisiert und lassen auf eine variablere Ernährungsweise und damit auch höhere ökologische Potenz gegenüber wechselnden Umweltbedingungen schließen.
Das vorliegende Exemplar ist ein sehr vollständiges und gut erhaltenes Häutungshemd (Exuvie) von Aspidogaster limicola. Sämtliche Laufbeine, der Schwanz (Abdomen) mit einigen Schwimmbeinen (Pleopoden), der bei der Häutung nach oben verlagerte Kopfschild (Cephalotorax) sowie das 3. Maxiliarfüßchen (Mundwerkzeuge) sowie die Antennen und Antennulen sind deutlich erkennbar.
Fundumstände und Präparation: Generell sind Krebse in den o. g. Bereichen nicht selten. Sie werden im frischen Aufschluss nur relativ selten im Gelände erkannt, da sie wie nahezu alle Decapoden – Reste sehr unscheinbar in kleinen Biomikrit-Konkretionen verborgen sind und somit eher weniger dem klassischen Sammelmuster für Muschelkalkfossilien entsprechen. Die Präparation derartiger filigraner Funde ist zu sehr aufwändig. Das vorliegende Exemplar wurde mit feinem Druckluftstichel bei zehnfacher Vergrößerung unter dem Binokular freigelegt. Die freigelegten Partien dabei sukzessive mit stark verdünntem Mattlack stabilisiert. Präparationszeit ca. 20 Stunden.
Viele Grüße
Sebastian
Aspidogaster limicola
Oberer Muschelkalk
flexuosus - Zone, Bucha
Größe der Kalk-Konkretion ca. 5,5 cm
Präparation und Sammlung: Sebastian Brandt
Vorkommen und Verbreitung: Die Gattung Aspidogaster ist aus dem Oberen Buntsandstein und dem Oberen Muschelkalk mit zwei Arten nachgewiesen. Während A. durlachensis aus Tonlinsen des Oberen Buntsandsteins vorliegt, die als Restwassertümpel von Überflutungsbereichen interpretiert werden, findet sich A.limicola verbreitet in der vollmarin geprägten Karbonatsedimentation des Oberen Muschelkalks. Hier vorwiegend in Biomikrit-Konkretionen der unteren Ceratitenschichten mit Fundschwerpunkt der letzten Jahre in Thüringen.
Beschreibung: Aspidogaster gehört wie auch Litogaster in die Familie der Glypeidae, die u a. durch klauentragende Laufbeine (subchelate Pereiopoden) gekennzeichnet sind. Das abgebildete Exemplar zeigt dies sehr deutlich, vor allem am stark vergrößerten 1. Pereiopoden (rechts im Bild)) mit lang gezogenem „Scherenfinger“ oben gegenüber dem deutlich kürzeren „Scherenlager“ unterhalb. Im Gegensatz zu echten Greif- oder Knack-Scheren wie bei Lissocardia und Pseudopemphix sind derartige Werkzeuge funktional weniger spezialisiert und lassen auf eine variablere Ernährungsweise und damit auch höhere ökologische Potenz gegenüber wechselnden Umweltbedingungen schließen.
Das vorliegende Exemplar ist ein sehr vollständiges und gut erhaltenes Häutungshemd (Exuvie) von Aspidogaster limicola. Sämtliche Laufbeine, der Schwanz (Abdomen) mit einigen Schwimmbeinen (Pleopoden), der bei der Häutung nach oben verlagerte Kopfschild (Cephalotorax) sowie das 3. Maxiliarfüßchen (Mundwerkzeuge) sowie die Antennen und Antennulen sind deutlich erkennbar.
Fundumstände und Präparation: Generell sind Krebse in den o. g. Bereichen nicht selten. Sie werden im frischen Aufschluss nur relativ selten im Gelände erkannt, da sie wie nahezu alle Decapoden – Reste sehr unscheinbar in kleinen Biomikrit-Konkretionen verborgen sind und somit eher weniger dem klassischen Sammelmuster für Muschelkalkfossilien entsprechen. Die Präparation derartiger filigraner Funde ist zu sehr aufwändig. Das vorliegende Exemplar wurde mit feinem Druckluftstichel bei zehnfacher Vergrößerung unter dem Binokular freigelegt. Die freigelegten Partien dabei sukzessive mit stark verdünntem Mattlack stabilisiert. Präparationszeit ca. 20 Stunden.
Viele Grüße
Sebastian
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Krabbe aus Norddeutschland
Krabbe aus Norddeutschland
Krabbe Harpactoxanthopsis quadrilobata DESMAREST, 1822 aus dem Eozän (Lutetium)
Dorsalansicht, Panzerbreite:50 mm. Panzeroberfläche gut erhalten. Präparation ist sehr aufwendig und schwierig, weil das umliegende Gestein fester ist als das Schalenfossil selbst. Weiterhin durch die starke Wölbung des Panzers und durch die großen Poren auf dem Panzer. Durch die starke Wölbung kann der Panzer regelrecht aufplatzen. Fundort: 2010 Kücknitz (Nördlich von Lübeck),
Präparation wurde durch Gister ausgeführt. Danke dafür!
Krabbe Harpactoxanthopsis quadrilobata DESMAREST, 1822 aus dem Eozän (Lutetium)
Dorsalansicht, Panzerbreite:50 mm. Panzeroberfläche gut erhalten. Präparation ist sehr aufwendig und schwierig, weil das umliegende Gestein fester ist als das Schalenfossil selbst. Weiterhin durch die starke Wölbung des Panzers und durch die großen Poren auf dem Panzer. Durch die starke Wölbung kann der Panzer regelrecht aufplatzen. Fundort: 2010 Kücknitz (Nördlich von Lübeck),
Präparation wurde durch Gister ausgeführt. Danke dafür!
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- Steinkautz
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- Wohnort: Hamburg
Hallo,
ich würde gerne diesen Trachysoma cf. lundgreni Schlueter, 1874 zur Wahl stellen. In dieser Erhaltung für das Geschiebe ein ganz besonderes Einzelstück sowie ein "lebendes Fossil".
Die Geschichte und nähere Informationen dazu kann man hier lesen:
http://www.steinkern.de/index.php?optio ... &Itemid=43
Daraus ergibt sich die folgende Konstellation:
Finder: Ole Jense
Präparator: Axel Cordes
Foto und Sammlung: René Kautz
Also quasi ein Steinkern-Gemeinschaftsprojekt
Schöne Grüße
René
ich würde gerne diesen Trachysoma cf. lundgreni Schlueter, 1874 zur Wahl stellen. In dieser Erhaltung für das Geschiebe ein ganz besonderes Einzelstück sowie ein "lebendes Fossil".
Die Geschichte und nähere Informationen dazu kann man hier lesen:
http://www.steinkern.de/index.php?optio ... &Itemid=43
Daraus ergibt sich die folgende Konstellation:
Finder: Ole Jense
Präparator: Axel Cordes
Foto und Sammlung: René Kautz
Also quasi ein Steinkern-Gemeinschaftsprojekt
Schöne Grüße
René
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Zuletzt geändert von Steinkautz am Donnerstag 30. Dezember 2010, 18:25, insgesamt 1-mal geändert.
- hektormarco
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silurkoralle
hier mein Beitrag...es handelt sich um eine Kettenkoralle/Halysites(SILUR) aus Grogarnshuvud/Gotland/Schweden...die Funde am Strand von Grogarnshuvud,sind ausschließlich abgerolltes Material...aber mit etwas Ausdauer und etwas Geschick und nochmehr Glück...kann eine Kettenkoralle auch so aussehen...ich habe angefangen mit Salzsäure zu experimentieren,und nach etlichen Fehlschlägen hatte ich das Richtige Mischungsverhältniss gefunden..man muss sie soweit runter mischen das kein Fossil angegriffen aber die vorhandenen Hohl und Zwischenräume herausgelösst werden...immer kurz ätzen und gleich abspühlen...kontrollieren und weiter ätzen..usw...aber vorsicht ist geboten,es handelt sich immerhin um Säure...also für Nachahmer..Schutzbrille ist pflicht..und ausreichend Frischluft..ein schönes weihnachtsfest allen Steinkernen...gruß marco
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- halysites von unten
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- Sönke
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Hallo,
da der Wettbewerb bis jetzt noch etwas unterbesetzt ist und ich entgegen meiner sonstigen Praxis schon länger nichts mehr vorgestellt habe, möchte ich heute noch gerne meine vorgestern fertig präparierte Stufe aus Évrecy (Fund: Herbst 2009) vorstellen.
Es stecken zirka 25 Stunden Präparationsarbeit und 2 Stunden Restaurationsarbeit darin. Ich bin froh, dass ich das Stück nun endlich fertigstellen konnte.
Den Weg vom Rohling zum fertigen Stück könnt Ihr, wenn Ihr mögt und es nicht schon getan habt, im Évrecy-Thema nachverfolgen:
http://www.steinkern.de/forum/viewtopic ... &start=945
Wegen der hier auf 4 Fotos beschränkten Bildzahl möchte ich nur die fertige Stufe zeigen.
Zur Restauration mit Akemi-Kunstharz ist zu sagen, dass diese geschätzt 2 % der Gesamtfläche betrifft. Bei der Mündung des einen Stephanoceras wurden einige Quadratmillimeter nachmodelliert, bei dem großen Stephanoceras-Fragment ein paar Rippen ergänzt, gleiches gilt für ein kleines Stephanoceras.
Nach der Präparation und Ergänzung wurden die Fossilien mit Rember Fluat eingelassen.
Die fossile Grabgemeinschaft stammt aus dem Humphriesianum-Oolith / Bajocium / Dogger von Évrecy im Calvados und hat maximale Abmessungen von 22 x 22 cm.
Sie besteht ammonitenseitig aus fünf annähernd vollständigen Stephanoceraten (zwei davon mit Mündung) und einem großen Fragment von Stephanoceras humphriesianum. Ein kleines Lissoceras befindet sich auch noch auf der Stufe. Hinzu kommen vier verschiedene Schnecken, zwei davon sind leider nur Fragmente: Pleurotomaria und Pyrgotrochus, eine winzige Cryptaulax liegt in dem Pleurotomarienfragment und oben auf der Stufe sitzt eine "Amberleya".
Von den Muscheln mussten viele entfernt werden, weil sie unvollständig waren und die Freilegung anderer Fossilien störten. Zwei gut erhaltene Klappen von Plagiostoma durften die Präparation aber überdauern, genauso wie eine Trigonia-Einzelklappe.
Viele Grüße
Sönke
da der Wettbewerb bis jetzt noch etwas unterbesetzt ist und ich entgegen meiner sonstigen Praxis schon länger nichts mehr vorgestellt habe, möchte ich heute noch gerne meine vorgestern fertig präparierte Stufe aus Évrecy (Fund: Herbst 2009) vorstellen.
Es stecken zirka 25 Stunden Präparationsarbeit und 2 Stunden Restaurationsarbeit darin. Ich bin froh, dass ich das Stück nun endlich fertigstellen konnte.
Den Weg vom Rohling zum fertigen Stück könnt Ihr, wenn Ihr mögt und es nicht schon getan habt, im Évrecy-Thema nachverfolgen:
http://www.steinkern.de/forum/viewtopic ... &start=945
Wegen der hier auf 4 Fotos beschränkten Bildzahl möchte ich nur die fertige Stufe zeigen.
Zur Restauration mit Akemi-Kunstharz ist zu sagen, dass diese geschätzt 2 % der Gesamtfläche betrifft. Bei der Mündung des einen Stephanoceras wurden einige Quadratmillimeter nachmodelliert, bei dem großen Stephanoceras-Fragment ein paar Rippen ergänzt, gleiches gilt für ein kleines Stephanoceras.
Nach der Präparation und Ergänzung wurden die Fossilien mit Rember Fluat eingelassen.
Die fossile Grabgemeinschaft stammt aus dem Humphriesianum-Oolith / Bajocium / Dogger von Évrecy im Calvados und hat maximale Abmessungen von 22 x 22 cm.
Sie besteht ammonitenseitig aus fünf annähernd vollständigen Stephanoceraten (zwei davon mit Mündung) und einem großen Fragment von Stephanoceras humphriesianum. Ein kleines Lissoceras befindet sich auch noch auf der Stufe. Hinzu kommen vier verschiedene Schnecken, zwei davon sind leider nur Fragmente: Pleurotomaria und Pyrgotrochus, eine winzige Cryptaulax liegt in dem Pleurotomarienfragment und oben auf der Stufe sitzt eine "Amberleya".
Von den Muscheln mussten viele entfernt werden, weil sie unvollständig waren und die Freilegung anderer Fossilien störten. Zwei gut erhaltene Klappen von Plagiostoma durften die Präparation aber überdauern, genauso wie eine Trigonia-Einzelklappe.
Viele Grüße
Sönke
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- Trigonia und oben die "Amberleya", von der drei-vier Dornen (oben) notdürftig ergänzt wurden, die, weil sie zu Beginn der Präparation aus dem Stein schauten, abrasiert waren.
- e-praep4.jpg (125.05 KiB) 29593 mal betrachtet
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- Plagiostoma-Klappen
- e-praep3.jpg (183.18 KiB) 29601 mal betrachtet
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- Ventrale Ansicht des attraktivsten Stephanoceras mit erhaltener Mündung und seiner unmittelbaren Umgebung.
- e-praep2.jpg (168.88 KiB) 29621 mal betrachtet
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- Gesamtabmessung der Humphriesianum-Oolith-Stufe etwa 22 x 22 cm
- e-praep-fertiggestellt.jpg (105.81 KiB) 29630 mal betrachtet
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- Registriert: Sonntag 27. Januar 2008, 11:00
- Miroe
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- Registriert: Freitag 8. April 2005, 05:11
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Wow, war das ein Thriller!
Beinahe über den gesamten Abstimmungszeitraum schwankte die Stimmenmehrheit zwischen der Kettenkoralle und der Évrecy-Stufe, manchmal war Gleichstand. Bis zum Schluss ist es unglaublich spannend geblieben.
Ich gratuliere allen Teilnehmern zu ihren schönen Fossilien, Sönke zum Sieg seiner Stufe!
Über die starke Beteiligung bei der Abstimmung freue ich mich.
Beste Grüße
Michael
Beinahe über den gesamten Abstimmungszeitraum schwankte die Stimmenmehrheit zwischen der Kettenkoralle und der Évrecy-Stufe, manchmal war Gleichstand. Bis zum Schluss ist es unglaublich spannend geblieben.
Ich gratuliere allen Teilnehmern zu ihren schönen Fossilien, Sönke zum Sieg seiner Stufe!
Über die starke Beteiligung bei der Abstimmung freue ich mich.
Beste Grüße
Michael
- Stenodactylina
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