Exkursionsberichte
Geologie am Wegesrand in Schweden: Kinnekulle
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- Kategorie: Exkursionsberichte
- Veröffentlicht: Donnerstag, 24. Dezember 2015 00:32
- Geschrieben von Thomas Magiera
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Auf der Rückfahrt aus dem Norden Skandinaviens haben wir mit unserem Wohnmobil einen Stop am Kinnekulle eingelegt. Der Kinekulle ist ein Tafelberg am Südufer des Vänern, das ist einer der großen Seen in Mittelschweden. Link zu Google-Maps. Wir sind abends auf dem Campingplatz bei Hällekis angekommen. Der Platz liegt direkt am See und der Sonnenuntergang war spektakulär:
Die Uferbänke bestehen aus den ältesten Sedimenten der Schichtfolge am Kinnekulle. Darunter findet sich nur noch präkambrischer Gneis. Die unterkambrischen Sandsteine sind zwar arm an Körperfossilien, es gibt darin aber schöne Spurenfossilien.
Ein schönes Handstück, das mit Gängen durchzogen ist. Raster 1 cm.
Am nächsten Tag sind wir zuerst auf den Tafelberg gefahren. Ganz oben an einem Skihang konnten wir ein paar Graptolithen aufsammeln.
Der Tafelberg ist nicht erodiert worden, weil ganz oben eine Schicht aus wiederstandsfähigem Diabas aus dem Perm die darunter liegenden weichen Sedimente geschützt hat. Diese Sedimente wurden im Umland bis auf den harten Gneis erodiert. Die exponierte Lage ermöglicht eine gute Fernsicht:
Platten mit Graptolithen aus dem Silur:
Etwas tiefer liegt der große Steinbruch bei Hällekies. Der Teil des Steinbruchs, den man auf dem folgenden Foto sieht, ist Naturschutzgebiet. Hier sind rote und graue Kalke aus dem mittleren Ordovizium aufgeschlossen.
Seit meinem ersten Besuch vor vielen Jahren wurde der Steinbruch aufgeräumt und mit Wegen versehen. Leider sind die Fundmöglichkeiten dadurch eingeschränkt worden.
Die grauen Kalke ganz oben ermöglichen aber noch ganz gute Funde, da die Erosion hier neue Fossilien freilegen kann.
Auf einigen großen Brocken kann man die meterlangen Orthoceraten bestaunen:
Im Steinbruch wurden zahlreiche informative Tafeln aufgestellt, einige leider nur auf schwedisch.
In zwei Stunden kann man problemlos eine Kiste mit schönen Handstücken bergen. Trilobiten wie Megistaspis, Asaphus, Niobe und Illaenus dominieren.
Ein paar längere Orthoceraten habe ich auch mitgenommen, um sie irgendwann einmal zu sägen oder zu schleifen.
Am Kinnekulle gibt es zahlreiche weitere interessante Aufschlüsse, die wir bei unserem kurzen Stop nicht besuchen konnten. Wie überall stehen alte Aufschlüsse oft unter Naturschutz, der unbedingt beachtet werden sollte. Die folgenden Links geben einen guten Überblick.
Der nahe Lugnasberget ist sicher ebenso einen Besuch wert, auch wenn dort mittlerweile ein Nationalpark errichtet wurde und Fossilien sammeln nicht mehr möglich ist.
Links:
Ein schöner Flyer über Geologie und Landschaft:
Ein Aufsatz über die Geologie:
http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/Naturkundl-Beitr-Allgaeu_21_1_0061-0075.pdf
Noch ein schöner Exkursionsbericht, Kinnekulle ab Seite 49:
https://www.geographie.hu-berlin.de...
Thomas Magiera