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Zum Ende der Seite springen Bundenbach, Deutschland
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juniper juniper ist männlich
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Lieber Rudolf

Prima dass du uns deinen schönen gerollten Chotecops hier noch einmal größer zeigst.

Im Adventskalender (8.Dezember) habe ich ein Bundenbachstück eingestellt, das dir hoffentlich auch Freude macht.

lg.Klaus

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2.Trilobiten-Tagung (19./20.2.2011): Abstracts der Vorträge
08.12.2012 01:34 juniper ist offline Beiträge von juniper suchen Nehmen Sie juniper in Ihre Freundesliste auf
Rudolf Rudolf ist männlich
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Odontochile??? Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Angeregt durch den Kalender von Klaus und Andries bin ich wieder auf meinen Odontochilen (Bild Fundorte Bundenbach Seite1 vom 24.4.2007 ) erinnert worden. Seht Euch das Teil mal an.Vieles deutet auf die Glabella eines Odontochilen hin aber die Länge der Wangenstacheln passt nicht. Kann das eine neue Art im HS sein?
Viele liebe Grüße
rudolf

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Der Klügere gibt nach führt zu einer Regierung von Dummköpfen
14.12.2012 12:58 Rudolf ist offline E-Mail an Rudolf senden Beiträge von Rudolf suchen Nehmen Sie Rudolf in Ihre Freundesliste auf
juniper juniper ist männlich
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RE: Odontochile??? Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Hallo Rudolf

Wir hatten ja schon am Telefon über das genannte Stück gesprochen. Die Größe lässt am ehesten einen Vertreter von Odontochile zu, die "Asteropygen" werden nicht so groß.
Die relative Kürze der Wangenstacheln gibt natürlich Anlass zu Überlegungen, ob es sich um einen klassichen Odontochile (Spinodontochile) rhenanus handelt, denn jener hat ja enorm lange Stacheln. Allerdings weist das Cephalon auch eine markante diagenetische Verkürzung (reduzierte Länge) auf.
Leider bietet die Funddichte (extrem rar) wenig Ansatzpunkte, hier eine Arten- oder Unterartendiskussion an einem einzelnen Cephalon festzumachen.
Man müsste mal nach Tschechien schauen (von dort ist die hausmanni-Gruppe ja erstbeschrieben), welche Bandbreite im Erscheinungsbild da vorkommt, oder, mit gewisser Großzügigkeit, auf die Trilobiten aus Marokko.

lg.Klaus

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2.Trilobiten-Tagung (19./20.2.2011): Abstracts der Vorträge
20.12.2012 01:49 juniper ist offline Beiträge von juniper suchen Nehmen Sie juniper in Ihre Freundesliste auf
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Wie an anderer Stelle versprochen, knüpfe ich mal eine entstandene Diskussion an diesen Faden hier an.


Zitat:
Original von Jens, 19.12.2012, 20:55
(...) jau, überlegen was die Pyritisierung begüstigt. Mmh. Also das Vorhandensein organischer Substanz, wenn erhalten, dann sind die Beine eigentlich gut pyritisiert, äh, neue Frage, warum sind nicht immer Beine erhalten sondern eher selten.
Verschüttung bzw. Eventlagen wäre hier eine Möglichkeit, während bei Trilos ohne Extras die Pyritisierung vielleicht später eingesetzt hat.
Durchaus möglich, dass das Sediment einen sauren pH-Wert hatte und kalzitische Schalen gelöst wurden. Auch ist es ja so, dass die Schale nicht komplett als Pyrit erhalten ist, sondern eher ein Häutchen, denn die Pyritschicht kommt mir eher dünn vor.
Vermutlich bestätigen hier aber wieder Ausnahmen die Regel.

Ich fürchte da muss Klaus oder Rudolf weiterhelfen, denn die beiden haben mehr Erfahrung was Bundenbach betrifft.



juniper schrieb am 19.12.2012 um 23:12

Die Bildung der Konservathorizonte als Folge von Turbiditschüttungen wurde 1990 von Bartels+Brassel detailliert vorgestellt und gilt inzwischen als gesichert.
Auch die Vorgänge bei der Pyritbildung wurden mittlerweile intensiv untersucht – auch um die in der Mitte der 1990er Jahre vom Zaun gebrochene "Infragestellung der Weichteilerhaltung" zu beenden. Mit dem zu erwartenden Resultat: ja, die Überlieferung von Weichteilstrukturen durch nachzeichnende Pyritstrukturen ist Fakt (vor dieser Untersuchung war es lediglich offensichtlich...)

In den fossilreichen Bundenbacher Schieferlagen findet sich eigentlich alles: zu Tode gebrachte Lebensformen (mit stark überrepräsentiertem Bestand an bodenlebenden Organismen – was gut schwimmen konnte, kam mit dem Leben davon), Meeresboden mit Spuren, mit in Auflösung befindlichen Kadavern (z.B. Sterntiere), usw. usw.
Die Trübeströme konnten brutal sein (zerfetzte Seelilien) oder sanften Tod bringen ("weich zu Boden gesunkene Seelilien", nach Jäkel 1896). Trilobiten steckten in der abgesetzten Schlamm-Masse unentrinnbar fest, sodass sie unabhängig von einer Schwerkraftorientierung wild nebeneinanderliegend im Schiefer zu finden sind.

Der Grad der Pyritisierung ist so immens vielfältig, dass er eigentlich nur für jeden Einzelfall separat gedeutet werden kann. Wirklich vollständig pyritisierte Trilobiten (so wie z.B. die Beecher-Triarthrus unter Alkoholbedeckung aussehen) sind in Bundenbach außerordentlich selten – das Titelbild des neuen Bundenbach-Buches von Kühl et al. zeigt eine Maximalausnahme (es sind nicht nur die Beinchen mitsamt feiner Borstenbestachelung erhalten, auch der Panzerbereich ist von Pyrit bedeckt).
Der Normalfall zeigt nur partielle Pyritisierung, am ehesten wie ein dünner Überzug. Der Hauptanteil der Erhaltung dürfte (neben einer Art Steinkern) durch phosphatisierende Vorgänge gekennzeichnet sein.

Zusätzlich zu dieser Vielfalt an Einflüssen sind dann natürlich auch noch die Eigenschaften des einbettenden Sedimentes zu berücksichtigen. Richter (1931) nannte das "Selektivdiagenese" – in Bundenbach haben Kalkschaler (Muscheln) das schlechteste Erhaltungspotential, Aragonitschaler sehen schon etwas besser aus (vielleicht wegen der organischen Bindemittel?). Echinodermen, auch Weichkörperstrukturen, erweisen sich dagegen als gute Fossilanten.
Neben den chemisch-physikalischen Eigenschaften des Sedimentes und dem daraus resultierenden Einfluss auf die Auflösung oder Überlieferung der eingebetteten Organismen kann man auch noch über eine mögliche Toxizität diskutieren ("narkotisierte" Trilobiten, die im Zustand des entrollt-seins eingebettet alle Beinchen nach draußen recken...).

Die Selektion der vorfindlichen Fossilien durch die am Fundprozedere beteiligten Menschen haben wir ja weiter oben schon beleuchtet:

Zitat:
Original von juniper vom 19.12.2012, 0:22
Gerade in Bundenbach ist die Filter- und Sortierwirkung durch die Steinbrucharbeiter nicht zu unterschätzen.

Reste von Fossilien sind auch in den Schichten mit den Konservathorizonten vorhanden. Aber aufgehoben und weitergegeben wurden eben vor allem die "schönen" und auffälligen, also vor allem als vollständig erkennbaren Stücke.

Das darf man nicht nur den Arbeitern anlasten - auch die Käufer (es gibt praktisch keine "Selbst-Finder" von Bundenbachfossilien wegen der Aufschlussbedingungen) sorgten kräftig für "Filterung"! Nur was "schön" war wurde gekauft, respektive angemessen bezahlt. Das lief ganz unmittelbar nach dem Prinzip von Nachfrage und Angebot.

Daher wurde das der Markterwartung entsprechende Material bevorzugt, und der Rest entweder mal privat behalten oder gleich entsorgt. Manche wilde Debatte in früheren Zeiten (z.B. die vermeintliche Abwesenheit von Schnecken, was mitunter noch heute kolportiert wird) wäre gar nicht aufgekommen, wenn man schon vor neunzig Jahren auch auf die kleinen Dinge geachtet hätte. Aber damals wurde noch aus dem Vollen geschöpft. Wer interessierte sich schon für einen geisterhaften Muschelabdruck, wenn man Blumensträuße aus Seelilien ernten konnte...



Die Qualität einzelner Funde kann man eigentlich nur dann einschätzen, wenn man die "durchschnittliche" Erhaltungsqualität der jeweiligen Fossilien kennengelernt hat. Einen kleinen Einblick in die Bandbreite bei Chotecops kann man erhalten, wenn man hier im Forum den Bundenbach-Thread durchliest.

Asteropyge zeigt ein zumeist davon abweichendes Bild, fast immer sind Cephalon und/oder Pygidium stark beeinträchtigt (auf "Konturen" reduziert). Das heißt nicht, dass die Konturen "schlecht" wären - im Gegenteil, oft sind daran feine Details (z.B Granulierung der Oberfläche) zu beobachten.
Ich hatte sogar selbst für den Adventskalender einen Asteropyge vorgesehen, der untypischerweise eine ziemlich massiv erhaltene Glabella vorweisen kann. Ich habe mich aber mit Andries abgesprochen und ihm den Vortritt gelassen, nicht zuletzt weil sein selbst gepräpptes Stück auch schön den Vorher-Nachher-Zustand dokumentiert.

lg.Klaus


Zitat:
Original von Jens vom 19.12.2012, 23:38
Hi Klaus,

spannend, spannend, eigentlich sollten wir diese Sachen im Bundenbach-Thread besprechen, denn was du geschrieben hast, ist erhellend.

Die Selektivdiagenese ist denke ich eine wichtige Sache. Allerdings bitte ich um Aufklärung bei der Aragonit-Kalzit-Geschichte. Hier ist es nach meiner Erfahrung so, dass aragonitische Schalen in kalkig-mergeligen Sedimenten sehr schnell gelöst werden und daher meist nur als Steinkern gefunden werden. Es sei denn wir haben eine kalzitische Ersatzschale ausgebildet.
Bei paläozoischen Muscheln gibt es einige, die eine kalzitische Aussenschicht haben, in der Regel eine Prismenschicht, aber normalerweise sollte Aragonit als Baumaterial überwiegen. Wie auch immer, Argonit ist nicht lange stabil. Darum die Frage, wie sind Cephalopoden und Gastropoden erhalten, als Steinkern oder gut pyritisiert.

Spielt eigentlich eine frühdiagenetische Phosphatisierung von Weichteilen eine Rolle, die später dann einen Pyritmantel bekommen haben. Phosphatisierung ist ja in der "Alaunschiefer"-Fazies nicht ungewöhnlich und wäre gut zu wissen, ob es bei Bundenbachmaterial auch sowas gibt.


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2.Trilobiten-Tagung (19./20.2.2011): Abstracts der Vorträge
20.12.2012 02:03 juniper ist offline Beiträge von juniper suchen Nehmen Sie juniper in Ihre Freundesliste auf
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Hi Jens

Die "unscheinbaren" Fossilien aus Bundenbach fristen auch in der wissenschaftlichen Bearbeitung ein kärgliches Dasein.

Im Groben kann man feststellen: Muscheln sind sehr schlecht, Schnecken zumeist schlecht erhalten. Cephalopoden wie der offenspiralige Anetoceras zeigen eine große Bandbreite von abdruck-artigen Schatten bis hin zu pyritisierten, sogar nicht-geplätteten Exemplaren. Auch Goniatiten (sehr selten) können gut erhalten sein (Oberflächenskulptur!). Brachiopoden sind tendentiell besser erhalten als Muscheln, auch hier mitunter auffällige Pyritisierung, auch Quarzausfüllungen.
Othrocerenschalen waren augenscheinlich recht robust - es gibt sie nicht nur pyritisiert (?-Weichteilreste), sondern sie waren oft Siedlungsgründe für andere sessile Organismen: Seelilien (können ganze Gruppen ausbilden: blumenstraußartiges "Füllhorn im Hunsrückschiefer", nach Seilacher), aber auch von Korallen überkrustet sein (oft fälschlich und veraltet als "Schwamm" bezeichnet).

Richter (1931) diskutierte detailliert die Erhaltungsbandbreite bei Trilobiten (von schattenhaftem Abdruck bis hin zu plastisch-körperlichen Exemplaren; die Beinchen waren noch unentdeckt).
Krebstiere (Mimetaster, Nahcaris, Palaeoisopus) sind zwar häufig filigran, aber gut erhalten.
Spektakulär sind die Echinodermen und auch Wirbeltiere (Fische).
Das ist aber eine stark vereinfachte "Qualitätshierarchie", die sich nur aus der Erfahrung herleitet und in keinster Weise durch statistische Analyse gestützt ist.
Es gibt ganz vorzüglich erhaltene Brachiopoden (sogar mit Weichteilen), und Schecken mit Oberflächenskulpur (!), Muscheln können zweiklappig vorliegen (beide Klappen weit offen - Todeszustand...)

Leider habe ich noch keine Arbeit gelesen, die sich konkret mit den chemisch-physikalischen Bedingungen des Sedimentes im Hunsrückschiefermeer auseinandersetzt. Die frühen Arbeiten (Richter 1931) waren stark von neuen palökologischen Überlegungen geprägt, da ging es mehr darum, ob bzw. dass der Boden nicht lebensfeindlich, sondern sogar lebensfreundlich war (scheinbar im Konflikt zur vorzüglichen Konservat-Erhaltung). Die Erstbeschreibung von Chondrites als Fress-/Wohnbauten bodenbewohnender Organismen (keine Pflanzen, trotz der scheinbaren Strukturähnlichkeit) wurde als wichtiges "Lebens"-Merkmal gedeutet, der Boden war etliche Zentimeter tief durchwühlt.
Die moderne Interpretation der Chondrites (vgl. Holzmadener "Seegrasschiefer") steht dazu etwas im Widerspruch. Andererseits kennt man inzwischen auch recht gewaltige Wohn-/Fressbauten (Heliochone hunsrueckiana) von über 1 Meter Durchmesser - das heißt, infaunale Organismen konnten ausreichend lange dort leben und dabei entsprechende Körpergröße entwickeln.

Sicherlich muss man unterscheiden zwischen dem Boden als Lebensraum, und dem Sediment das durch die Schlammschüttung darübergedeckt wurde. Ohne schnelle Verschüttung wären auch die wohlerhaltenen Fossilien nicht entstanden. Andererseits sind in der Überlieferung "benachteiligte" Organismen wohl schon auf dem belebten Boden wie auch im Verschüttungssediment stets stark angegriffen/aufgelöst worden. Die Stabilität der Organismen bzw. deren Standhaftigkeit gegenüber der Auflösung hat die Überlieferung maßgeblich mit beeinflusst. Die Vielfalt der Faktoren ist - zumindest für uns interessierte Laien - nicht zu überblicken.

lg.Klaus

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2.Trilobiten-Tagung (19./20.2.2011): Abstracts der Vorträge
20.12.2012 02:16 juniper ist offline Beiträge von juniper suchen Nehmen Sie juniper in Ihre Freundesliste auf
Andries Andries ist männlich
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Leider habe ich nicht wirklich eine genaue Einsicht, welche Faktoren alles wichtig sind für eine gute Pyritisierung.

Einge Punkte möchte ich aber kurz ansprechen:

Für eine Pyritisierung ist ein aneroben Einbettung notwendig.
Soweit ich es gehört habe, gibt es viele Erklärungen, wie die Tierchen eingebettet wurden.
Daher kann ich mir gut vorstellen, dass die durchpyritisierung schon mit dem Schlammstrom anfängt.
Wie fein ist der Schlamm, wie gut ist die Einbettung, usw.

Ausserdem braucht man bestimmte Bakterien, die zu Pyritisierung beitragen, bevor die Zersetzung einsetzt.
Bei der Umwandlung verändert sich die chemische Zusammensetzung der Umgebung, weshalb es je nach Ausgangslage zu eine Stärkere oder Schwächere Pyritisierung kommen kann.

Bei der Pyritisierung der einzelne Fossilien, kann ich mir auch vorstellen, dass der PH-Wert eine wichtige Rolle gespielt hat, weshalb ggf. bestimmte Arten besser pyritisiert wurden, als andere.
Angenommen, eine "saurisches" Milieu begünstigt die Pyritisierung, dann kann ich mir gut vorstellen, dass Kalk schlecht erhalten ist, da dieser den entstehenden "saurischen" Milieu, gleich wieder neutralisiert, durch die Zersetzung des Kalkes.
Bei Enchinodermen kann ich mir gut vorstellen, dass der Kalk durch eine Haut geschützt war, sodass sich eine saurischen PH-Wert bilden könnte und so die pyritisierung begünstigte.
Ich meine, es gibt sogar chemische Formeln, die den Prozess der Pyritisierung beschreiben. Wenn ich mich recht entsinne, haben wir das bei der Lagestätte "La Voulte" mal durchgesprochen.

lg, Andries
20.12.2012 03:03 Andries ist offline E-Mail an Andries senden Beiträge von Andries suchen Nehmen Sie Andries in Ihre Freundesliste auf
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Hallo Klaus,
ich hatte ja versprochen, dass ich mir ein bisschen Bundenbach-Literatur anschaue, besonders um Infos zum Thema Erhaltung & Pyritisation herauszufiltern. Dazu musste ich etwas auf meiner Festplatte wühlen und hatte am Ende so 15 Papers gefunden. Hatte noch keinen Ordner Bundenbach, was ich jetzt erstmal nachgeholt habe.
Begonnen habe ich dann erstmal Otto 1994: Zur Frage der „Weichteilerhaltung“ im Hunsrückschiefer, der die Frage der Weichteilerhaltung kritisch beleuchtet. Dann schaute ich noch bei Stürmer & Bergström (1973), Bergström & Brassel (1984), Raiswell, Bartels, Briggs (2001), Südkamp (2007), Briggs & Bartels (2010),
Für mich sind ein paar sehr interessante Dinge hängen geblieben, die ich versuche erstmal festzuhalten und vorzustellen.
Auch schon vor dem Lesen der Literatur, war ja klar, dass der Hunsrückschiefer nicht so homogen ist, wie man denkt wenn man sich die vielen Fossilien auf schwarzen Schieferplatten anschaut. Da steckt eine Auslese dahinter, die das wahre Bild der bis über 3000m mächtigen Schiefersequenz verschleiert. Viele Funde kommen aus einem eng begrenzten Abschnitt des Profils, dem Eschenbach Member, was „nur“ 140m mächtig ist. Von dort kommen sehr viele schön pyritisierte Funde.
Was mir aber wichtig erscheint, sind die vielen etwas unterschiedlichen Faziesbereiche, die durch unterschiedliche Faunenassoziationen gekennzeichnet sind. Erstmal veringern sich die Mächtigkeiten der Schiefer-Serie nach NW und SE und die Serie lässt sich über etwa 140km südlich der Mosel bis westlich des Rheins verfolgen. Von den bis über 3km mächtigen Serie, wurde aber nur maximal 1000m für die Schieferherstellung genutzt, so dass viele Funde eben nur aus den komerziell genutzten Bereichen stammen.
Mich hat überrascht zu lesen, dass es einige Bereiche gibt, über die trotz fossilführender Schichten kaum etwas bekannt ist. Grund ist schlicht, dass die Fossilien nicht pyritisiert sind, z.B. der Hunsrückschiefer der Südeifel (s. Otto 1994). Somit haben wir schonmal einen Hinweis, dass die Pyritisierung besondere Bedingungen braucht, die nicht überall gegeben waren. Spannend wäre jetzt eben auch ein Vergleich verschiedener Regionen.
Südkamp (2007) berichtet darüber, dass in der Grube Eschenbach die pyritisierten Fossilien im sogenannten „Plattenstein“ (Bereiche in denen Schieferung und Schichtung in etwas parallel verlaufen) in einigen wenigen Horizonten mit begrenzter lateraler Ausdehnung gefunden wurden, die in SW-NE-Richtung streichen. Verständlicherweise, da das erzgebirgische Streichen im gesamten Rhenoherzynikum und Saxothuringikum die vorherrschende Streichrichtung ist;-)
Südkamp geht auf die unterschiedlichen Faziesräume ein und erwähnt, dass Acanthodierstachel im Bereich der Eifel recht häufig sind, während sie in Bundenbach zu den grossen Seltenheiten zählen. Wir erinnern uns, in der Südlichen Eifel fehlt auch die Pyriterhaltung. Vielleicht mochten die Fische die Faulschlammfazies nicht so sehr und bevorzugten etwa flacheres Wasser. Die Wassertiefen sind natürlich ebenso ein Thema intensiver Debatten zu sein, aber es herrscht wohl Einverständnis mit der Angabe, dass die Wassertiefe 200m nicht überschritten hat und dass es unterschiedlich tiefe Bereiche, sowie Schwellen und Tröge gegeben hat. Im zentralen Hunsrück-Becken findet sich die Lebensspur Chondrites, die auch darauf hindeutet, dass das Gestein relativ schnell eine gewisse Festigkeit erreicht hatte (s. Südkamp 2007 und Raiswell et al, 2001). In anderen Gebieten ist die Spuren-Diversität geringer oder die Schiefer sind nicht turbidiert, was auf O2-Mangel im Sediment hindeutet (oder fehlender Nährstoffgehalt im Sediment?). Der Wisper-Trog ist faziell zweigeteil in einen nördlichen Bereich mit rheinischer Fazies, neritisch, also Sandeintrag, was wiederum andere Fauna nach sich zog, z.B. Homalonotiden. Der südliche Abschnitt Wisper-Trog gehöhrte der offen-marinen böhmischen Fazies, beide Faziesbereiche sind durch eine Schwelle getrennt.
Briggs & Bartels 2010 schreiben auch was sehr interessantes zur Erhaltungsfrage. Und zwar gibt es vielfach Hinweise darauf, dass Crinoiden in situ verschüttet wurden, was ausreichend Sauerstoff im Wasser bedeutet, aber nicht, dass das Sediment nicht anoxisch war. Wenn also Sediment durch Stürme oder sanfte Turbidite in Wallung kam, dann war es durchaus eine Todeswolke, was Klaus durch den Hinweis auf narkotisierte Trilobiten mit entspannt raushängenden Beinen sehr anschaulich beschrieben hat.
Sehr interessant finde ich die Aussage in Briggs & Bartels, dass die Pyritisierung auf Bereiche des Sediments mit einem geringen Anteil organischer Substanz beschränkt war und verschüttete Lebewesen praktisch für Schwefelwasserstoff und Phosphat die bevorzugten Objekte zur Pyritbildung und Phosphatisierung gewesen sind.
Ich habe mir mal versucht dass vorzustellen. Von einer Schwelle geht ein Turbidit ab, die Schwelle ist höher gelegen, dass Sediment etwas grober als im Becken und arm an organischer Substanz, da diese im gut durchlüfteten Wasser oxidiert und durch Lebewesen abgebaut wurde. Geht solcherart Sediment dann ins Becken ab, dann deckt es erstmal wie eine Leichendecke alles zu. Aber danach geht die Diagenese los. Sicher war feines H2S-reiches Sediment beim Abgang der Lawine aufgewirbelt worden und hat das Wasser vergiftet und sinkt dann langsam nach ein paar Tagen oder Wochen nieder und bildet einen Fining-Upward-Zyklus, eine Bouma-Sequenz. Doch auch aus dem Untergrund steigt H2S-reiches Porenwasser auf und sorgt für eine schnelle Pyritisierung auch von sonst vergänglichen Materialien wie Trilobitenbeinen. Bergström & Brassel bilden als ersten Trilobiten einen Rhenops ab, desses Unterseite mit Beinen perfekt und massiv pyritisiert war, während die Oberseite nur schwach pyritisiert war. Hier haben wir es also mit einer Präferenz zu tun, die vielleicht durch mein Modell erklärt werden könnte, so es denn stimmt;-)
Es gibt sicher noch viel mehr zu betrachten, so ist die chemische Zusammensetzung der zu pyritisierenden Materialien wichtig. Chitin geht unter Umständen recht gut, während Wirbeltiere eher mies erhalten sind, verglichen mit Funden aus der kalkigen Fazies.

okay, es reicht für heute,
lg Jens
22.12.2012 02:20 Jens ist offline E-Mail an Jens senden Homepage von Jens Beiträge von Jens suchen Nehmen Sie Jens in Ihre Freundesliste auf
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Hi Jens,

sehr interessant, was Du da alles erzählst. Besonders der Gedanke mit H²S-reiches Porenwasser finde ich sehr interessant.

Gibt es ggf. Hinweise, dass die Weichteile eine andere Zusammensetzung als der Aussenpanzer hatte?
Mir kam gerade die Überlegung, ob die Mikroben die Weichteile besser verwerten konnten und so für eine schöne Pyritisierung sorgten, wohingegen der Panzer einfach zu hart war und nicht zersetzt und somit nicht pyritisiert werden konnte.
Es wäre vielleicht sogar möglich, dass die Beinchen/unterpanzer eine andere chemische Zusammensetzung als der Panzer hat und somit nur bedingt eine Erhaltung möglich ist.

Wer weiß, vielleicht waren Weichteilerhaltung einfacher möglich, als eine schöner Trilobitenpanzer, weshalb man kaum dicke Pyrit-Panzer von Trilobiten kennt.

lg,
Andries
22.12.2012 14:56 Andries ist offline E-Mail an Andries senden Beiträge von Andries suchen Nehmen Sie Andries in Ihre Freundesliste auf
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Hi Andries,

deine Bemerkung trifft den Kern der Sache;-) Trilobiten hatten normale Arthropodenbeine, sicher etwas Chitin-Artiges, was unter den Bedingungen manchmal besser Erhaltungsfähig war, als die normale Kalzitschale des Trilobiten, die ja wiederum auch partiell organische Substanzen enthielt.
Das ganze Thema ist komplex und sicher für verschiedene Fundorte nicht immer gleich. Werde noch weiter lesen müssen und auch mal abwarten, was Klaus erwidert.

Freut mich, dass es gefällt.

lg,
Jens
22.12.2012 15:10 Jens ist offline E-Mail an Jens senden Homepage von Jens Beiträge von Jens suchen Nehmen Sie Jens in Ihre Freundesliste auf
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