Trilobiten

Wer tote Winkel mag, wird Koneprusia lieben

In der Reihe der „Spaßmacher“ bei den Trilobiten aus dem Devon Marokkos, ist Koneprusia ganz weit vorne. Wobei der Schwierigkeitsgrad der Präparation auch stark davon abhängig ist, welche Art man erwischt. Bei einigen Formen sind die Stacheln deutlich weiter über den Körper gebogen, als bei anderen. Das vorgestellte Stück ist eins von der „haarigen“ Sorte, dafür ist es aber verhältnismäßig groß, was die Sache wiederum etwas vereinfachen sollte.

Werden alle Stacheln freigestellt, sind Koneprusien höchst spektakulär anzusehen, aber auch äußerst fragil. Manche Exemplare lassen sich mittels Feinstrahlgerät sogar „spine on spine“, also mit Sekundärbestachelung darstellen. Einfach mal in die Hand nehmen und von allen Seiten betrachten, kann da schon recht umständlich werden.

 

Wie so oft, fehlen auch bei diesem Stück die Anfangsbilder. Der Stein befindet sich aber auch schon seit etwa 2002 in meinem Fundus. Die Anfangsgeschichte zum Stück bekomme ich aber noch gut zusammen:

Ich bin ein Freund großer Steine, da die Gestaltungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Präparation dann in der Regel wesentlich besser sind. Bei diesem Stück war der Stein aber so groß, dass ich vor Jahren schon angefangen hatte, ihn zu beschlagen. Dabei hatte ich gleich zu Anfang die Glabella erwischt, diese allerdings für einen zweiten Trilobiten gehalten. Der nächste Schlag verursachte dann auch gleich eine Großbaustelle, verbunden mit der Erkenntnis, dass die Koneprusia größenmäßig ein „Monster“ ist. Die rechte Körperseite lag in Trümmern. Die eigene Genialität laut lobend, wurden alle Teile zusammengesucht, sortiert, in einer Schachtel versenkt und dann in Stollen 17 eingelagert.

 

Vor einiger Zeit fand ich das Teil dann wieder und kam zu dem Schluss, mich damit mal selber zu kasteien.

Die Arbeit beginnt damit, sich wieder einen Überblick zu verschaffen und ein Konzept zu entwickeln. Dieses lautet: erst einmal mit der rechten Körperhälfte anfangen.

 

Es wird mit dem Kleben begonnen. Es müssen mindestens sechs Steine zusammengefügt werden. Alles wird mit einem Pinsel gereinigt, dann die Steine zusammengesteckt und anschließend mit Sekundenkleber geflutet und sofort zusammengepresst. Eine Stunde später geht es los.

Zunächst werden alle noch zu sehenden Querbrüche von Stacheln mit einem Kringel markiert. Dann geht es an den Kopf. Erst rechts, dann links – es sind beide Wangen da. Dann geht es auf der rechten Seite herunter auf den Körper. Dabei wird immer schön ein Überhang über dem Körper stehen gelassen, denn hierin befinden sich die Pleurenstacheln. Vorsichtiges Beschlagen fördert einen weiteren Trilo zutage. Es ist ein eingerollter Phacopide. Erfreulicherweise versperrt er in seiner Lageposition nicht den Zugang zur Koneprusia und ist somit im Rahmen der Präparation darstellbar!

Nun werden, von hinten beginnend, die Pleurenstacheln aus dem Gestein herausgeholt. Es wird immer an drei Stacheln gleichzeitig gearbeitet, um Überschneidungen rechtzeitig mitzubekommen. Nach Erreichen des rechten Wangenstachels, wird dieser ausgebaut und ersteinmal in einer Schachtel abgelegt.

Da der Trilobit ausgesprochen lange Spindelstacheln hat, muss auf der vorderen Hälfte der Rachis zunächst ordentlich Stein stehen bleiben, damit man nichts kaputt macht.

Nun wird es aber vorne auf den Pleurenstacheln mächtig eng. Es geht nicht mehr weiter ohne auch die linke Körperseite freizulegen – und zwar inklusive der vorderen Spindelstacheln, damit man an die überkippenden Spitzen herankommt. Anschließend können die noch fehlenden vorderen fünf Stacheln dargestellt werden. Und hier setzt dann auch endlich die Illustration der Präparation ein.

 

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Abb. 1

 

Im nächsten Arbeitsgang werden die in den noch losen Deckelstein laufenden Spindelstacheln ausgeschnitten. Der Phacopide wird zusammengeklebt und vorsichtig freigestichelt. In diesem Zuge wird auch der Glabellasaum übertragen.

 

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Abb. 2

 

Was nun folgt, ist ein Anprobe und anschließend eine Denkpause. Ab und an wird noch vorsichtig etwas freigelegt, u. a. der Occipitalstachel.

 

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Abb. 3

 

Nachdem ich die Entscheidung gefällt habe, möglichst wenig an Stacheln freizustellen, geht es an den Bandschleifer. Es gilt Platz zu schaffen und die Standfläche festzulegen.

 

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Abb. 4

 

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Abb. 5

 

Nun wird der rechte Wangenstachel ausgebaut, die Spindelstacheln werden aufgeklebt und herausgestochert und auch der Occipitalstachel freigelegt. Im Deckelstein geht es derweil auf Stachelsuche. Vor dem Querbruch werden 2 mm Sicherheitssteg stehen gelassen, dahinter geht es dann herunter aufs Fossil.

 

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Abb. 6

 

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Abb. 7

 

Nun wird zwischen den Spindelstacheln aufgeräumt und danach die vordere Hälfte des Occipitalstachels entnommen.

 

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Abb. 8

 

Die Stacheln im Deckel werden immer weiter freigelegt und der Stein erneut vorsichtig beschlagen, geklebt wird zunächst noch nicht.

 

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Abb. 9-11

 

Jetzt fehlt nur noch der mittlere Pygidialstachel. Den freizulegen ist aber kein Problem, da er kaum einen Radius hat. Nun wird geklebt. Anschließend werden die Sicherheitsstege weggenommen, die Übergänge gemacht und die Spindelstacheln fertig präpariert. Anschließend kann der Spot gestaltet werden. Dann werden vorsichtig alle ausgebauten Stacheln wieder eingefügt und die Klebungen versäubert.

 

Am Ende präsentiert sich die Koneprusia mit ca. 5,5 cm Körperlänge ohne Stacheln sehr attraktiv auf bzw. in ihrem Stein. Der Clou, wenn man nun noch mal an die oberen Drittel der Pleurenstacheln heran wollte, käme man nicht hin, ohne das Tier zu zerlegen, denn sie liegen durchweg im toten Winkel.

 

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Abb. 12

 

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Abb. 13

 

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Abb. 14

 

Udo Resch für Steinkern.de

 


 

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Weitere Präparationen von marokkanischen Koneprusien auf Steinkern.de:

Freitag, P. (2014): Präparation und Rekonstruktion einer Koneprusia sp. aus dem Devon von Marokko

Resch, U. (2016): „Eine Kiste voller Leichen“ - Präparation marokkanischer Trilobiten, 4. Teil: Koneprusia