Ein Altfund mit einer Überraschung vom Lybystrand

Liebe Steinkerne,
 
manchmal passieren einen schon ganz merkwürdige Sachen…..
 
Vor vielen Jahren fand ich am Lybystrand  (weltberühmte oberoligozäne Fundstelle in Dänemark) mal wieder eine kreisrunde Konkretion, die man dort an guten Tagen auch relativ häufig finden kann. Da die runden Konkretionen bisher meistens Nieten waren, schlug ich auch diesesmal recht lustlos darauf. Zu meinem Erstaunen war aber in dieser einen Geode auf beiden Seiten ein auskristallisierter Hohlraum darin zu erkennen. Der sehr unregelmäßige Hohlraum deutete auf keine Besonderheit hin und somit beschlossen Dirk Dettmers und ich die Konkretion in unserem Buch Lybystrand - Fossilien als „Sonderformen von Konkretionen“ vorzustellen.

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Viele Jahre lang lag nun diese „Sonderform“ zwischen meinen anderen Lybyfossilien in der Vitrine eingelagert und fristete ein eher unspektakuläres Dasein, da ich die Geode auch etwas weiter nach hinten verbannt hatte.

 
Eines Tages meldete sich Herr Jan Deppermann hier im Steinkernforum bei mir. Seine Freundin Kim Heydemann erkannte die Abbildung in dem Buch sofort als ein mögliches Spaltfossil.

 
Nun selbst neugierig geworden, beschloss ich eine recht schwierige Präparation durchzuführen ohne genau zu wissen was mich denn überhaupt erwarten würde.

 
 
Hier nun eine kleine Bilderserie des Präparationverlaufs:


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Um dieses „Fossil“ überhaupt präparieren zu können, musste ich eine Seite transferieren. Ich beschloss nur die Hohlform selbst herauszuschneiden um die Geode später auch als Ganzes wieder präsentieren zu können. Ohne genau zu wissen wo denn nun überhaupt oben oder unten - vorne oder hinten sein würde, begann ich mit der Arbeit – rein nach dem Motto – wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

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Unterhöhlung des Hohlraumes mit Diamantwerkzeug

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Das herausgelöste Teilstück

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Transferierung des Teilstücks auf die andere Seite der Konkretion. Den Hohlraum hatte ich sicherheitshalber auch vorher mit Stabilit verfüllt,somit konnte das "Fossil" nun auch den erforderlichen Arbeitsdruck standhalten.

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Das Material hat recht schlecht getrennt und somit beschloss ich eine vorsichtige Kombination, die aus Sticheln und behutsames Strahlen bestand. Sobald ich unter dem Bino auf eine schwärzliche Färbung gestossen war, habe ich diese dann auch so belassen. Milimeter für Milimeter gab sich nun auf dieser Weise eine Struktur zu erkennen.

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Die Einzelheiten kristallisierten sich immer mehr heraus und so langsam kam eine echte Rarität zum Vorschein die ich niemals für möglich gehalten hätte.


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Zum Vorschein kam ein perfekt erhaltener Seeigel dessen wissentschaftliche Bearbeitung noch aussteht. Vermutlich handelt es sich aber um eine Art aus der Gattung Schizaster. Diese irregulären Seeigel waren nicht kugelförmig sondern abgeflacht damit sie sich besser in den Meeresgrund eingraben konnten. Somit waren Sie auch nur mit ganz kurzen borstenähnlichen Stacheln ausgerüstet, die einem Fell sehr ähnelten. Nicht umsonst hat diese auch noch rezent lebende Art den Beinamen „Seemaus“ erhalten.

 
Mir selbst sind zu dem besagten Zeitpunkt nur 2 Seeigel aus dieser Fundregion bekannt gewesen. Ich  habe zwar auch immer danach Ausschau gehalten aber nie einen gefunden, so glaubte ich zumindest. Dabei war das Fossil schon längst in meiner Sammlung. Der Durchmesser der Konkretion beträgt 6,5 cm.

 
An dieser Stelle noch einmal ein ganz dickes Dankeschön an Kim und Jan!

 
Vielen Dank für Euer Interesse!

 
Axel Cordes

www.fossilcrabsandmore.de
 
 
 
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